Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 50
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ihm, ber in feinen ©ebiebten ein fo merfwürbigeS @eb«cbt=
niS jeigt, nicht fehr wabrfcbeinlicb, aber eine anbere grage
iß, ob er bie .gnnweifungen auf bie SiolanbSfage nicht febon
in feiner Quelle oorfanb; nur wenn er fte eingemifebt bat,
waS gar wobt möglich iß, benn er gebenft im ^ar^ioal
ber SJtibelunge, wooon feine £luette gewiß nidEjtS wußte,
fonnen fte etwas bewetfen.
VII. grifft bet Sage.
Sch gebe bei ber ^Beurteilung ber (Sage oon ber 2tn«
ficht au§, baß barin bie Sreigniffe ttnb SSerbaltniffe ur=
fprünglicb einfach unb oollfommen in ft'cb jufammenbangenb
bargeßeltt würben, baß fte aber bei tangerem ^ortteben,
teils nach ben oeranberten 2Cnftcf)fen ber Seit, ffteitS auS
biebterifebem SSrieb unb SSebttrfniS ftcb erweiterte unb auS*
breitete, ©iefe Erweiterungen, bie an ficb eben fo wobt
angemeffen unb finnooll als ungefebieft unb ßorenb fe^n
fonnen, beben bod) faß immer baS Ebenmaß beS ©anjen
auf, unb oerantaffen an anberen $uncten abermalige Um«
bilbungen unb 2luSwücbfe, bie, immer weiter febreitenb,
Snbalt unb Sufammenbang trüben, oerwirren unb enblicß
ganj oerniebten. £>aS bobere 2llter eines SenfmatS laßt auf
größere Sletnbeit ber (Sage fdbtießen, baS gilt im Mgernei*
nett als Siegel; ft'e erleibet 2luSnabnten, ba moglicberwetfe
in ber fpateßen 2luffaßung, auf welche bie Umbitbungen
gerabe feinen Einßuß gehabt fjaben, baS urfprünglicbe ft’cb
erhalten haben fann.
SSurpin oerbient bentnacb als alteße Quelle hier, wo
unS bloß ber Snbalt angebt, oorjugSwetfe SSerücfftcbtigung.
35ei ihm iß in ber S£bat alles flarer, einfadjer unb jufam=
menbangenber.
©anelonS SSerrath entspringt bei Suryin auS «£>abfud;t
unb ©olbgier, in ben übrigen ©ebid;ten auS $>a$ gegen