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RUODLIEß.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72
Matt mit dein 35sten absclinitt. Dafs alles vorange
hende aus deren 34 bestanden haben mufs, würde nur
dann behauptet werden dürfen, wenn man wüste, dafs
das ganze nicht auch gröfsere abtheilungen (biicher,
gesänge und dergl.) gehabt habe. Wir finden unsern
beiden mit einem jungen neffen (consanguineus, con-
tribulis, juvenis, nepos), dessen bestimmte bekannt-
schafl wir hier zuerst machen, im hause noch immer
nicht seiner mutter, sondern vorerst blofs einer witwe
(domina, hera, commater), die ein tüchterlein hat,
an welchem Rudliebs mutter pathenstelle vertreten.
Gleich zu anfang dieses blattes (XXXV-XXXVII nach
st. llorianischer eintlieilung) wird gar idyllisch erzählt
von wundersam zahmen vögeln, an denen das tüchter
lein seine freude hat, besonders an jungen staaren,
welche von der klugen Schwester Siaza gelehrt werden,
VIII ( 2i Nostratim *) fari ‘Pater 9 et fnoster’ recitare
Uscjue t qui cs in coelis,’ lis, lis, Jis triplicatis.
Wenig erbaut von dem spiele einiger liarfner, die sich
hören lassen, greift unser lield, ein zweiter Volker,
selbst in eine harfe, welche ihm, als weiland die ihres
geliebten ehewirts, von der hausfrau dargeboten wird.
Er spielt drei kunstreiche tanzweisen, und, auf ver
langen von mutter und tochter, eine vierte, unter wel
cher der jüngling und das fräulein mit nicht minder
kunstreichen bewegungen der hande als der füfse **)
einen durch gegenseitige neigung belebten reigen tanzen.
Darauf ladt das fräulein den jüngling zum wurfgabel
spiel ein. Sie will, wer dreimal, er, wer auch nur
*) also wol deutsch, etwa: Fater unser du dir pist in himele,
le , 1* » Itf.
**) neumas agitare digitis, variare manibus, variare pedibus.