Litter.
2001.1852.
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sammtausgabe des Cicero und findet in diesem Zuammenhange von selbst ihre volle Rechtfertigung gegen die Vorwürfe, denen sonsl eine bloße Zusammenslellung von Varianten, wie sie hier gegeben wird, ausgesetzt zu sein pflegt. Bei dem außerordentlich reichen Apparat, der namentlich durch bie aufopfernbe Bemühung Halm’s für bie beabsichtigte Ausgabe gewonnen ist, war es sehr zu bebauern, bafj ber 1. Banb der Drelli´schen Ausgabe, der bie rbetorifd)en Schriften enthält, keine neue Bearbeitung auf Grund der neu erworbenen Hülfsmittel erfahren konnte, weil er schon von Drelli selbst in ber zweiten Ausgabe besorgt war. Um diesem Mangel, so weit es unter den gegenwärtigen Umständen möglich war, abzuhelfen, hat sich ber neue Herausgeber entschlossen, den diesen Band betreffenben Apparat als einen Nachtrag zu ber Drelli’schen Bearbeitung einzeln zu veröffentlichen und er theilt in bem »orliegenben Hefte junächft feine Kollationen ju ben Suchern ad Herennium mit. £>aS Widhtigfle, WaS wir barauS fennen lernen, ifl eine bisher gar nicht benugte SBürjburger Hbfdhr» bcS 9. 3>ahrb., bie ftd) genau an bie befle bisher befannte 9)arifer an; fchliejjt unb mit biefer jufammen hinfort als bie ©runblage ber Äritif in biefen Süd)ern betrachtet werben mujj. £>a$u fomrnt bie befannte Erfurter, jegt in Berlin befinblidje Hf* / bie ju bet; felben .Klaffe gehört, eine anbere interpolirte Berliner unb für ben legten Sheil beS 4. BucbeS von c. 8. an eine Münchener Hf. beS 13. 3»abtb* nebfl Berichtigungen ber von £)relli benugten nid)t ganz juverläffigen Kollation ber Bamberger Hf* S3ir erhalten bemnad) eine gocbfl fchägbare Krgänzung ju ben früher von Bai; ter befannt gemachten Kollationen, welche »onSDrelli für bie zweite Ausgabe benugt, aber in biefe nicht »olljlänbig aufgenommen waten, unb bamit benn freilich einen neuen Beweis für bie Un$u= länglichfeit bet SDrelli’fcben Bearbeitung, ©cbon bie 3al)l ber ohne Weiteres in benSEept aufjunehmenben£eSarten, welche burd) eine pajfenbe Bezeichnung hervorgehoben ftnb, ifl fehr grofj. Au= fjerbem hnt ber Herausgeber in einer fReige von Anmerkungen, welche er ben Barianten beigegeben hat, ohne jeboeb baburcf) ben Bierth berfelben »olljlänbig auSbeuten ju wollen, theilS eigene Borfcgläge jur Berbefferung beS SEepteS, theilS Sftachweifungen Anberer mitgetheilt. JDankenSwerth ifl auch bie in bet Borrebe gegebene BufamntenjleUung ber ortbographifcb wichtigen Lesarten bet Würzburger Hf* (Sine ähnliche Arbeit flellt ber Herausgeber für bie Bücher de inventione, de oratore unb für bie fleinen rho= torifchen ©cbriften in AuSftcbt; unb eS fleht zu hoffen, bafj auch bie gortfegung ber Ausgabe selbsl, zu ber mit biefen analecta ber Anfang gemacht wird, nicht lange mehr auf sich warten lassen wird. Grimm, Wilh., zur Geschichte des Reims. Gelesen in der königl. Akademie der Wissenschaften am 7. März 1850. Berlin, 1852. (Göttingen, bei Dieterich.) (193 S. gr. 4.) cart. 2 Thlr. 20 Sgr. Eine schätzbare Bereicherung der deutsch-philologischen Lite- ratur, nämlich eine mit der umfassenbsten Gelehrsamkeit und der ben Bf. auszeichnenben Sorgsamkeit und Gründlichkeit aus den Quellen zusammengetragene reichhaltige, ja erschöpfende zusam- menstellung aller die Geschichte, Ausbildung und Verirrung des Reims betreffenden Erscheinungen, mit Ausschluß des ungenauen Reims, weil hierüber von Meyer bereits das Genügende beige- bracht ist. Ausführlich wird dagegen besprochen: 1) der rührende Reim; alle hiebei möglichen Kombinationen werben genau unter-- fud)t unb burd) fämmtliche altbeutfche ©chriftfleller verfolgt, wobei ftd) manche wertvolle Winke über bie Kigentf)ümlid)feiten ber einzelnen Schriftsteller auch in dieser Beziehung ergeben ; 2) der Schlagreim 3) Binnenreim; 4) übergehender Reim; 5) Mittelreim — hier scheint uns der Verf. in ber Annahme von Mittelreimen zuweilen zu weit gegangen zu sein, wie bei £rift. 2, 12., Walther 11 , 18., greibanf 7, 14. u. a. — 6) Pausen 7) Körner; 8) grammatischer Reim ; 9) gebrochener fReim ; 10) ungenauer Reim (nur anbeutungsweise); 11) Doppelreime; 12) erweiterter Reim; 13) Anhäufung des Reims. Bis hierhin jlimmen wir in Allem mit bem Berf. überein; abweiegenber Anftcht ftnb wir bagegen im 2. SEgeil/ ber vom Ut; fprunge beS 9teimS hanbelt. W. Grimrn will nämlich ben Steint bereits bei ben ©d)riftflellern beS klafftfcgen AlterthumS nachwei; fen, unb zwar nicht als harmlofen©leid)flang, fonbernalS ein mit Bewusstsein geübtes, weit verbreitetes Mittel zum Schmuck der poetischen Redeweise, welches zu Lucrez Beit bereits herfommlid) gewefen sei. Er geht so weit, das Fehlen solcher Sleime für ein