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Wie sehr steht von den rohen versen im pantheon, von den geleckten
des Ligurinus ab die einfache natur älterer bisher völlig unbeachtet geblieb-
ner lateinischer gedichte auf Friedrich und seine zeit.
Als ich noch der Göttinger bibliothek Vorstand und ihre handschrif-
ten genauer durchsuchte, boten sich mir in einem mehrerlei enthaltenden
octavbande acht lateinische gedichte des mittelalters dar auf pergamentblät
tern, wie es schien, des dreizehnten jahrhunderts mit ziemlich nachlässiger
schrift. Ihr inhalt wies allenthalben auf Friedrich Rothbarts heerzüge in Ita
lien, so wie auf seinen rathgeber und geschäftsführer Reginald von Cöln,
den erzkanzler ( 1 ). Sobald ich genauer las überraschten unverkennbare an
klänge an die weise eines andern und unter anderm namen bekannten dich-
ters jener Zeiten, von welchem gleichwol nichts herausgegeben war, was mit
dem hier wahrgenommnen inhalt übereinzutreffen schien.
Unter acht gedichten führen sieben die Überschrift archipoeta, ein
ausdruck der bei Ducange, selbst in der neuen ausgabe, nicht einmal ver
zeichnet ist. Ich stofse auf ihn aber sonst in den dialogen des Caesarius von
Heisterbach, der noch unter Friedrich dem ersten zu Cöln oder in der nach-
barschaft geboren, im jahr 1188 ein knabe war, und im jahr 1222 sein stark
nach dem mönch riechendes aber lesenswerthes buch de miraculis et histo
riis memorabilibus vollendete. Lib.2 cap. 16 schreibt Caesarius: anno prae
terito apud Bonnam, vicum dioecesis coloniensis, vagus clericus quidam,
Nicolaus nomine, quem vocant archipoetam, in acutis graviter laboravit, et
cum mori timeret, tam per se ipsum quam per canonicos ejusdem ecclesiae,
ut in ordinem susciperetur, apud abbatem nostrum obtinuit. Quid plura?
cum multa, ut videbatur nobis, contritione tunicam induit, quam facta crisi
celerius exuit, et cum quadam irrisione projiciens aufugit. Was nun heifst
das? Schwerlich konnte einem vagus clericus überhaupt damals die benen-
nung archipoeta zustehn; war es ein bestimmter beiname dieses Nicolaus, so
hätte man statt vocant eher vocabant zu gewarten, welches vielleicht die häu- * (*)
Franconefurt, so gut sie sich den füfsen des hexameters bequemen, vor barbarischem klang
nicht hervorbringen, das zu sagen wäre keinem Zeitgenossen Friedrichs beigefallen.
(*) Die geschichte weifs, wie viel dieser bei Friedrich galt und noch nach seinem tod
in dankbarem andenken blieb; man lese die ihm in den Schenkungsurkunden für Cöln er-
theilten lobsprüche (Lacomblet n°. 407. 417. 426).
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