Volltext: Geschichte der deutschen Sprache. - Band 1 und 2

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77 
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596 ABLAUT 
auf -ere, wie das goth. AI ausweist, wovon näher cap. XXXIV. Den 
kurzen urlaut I kann ich nur in video aufzeigen, das mit vitum und 
Yd[itv parallel steht, wie das i in vidi mit Ei in veita und tYdw, dem 
Ai in vait, Ol in olda entsprechendes hat das latein nichts; gerade 
so ist I in dico dicare, l in dico dicere, nichts dem goth. taili glei 
ches. aber video vidi gleicht dem caveo cävi wie goth. vitum vait 
dem faran för. Überhaupt zeigt die gesamte lat. spräche keine Wur 
zel, durch welche die formel Ü (i) OE I lebendig waltete. 
Im sanskrit sehn wir dem goth. EI AI I gegenüber i £ I, was 
völlig gleich käme der alts. besyüchnung dieser laute, E heiszt guna 
von I, d. h. es ist AI und entspringt durch ein dem I vorgetretnes A. 
zu olda Yd [.uv, vait vitum stimmt vollkommen vöda vidima (praes. 
vödmi vidmas), doch kein I zeigt sich in diesem verbum, wie eigent 
lich auch gr. tldto und goth. veita (in solchem sinn) nicht vorhanden, 
blosz zu füllung der formel anderswoher entnommen sind. skr. emi 
pl. imas hat hingegen gr. ei[u pl. Y[iev sich zur seite, d. h. t?[it steht 
860 für oi[ii. auch *im skr. phöna, sl. pjena, litth. pienas darf sich E dem 
goth. AI vergleichen, wenn man aus ahd. feim, ags. fäm ein goth. 
faims schlieszen mag. bhid lindere ist das goth. bltan, und hat im 
praet. bibheda pl. bibhidima. mögha nubes weist neben dem gr. 
0[iiy\7] und litth. migla auf die Wurzel migh, welcher das altn. miga 
meig, lat. mejere mingere und das goth. maihstus, vielleicht auch 
milhma nubes gehören, was nach Bopp Umstellung von miglma maihlma 
ist. hingegen svötas ist goth. hveits, döha vielleicht goth. leik (s. 354.) 
für lat. aes, goth. ais gilt skr. ajas, ungefähr wie goth. mais zu ma- 
jis, lat. magis, und goth. aikan, ahd. gehan zu lat. ajere sich ver 
halten. 
Dem goth. IU AU U fünfter conjugation zunächst treten wieder 
die gr. EY OY Y, doch verengen sich EY in langes Y, OY in S2-, 
aber vollständig entfaltete verba beibringen kann ich nicht, ytvco (ge 
wöhnlich schon ytio) yevato xt'yvxa tyvoa gleicht dem goth. giuta 
gulum, yovg (ahd. guzfaz, nhd. gieszfasz) wird gedeutet aus ydog, aber 
ovg ist offenbar goth. ausö. nvevio (gewöhnlich nvtto) nvtvooi nt- 
nvtvx.a ntnvv[iou und davon nvovg flatus f. nvoog. (ptvyio ntiptvya 
nitpvy[iai, doch der volle ablaut sollte formen wie xtyovxa ntnvovxa 
ntcpovyu zeigen! xtv&o) xtvcrio xtxtv&u i'xv&ov xvd-og. nev&w 
notitia, ntvd'0[iai ntnvo[iui tnvd~6[iriv. dio) f. qevio, qsv[iu qev- 
oig Qvcug. Xtvxog stellbar zu goth. liuhadeins und lat. lucidus, ntvxrj 
zu ahd. fiohta, uvq zu ahd. fiuri und lat. pilrus, dqvg zu triu, xXvfh 
xlvre zu ahd. hlosö hlosöt! 
Im latein D AU U, doch wieder nicht in einem verbum aufzu 
weisen, nur aus einzelnen Wörtern zu gewinnen, auris entspricht dem 
goth. ausö, litth. ausis, augeo dem goth. auka. fugio fflgi dem gr. 
<ptvyio, düco dem goth.” tiuha, und wie neben dico ein dico, so neben 
düco ein duco in educare; fugio filgi analog dem video vidi, caveo 
cävi. das verengen von plaudo in plödo gleicht dem des goth. baud 
in ahd. pöt. claudo (ahd. sliuzu) nimmt an reclüdo inclüdo.
	        

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