essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 393
Tragemunbeslied.
lidj dem Wolfram zugeschriebenes Gedicht, seiner frauen-
lobischen Sprache wegen, allerdings 50 oder 80 Jahre
hinabzusetzcn hatte. Diese meisterliche Poesie wandelt sich
in schnellen, kleinen, die sagenmaßige nur in großartigen
und langsamen Verhältnissen ab. Darum stelle ich auf:
diesem Tragcmundeölicd hat ein altgcrmanisches, gleich
sam ein Tragmundarmal zu Grund gelegen. Wie in
ihm der Wirt den Gast fragt, um zu sehen, ob er des
Eintritts würdig, oder der Pilgram zur Ehre des Fra-
vcn einsacyiren Wvrren uno Wnoern aus, wie ge ocren
Würde und Dunkelheit angemessen, nur der wahrhaften
Poesie möglich und gegeben sind. Das ist das innere
Wesen und Streben der Poesie, daß sie das dunkele 43 )
und unsägliche in klaren Worten auszusprcchcn, den Himmel
herunter- und unser Herz aus der Brust heraus zu leiten
wisse. Daher haben alte Dichtung und Sage eine Menge
Räthsel, an deren Stellung und Lösung man gerade das
bewundern muß, was den ncugemachten fehlt, die be
friedigende Mischung von Wahrheit und Wunder, vermöge
deren man zugleich daran glaubt und nicht glaubt. Aus
dieser Ursache kann die Antwort unmittelbar hinter die
Frage gesetzt und braucht nicht ariss nächste Blatt ver
spürt zu werden; der Satz büßt so wenig ein von sei
nem Reitz durch die Auflösung, daß er gewiß noch da
durch gewinnt; wogegen man der jetzigen bohlen Räthsel,
sobald das Wort heraus ist, unausbleiblich satt wird.
Inhalt
43) Vergl. gloss. doc. tunchil aenigma,
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