9}
Voranftehende bruchftücke aus dem gedicht von Athis und Prophi-
lias das die einfachheit des zwölften Jahrhunderts mit der kunftreichen aus-
bildung des dreizehnten vereinigt, erhielt ich vor einigen jahren als will-
kommenes gefchenk aus der bibliothek des freiherrn v. Meufebach, wo hr
Dr Zacher, mit einem verzeichnis diefer unfchätzbaren, jetzt in die könig-
liche bibliothek übergegangenen fammlung befchäfftigt, fie aufgefunden
hatte. A’— A° beftanden aus einer eben{o forgfältigen als zierlichen abfchrift,
die Meufebach den beigefchriebenen bemerkungen zufolge von zwei kürzern
und zwei längern, auf beiden feiten befchriebenen ftreifen (ohne zweifel von
pergament) felbft genommen hatte. die kürzern A” und A‘ waren “oben ab-
gefchnitten’, womit foll gefagt werden dafs nur der untere theil des blattes
fich erhalten hatte. A‘, wird bemerkt, fei aus der mitte eines blattes ge-
nommen, und das wird denn auch von A*° gelten müffen. über die herkunft
diefer pergamentblätter findet fich keine andeutung, indeffen vermute ich
dafs fie fich einmal zu Halberftadt befunden haben. vor etwa zwanzig
jahren erhielt mein bruder von dort her abfchrift von ein paar aus einem
buch genommenen falzen, die unter andere papiere geraten war und fich
jetzt erft wieder gefunden hat. auf den erften blick ergibt fich dafs es keine
anderen als die meufebachifchen bruchftücke find: fie enthalten genau das-
felbe, nicht mehr, nur einiges weniger. wo fie gegenwärtig fich befinden, weifs
ich nicht: in Halberftadt habe ich mich vergeblich danach erkundigt. hätte
ich fie erlangen können, fo wäre das unlesbare durch anwendung eines re-
agens wahrfcheinlich heraus gekommen. Meufebachs abfchrift ift im ganzen
forgfältiger und genauer als die Halberftädter, doch fcheint diefe neben of-
fenbaren lefefehlern einige male den vorzug zu verdienen. aufser diefer
abfchrift von vier bruchftücken erhielt ich ebenfalls aus der meufebachi-
fchen bibliothek die hälfte eines pergamentblattes, das hier unter A** abge-
druckt ift. es mag als vorfetzblatt an der innern feite eines bücherdeckels
gedient haben: man fieht noch die fpuren des leders auf der los geriffenen
erften ‚fpalte der rückfeite, auch ift die fchrift dadurch befchädigt worden,
und ohne anwendung des reagens würde manches unlesbar geblieben fein;
das nicht ganz fichere ift in dem druck mit kleinerer fchrift bezeichnet. wie
es fcheint war das buch in octavformat, und deshalb ward das breite perga-
mentblatt umgelegt und die hälfte davon als freies blatt vorgefetzt. auf der
zweiten fpalte der rückfeite, queer an dem äufseren rand neben z. 77 —85
B