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dürfnissen eigentlich wenig gelegen und ich sehe vor-
aus und vertraue dasz ich doch mein lebelang ehrlich.
ausreichen werde.’ die liebe zum vaterlande und der
trieb lieber still zu arbeiten als eine professur zu be-
kleiden überwanden alle bedenklichkeiten. Sie würden
auch 1840 nicht nach Berlin gegangen sein, hätten ihnen
ihre verhältnisse irgend die wahl gelassen. Wilhelm war
1809 dort gewesen zum besuch bei Achim von Arnim;
die stadt hatte ihm sosehr misfallen, dasz als nicht lange
nachher Savigny von Landshut dorthin berufen wurde
und hingieng, er diesen wahrhaft bedauerte. seitdem
war vieles dort anders geworden, immer aber erweckte
die verwirrung der fernabliegenden groszen stadt scheu
und besorgnis man werde dort fremd bleiben, Jena oder
Leipzig, am liebsten Marburg hätten viel näher gelegen:
sie wären gern in Hessen geblieben, in dem lande das
vielleicht am reinsten in Deutschland von seinen bewoh-
nern geliebt wird. dennoch, unbeschadet dieser anhäng-
lichkeit die niemals sich minderte, nachdem einmal Berlin
gewählt und betreten worden war, ist jene frühere böse
meinung ins gegentheil umgeschlagen, denn es gewährte
stille, behaglichkeit und hülfsmittel ir höherem grade
noch als das Cassel der ersten zeiten. beide brüder wa-
ren sehr gern in Berlin, mein vater besonders setzte oft
fremden gegenüber die vorzüge des berliner lebens ins
hellste licht. unabhängig, herren ihrer ganzen zeit, ohne
jede gesellschaftliche verpflichtung lebten sie sich völlig
ein, und da im vergleich zu den früheren jahren die
gesundheit beider im ganzen sich gebessert hatte, blieb
wenig zu wünschen übrig.
Ueber zwanzig jahre dauerte ihre thätigkeit in Ber-
lin. reisen nahmen nur geringe zeit fort, längere unter-
brechungen waren für Jacob eine reise nach Italien und
der aufenthalt in Frankfurt als er 1848 ins parlament
yewählt worden war. In der Universität hielten sie nur