BURGUNDEN
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
exigunt (49, 4); die ahd. form würde lauten wiziscalh, von wizi poena,
judicium (Graff 1, 1117.) faramanni 54, 2. 3 musz einen besondern
stand von leuten anzeigen, die zu einer fara gehörten, vgl. Roth. 177
cum fara sua migrare. mir fällt dabei der eigenname Burgundofaro 707
ein, der z. b. in der fundatio monast. corbejensis von 669 steht,
navis caupulus add. 7, 1 mahnt zwar an das s. 666 besprochne
anglische cöple, ist aber gleich diesem auf das mlat. wort (Ducange
s. v.) und bereits auf das lat. caupulus bei Gellius 10, 25 zurückzu
führen.
Unter den grafennamen, deren lesart mir Blume nach zehn hss.
gegeben hat, findet sich Agantheus Agatheus, ich glaube das altn.
Angantyr f. Anganjiyr, von ängan molestia, necessitas; dies Agathio
scheint mir jetzt auch Walthar. 629 herzustellen, obgleich die ahd.
form Agadeo fordert, auch Aunemundus zeigt gothischen diphthong,
ich habe über aun bei Haupt 3, 144 geredet, merkwürdig Sigisvuldus
Sigisuuldus, victoriae gloria, vom goth. vulftus vgl. ahd. woldar (Gode-
volda Winevolda bei Irmino 230. 234 stehn für -bolda, balda).
Conegisil wäre goth. Kunjagisils, ags. Cynegisel = Cynegils.
Einer müste aus den ältesten burgundischen urkunden des 7. 8.
9. jh., wo noch das volk weniger mit Franken und Alamannen ver
mengt war, alle von den fränkischen und alamannischen abweichenden
eigennamen sammeln. Goldast hat das schon einmal ungenügend ver
sucht, in seinem Verzeichnis fiel mir der mannsname Chuslaffus auf,
der an den eigentümlich schwedischen Gustaf gemahnt, ich treffe
ihn in Schweden seit dem 14 jh., doch mag er sich erst durch die
könige Gustaf Wasa und Gustaf Adolf weiter verbreitet haben; die
altn. denkmäler Islands, Norwegens und Dänemarks kennen ihn
nicht, seine erste spur ist im Vestgötalag s. 297, wo unter den
alten lagmännern der achtzehnte Göstawär heiszt; liegt in Gustaf staf,
wie in Sigestap stap, so dürfte der erste theil aus kürzung des altn.
gunn oder gud pugna hervorgehn *, baculus belli und baculus victoriae
eignen sich gleich gut zur benennung von beiden, ahd. Kundastap?,
Seltsam klingen die bürg, frauennamen Solsepia und Wuona bei Goldast,
aber auch Mucuruna bei Gregor 2, 28 und Caretene, wie ein epitaph 708
Gundobalds gemahlin nennt (du Chesne 1," 514.) Chilpcrichs tochter
hiesz Sedeleuba, eine tochter Sigismunds Suavigotha nach ihrer mutter
Ostrogolha, des ostgothischen Theoderichs tochter. Mucurüna halte ich
zum ags. mucg muga, altn. mugr mugi acervus frumenti, dann acervus
insgemein, woher almugi der grosze häufe, scliwed. almoge, dän. almue;
das fries. muka (s. 681) mag gleichfalls acervus, manipulus culmorum
sein, da nun ags. mucgvyrt artemisia bedeutet, scheint in Mucurüna
(wie in Gßnofeifa s. 540) der name eines krauts zu liegen.
Alle diese belrachtungen zeigen nähere Verwandtschaft der bur
gundischen spräche zur gothischen, als zur ahd., wie dies auch der
* vgl. prov. gofaino gonfano f. gundfano (Rayn. p. 483), ja vielleicht sind die
s. 526 anders gedeuteten Gugerni = Gundgerni bellicosi.