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Hessisches Staatsarch
urg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
deutsche Runen.
Staatsarchiv Marburg
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Hr.
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Vorbemerkungen.
688
Uebereinstimmung der St. Galler
und angelsachs. Runen. - -
Abstammung und Verwandtschaft der
nord. deutschen und angels. Runen.
Runen bei Isidor. - - ,
Markomannische Runen. - ,
Verhältniß der altsachs. und nordi-
schen Runen. - , - s
20. Angelsächsische Denkmäler. - -
21. Nordische Denkmäler. - - * iji
22. Runen auf dem Löwen zu Venedig. 209
Beilagen.
A. Angelsächsisches Gedicht über die
Runen-Namen. - - - 217
B. Nordisches Gedicht über die Ru-
nen-Namen. - s f g 246
Anhang.
1. Steine mit Zeichen aus heidni-
schen Grabhügeln. - - - 255
N. Weissagung aus Baumzweigen. - 296
Hl. Altes Denkmal aus christlicher
Zeit. - * * * f 321
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lehrte Männer, wie vornehmlich Zoega
und Hug, haben die Vermuthung auf-
gestellt, daß das Alphabet, dessen Erfin-
dung den Aegyptiern mit Recht zuge-
schrieben werde, aus den Hieroglyphen
sich allmälig entwickelt *). Es wird an-
genommen, dieser Weg sey langsam zu-
rückgelegt und der menschliche Geist nur
von einer Stufe zur andern dabei fort-
geschritten. Wie man Gedanken in Worte,
Worte in Sylben, diese in Laute nach
und nach abgesondert, so habe man in
gleicher Folge statt der Gedanken Worte,
dann statt der Worte Sylben, endlich bloss
Buchstaben gemahlt. Diese Ansicht hat
auf den ersten Blick etwas natürliches und
einladendes, doch muß man zugeben, daß
») Eine schätzbare Jusammenstellung und
Beurtheilung der verschiedenen bisher ge,
äußerten Meinungen über diesen Gegen,
stand hat Welcker geliefert in Zoe,
gas Leben, Th.». wo er von dem Werk
über die Obelisken handelt.
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der schwierige Punct, auf den es eigent-
lich ankommt, wie nämlich das Bild eines
Dinges oder Zeichen eines Begriffs in das
Zeichen eines Lauts übergegangen sey, /ck-u
mehr versteckt als aufgeklärt werde. Man ^
ist zumcden, wenn man für einzelne Fälle ^ ch., 5^^..-
die Möglichkeit des Ueberganqs nacbwej. ^ ... ^
scn kann und dazu stnd die phonetischen ^^ .
Hieroglyphe», eine besondere, aber gerade ^
die jüngste Art, mit der uns Horapvllo
b-k.n», mach,, b-HMich z«d.m si. «Sm- .^.5,^. A^,LLM-ÄW
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sinnlichen, um den anderen, übersinnlichen, ^ ^
damit zu bezeichnen. Das gewöhnliche ^
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Laut seines Namens zugleich auch die ^ ^ / ,. ' « /^ /-
Seele bezeichnete, nun als Hieroglyphe die ^
Seele bedeutete. Läßt man dieser Be-
Zeichnungen eine Anzahl auffinden und sich -r^>
in den Hieroglyphen anhäufen und dann
einen Einzelnen aufstehen, der sie heraus-
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rieht und ablöst als eine eigene Schrift,
auch die unbequeme Maste ordnet und in
Sylben zertheilt; hernach einen zweiten,
der daraus die einzelnen Buchstaben durch
Scheidung gewinnt und endlich einen
dritten, der zur Erkenntniß der einfachen
Grundlaute der Sprache gelangt; so
nimmt man in der Hauptsache dennoch
gewaltsame Sprünge an, wenn man sie
auch unter verschiedene vertheilt oder durch
lange Zwischenräume trennt. Die andere
Meinung, nach welcher es dem blosen
Nachdenken und Ticfsinn eines Einzelnen
gleich gelungen wäre, das Alphabet zu
erfinden, faßt dasselbe nur auf Einmal;
es mögen nun, wie Hug glaubt, die
Hieroglyphen Veranlassung zu diesem
Nachsinnen gegeben und daher Einfluß
auf die Gestalt und Namen der Buchsta»
ben gehabt haben, oder die Erfindung
ganz unabhängig gemacht seyn. Diese
Ansicht hat mit einer dritten, daß ein
Mensch von göttlichem Geist angehaucht,
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ausgestattet war. Die Griechen dagegen
hatten zuerst ein engeres, das aber spater«
hin erweitert wurde. Bei der Entdeckung
von Amerika war nach Humboldt *) der
Gebrauch der Bilderschrift in Mexiko so
ausgebreitet, daß tausende mit der Ver-
fertigung derselben sich beschäftigten, allein
es fand sich hier so wenig, als bei andern
amerikanischen Völkern eine Spur von
Kenntniß der Buchstaben. Gleichwohl
war der Zustand dort in keiner Weise
roh zu nennen, im Gegentheil, es hatten
bereits nicht mehr blvse Sitten, sondern
ausgesprochene Gesetze alle Verhältnisse
selbst die geringfügigsten des Privatlebens
fest bestimmt. Bei den Chinesen, wo, auf
ähnliche Art, eine erstarrte Verfeinerung
das Leben niederdrückt, hat die Idee der
Buchstaben keinen Eingang gefunden und
ihre Schrift erhält noch jetzt blvse Be-
griffszeichen; sic scheint dort die Natur
weiter fortgebildeter Hieroglyphen zu ha-
•) Monument de l’Amerique pl. XIII.
