© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
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VANDALEN. GOTHEN 335
das alts. Tato Tatto, obwol Paulus diac. 6, 19 Toto et Tazo, 6, 40
Tato et Taso verbindet, also das inlautende Z für S genommen werden 479
dürfte (wie sonst bei Procop de b. pers. 1, 15 2üvoi f. Ttuvoi
de aedif. 3, 6 steht.) vorhin ist gewiesen worden, dasz auch
Qi'/og und TtvLaov wirklich Tiotqtyoq und Ttvotov ausdrücke *.
In des Corippus um 570 gedichteter Johannis linden sich, auszer
Guntarieh, Geisirich und Geilamir, die namen Ariarith, Fronimulh und
fiecinari (goth. Raginharjis.) bekannt ist Slilico aus Claudian und
Orosius 7, 38, ein diminutiv wie Gibika.
So anziehend Procop der Ostgothen letzte thaten berichtet, seine
erzählung der Schicksale Gelimers ergreift noch stärker, und kaum
darf man zweifeln, dasz sie auch im lied gesungen wurden. In unsrer
heldensage ist aber keine spur mehr von den Vandalen, es müste denn
dahin genommen werden, was sich im Ruodlieb 10, 42. 47 15, 5
auf Africa bezieht, und das vollständige gedieht ausführlicher enthalten
haben könnte.
Alle hier abgehandelten deutschen Völker, für welche mir Procops
benennung gothischer treffend erscheint, gleichen sich auch darin, dasz
sie sämtlich erloschen sind, und nicht einmal unter gewechselten
namen fortdauern. sie sind aus dem hintergrund unsers volks und
unsrer spräche verschwunden und in weiter ferne erlegen, zwischen
Pontus und Ostsee, an Weichsel und Donau, wo ehmals ihre statte
war, haben sich Slaven und Ungern eingedrängt; dessen was von
Gothen und Daken der Norden noch in sich faszt, soll später meldung
geschehn. Im nordöstlichen Spanien und südöstlichen Frankreich (da
wo der name Gothia, hernach Seplimania, Occitania haftete) mag sich
das meiste golhische blut unter romanisches gemischt haben, gewisser-
maszen könnte die provenzalische poesie gothische, die nordfranzösische
fränkische heiszen; den auffallenden unterschied zwischen andai und 480
allai versuchte ich einmal aus goth. iddja und ahd. wallöta zu deuten.
Aber welchen ganz andern und höheren werlli würde in unsern
äugen die fülle altgothischer lieder empfangen, wenn sie sich erhalten
hätten, ihr dasein darf nicht in zweifei gezogen werden nach den
zerrissenen faden, die in der heldensage aller dieser Stämme schweben,
und nach des Iornandes bestimmtem zeugnis. ich will diesem noch
einen augenblick die betrachtung zuwenden. Nachdem er der Ralthen
und Amalen kriegsruhm hervorgehoben hat, fügt er ausdrücklich hinzu,
dasz sie auch die thaten ihrer Vorfahren gern im lied vernahmen:
ante quos etiam cantu majorum facta modulationibus citharisque **
* JIiT^ae, rorO’os avrjQ bei Procop de b. goth. 1, 15. 16 heiszt bei Cas-
siodor 5, 29 Pithia, so dasz TZ blosz den aspirierten laut TH (vgl. s. 395) dem
Griechen schärfer bezeichnete ; aber der ganze name klingt sonst ungothisch.
** wie auch den Geten citharae beigelegt werden (oben s. 140) und Gelimer
von Pliaras cither, brot und schwamm heischt (Procop de b. vand. 2, 6.) wahr
scheinlich hatten die Gothen die gr. xid'txQa früh kennen gelernt und schon bei
Vandalen und Westgothen konnte sie so beliebt sein, wie sie es bis auf heute
in Spanien geblieben ist, oder bei den Serben gusle, den alten Böhmen warito