einander gleich gewesen, nur neben, mitten der die regel
bildenden menschlichen individualität brechen strichweise
wie aus dem hintergrund jene ausnahmen vor, die das
band unsrer abstammung nicht verleugnen und ihm rech-
nung tragen.
Mir erscheint nun, dasz dieser edle, die menschheit
festigende und bestätigende hintergrund seine gröszte
kraft hat zwischen geschwistern, stärkere sogar als zwi-
schen eltern und kindern. geschlechter haben sich zu
stämmen, stämme zu völkern erhoben nicht sowol da-
durch, dasz auf den vater söhne und enkel in unabseh-
barer reihe folgten, als dadurch dasz brüder und bru-
derskinder auf der seite fest zu dem stamm hielten. nicht
die descendenten, erst die collateralen sind es, die ei-
nen stamm gründen, nicht auf sohnschaft sowol als auf
brüderschaft beruht ein volk in seiner breite. ich laufe
gefahr mich in eine politische anwendung zu verlieren
und will lieber den einfachen grund angeben warum
brüder sich besser verstehen und erkennen als vater und
sohn. eltern und kinder leben nur ein halbes leben mit-
einander, geschwister ein ganzes. der sohn hat seines
vaters kindheit und jugend nie gesehen, der vater nicht
mehr seinen sohn als reifen mann und greis erlebt. el-
tern und kinder sind sich also nicht volle zeitgenossen,
das leben der eltern sinkt vornen in die vergangenheit,
das der kinder steht hinten in die zukunft; aber ge-
schwister, wenn ihr lebensfaden nicht zu früh abge-
schnitten wurde, haben zusammen als kinder gespielt,
gehandelt als männer und nebeneinander gesessen bis
ins alter. niemand weisz folglich bessern bescheid zu
geben als vom bruder der bruder und diesem natürli-
chen verhalt hinzu tritt noch ein sittlicher. der vater
vom sohne redend wird sich seiner gewalt über ihn stets