© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
SILINGE. MUGILONEN. BUREN
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jeder zugibt; zugleich südlich an der Donau Lygier und Sueven bei
Daken, warum sollen diese Daken nicht auch gothisch können gewe
sen sein? Lygier reichen also gleich den Bastarnen früh in den süd
ost zurück. Dio sagt auch 51, 22 dasz Daken, die Moesier heiszen,
flehen Triballern zu beiden seiten der Donau hausen, indem er eines
von Caesar 28 jahre vor Chr. veranstalteten triumphs gedenkt, wo die
Römer von Daken und Sueven ein kampfspiel aufführen lieszen (oben
s. 184.) hier werden jene skythisch, diese keltisch genannt; nicht 712
uneben nach dem alten Sprachgebrauch, jenachdem Germanen im osten
oder westen begegneten.
Aber die einzelnen lygischen Völker kosten kopfbrechen. Zov-
l-ioi klingt fast undeutsch, da Ulfilas in goth. Wörtern gar kein anlau
tendes Z hat und ahd. lautverschiebung damals noch nicht eintrat; in
der entstellten form könnte etwas stecken von den Manimi des Taci-
tus, den 3 O/uuroi oder gar zlovvoi des Ptolemaeus, für welche auch
wenig ratli zu schaffen ist. viel lieber halle ich an der unverdächti-
tigen lesart lest und bedenke das ermittelte Verhältnis des getischen
Z zu goth. II und litth. SZ (s. 188.) ist Zd\/uo'£ig von ^uX/uog
cutis, tegmen ein Halmaha von halm culmus (wurzel hilan, celare
legere); so wäre für Zov/uog nach goth- Ilaums, ags. Ileäm zu su
chen, die sich freilich nicht darbieten (ein ags. adj. heämol horno frugi
ist nicht sicher genug), aber die trad. corb. 414 liefern den alts. aKS.Huovno
manns- und zugleich Ortsnamen Ilöma; das litth. szamas, lett. soms,
poln. sum bedeutet den fisch weis, silurus. Zu jenem /Jovvoi liegt
es nahe den bei Ptol. in dieser gegend angegebnen Ortsnamen yiov-
yldovvov zu vergleichen und beide aus dem ags. düu mons zu deu
ten, das ahd. Askitün wäre was sonst Asciberg, nhd. Escheberg; doch
volksnamen aus örtlichem Verhältnis zu erklären scheint immer bedenk
lich. Strabons BoviMveg nehme ich für BovyovvTiovtg (s. 699),
seine Sißivot sind eher als SiQßivot (s. 171) SiXivoinemlich die
von Ptol. zwischen Semnoncn und ßougunten gestellten Sihyyou,
welche bei Idalius und Isidor noch im 5 jh. in Lusitanien und Bae-
tica als Vandali Silingi auftreten, wie ja Plinius Burgundionen und
Gultonen dem vandalischen geschlecht überweist. Sil fällt einer guten
deutschen wurzel, wahrscheinlich seilan sail silum ligare zu, die trad.
corb. 241 bieten den namen Silhard; nähere deutung ist nicht mög
lich; man könnte aber Zusammenhang mit dem pagus Silensis bei Thiet-
mar (Pertz 5, 855) und dem namen Silesia Schlesien finden, den die
nachher eingerückten Slaven in der gegend vorfanden. Die IMovyi-
Xcovtg dürfen an das ahd. müchilari sicarius, müchilsuert siea, mücheo
müchari latro, grassator mahnen, wenn man erwägt, dasz in Cimber713
und Ambro (s. 636. 638) dieselbe, jener rauhen zeit angemessene
bedeutung wallet, das sl. mogila grabhügel (s. 171) gebe ich wieder
auf, wie bei den Chauken den liouc tumulus (s. 676.)
Auf solche weise wären die von Strabo angeführten lygischen
Völker besprochen, des Ptolemaeus Bovqoi sind unverkennbar von
Tacitus zu eingang des cap. 43 als hinter den Markomannen und Qua-