HERMUNDUREN
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
was gewöhnlich ahd. koltporto, mhd. goltborte, horte heiszt und dem 606
gewand der vorzeit nicht fehlen durfte, vgl. Graff 3, 829 freisa. 7, 3
steht zu ornamenta muliebria die glosse c quod rhedo dicunt*, das ist
die älteste spur der späteren gerade (RA. 566 ff.), nur dasz hier kein
fern, sondern schwachförmiges masc. erscheint, folglich eine männliche
personification, wenn sie obwaltet (mythol. s. 840) vermutet werden
raüste. vlitivam 4, 10, ein technischer ausdruck für faciei labes, vi-
tium, entspricht genau dem ags. in den ältesten gesetzen Äthelbehrts
56 und dem fries. wlitiwimelse (Richth. 1157), woraus von neuem
die nähe der britischen Angeln, Werinen und Friesen hervorgeht.
Mag also auch ein Angelagowe (Engelingowe) und Weringowe
an der Unstrut und Werra fortbestanden haben und das vormalige da-
sein der Angeln und Werinen in dieser gegend bezeugen; das volks
recht ist ohne zweifei nicht da, ^sondern unter den westwärts vorge
rückten niedergeschrieben worden, und den auszug dieser westlichen
Thüringe denke ich mir gleich dem der Rataven aus dem chaltischen
gebiet, oder doch nicht viel später aus hermundurischem erfolgt. Man
kann nicht bezweifeln, dasz diese bewegung die Elbe hinab und von
da zur Weser und Ems gegen den Niederrhein geschah; unmöglich
aber bleibt es zu erkennen, wie sich die von den Thüringen einge
nommenen landstriche zu den wohnplätzen der Chauken, Friesen und
Bataven genau verhielten, an den Rheinmündungen strömen von allen
seiten her Völker zusammen, nur der annahme ist nicht auszuweichen,
dasz das durische oder thüringische, auch nachdem es sich der von
Britannien aufgenommnen Angeln entladen hatte, einen festen kern im
westen zu bilden forlfuhr, weil ohne das die dauer und spätere er-
neuerung seines gesetzes sich nicht wol begreifen liesze.
Gleich den Gothen, Sueven und Herulern (s. 471) sehn wir auch
den Hermundurenslamm in weite fernen gebreitet, vom osten an der
Elbe, wo er in masse stand hielt und sich behauptete, ausgegangen
erreichte ein ansehnlicher theil das westende Deutschland, ein andrer
scheint mit Odovacer nach dem Süden verschlagen und in Gothen oder 607
Langobarden sich verlierend. Dunkel wie Duri und Thuringi bleibt mir
auch Varini, Werini und Warni, in so viel eigennamen und Ortsnamen
es eingegangen zu sein scheint; Warin, Warinheri, Werinpereht und
andere bei Graff 1, 930 verzeichnete mögen zeugen, erst wenn die
Vergleichung des dakischen Ovetyvag mit Werinus Warinus (oben s. 202)
sicher ist, dürfte gewagt werden den flusznamen Weser und Werra
(Wisuraha) hinzuzuhalten.
Fast aller auskunft enbehren .wir über hermundurische oder alt
thüringische spräche; ihr musz gleich der chatlischen im ganzen auch
hochdeutsche, suevische natur beigemessen werden, und die wenigen
ausdrücke des alten rechtsbuchs enthalten nichts was dem widerstritte,
das WL in Wlemarus und wlitiwam ist zwar nicht mehr ahd., mag
es aber früher gewesen sein, wie es gothischem VL entspricht, zu
gleich erscheint es alts. und ags. und jene Wörter ergeben nichts für
den characteristischen unterschied der zweiten lautverschiebung. etwas