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erhalten geblieben wäre wenn er weniger gearbeitet
hätte.
In den letzten zeiten waren seine nächte nicht mehr
so gut als früher. er erwachte und konnte den schlaf
nicht wiederfinden. ‘Wie schön sind die langen som-
mertage, worauf sich vögel und menschen freuen! sie
gemahnen an die jugendzeit in der die stunden licht ein-
saugen und langsam verflieszen; was davon noch übrig
war wird vom dunkel des winters und des alters schnell
geschluckt. nun bin ich bald 78, und wenn. ich schlaf-
los im bette liege und wache, tröstet mich die liebe helle
und flöszt mir gedanken ein und erinnerungen. 3. juni
1862. Jac. Grimm.’ diese worte fanden sich auf einen
kleinen zettel geschrieben in seiner brieftasche. er hatte
eine neigung zu den sternen zu sehn von jugend auf.
in einem briefe an Lachmann aus den ersten zwanziger
jahren klagt er, dasz ihm bei einem umzug durch die
veränderte lage seines zimmers nun der blick auf das
herrliche siebengestirn genommen sel. in seinem alter
wenn er nicht schlafen konnte stand er zuweilen auch
auf und trat ans fenster um den himmel zu betrachten.
Es schien als werde er noch manches jahr so fort-
ijeben. als im frühling 1863 sein bruder Ludwig Grimm,
mahler und professor an der Akademie zu Cassel starb,
sagte er, ‘nun bin ich nur noch ganz allein da’ ohne
den gedanken aber als müsse die reihe so bald auch an
ihn kommen. er hatte, da er noch für die umarbeitung
der abhandlung über das alter sammelte, Flourens’ buch
sur la longevite zum geschenk erhalten, in welchem be-
wiesen wird, dasz das gewöhnliche alter des menschen
hundert jahre zu betragen habe. er erklärte darauf scher-
zend, dasz seine absicht sei selbst so alt zu werden.
dasz er sich zuweilen ein wenig niederlegte, oder vor
seinem tische sitzend mit verschränkten armen den kopf
übersinken liesz, auf kurze zeit nur. war mehr ein zeichen