© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
URVERWANDTSCHAFT VATER
nonne, wie statt fratello frate für den des mönchs. der zcndische,
persische und dazu merkwürdig stimmende welsche gutturalanlaut ver
tritt, wie auch anderwärts, den lingualen und das zweite H in khanha
khwaher ersetzt, wie sonst in diesen dialecten, S, so dass khanha
offenbar = svansa, khwaher = swaser steht; nicht anders entspricht
welsches chwaer dem ir. siur. in khanha trat noch ein nasales N
dazwischen, nord. dötlir assimiliert dohtir, ir. dear ist zu ergänzen
deathair, im sl. dschtschi dotseh sind die ursprünglichen HT in einen
dickeren Zischlaut übergegangen, den das sl. organ lieht; die böhm.
und noch mehr polu. form verengen wieder das russ. dotseh in dei,
co; das -ka in corka ist diminutiv wie in matka für mati, so dasz
corka, böhm. deerka etwa unserm töchterchen gleicht, das serbische
wort lautet ktji (oder wie man es schreiben wolle), das slovenische
hzhi, in Steier hzher. auch die litth. lett. brolis brahlis geben sich
als diminutiva kund = bratelis brolelis.
Wo aber das schlieszende R dem nom. mangelt, pflegt es in der
obliquen flexion vorzubrechen, also bildet skr. duhitä den acc. duhita-
ram, welcher dann mit pitaram mätaram bhrälaram svasaram sich gleich
stellt. ebenso empfangen die zend. nominative pata bräta u. s. w.
im acc. patarem brätarem = lat. patrem fratrem, ahd. fataran pruo-
daran. die litth. mote dukte haben den gen. moteriös dukteriös, acc.
moteri dukteri; sessü bildet sesseriös sesseri. wiederum sl. mati
dschtschi den gen. matere dschtschere, acc. mater’ dschtscher, böhm.
mati dei den gen. matere deere, acc. mater deer, und so in den neue-269
ren dialecten. nur dem sl. brat, geu. brata mangelt das organische
R durchaus in allen mundarten, auszer der böhmischen, die schon dem
nom. bratr verleiht und das R in der flexion aufrecht hält, ältere lit—
thauische denkmäler würden wahrscheinlich auch ein brotis gen. bro-
teries zeigen, wie das preusz. brätis in der Verkleinerung brätrikai fra-
terculi (nom. pl.) R einschaltet, bemerkenswert!! scheint, dasz ober
deutsche volksmundarten das R im nom. voda muota bruoda unter
drücken, oblique aber wieder herstellen.
Noch verdient der wurzelvocal rücksicht. im zend. pata, lat. pa
ter, gr. narr'iQ, ahd. fatar dauert reines A, während hier schon skr.
pitr Verdünnung in I gestattet, wie sie in den lat. Zusammensetzungen
Jupiter Diespiter Marspiter gleichalt erscheint, umgekehrt hat skr.
svasr A, wo in svislar I, in sestra E gilt, wie auch lat. soror eher
aus suesor als suasor entspringt, in duhitä (prakr. duhidä) dughdha
$vyü.TrjQ dauhtar tohtar dukte behaupten alle U oder dessen Schwä
chung 0 und auch das allsl. (von mir durch” bozeichnete) jerr in
d”schtschi führt auf U zurück*. Neben diesen drei kurzen vocalen in
vater Schwester tochter hcrsclit in mätr bhrätr langes A, welchem auch
* dreisilbig erscheinen nur skr. duhitä und gr. d'vyaTrjQ: es leuchtet ein,
dasz das I in -itä, das A in -arrjQ genau denen in.pitr und narr]Q gleichstehn;
über das verhalten des D und 0 im anlaut beider Wörter anderswo.