LU
an der nemlichen bibliothek eine stellung zu finden, die
unsere pläne und vorsätze begünstigte. nun galt es stille,
ruhige arbeit und samlung, die sich jahre lang nur selbst
genügen konnten und unser wissen langsam, doch unab-
lässig gedeihen lieszen. es waren die glücklichsten jahre
unseres lebens, in .solcher ruhe, wenn ich hier die worte
eines alten dichters gebrauchen darf, ergrünte unser herz
wie auf einer aue. von allen seiten her, nach allen seiten
hin war gesammelt und geforscht worden, endlich er-
wachte auch das verlangen einiges von unsern ergeb-
nissen vorzulegen und mitzutheilen.
In einem und demselben jahre traten wir zuerst, jed-
weder besonders mit sehr verschiedenen büchern auf,
welchen doch beiden deutliche gunst widerfuhr. ich suchte
darzuthun, dasz was man als minnesang und meistersang
zu unterscheiden pflegte, gerade ın einer ihnen gemein-
samen wesentlichen form dasselbe sein müsse, ihre ab-
weichung nur als herabsinken einer kraft in unkraft an-
zusehn sei, wie alte gebräuche überall absterben und ver-
kümmern, so dasz doch immer noch bedeutende ähnlich-
keiten davon zurückbleiben. die gewonnene ansicht er-
kenne ich fortwährend als die richtige und zu erster ent-
scheidung scheinen mir auch die damals beigebrachten
gründe ausgereicht zu haben; der gegenstand trug alle
fähigkeit in sich späterhin aus reicherem material glän-
zender und ohne das, was die erste behandlung über-
wucherte, entfaltet zu werden. Bedeutenderen eindruck
machte aber Wilhelms übersetzung der dänischen kämpe-
viser, wobei es auch schon an einleuchtenden untersu-
chungen über die deutsche heldensage nicht gebrach.
sicher ist nichts schwerer als epische lieder, deren nalver
ausdruck verschmolzen ist mit ihrem ganzen innern ge-
halt, in eine andere, wenn schon verwandte sprache zu