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RUODLIEB.
sches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72
sühne Amalungs, der vater des grofsen Theodoriks, ge
meint sein. Seltsam klingt Ajrica für das land , nach
dessen hauptstadt Ruodlieb aus seiner heimat fortreitet,
ohne dafs er über ein wasser zu setzen braucht, man
darf dem lateinisch gebildeten dichter wol Zutrauen,
dafs ihm hier irgend ein andrer passenderer nainebeige-
fallen sein würde, hatte er nicht einer bestimmten aus
dem leben genommenen sage folgen wollen. Jener name
konnte vor den kreuzzügen , wenn nicht noch von
Genserich , doch von den Mauren , den besiegern der
spanischen Gothen her, in die germanische sage gera-
then sein. Spätere dichtungen, z. b. die Blomsturvalla
saga, verlegen unbedenklich ihren Schauplatz nach Africa.
In der Iarl Magussaga erscheint cap. 72 ein könig von
Serkland und Africa. Sogar die recken Hildebrant und
Herebrant werden in einem altfranzösischen gedieht
(altd. museum II, 312. 314) Africaner genannt, und nach
Tristan 5772 hatte eines königs sohn von Africa Ir
land erobert.
Ich kann überhaupt nicht umhin, wenigstens an
dem in vorliegenden fragmenten enthaltenen ersten theil
unsers gedichts eine gewisse ähnlichkeit zu finden mit
dem von lierzog Ernst, und zwar sowol was die fabel,
«als was die form betrift. Auch Ernst entflieht aus dem
Vaterland, auch er kommt nach Africa, auch er wird
von seiner mutter, der kaiserin Adelheid, zurückgeru
fen. Und dafs auch die sage von herzog Ernst in ähn
lichen freilich schon völlig gereimten lateinischen hexa-
metern bearbeitet worden, darf man wol aus den ein
zelnen stellen scliliefsen, welche in der spätem lateini
schen prosaischen erzählung der müncliner (st. ulrichischen)
deutschen hs. 572 daraus beibehalten sind. z. b. fol. 3.
Unum speravi, melius quod me meruisse putavi,