© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
676
ttt TJT..T
DUALIS
gleich stellt, wenigstens waren sie es anfänglich nicht, spricht das
volk wirklich: dents wölltsz (den ihr wollt) dasztsz künntsz (dasz ihr
könnt); so scheint das Vergröberung aus: dens wöllts, daszs kilnnts.
in gebts = goth. gibats darf man freilich, wie in allen verbalflexionen,
ein suffigiertes pronomen wittern, aber es musz abweichen von ös
=> jut, wie auch ein ahd. köpats neben iz gemutmaszt werden
darf *.
In Niederhessen bei Cassel gilt ein tä oder dä für ihr, z. b. dä
kenger (ihr kinder) dä lite (ihr leute), was dä sagt (was ihr sagt),
verschieden von dem unbetonten de des artikels (de kenger die kin
der.) ich vergleiche es jenem östr. dös, döz, bair. tisz, das wol auch
besser disz zu schreiben wäre, und sehe darin eine alte dualform, der
975 wir hernach im altn. j)it begegnen werden, dä stände dann für
das, däsz? weder aus hochd. ir noch nd. gi läszt sich dies dä
herleiten.
Wir schreiten fort zu den niederdeutschen, besser und voller be
wahrten dualformen. Die alts. lauten:
nom. wit pl. wi dl. git pl. gi
gen. unker user inker iuwer
dat. unk us ink iu
acc. unk us ink iu
wit wird durch Hel. 4, 24. 5, 2. 167, 16; git durch 4, 14. 17.
34, 22. 109, 18 dargethan. wärun wit nu atsamna 5, 2 gilt von
Zacharias und Elisabeth; so sculun git firilio barn halön te incun han-
dun 34, 22 von Andreas und Petrus. Gleich entschieden sind die
ags. duale
nom. vit pl. ve
user
gen. uncer
dat. unc
acc. uncic?
us
usic
dl. git
incer
inc
incic?
pl. ge
eover
eov
eovic
da usic und eovic (ahd. unsih
nur die acc. verursachen bedenken.
iuwih) feststehn, so glaube ich ist das Caedm. 174, 19 vorkommende
uhe iw viom. iricit verlesen für incic, denn im acc. kann kaum jt stehen,f oder
vlttgit' liesze sich für incit das bairische enksz anschlagen, und auch ahd.
unchiz inchiz vermuten? nach der analogie von incic incit richtet sich
dann uncic uncit.
In den friesischen gesetzen bietet sich keine gelegenheit zum
dualis, der in der alten spräche sicher vorhanden war, da er noch
heute, wie sich nachher zeigen wird, fortdauert.
Weder die mnd. noch mnl. Schriftsprache verralhen eine spur
desselben; wie verhalten sich die heutigen mundarten? unter den west
fälischen bietet sich im herzogthum Westfalen und der grafschafl Mark
der dual zweiter person, nemlich für den nom. gätt oder iät, entspre-
* die schwäbische und schweizerische volksprache hat keine duale, auch nicht
die der sette comuni. Stald. dial. s. 103. 104. Schmeller über die sette comuni
s. 670. 671. otocV. tec / por^\Tne,.