© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72
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fall erhellt, wie unmittelbar der inlialt metrischer lang-
zeilen in die begrenzung blofs betonter aufgenommen
werden konnte.
Die ganze saclie gewinnt noch erhöhten reiz, wenn
wir auf den Zusammenhang der althochdeutschen ge
reimten mit der älteren alliterierenden langzeile, andrer
seits aber mit der gesamten mittelhochdeutschen vers-
kunst achten.
Dafs die ursprünglich auf blofsem accent beruhende
langzeile an sich weder mit dem reim des anlauts noch
des auslauts zu schaffen habe, wurde s. XXX gesagt, sie
kennt nur das leichtere band der belonung, wie der
liexameter das der quantitativen messung, nicht die
lästigere kette des reims. wesentlich und gemein ist
beiden aber die ruhe einer die zeile fast in zwei hälf
ten theilenden liauptcäsur, auf welche gerade der spä
ter entwickelte reim sich niederläfst, bis er allmälich
das Übergewicht erlangen und den grundsatz der quan-
tität wie des accent beeinträchtigen kann.
Auch über die hebungen und Senkungen alliterier
ter verse hat sich die lachmannische forscliung schon
verbreitet, und möglichkeit des Übergangs alliterierter in
otfriedische langzeilen durch ein wirkliches beispiel
schlagend dargethan. 0. I. 18, 9
tliar ist lib ana töd. liolit ana finstri
stammt buchstäblich aus der alliterationspoesie, sei es
nun blofs im gedachtnis überliefert oder gradezu aus
Muspilli 16. 17 entlehnt. sogar der mangelnde reim
verkündet erborgung, wie in der ecbasis bei den hora
zischen versen.
In dieser langzeile von acht hebungen und nirgend
anders haben wir den uralten, volksmäfsigen vers des
deutschen heldenliedes zu suchen, das, wie es scheint, bis
ins achte jli. seinen schmuck aus der alliteration, nach