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1026 Göttingische gel. Anzeigen
gründliche Gelehrsamkeit, gleich unermüdeten Fleiß,
und gleich glücklichen Scharfsinn, so daß wir kein
Bedenken tragen, diese seine Schrift für eine unent-
behrliche Beylage zu der zweyten Ausgabe der deut-
schen Grammatik zu erklären. Der Vortrag ist klar,
die Schreibart natürlich und durchaus entfernt von
jener eckigen Steifheit, durch die so mancher die
Welt gern möchte glauben machen, er sey Johannes
Müller der Zweyte. — Der Inhalt des Buches, so
viel sich derselbe bey so manchen ins Einzelne gehen-
den Untersuchungen mittheilen laßt, ist folgender.
Die Buchstabenschrift geht über den Anfang unseres
historischen Wissens hinaus. Der von Mehreren ver-
suchten Ableitung derselben aus der Hieroglyphe ste-
hen große Schwierigkeiten entgegen. (— Noch mehr:
man kann mit Recht behaupten, daß die Hieroglyphe
der Erfindung .der Buchstabenschrift den Weg ver-
sperrt. Jene bietet sich dem rohesten Verstände
dar; das Wort in Laute zerlegen, Laute mahlen,
das Auge hören lehren — dieß ist eine Erfindung
größer als eine die je gemacht wurde, eine Erfindung
die wir mehr anstaunen als begreifen können. Daß
aber die Buchstabenschrift als Erfindung angesehen
werden muß, und nicht mit der Sprache in Eine
Reihe gesetzt werden darf, ergibt sich erstens daraus,
daß sie nicht ein gemeinschaftliches Erbtheil der Mensch-
heit ist, sondern die Bewohner der Erde sich in merk-
zeichnende, begriffzeichnende, lautzeichnende theilen;
zweytens daraus, daß sie im Fortgange der Zeit er-
weitert wurde, neue Lautzeichen erfunden wurden,
während eine Sprache um so alter sie wird, um so
mehr von ihrer innern Lebendigkeit verliert, oder mit
andern Worten m keiner historischen Grammatik von
Zuwachsen, sondern nur von Abfallen und Erstarren
die Rede seyn kann. —) Die Buchstabenschrift ist ben
Völkern durch Ueberlieferung zugekommen, und die
Verwandtschaft der phönicischen, altgriechischen, etruri-
sehen, celtiberischen, römischen , gothischen und runi-
scheu Buchstaben nöthigt zur Annahme eines ftühe-
* vm, allen diesen zu Grunde liegenden Alphabets-
Selbst in. der Zahl der Buchstaben zeigt sich Ueber-
einstimmung: sechszehen Cadmeische, ftchszeym Odi-
nische; dann Vermehrung der Lautzeichen, dort so
wie hier, bis endlich, so wie zugleich die Sprache
ihre unendliche Mannigfaltigkeit an Lauten verliert,
ein Gleichmaß zwischen Lauten und Zeichen entsteht,
das dem lesenden Menschen genügt, ihn aber nie in
den Stand seßt, Sprachen oder nur Mundarten, die
er nicht in ihrem lebenden Tone aufgefaßt hat, zu
sprechen wie es sich gebührt. — Zu welcher Zeit
Buchstabenschrift in * Deutschland eingeführt wurde,
laßt sich nicht bestimmen. Indessen schließt Hr. G.
