© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
mangelt, das die obliquen casus mit sich führen; heispiele lieferten958
s. 266. 267 die zendischen pala mäta bräta dughdha, seihst das skr.
duhitä, das litth. mote sessü dukte, das sl. mali und d”schtschi, deren
oblique casus von dem R zeugen (s. 268.) Etwas ähnliches ist noch
das im serbischen noin. schwindende und vocalisierte L: soko falco,
kotao lebes, orao aquila, gen. sokola kotla orla, wo die übrigen sl.
dialecte das L schon dem nom. geben.
Wie nun TSR und L in allen diesen fällen nicht zur flexion
gehören, sondern bildungsmitlel sind, welche sich zwischen Wurzel
und flexion schieben und nur ausnahmsweise, wenn die flexion abfällt,
in den auslaut treten; so musz ein gleiches von dem N gellen und
die ganze grundlage der vorhergehenden crörterungen des deutschen
N dadurch bestätigt werden, je stumpfer die eigentliche flexion ward
und erlosch, desto mehr gewann dies N, ja nach seinem dahinschwinden
sogar der von ihm herbeigeführte vocal den schein einer wirklichen
flexion. zumal merkwürdig ist, wenn sich für einzelne substantiva
starke und schwache form vereinen und jeder gewisse casus zufallen,
wie im golh. fön funins funin fön und umgekehrt in manna mans
mann mannan. Beachtung fordert auch der gramm. 4, 585 berührte,
nicht erschöpfte unterschied starker und schwacher form für einzelne
substantiva. wenn lat. pavus pavi und pavo pavonis neben einander
gelten, so begegnet auch goth. gards gardis und garda gardins, goth.
auhsus auhsaus und auhsa auhsins, oder vom altn. mannsnamen ün
wird Yngl. saga cap. 29, 30 als gleichbedeutend auch Ani angegeben,
auszer ahd. johhalm lorum findet sich johhalrna und in Zusammen
setzungen nimmt ahd. mhd. tac gern die schwache form -tago an;
häufig erscheint aber für tagö der gen. pl. taganö, mhd. tagen MS. 1,
92 a mnl. daghen Rein. 3153. 3154, und wie schon gesagt wurde
ags. dagena. Von starken masc. werden häufig schwache feminina
moviert (gramm. 3, 333), aber auch schwache masc. abgeleitet, z. b.
aus fogal der mannsname Fogalo Fogilin, oder aus fatar pater fatirio
patruus. ha 9* w Ha 9 aw>
Um so leichPer müssen solche subslantivbildungen ergehn, als sich 959
in unsrer spräche von frtihauf ein dynamischer unterschied starker und
schwacher form für jedwedes adjectiv feslsetzte und innig mit der
syntax vermählte, aus dem adjectivischen begrif aber vielfache Übertritte
in den substantivischen stattfinden. Man wird erwarten, dasz auch in
den urverwandten sprachen einzelne adjectiva auftauchen, deren nom.
sg. das N fehlt, deren oblique casus es entfalten, so bildet das skr.
adj. ^>arma»felix den gen. sarmanas, dat. sarmani, acc. sarmanam, oder
das gr. f-itXag taXag den gen. (.uXuvog tdXuvog, wie schon der weib
liche nom. sg. {.itXutva ruXatvu, der neutrale /utXuy r6Xav gewährt,
allein daneben, was die hauptsache ist, erscheint keine des N überall
entrathende form, welche man die starke nennen könnte; diese doppel
gestalt des adjectivs musz für ein entscheidendes merkmal unsrer
spräche genommen werden.
Und hier, dünkt mich, wird unsere syntax aufschlitsse über die
SCHWACHE NOMINA
665