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wieder. wird nicht dem blinden manne von Chios das
yröszte epos aller zeiten, dem blinden Ossian das wun-
dervolle gewirk der kostbaren lieder des schottischen hoch-
landes beigelegt? der unvergängliche, diesen augenlosen
greisen zugefallne ruhm, offenbart sich in ihm nicht allein
der hohe werth des alters selbst, sondern auch die aller-
reichste vergeltung des verlornen äuszeren lichts? den
blinden rhapsoden umsteht ein bewegter kreis, der ihm
lauscht und den er befeuert, seine lebenskraft hat sich
nicht verringert, sondern gesteigert, wir gewahren erst
dem höheren alter war es beschieden eine ewigjunge
dichtung hervorzubringen. versetze ich aber einen seines
yehörs verlustig gegangnen zurück in jene alte zeit, so
erscheint er mir fast als ein verlorner mann, dessen ein-
yeschränkte freudenleere tage sehnsüchtig dem ende des
lebens entgegenschleichen musten. das alles hat sich in
der gegenwärtigen zeit umgedreht und das verhältnis der
blindheit zur taubheit, kann man sagen, steht wieder auf
dem der natur angemessenen fusz.
Wir haben die schwächung oder entziehung edler
sinne erwogen, von der vorzugsweise das alter betroffen
wird, unmittelbar an glieder des leibs gebunden, greift
sie doch wesentlich zugleich den geist an. es bleibt
übrig, der eigentlich geistigen nachtheile zu gedenken,
die dem alter vorgehalten, der vortheile. die ihm einge-
räumt werden.
Um auch hier mit den vorwürfen anzuheben, so er-
schöpfen sich alle sprachen in ausdrücken, die ungünstig
lauten. bei Cicero heiszen greise morosi, anxil, difficiles,
iracundi, avari: amariorem me senectus facit, stomachor
omnia. aus einheimischen schriftstellern liesze sich eine
lange reihe einstimmiger beiwörter entnehmen: mürrisch,
yrämlich, eigensinnig, altfränkisch, ableibig, protzend,