© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72
XXX
I
■j^, ’jt» yy,
den altlioclideutsclien schon zum gründe liegt, und auf
dem accent, wie das metrum der classisclien dichter
auf der quantitat, beides unabhängig von reim und
alliteration, die jedoch hinzutreten können, beruht.
Dafs der deutsche vers blofs rhythmisch, nicht me
trisch gebildet werde, erkannten bereits die sanctgaller
mönche. ihre Casus erzählen (Pertz 2, 91), wie, unge
fähr im jahr 917, am tage der unschuldigen kinder,
nach altem gebrauch, bischof Salomon von den Schü
lern scherzhaft zum meister gewählt wurde und die
knaben sich nun mit lateinischen Sprüchen bei ihm los
kauften: ‘parvuli latine pro nosse, medii rithmice, cae-
teri vero metrice . . . illuin affantur.’ die jüngsten brach
ten nichts als lateinische prosa vor, die mittlern be
tonte verse (nach deutscher art), die erwachsnen me
trisch gemessene, ein paar dieser letztem werden zur
probe angeführt, hexameter mit leoninischem’reim; man
sähe gern auch einen der rhythmischen, wahrschein
lich ebenfalls gereimten, verse mitgetheilt. doch die
geistlichkeit schätzte nur das metrische dichten (vgl.
Waltharius s. 58) und liefs sich die rhythmische Übung
nebenher gefallen.
Es haben sich aber sonst solche lateinische rhytli-
men erhalten, namentlich das aus dem verlornen alt
deutschen liede Ratperts getreu von dem vierten Ecke-
hard in latein übertragne gedieht, welches hier aus je
ner sangaller lis. 393 pag. 247 eingerückt werden mag,
weil bei Pertz 2, 33 nur davon die zehn ersten zeilen
stehn *). Ratperts lebenszeit fällt in den ausgang des
neunten jh., die des Übersetzers in das erste drittel des
eilften (Waltharius s. 57.) die rubrik lautet so:
*) ich verdanke die genaue abschrift wiederum meinem freunde
Joseph von Lafsberg.