MILCH
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Aber das gr. d/ueXy(o hat, nach dem Wechsel s. 318, die neben-
form d/uegyio und b[.i6qyvvpu y immer mit den bedeutungen des aus-
drückens und abstreichens. dies R scheint sogar älter als L, da es
auch dem skr. mridsch abstergere, mulcere eigen ist (Bopps gl. 269 b ),
von welchem sich jedoch kein ausdruck für den begrif der milch her
leitet, so wenig als von dem lillh. milszti.
Im sanskrit heiszt die milch dugdha (Bopps gloss. 108 b . 172 a ),
hindost, düdh, zigeun. tchud (Pott 2, 296); den Persern bedeutet dogh
huttermilch, dugdha scheint zu stehn für dukta, von der Wurzel duli
extrahere, emulgere (Bopp 17 3 a ), welches sich dem lat. ducere, goth.
tiuhan, ahd. ziohan vergleichen läszt (s. 906), also ist dugdha gerade
entsprungen wie miluks aus milkan.
Schwieriger sind die griechischen und lateinischen ausdrücke.
ydXa, wie der gen. ydXaxxog yXdxxog lehrt, fordert die volle gestalt
ydXaxx, K schwand wie in yvvrj yvvaixög, KT schwand wie im
voc. dva von dva'E, uvaxxoq. statt ydXa braucht aber Homer auch
yXdyog II. 2, 471. 16, 643, ohne lingualis und darum wieder mit
media, nicht tenuis. das lat. lac rnusz ebenfalls nach dem gen. laclis
in lact vervollständigt werden, was sich auch aus dem it. latte, port.
leite, franz. lait (früher laict) ergibt.
Wie nun lact und ydXaxx zu nehmen? in lac lactis scheinen999
die consonanten freilich gestellt wie im sl. mljeko = mljekto, dem
nach wäre lac von mulgeo abzuleiten und aus inalg mlag male mlac
entsprungen? aber die lat. spräche entäuszert sich sonst nie eines
anlautenden M, und noch weniger will es gelingen ydXa und yXdyog
auf d/xeXyco zurückzuführen; yXdyog aus /nXdyog, ydXaxx aus [xdXaxx
(oben s. 326) hat sonst keine analogien für sich.
Bopp schlägt ganz andern weg ein und deutet (gloss. 108 b ) nach
dem Wechsel zwischen L und D (s. 354. 355) lact aus skr. dugdha
dukta, ydXaxx aber aus einer Zusammensetzung, deren erster theil
Überrest des uralten skr. gä vacca (oben s. 32) enthielte, die no-
maden nannten ihre milch yd-Xaxx, kuhmilch, weil sie sie vorzugs
weise aus der kuh molken, allmälich wurde das verkürzte und unver-
standne ydXa auf jede andre milch angewandt. *
Diese scharfsinnige Worterklärung spricht um so mehr an, als
sie, wie wir hernach sehn werden, der bildung des ausdrucks ßovxvQOv
begegnet; was sie aber entschieden rechtfertigt ist das Verhältnis der
keltischen ausdrücke.
Neben welschem llaeth gilt nemlich blitli (und in Zusammen
setzungen flith, z. b. cyndilh erste milch), neben irischem lacht zu-.
gleich bleacht bliocht, oder nach galischer Schreibung bliochd. die
armorische form ldaz mahnt ans provenz. lach, spanische leche.
Nun könnten (wie ich s. 326. 332. 380 glaubte) diese BL wieder
* -AfpooSirr^ ycJ.a, bovid’cov ya).a ward so zulässig wie trtjtoßovxoXoi
und iTtTtol ßovxoXeovro II. 20, 221.