URVERWANDTSCHAFT VATER
in allen übrigen sprachen angemessene länge zur seite steht, erst das
nhd. vater und mutter stören diesen Organismus: man hätte umgedreht
vatter und muter annehmen sollen.
In diesen Wörtern ist nichts auszer acht zu lassen, wie geschieht
es doch, dasz skr. lat. gr. das T feststeht, im gotli. fadar gegen brö-
[>ar, im ags. fader mödor gegen hrödor media und asp. unterschieden
sind? und folgerichtig im ahd. fatar muotar gegen pruodar tenuis und
media? ohne Ursache kann das nicht sein, diese aber nicht im kur
zen vocal von fadar und langen von bröfiar gesucht werden, da in
270mödor und muotar, ungeachtet des langen vocals gleichstellung mit
fadar fatar statt findet, im altn. fadir mödir brödir, engl, father mother
brolher, nl. vader moeder broeder, schwed. vader moder broder hat
sich der unterschied verwischt, wie auch ir. athair mathair brathair
gleichlauten; altirisch schrieb man atair matair bratair (O’Donovan
p. 46.)
In alts. urkunden erscheinen Fadar Bröthar Mödar Sustar nicht
selten als hlosze eigennamen.
Ohne zweifei gibt es neben den angeführten fünf Verwandtschafts
wörtern noch andere mit derselben eigenthümlichkeit: sie lassen sich
nur nicht so durchgreifend durch die sprachen aufweisen.
Skr. sünu, gotli. sunus, ahd. sunu, ags. sunu, altn. sonr, engl,
son, litth. sunus, preusz. souns, sl. s”in”, russ. syn”, poln. böhm. svn
zeigen zwar groszen urverwandten einklarig, entbehren aber jenes R
in zweiter silbe. gehört gr. vtog derselben wurzel? die asp. stimmt
zu S, dann würde sich fidius und filius (vgl. span, liijo, syriän. pi
und ungr. fiü) nähern dürfen; auch alle diese entfalten kein R. Das
sanskrit liefert aber für sohn noch einen andern ausdruck, nemlich
putra, das zend. puthra, acc. pulhrem, welchen das lat. puer für
puter? und puella = puerula fiir puterula? gleichen, da die begriffe
sohn und knabe, tochter und mädchen in einander aufgehn; vgl. bre-
tagn. paotr = puer, finn. poika puer und filius. ohne zweifei stellt
sich putra unmittelbar zu pitr und pater.
Dem skr. svasura, das mit svasr sich berührt, entsprechen gr.
ty.vQog, lat. socer = svacer, gotli. svaihra, ahd. suehur.
dem skr. dschämätr, gr. ya/.ißQog, lat. gener, litth. Kenias, poln.
zieö, böhm. zet, russ. ziaf.
dem skr. devr gr. dcwfp, lat. levir = devir, litth. deweris, ags.
täcor, ahd. zeihur.
das böhm. neti neptis flectiert ganz wie mati oder dci und bildet
im gen. netere, im acc. netef. das verwandte gotli. nijijo, lat. nep
tis, ahd. niftila bleiben ohne R.
271 Auch die neigung zu kosenden diminutiven bei allen diesen benen-
nungen verdient hervorgehoben zu werden, denn aUszer puella fra-
tello sorella brolis matka und corka ist das finn. siukku und sisko
anzuführen; die Serben sagen anrufend sele! bralel male! Schwester
chen, brüderchen, mütterchen, und dies brale erreicht ganz das litth.