© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
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HESSEN. CHATTUARIER
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hessische stift Kaufungen berechtigt war*, eine, dünkt mich, nicht
590 undeutliche spur uraltes Verkehrs zwischen Chaltuariern und Chatten.
Diese von den Sachsen verwüstete terra Hattuariorum ist es, welche
in einzelnen lesarten auch terra Hazzoariorum heiszt (s. 576.)
Jenseits des Rheins, wo eine andre Ruhr (Roer) nach der Maas
llieszt, längs dem flüszchen Niers erscheint aber noch ein pagus Hat-
tuaria, und man musz annehmen, dasz vor Zeiten ein theil des chat-
tuarischen Volkes über den Rhein, durch die alten sitze der Gugernen
und Ubier in Gallien eindrang und sich behauptete; wahrscheinlich
blieb es auch mit seinen auf der rechten Rheinseite fortwohnenden
landsleuten in Verbindung, noch in der fränkischen theilung von 830
werden Ribuarii und Atuarii (Pertz 3, 359), in der von 870 comita-
tus Testrabant, Batua, Hattuarias, Masau nebeneinander aufgeführt, d.
li. uralte ßataven und Chattuarier. Wenn in der vita S. Ludgeri (Pertz
2, 418) eine mulier quaedam de Ilalluariis erwähnt wird, so ist frei
lich nicht zu sagen, von welcher seite des Rheins sie kam. Aber die
westlichen, überrheinischen Chattuarier sind es ohne zweifei, welche
im beginn des sechsten jh. einen heerzug der Dänen ,auf'das fränkische
gebiet abzuwehren hatten. Gregor von Tours 3, 3: his ita gestis
Dani cum rege suo nomine Chochilaicho evectu navali per mare Gal
lias appetunt, egressique ad terras pagum unum de regno Theoderici
devastant atque captivant, oneratisque navibus tarn de captivis quam de
reliquis spoliis reverti ad patriam cupiunt. sed rex eorum in litus
residebat, donec naves altum mare comprehendercnt, ipse deinceps
secuturus. quod cum Theoderico nunciatum fuisset, quod scilicet regio
ejus fuerit ab extraneis devastata, Theodebertum fdium suum in illas
partes cum valido exercitu ac magno armorum apparatu direxit. qui
interfecto rege hostes navali praelio superatos opprimit omnemque ra-
591 pinam terrae restiluit. die gesta regum Francorum bezeichnen aber
jenen pagus als den attuarischen, und dazu stimmt was im ags. epos
(Beov. 2405. 4705 ff.) von Hygeldc, welcher sichtbar mit dem frän
kisch geschriebnen Cochilaichus übereinkommt, gemeldet wird. altn.
heiszt er Ilugleikr, alul. würde er Hukileih lauten, auf seinem kriegs-
zug gegen die Friesen trug er einen kostbaren von Bcovulf zum ge-
schenk empfangnen halsring, im gefecht mit den Franken verlor er das
leben; diese Franken werden ausdrücklich Hetvare genannt und hier
erblicken wir die noch ags. form des alten namens der Chattuarier;
merkenswerth ist der vers 4720
nealles Hetvare liröm geporfton
födeviges, pe him föron ongeari,
sie entbehrten nicht den rühm des fuszkampfes, denn föda, ahd. fan-
deo (Graff 3, 540) bedeutet fuszvolk, (f dXay'g, zur bestätigung des
* vgl. Böhmers regesta n° 3650 (a. 1226.) Häufungen war noch im beginn
des eilften jh. königliche pfalz und Heinrich der erste hatte dort seiner gemali-
lin Kuniguncl ein frauenstift errichtet, vielleicht bestand hier schon unter den
heidnischen Chatten ein cultus, dessen einflusz sich unter alle zweige des volks
erstreckte, solche Örter pflegten auch nach der Bekehrung Hofstätten und Stifter
zu bleiben.