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li ei misch er stof unter, wie ihn die alemannische, hai
rische und lothringische Überlieferung, vielleicht noch
in deutschen liedern, an liand reichte, welchen aufzu
fassen die geistlichen des neunten jh. zu vornehm, ge
lehrt und fromm waren, die klöster und schulen, we
nigstens da wo deutsche zun ge berschte, hatten im
zehnten jh. mehr heiterkeit und frohen mut gewonnen.
Hrabans und Walafrids *) dichtungen sind noch etwas
antiker, allein streng und trocken ; die des zehnten jh.
vergüten neuansetzende rolieit hin und wieder durch
einen hauch von frische und natur, der jenen abgeht. Tn
ihrer bedeutsamen eigentliümlichkeit wird zumal die
von Rudlieb, so lückenhaft sie hervortreten mufs, über
raschen ; vollständig erhalten würde sie gröfseres auf
sehn machen als was es nur sonst in mittellateinischer
poesie gibt. Zwischen Waltharius und der ecbasis be
steht zufällig sogar örtliche berührung, insofern beide
ihre handlung nach dem Wasgau und vermutlich ganz
nonne ist milder und scheuer als die der mönche, aber nicht un
gebildet : von weltlicher sage verräth sie gar nichts mehr, lieb-
lingsausdrücke des zehnten jh. wie quo für ut, fore für esse, po-
tis est, tuum veile, vestrum complevi veile jocundum, sibi für
illi, satagis tollere, satagis ponere, certabant se subdere, factor
für deus, gaza, plasma, protoplastus, sciolus, occiduus, eous,
congaudere, glomerare, bacchica munera, Camena, homullus, po-
pellus, im versschluls eandem, eundem, mulierem, hujus, horum,
im fünften fufs bedeutungsloses namque oder denique, infinitive
praet. wie disposuit petiisse, jussit vixisse, posset rexisse für po-
tuisset regere, und anderes mehr hat sie besonders mit Waltharius
gemein, einige ausgesuchte alterthümliche formen, wie die prono
minalen mis und tis, debrius für ebrius sind ihr eigen. Eine neue
ausgabe wäre erwünscht.
*) Walafrids werk ist gut, aber unbequem, bei Canisius ed.
Basnage 11. 2,184-264 herausgegeben; man sollte es mit den mehr
zerstreuten gedichten Hrabans einmal besonders zusammensteilen.