© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
SIGAMBERN
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hatten, nur dasz sie, wie es scheint, nicht mehr unmittelbar an den
Rhein stieszen.
Wenn es hei Horatius od. IV. 2, 33 heiszt:
concines majore poeta plectro
caesarem, quandoque trahet feroces
per sacrum clivum, merita decorus
fronde, Sygambros,
so könnte ihnen feroces schon beigelegt sein, weil zu dem römischen
ohr ein epithet dieser germanischen Stämme gedrungen war, das nach
her ihren allgemeinen namen bildete; nannten suevische oder gallische
nachbarn den Römern diese Sigamhern feri oder feroces, wie nah lag
das dem deutschen ausdruck freie oder franke? Auch Juvenals (4, 147)
torvi Sigambri entsprechen dem germanischen bilde: Omnibus truces
et coerulei oculi bei Tacitus, wie die rulilae comae, obgleich allge
meines kennzeichen aller Deutschen, noch ganz besonders zu Ovids
Worten (amor. I. 14, 39) stimmen
nunc tibi captivos mittet Germania crines,
culta triumphutae munere gentis eris,
o quam saepe comas aliquo mirante rubebis
et dices: empta nunc ego merce probor!
nescio quam pro me laudat nunc iste Sygambram;
fama tarnen, memini, quum fuit ista mei;
oder zu Claudians (de IV cons. Hon. 446)
ante ducem nostrum tlavam sparsere Sygambri
caesariem pavidoque orantes murmure Franci
procubuere solo,
wo zwar Sigambri und Franci geschieden, doch unmittelbar zusammen
genannt erscheinen. Martials ausspruch (de spect. 3, 9)
crinibus in nodum tortis venere Sicambri
mag zur Schilderung der Sueven bei Tacitus gehalten werden: insigne523
gentis obliquare crinem nodoque substringere. Gleich den blonden
locken wüsten die Römer aber auch die leibliche kraft deutscher krieger
in ihren vortheil zu verwenden, wie sich Claudian (in Eutrop. 1, 383)
ausdrückt:
militet ut nostris detonsa Sicambria signis *.
Von jenen unter August übergeführten Sigamhern hatten sie eine
sugambra cohors gebildet, die prompta ad pericula, cantuum et armo-
rum tumultu trux ihnen gegen die Thraker am Ilaemus (und vielleicht
gegen Geten) im j. 26 nach Chr. kriegen half. Tac. ann. 4, 47.
Diese legion soll nun in Pannonien gestanden, am Ister, da wo später
Buda gegründet wurde, eine Stadt erbaut und nach ihrem namen
Sicambria benannt haben, ungrische Chroniken melden ausdrücklich,
dasz von den Franken ein solches Sicambria an der stelle von Buda
gestiftet wurde **. Wie es sich immer damit verhalte, Zusammenhang
* Gratius cyneg. 202 liebt unter den jagdhunden die volucres Sycambros
hervor.
** z. b. Heinrichs von Miiglein ebronik cap. 3 und 8, vgl. Lazius de gent.
migrat. p. 52. Schwandtner script. 1, 43. 331. Bel notitia 3, 165. Zuerst in