Full text: Gedichte des Mittelalters auf König Friedrich I., den Staufer und aus seiner so wie der nächstfolgenden Zeit

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Das erste gedieht beginnend 'lingua balbus, bebes ingenio 3 leitet aus 
frommen Betrachtungen die mit höchst weltlichem gebet schliefsende bitte 
um Unterstützung des dürftigen dichters, historische bezüge gewährt es keine. 
Es ist auch das einzige, was weder an Reinald noch an Friedrich, sonderu an 
mehrere höhere geistliche zusammen gerichtet wird; doch meint es unter 
dem largissimus praesul jenen ersten. 
Das zweite 'fama tuba dante sonum 3 könnte auf den ersten blick an 
den kaiser selbst sich wenden, nicht an Reinald, denn es fährt fort: 
excitata vox preconum 
clamat viris regionum 
advenire virum bonum, 
patrem pacis et patronum, 
cui Vienna parat thronum, 
multitudo marchionum, 
turba strepens histrionum 
jam conformat tono tonum, 
genus omne balatronum 
intrat ante diem nonum, 
quisque sperat grande donum, 
hier wird ein öffentliches fest geschildert, zu welchem adel, sänger und spiel- 
leute herbeiströmen, gegen die der niedergebeugte, von seiner flucht zurück 
kehrende dichter absticht. Doch die geschichte meldet uns von keinem zu 
Vienne, der geistlichen hauptstadt Burgunds gehaltnen reichstag. Seit seiner 
Vermählung mit Beatrix von Burgund im jahr 1156 hatte Friedrich oft Ver 
anlassung sich in diesem königreich aufzuhalten und dessen abhängigkeit von 
der deutschen kröne zu festigen; gleich 1157 war ein grofser tag zu Besan- 
con (*) und aus Böhmers regesten ersieht man, dafs der könig damals vom 
24. oct. bis ende nov. in Burgund verweilte, während dieser zeit konnte ihm 
auch ein fest zu Vienne veranstaltet worden sein, dessen weder Radevicus 
noch andere erwähnen. Da aber der verfolg des gedichts deutlich auf Rei- 
(*) Im Ligurinus, aber auch in urkunden jener zeit (Pertz 4 3 , 179) heilst diese stadt 
Chrysopolis; ich glaube man bezog die form Bisuntium, Bisantium auf bysantes, byzantes, 
die goldmiinzen.
	        
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