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EDDA
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essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
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Edda nemlich bedeutet proavia, wie aus Saem. 100 a Sn. 202 zu
ersehn ist, und nach dem gewöhnlichen Verhältnis des altn. DD wäre
dafür goth. izdö zu gewarten, welches ich schon s. 313 berathen
habe, wobei aber das einfachste schiene, sich an das fmn. isä pater,
isoisä avus, isoäiti avia zu erinnern, von eida mater goth. aif)ei finn.
äiti (s. 267. 271) wird edda proavia Sn. 202 ausdrücklich unter
schieden. Es ist nun völlig im sinne des alterthums, dasz die urgrosz-
mutter dem kreis ihrer kinder und enkel von der Vergangenheit künde
gibt, und so mag auch die spinnende frau Berhta oder königin Pedauca
den lauschenden nachkommen erzählt haben, was ich damit bezeuge,
dasz in Frankreich die contes de ma mhre l’oie unverschollen sind.
In einem abgehenden, verlornen prolog würde vielleicht die edda leib
lich eingefithrt werden und den faden der erzählung drehen. Ob eine
der erhaltnen handschriften noch den alten litel edda führt, kann ich
nicht sagen; doch werden schon in einem isländischen gedieht auf
den heil. Gudmund aus der zweiten hälfte des 14 jh. die dichtkunst
eddulist, und in dem gedieht c lilia\ vermutlich derselben zeit, die ge-
setze des dichtens eddureglur benannt, was sich alles auf skäldska-
parmäl beziehen musz. man könnte von diesem gesichtspunct die nor
dische edda der mhd. aventiure vergleichen.
Wie nun der ganzen altnordischen poesie gesprächsform zusagt 762
und viele lieder in rede und antwort eingekleidet sind; so stimmt auch
die grundlage der edda höchst merkwürdig mit dem gewebe eines
älteren liedes überein.
In Vafjirüdnismäl wird vorgestellt wie Odinn, der vielerfahrne gott
es unternimmt einen weisen und mächtigen riesen heimzusuchen und
zu prüfen, als wegemüder pilgrim tritt er unter dem namen Gängrädr
in Vaffjrüdnis halle, wird gastfrei empfangen und nachdem er dem
iötunn rede gestanden hat auf vorgelegte fragen, richtet dann Odinn
eine reihe der schwersten über die weit, götler und riesen an seinen
wirt, der ihm bescheid gibt, aus der letzten frage inhalt aber räth,
dasz ihm der mächtige gott selbst entgegengelreten sei und seine ge-
heimnisse ausgeforscht habe, was darauf weiter geschah, wird nicht
gesagt; während ein jipd^rmal dieselbe frage (nach dem, was Odinn
dem ßaldr ins ohr gesagt» "bevor er auf den Scheiterhaufen getragen
ward) unheil herbei führte, offenbar ist Odinn, der als Geslr blindi v
dem klugen Heidrekr gegenüber steht (fornald. sög. 1, 464 — 488)
identisch dem Odinn als Gängrädr gegenüber Vaf{)riidnir. das wich
tigste aber musz scheinen, dasz der name Vaffjrüdnir mit Vafudr,
einem der namen Odins selbst (Saem. 47 b ) zusammenfällt, der die
webende wabernde luft ausdrückt (Saem. 50 a .) dies Verhältnis soll
sich hernach näher aufschlieszen.
In der edda tauschen die rollen geradezu, hier tritt kein gott
auf, der die riesen, sondern ein mensch, der die götter erforschen
will, ein kluger, in Svijnod berschender könig macht sich auf nach
Asgard und Vallhöll, um der äsen herlichkeit zu schauen; auch er
birgt seinen eigentlichen namen Gylfi und nennt sich Gängleri, was
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