© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
HERMUNDUREN
noch anderwärts, errichtetes bild, führte den namen Irminseule; sie
war rechtes kennzeichen herminonischer stamme.
Einleuchtend ist also auch in Hermunduri der vorsatz von dem
eigentlichen namen abzulösen, welcher Duri oder Dori (nach Strabons
Schreibung ‘Eqiuovöoqoi, Dio Cass. hat c EQ/uovräovQOi) lauten musz,
und allem anschein nach in dem abgeleiteten späteren Thuringi, bei
Vegetius Toringi, bei Cassiodor Thoringi, bei Procop (bell. goth. 1, 12)
Qögiyyoi, ahd. Duringä, mhd. Düringe enthalten ist. nur wird hier
das gesetz der lautverschiebung gefährdet, wonach goth. TH und ahd.
D ein lat. T, nicht D erwarten lieszen. Hermunduri stände für Her
munturi, wie durch Ptolemaeus TivgioxaT/itGu an der Hermunduren
stelle bestätigt scheint. Teuriochaemae aber wäre gebildet wie llojo-
hemi, und ihm entspräche der Ortsname Dürincheim Dürkheim Dörnig
heim, vielleicht ist auch mhd. Türheim verderbt aus Dürheim. Doch
soll das D in Hermunduri nicht vorschnell beseitigt sein. Dio 67, 6
hat einen dakischen könig Duras. Den sinn dieses Tur Turi, Dur Duri
selbst will ich lieber noch unersclilossen lassen; wäre, wie s. 449
gemutmaszt ward, goth. Thervingi identisch, so käme auch V pach R
in betracht*.
Strabons Hermunduren stehn neben Langobarden in der Elbge-598
gentl; nach Tacitus müssen sie zwischen Elbe und Donau, im gebiet
der Saale und des Mains gedacht werden, gegen norden an Cherusken
und Chatten, gegen osten an Semnonen und Markomannen, gegen Sü
den, zum theil auch westen ans römische gebiet stoszend. Tacitus
schildert sie den Römern befreundet und mit ihnen in friedlichem ver
kehr bis hinein nach Rhätien. ihr reich mag auszer dem heutigen
Thüringen auch einen theil des späteren Frankens begriffen haben,
doch so dasz um den pfalgraben (s. 495) wahrscheinlich noch andere
suevische Stämme hausten, jene Armilausen und Iuthungen, deren ich
s. 499. 500 gedachte.
An nahem Zusammenhang der Hermunduren mit den östlichen Ger
manen, zumal Lygiern (Lygius Hermundurusque, ann. 12, 30) und
Gothen läszt sich überhaupt nicht zweifeln, jene gothischen Thervinge
und einstimmungen der heldensage (s. 449) geben es dar. Nicht allein,
dasz der goth. Ilermanarich und thüringische Hermanfried vielfach ein
ander ausgleichen, auch Iring von Dänemark wie er neben Irnfrit von
Düringen erscheint, löst sich auf in Iuwaring Iborduring, und Dänen
müssen im alten sinn der Daken genommen werden, so dasz hier
gothische und hermundurische mythen zusammenspielen. Nicht ohne
bedeutung unterscheidet das ags. Vidsideslied 320, 17. 322, 16 Thy-
ringas und 323, 30 Eästjjyringas, wovon gleich nachher; wenn den
* nicht ohne Scharfsinn führen, die in den Thüringen alte Cherusken er
blicken, den namen zurück auf jene 'inertes ac stulti’ bei Tacitus (s. 574) und
bekanntlich macht schon die glosse zu Ssp. 3, 44 aus den Thüringen Wenden
und thoren. doch ist töre erst mhd., noch nicht ahd., wie es scheint aus mnl.
üör entlehnt, dem ags. dysig, engl, dizzy verwandt, also vom mhd. Dürinc und
ags. Thyriug im vocal und consonant abstehend.