© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 393
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40 Lateinische Heldenlieder der alten Franken.
fast nur, oder am besten denen der Alliterationöpoesie an die
Seite stellen lassen. Dahin rechne ich im dritten Gedicht
den Eingang: audits omnes fines terrae , (auch I.
hebt alterthümlich auf: 6« Clolario est canere) Wörter
wie fände-pius, magnus-dominus (meginthiodan)
Auriliarconstructionen: veni interkoeie, venin dilige—
re, incipiebat diceie, d- h. dixit (nam ~ gvad);
Zeilen wie: kallidus ille temptator (hinn baulvisi, la-
visi) und. die schon angeführte zweite der 5. Str. In N.
e/ u Mf> sw II. das Compos. praelio - dodislimus (gunnhvatr, gumi-
V Ü'fauM hellgr) die epische Rückkehr ganzer Zeilen wie am Schluß
(f y r ]%%b von 7. und ir.; überhaupt hat das zweite Gedicht vor
Len andern (so weit wir nämlich daö erste kennen) poe
tischen Werth, nicht Alterthümlichkcit, voraus; besonders
schön ist das Bild Str. 10. " die Lodtentüchcr der Leichen
schimmerten auf dem Feld gleich den weißen Vögeln im
Herbst" (die sich, wann sic abziehen, aus den Wiesen
sammeln, namentlich Störche).
Will man nun aus diesen Gründen die wirkliche Un
terlage deutscher Texte noch nicht zugeben, und entschei
den möchte sieb hier schwerlich lassen, so beweist daö zu
letzt ausgeführte immer doch, daß Geist, Wesen und
Ton der Alliteration weit und tief eingedrungen war,
weil er selbst in romanischer Dichtkunst durch- und.nach
zuhallen scheinet. Und diese Mitführung nach Gallien
und Italien durch Franken und Lombarden bezeugt dann
die Verbreitung einer uralten Weise unter den gesammten
germanischen Stammen desto starker, weil man die gleich
sam rührende Stiinmc armer selbst verlorener und zcr-
stückter Volkslieder nicht mit dem gewöhnlich bereiten
Grunde verdächtig machen kann, daß hier fremde und
äußere Umstande ihr zufälliges Spiel getrieben hätten.
Auch