20
Bisher sprach ich von den unterschieden zwischen
uns brüdern, was ich hinzuzufügen habe sind lauter
einklänge.
Wir haben noch zuletzt gegen unseres lebens neige
ein werk von unermeszlichem umfang auf die schultern
genommen, besser, dasz es früher geschehen wäre, doch
waren lange vorbereitungen und zurüstungen unvermeid-
lich; nun hängt dieses deutsche wörterbuch über mir
allein. ein doppeltes ziel schwebte uns vor. die heu-
tige spracherklärung hatte, wo nicht aller, doch der mei-
sten vortheile theilhaftig zu werden, die aus erhöhter
forschung hervorgegangen sind. dann aber sollten rei-
che anführungen alle einzelnen wörter beleben und be-
stätigen; es kam darauf an selbst gleiche oder ganz ähn-
liche beispiele zu häufen, weil sie die gangbarkeit des
ausdrucks, die sparsam beigebrachten dessen seltenheit
bezeugen musten. dann aber unterlieszen wir jede be-
schränkung auf den heutigen sprachstand und trugen
auch die wörter der vergangnen uns zunächst stehenden
jahrhunderte ein. der heutigen sprache ist fast jeder
mächtig, ohne dasz er viel nachschlage, seitdem aber
angefangen ist die schriften der vier letzten jahrhunderte
zu sammeln und neu herauszugeben, wie hätte ein dafür
nothwendiges hülfsmittel gebrechen dürfen? alle leser
werden die schöne ausführlichkeit loben, die mein bru-
der den einzelnen wortbedeutungen gab und gern die
oft ungleiche behandlung der ableitungen oder wurzeln
dulden, ohne dasz hiermit ein tadel des einen oder des
andern verfahrens ausgesprochen sein soll. mag seit des
treuen mitarbeiters abgang die aussicht auf vollendung des
werks durch dessen urheber selbst noch zweifelhafter ge-
worden sein, als sie menschlichen voraussetzungen nach
gleich anfangs war, so tröstet mich die begründete hof-