Full text: Kinder- und Hausmärchen

— 241 
35. 
Die Gänsemagd. 
Es lebte einmal eine alte Königin, der war ihr Gemahl 
schon lange Jahre gestorben, und sir hatte eine schöne Tochter, 
wie die erwuchs, wurde sie weit über Feld auch an einen Kö 
nigssohn versprochen. Als nun die Zeit kam, wo sie vermählt 
werden sollten, und das Kind in das fremde Reich abreisen 
mußte, packte ihr die Alte gar viel köstliches Geräth und Ge 
schmeide ein: Gold und Silber, Becher und Kleinode, kurz al 
les, was nur zu einem königlichen Brautschatz gehörte, denn 
sie hatte ihr Kind von Herzen lieb. Auch gab sie ihr eine 
Kammerjungfer bei, welche mitreiten und die Braut in die 
Hände des Bräutigams überliefern sollte, und jede bekam ein 
Pferd zur Reise, aber das Pferd der Königstochter hieß Fa- 
lada, und konnte sprechen. Wie nun die Abschiedsstunde da 
war, begab sich die alte Mutter Ln ihre Schlafkammer, nahm 
ein Messerlein, und schnitt damit Ln ihre Finger, daß sie blu 
teten; darauf hielt sie ein weißes Läppchen unter, und ließ 
bre: Tropfen Blut hineinfallen, gab sie der Tochter und 
sprach: „liebes Kind verwahr sie wohl, sie werden dir Unter- 
weges Noth thun." 
Kindermärchen. K!. Ausg.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.