(wahrend er das bekannte ‘Jiterarum secreta vir*
pariter ac feminae ignorant’ erklärt, das Volk
schrieb nicht) aus dem gesammten Zustande der Na-
tion, und aus einzelnen Nachrichten, daß diejenigen,
in deren Handen die Bewahrung geistiges Eigenthu-
mes lag, bereits zu Tacitus Zeiten Buchstabenschrift
besaßen; und bey der zwischen den griechischen und
runischen Buchstaben obwaltenden Aehnlichkeit glaubt
er sich die Vermuthung erlauben zu dürfen, daß viel-
leicht das was die Römer für griechische Buchstaben
hielten, inländische Runenschrift war. Wie es sich
jedoch damit verhalten mag, klar vor Augen liegt
im vierten Jahrhunderte die gothische Schrift, größ-
tentheils verwandt der griechischen,^ aber vier oder
fünf offenbar der Runenschrift angehörige Zeichen ent-
haltend, folglich weder von Ulsilas erfunden, noch
den Nachbaren abgeborgt , sondern schon früher vor-
handen. Daß unter allen deutschen Völkerstämmen
die Gothen allein in jener Zeit sollten Schrift ge-
kannt haben, ist wenigstens nicht wahrscheinlich, wenn
auch für jene kein ausdrückliches Zeugniß noch weni-
ger ein erhaltenes Denkmahl spricht. Ob Chilperich
2 (5)
1028 Göttingische gel. Anzeigen
mit seinen vier neuen Buchstaben ein deutsches odsr
ein lateinisches Alphabet vermehren wollte, ist schwer
zu entscheiden. Offenbar aber die Rune, und zwar
die deutsche Rune ist die schon so vielfach bespro-
chene barbara runa, des Venantius Fortunatus,
Bischofs zu PoitierS. (— Und zwar spricht er von
ihnen so als wenn damahls das Deutsche gewöhn-
lich oder nur mit Runen und auf Holztäfelchen
geschrieben worden wäre. Wenn du, sagt er seinem
Flavus — dem Namen nach also auch ein Jtalia-
ner — das römische Gemurmel nicht Liebst (dafür
also galt unter Fortunatus fränkischer Umgebung das
Latein!), so kannst du mir (man weiß nicht ob ec
sich selbst oder seinem Freunde etwas schmeichelhaftes
sagen will) hebräisch, persisch (?), griechisch, oder deutsch
schreiben, und das letzte ganz nach Landessi'tte, bar-
bara fraxineis pingatur runa tabellis, quodque
papyrus agit, virgula plana valet. Fraxineae
tabellae und vfrgula plana sind wohl ganz das-
selbe. —) Bey dieser ®elegenfyeit schattet der Verf.
eine Untersuchung über den Ursprung und die Be-
deutungen des Wortes Rune ein. (— Da das Voll-
wort 'runen' unser noch gebräuchliches Wort raunen
ist, so scheint die ursprüngliche Bedeutung von runa
zu seyn susurrus, und so konnte es dann von jedem
Gemurmel gebraucht werden, mochte die Absicht seyn,
daß das Zugeflüsterte geheim gehalten, oder daß es
ausgesprochen werde. Im Grunde sind die Buchsta-
ben wahre Einhelfer, Prompte, die uns einblasen
was wir aussprechen sollen, wie denn auch Leute, die
nicht viel lesen, immer halb laut lesen. Die Be-
deutungen Geheimniß, geheime Berathung, Zauber-
spruch, Buchstabe, scheinen sich alle ganz natürlich in
dem, einen sinnlichen Begriff bezeichnenden, snsur-
rus zu vereinigen.—) Mit dem achten Jahrhun-
derte war in Deutschland der Gebrauch der lateini-
schen Schrift so allgemein geworden, daß man sich
einer Rune höchstens etwa noch als Abkürzung be-
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
1030 Göttingische gel. Anzeigen
anzusehen sey. Er entscheidet, unbedingt für die fechs-
zehn alten nordischen Runen, in denen er ein Alpha-
bet erkennt, welches die aus Mittelasien auswan-
dernden StäKrme als väterliches Erbgut mitbrachten.
Aus jenen sechszehen alten Runen bildeten sich, wie
schon die Namen zeigen, die deutschen und die angel-
sächsischen. Daß die letztem von den Sachsen aus
ihren deutschen Stammsitzen nach England mitgenom-
men wurden, nicht aber die nordischen Runen unmit-
telbar dorthin übergegangen sind, wird noch durch
zwey.bisher unbekannte, von Hn. von Ärx und Hn.
