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FRANKEN. CHAMAVEN
führten noch in späterer zeit fränkische herzogen, aus deren geschlecht
könig Conrad hervorgieng, den beinamen Salier, und nach Ducange
s. v. Salicus wandte man dies epitheton selbst auf Christus an.
Von Toxandrien aus hebt sich der Franken Siegeslauf nach süd
westen, und Chlojo oder Chlodio hatte schon das ganze land bis zur
Somme erobert; in dem gesetzbuch, das zu seiner zeit abgefaszt wurde,
erscheint das salische gebiet durch die Carbonaria und Liger d. i.
Leie begrenzt, auch noch späterhin bildet der Kohlenwald die scheide
zwischen Neustrien und Austrasien, d. h. dem westlichen* und öst
lichen, oder romanischen und deutschen Frankenland, gleich Dispar-
530 gum ** und Tornacum (Tournai) mag dann der berg von Laudunum
(Laon) fränkischer königssitz geworden sein, den immer noch alt
französische lieder nennen, wo sogar die thierfahel, mit nahliegender
änderung des Monlaon in Monleon den löwen hofhalten läszt ***. Zu
ausgang des fünften jh. besasz aber Chlodowech ein viel ausgedehn
teres mächtiges Frankenreich, das durch die annahme des christen-
thums fest gegründet wurde. Hatte den Franken schon die ältere
niederlassung von Ubiern, Sigambern, Saliern und Bataven unter rö
mischer herschaft festen fusz in Belgien und Gallien gemacht, und den
weg gebahnt; so vollendete und sicherte ihren sieg, dasz sie der
catholischen kirche zugefallen waren und von ihr gegen die ariani-
schen Burgunder und Gothen emporgehalten wurden.
Noch ist einiger, allem anschein nach, den Franken nahverwandter
Völker zu gedenken, die gleich jenem tlieil der Sigambern meist auf
rechter Rheinseite verblieben.
Tacilus nennt ungefähr der batavischen insei gegenüber zwischen
Friesen und Bructerern und neben Angrivariern auch Chamaven, Strabo
s. 291 zwischen Sugambern und Brukterern Xavßoi, was zu bessern
ist in Xufxußoi. eben da hat Peutingers tafel Chamavi mit dem bei-
satz c qui et Francf (s. 513), in derselben gegend erscheint später
der ihren namen tragende gau Hamaland, mit Unterscheidung eines
franconicus und saxonicus. Unter Constantius wurden auch chamavi-
sehe abtheilungen nach Gallien versetzt, und Eumenius (paneg. 4, 9)
konnte sagen: arat ergo nunc mihi Chamavus et Frisius; im alten
gebiet der Lingonen bildete sich ein pagus Chamaviorum oder Ama-
viorum (Zeusz s. 582. 584.) doch ihr kern hielt in der alten heimat
stand, Julian stiesz auf Xa/^iaßoi am Niederrhein (vgl. Ammianus 17, 8),
Ausonius nennt Chamaves neben Franken und noch Sulpicius Alexander
* eigentlich scheint Neustria Niustria entsprungen aus Niuwestria Niwestria
(Bouquet 2, 405), fast wie neiz aus niweiz, ags. nät aus nevät , und es musz
anlasz gewesen sein altes und neues Westerland zu unterscheiden; allmälicb
aber gilt Neustria geradezu für Westria oder Westrasia im gegensatz zu Austria,
Austrasia. in solchem sinn hat auch der prolog zu Liutprands gesetzen ein
langobardisches Austria und Neustria.
** fanum Martis, Famars (myth. s. 1209), templum Martis in den stat. von
Corbie (Guerards Irmino p. 325. 335) pagus fanummartinse, w'oraus man später
fanomarcensis machte (Pertz 9, 412.)
*** Reinhart fuchs s. CXLII.