Full text: Kinder- und Haus-Märchen (Bd. 3)

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— 438 — 
-en'haben sie zwar den Charakter der Märchen, ernster und scherz 
hafter, indessen sind sie auch wieder durch manche geschichtliche 
Amstände, besonders durch Den berühmten Chalifen Harun-al- 
Raschid an eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Ort ge 
bunden; dies aber hat auf der andern Seite die Phantasie 
nicht gehindert, sich darin nach aller Lust auszubreiten. Inso 
fern zeigt sich auch schon eine gewisse absichtliche Ausbildung, 
und als ganz rein aufgefaßte Ueberlieferungen können sie nicht 
mehr gelten; ein Verspiel mögen die Reisen des Sinbad seyn, 
wo eine kleine Odyssee zusammengetragen ist und^rvo Ich der 
Polyphem so gut wieder findet, wie in jenem oghuzischen Cy 
klopen,, den Diez entdeckt und mit dem homerischen verglichen 
hat. Auf diese Weise wird wahr, was Gvthe im Divan (S. 
§ 86 .) zu dem Verbot des Korans anmerkt. "In seiner Abnei 
gung gegen Poesie erscheint Mahomet auch höchst consequent, 
indem er alle Märchen verbietet. Diese Spiele einer leichtfer 
tigen Einbildungskraft, die vom Wirklichen bis zum Unmögli 
chen hin und wiederschwebt, und \ das Unwahrscheinliche als 
ein wahrhaftes und zweifelloses vorträgt, war der orientalischen 
Sinnlichkeit, einer weichen Ruhe und bequemen Müßiggang, 
höchst angemessen. Diese Luftgedilde über einem wunderlichen 
Boden schwankend hatten sich zur Zeit der Saffaniden ins Un 
endlichen vermehrt, wie sie uns die woi Nacht, an einen lo 
sen Faden gereiht, als Beispiele darlegt. Ihr eigentlicher Cha 
rakter ist, daß sie keinen sittlichen Zweck haben, und daher den 
Menschen nicht auf sich selbst zurück, sondern ausser sich hinaus 
ins unbedingte Freie führen und tragen. Gerade das entge 
gengesetzte wollte Mahomet bewirken"« — Die schwächsten 
Stücke find die, worin man die meiste Erfindung spürt, und 
worin die gewöhnliche Zauberer als Zuthat oder Würze allzu- 
stark eingemischt ist; z. V. die Erzählung von Condad und 
Deryabar (Bd. Z.) oder von Halib (Bd. 9.), letztere gar ist 
eine unbedeutende und oberflächliche GeLstergesckichte. Andere 
scheinen äußerlich zusammengesetzt, swie die Erzählung von drei 
Prinzen, die ausziehen, um die wunderbarste Sache berbelzu- 
dringen (Dd. 7 .). Dann folgen die, welche eine sittliche Lehre
	        
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