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7.
Die zwölf Brüder.
Es war einmal ein König und eine Königin, die lebten
in Frieden mit einander und hatten zwölf Kinder, das waren
aber lauter Buben. Nun sprach der König zu seiner Frau
'wenn das dreizehnte Kind, das du zur Welt bringst, ein
Mädchen ist, so sollen die zwölf Buben sterben, damit sein
Reichtum groß wird und das Königreich ihm allein zufällt.'
Er ließ auch zwölf Särge machen, die waren schon mit
Hobelspänen gefüllt, und in jedem lag das Totenkißchen,
und ließ sie in eine verschlossene Stube bringen, davon gab
er der Königin den Schlüssel und gebot ihr, niemand etwas
davon zu sagen.
Die Mutter aber saß nun den ganzen Tag und trauerte,
so daß der kleinste Sohn, der immer bei ihr war und den
sie nach der Bibel Benjamin nannte, zu ihr sprach 'liebe
Mutter, warum bist du so traurig?' 'Liebstes Kind,' ant
wortete sie, 'ich darfs dir nicht sagen.' Er ließ ihr aber keine
Ruhe, bis sie ging und die Stube ausschloß und ihm die
zwölf mit Hobelspänen schon gefüllten Totenladen zeigte.
Danach sprach sie 'mein liebster Benjamin, diese Särge hat
dein Vater für dich und deine elf Brüder machen lassen,
denn wenn ich ein Mädchen zur Welt bringe, so sollt ihr