Full text: Lateinische Gedichte des X. und XI. J[ahr]h[underts]

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72 
accentuierte langzeile, obschon in jeder liälfte gleichviel 
liebungen einscliliefsend, pflegt nicht selten der ersten 
hälfte sechs silben, der zweiten sieben, oder jener sie 
ben, dieser acht zu ertheilen, was etwa den Verhältnis 
sen 3 : 3| oder 3£ : 4 entspräche, die silbenzahl schwankt 
zwischen 13 und 15; der liexameter, zu silben berech 
net, wird aber wenigstens 13 zählen müssen, meist 15 
enthalten und bis zu 17 wachsen können, im totalein- 
druck treten sich also beide versarten nahe, und es 
geht gut an, otfriedische langzeilen, deren silben freier 
laufen als das lat. Galluslied, in liexameter zu wandeln, 
wie auch schon Lachmann gesagt hat. ich möchte so 
gar annelimen, dafs unsre vorfahren den liexameter be 
günstigten , weil seine hauptcäsur (nach wenigstens 5, 
aber auch 6 und 7 silben) dem einsclinitt ihrer natio 
nalen langzeile, der gerade so den reim empfieng, aufser- 
ordentlich gleicht. Insofern hatte der Verfasser des Wal- 
tharius leichtes spiel mit dem deutschen lieldenlied, das 
er nacliahmte. es gibt liexameter im Rudlieb die man, 
wie sie sind, ohne alle änderung für betonte langzei 
len halten dürfte, z. b. 6, 76: 
a modo non ddminäm. sed me dicant liömicidam 
wenn auch in zweiter hälfte die liebungen anders fallen 
als z. b. Ratpert 2, 4: 
Chiliano socio, post füncto sacerddlio. 
Rudi. 6, 88 mit getilgtem ‘ante’: 
mäter et ut ddmina. sit efs nec üt noverca. 
der trocliäische ausgang homicidam, ut noverca ver- 
stöfst gegen die deutsche betonung. diese Unähnlichkeit 
abgerechnet, liefse sich auch Waith. 16 umselzen in: 
nämque marem genuit. quem Gunthari vdcitavit. 
überhaupt vergleichen sich viele erste hälften der liexa- 
meter, z. b. indolis egregiae; tempore quo validis; ho- 
tibus insinuant; nomine Waltharium; und auf allen
	        
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