Full text: Geschichte der deutschen Sprache. - Band 1 und 2

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77 
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ABLAUT 
ger salz, dasz manche wurzeln erster conjugation sich blosz aus gemi- 
nation der liquida herleiten und ursprünglich der zweiten gehören, 
die ags. Umstellung irnan birnan setzt rinan brinan voraus, kein rin- 
nan brinnan, und allem anschein nach ist drffc goth. inbranjada crema- 
tur Joh. 15, 6 kein fehler, sondern zeigt uns noch die echte form 
branjan von brinan. dafür streiten auch die alten Zusammensetzungen 
manasejis manamaurfnja manariggvs, alamans alafmrba Alamöds und ahd. 
Alaman alahalba alahant (grannn. 2, 628), ja das merkwürdige mhd. 
sunewende (mythol. s. 584) und sunegiht Lanz. 7051. schon darum 
musz NN in manna und mannisks unorganisch erscheinen, weil manags 
ahd. manac mhd. manec einfaches N hat und die wurzel munan man 
854munum gleichfalls; noch gebieterischer heischen es die skr. Manus und 
manuschja. wie aber Mannus und manna, entsprosz auch ahd. minna 
memoria, animus, amor und minnön amare, eigentlich meminisse der 
selben wurzel. unbedenklich lege ich älteren wurzeln, aus welchen 
brinnan und sunna stammen, nur einfaches N bei. mhd. brimmen bram 
brummen rugire folgte ahd. noch zweiter conj. preman pram prämun, 
und die analogie wird sich weiter ausdehnen. 
So unser ablaut; wie steht es um ihn in den urverwandten 
sprachen ? 
Auch diesen mangelt er nicht, ist aber zu keinem waltenden 
gesetz erhoben worden, nur in einzelnen spuren und reihen zu 
erkennen. 
Was eben schon die geschichte unserer spräche durchschimmern 
liesz, dasz verba erster conjug. mit ihrem uns gleichsam eingebornen 
dreiklang I A U fgramm. 1, 561—563) dennoch unursprünglich seien, 
wird durch die Wahrnehmung ihrer fast gänzlichen abwesenhcit in 
jenen andern sprachen bestätigt, es gibt weder ein lat. noch skr. 
verbum mit positionslanger wurzel, dessen tempora ein I A U wech 
seln lieszen. Starke wurzeln auf Ml\l NN erscheinen nirgend. LL ha 
ben zwar die lat. cello pello vello fallo, die gr. ßdXXio 'ipuXXco reXXio 
riXXo) u. s. w. allein es pflegt sich im praet. zu vereinfachen: pello 
pepuli, percello perculi und nur ausnahmsweise zu haften, dann aber 
ohne ablaut: vello velli, fallo fefelli, welcher unterschied mich an den 
des ahd. fallan fial und altn. falla feil (s. 838) gemahnt. ßuXXco bil 
det ßaXto tßaXov und ßeßoXtjf,iui. RR im lat. verro verri. lateini 
sche MB NG ND lauten nicht ab: lambo lambi, mando mandi, pando 
pandi; es sei denn, dasz sie ihre nasalis ausstoszen, d. h. die form 
in unsere zweite conj. übertreten lassen: tango tetigi, pango pepigi, 
doch pungo pupugi bleibt, diese tilgung des N in tango tetigi, findo 
fidi, scindo scidi gleicht der altn. form binda batt, hrinda liralt, vinda 
vatt. die composita von pango tango schwächen A in I: contingo com- 
pingo; andern grund hat I in mingo. verto verli (= goth. vairjia 
varf>), volvo volvi, solvo solvi wissen nichts von ablaut. dem goth. 
855 binda band entspricht die sanskritwurzel bandh, zeugt aber das praet. 
babandha, d. h. das A des goth. praet. ist dem ganzen skr. verbum 
in jedem tempus eigen. Nur im griecli. sind wichtige annäherungen
	        

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