© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 317
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sein müste * **) }• Reginhart, Reinhart als echte
form (die freilich wünschenswerth durch urkunden
des 12. und 13. jh. bestärkt werden könnte) voraus
gesetzt ^ habe ich folgende deutungen vorzulegen.
1) die leichteste wäre, welche einen urbesitzer
Reginhart annähme, nach dem der wald benannt
worden sei. Der eigenname Reginhart, verkürzt
Reinhart, Reinart ist in der alten und neuen spräche
äusserst häufig* Inzwischen verlautet nicht das ge
ringste von einem jemals in dieser gegend hervorra
genden gutsbesitzer dieses namens, und ich glaube
nicht, dass irgend ein grosser deutscher wald, der
sich meilenweit ins land erstreckt, und noch im 11,
jh. königswald gewesen zu sein scheint, nach einem
einzelnen manne geheissen habe.
2) Besser gefiel mir lange die mutmassung, Rein-
harteswalt könne ursprünglich silva oder nemus vul-
pis ausdrücken, da meine Untersuchungen dem alt
deutschen thierepos, in welchem diese benennung
seines hauptträgers gäng und gäbe ist, ein hohes al
ter beimessen. Manche andere wälder sind nach dem
wild benannt, das in ihnen hauset: so der habichts-
wald in unsrer nähe und im Osnabrückischen, ein
havechorst im Hildesheimischen; am Main der be
rühmte Spessart, d. i. Spechtshart (nemus pici)
u. s. w., bei welchen benennungen verschiedenartige,
hoch hinauf reichende und sogar mythische bezüge
walten können. Eines Reineckendal, wobei indessen
leichter an einen besitzer namens Reinecke zu den-
*) Allerdings scheint -das bekannte schloss Reinhardsbrunn in
Thüringen im Jahr 1044 Reginheresbrunno zu heissen (Schul-
fes dipl. beitr. 1, 160); spätere urkunden gejvähren jene form
(das. 2, 735.)
**) Spehteshart Nib. 908, 3. Parz. 216, 12. Wh. 96, 16.
377, 25. Troj. 250, 21.