Gehn Cab. R. Kopp mitgetheilte Runenalphabete be-
stätigt, die sich in zwey Handschriften einer Abhand-
lung des Jft'dorus finden. Nach dem bisher gesag-
ten leidet'^ er keinen Zweifel, daß die Runen bey
HLabanuS Maurus dasselbe Alphabet sind, welches
die Sachsen mit nach England brachten. Aber wer
sind die ‘Marcomanni quos nos Nordmannos
vocamus’? Die Antwort ist: Eben diese Sachsen,
oder, bestimmter zu sagen, derjenige Theil derselben,
der jenseit der Elbe wohnte. Diese hießen, wie
schon Spener bewies, und auch Ihre annahm, Mark-
mannen, Nordmannen, Nordleute. Ihnen mag das
nordische Alphabet schon früher mitgetheilt worden
seyn; denn in der Erweiterung desselben weichen beide
Stämme von einander ab, im Norden entstanden die
punctirten Runen, unter , den Angelsachsen neue For-
men. Daß zu Hrabanus Zeit der Gebrauch dieser
Runen auf jenen nordwestlichen Winket beschränkt
war, scheint aus seinen Worten bestimmt hervorzu-
gehen;^ dieß darf uns jedoch nicht berechtigen, für
eine frühere Zeit die Kenntniß derselben dem übrigen
Deutschland abzusprechen, wiewohl bis jetzt in Deutsch-
land selbst noch kein unbezweiftlteS Denkmahl mit
deutschen Runen entdeckt worden ist. Hr. G. wen-
det sich also zu den bekannt gewordenen angelsächsi-
schen Denkmahlen, auf denen das besprochene Alpha-
bet zur Anwendung gekommen ist, und dann zu
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1032 Göttingische gel. Anzeigen
für sorgt er am besten durch öffentliche Bekanntma-
chung. — "Es müßte in einem Werke zusammenge-
stellt werden, was über die deutschen Grabhügel in
einzelnen Schriften enthalten oder sonst hier und da
zerstreut ist.... Ein anderes Bedürfniß wäre eine
Karte, welche die Puncte angäbe, wo man bis jetzt
Grabhügel gefunden hat. Merkwürdig ist ohne
Zweifel der Umstand, daß sie im südlichen Deutsch-
land äußerst selten zu seyn scheinend — Die sonder-
baren Figuren des hessischen Steines führten auf den
Gedanken die altdeutsche Rhabdomantie damit in Ver-
bindung zu bringen (s. Gotting. Anz. 1819, S.
IÜ26.). Dieß veranlaßt den Derf. zu dem II. Ab-
schnitte seines Anhanges: Weissagung aus Baum-
zweigen. Auch dieser Abschnitt zeugt von der ausge-
breiteten Belesenheit und dem Scharfsinn des Verfas-
sers. III- Altes Denkmahl aus christlicher Zeit. Ein
Stein zu Mainz, auf dem man, aber gewiß^ irrig,
Runen finden wollte. Ec ist auf Tafel XI. abgebil-
det, so daß jetzt wer Lust hat sein Heil an der Deu-
tung desselben versuchen kann.
Während der Verfasser dieser Anzeige mit der
Grimmischen Schrift beschäftigt war, erhielt er als
freundschaftliches Geschenk: Das Neueste über die
Runen. Aeußerungen der -Herren A. und B. Kopen-
hagen 1821. Zwey Quartblätter mit einem Folio-
blatt in Steindruck.
Der Hr. A. ist 'Mart. Friedr. Arendt, nordi-
scher Alterthumsforscher aus Altonas von dem im
vorigen Jahrg. unserer Anzeigen S. 1648 die Rede
war. Dieser ließ 1818 in Linköping ein großes Fo-
lioblatt mit der Aufschrift 'Skandinaviska Paleogra-
ften* drucken, deren erste Linien (zwey Runenalpha-
bete enthaltend) hier iw einem Steindrucke beygelegt
sind. — Diese Arendtschen Untersuchungen hat ein
dänischer AlterthüntSforscher, der unter dem Namen
B. versteckt ist, weiter verfolgt und zum Theil be-
richtigt. Wir müssen uns auf die Versicherung
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1034 Göttingische gel. Anzeigen
es mit Fants Muthmaßung (obs. select. part 1.)
Richtigkeit fjctt, daß der schwed. Version eine norwe-
gische vorangegangen sey. Sehr wenig bietet der
zweyte Zeitraum dar, die folgenden sind ungleich rei-
cher, doch nur an Einzelnheiten. Schweden hat noch
keinen Dichter gezeugt, von durchgreifendem, hinhal-
tendem Einfluß; stände er auf, er würde alle frühe-
ren bald verdunkeln. Zwar Stjernhjelm empfängt
hier überschwängliches Lob; was hat er außer dem
Hercules und einigen Balleten, Sonetten hervorge-
bracht? Er ist edel, gewandt, aber zu gelehrt, ohne
Feuer und fruchtbare Fülle.^ Den gefangenen Cupido
shakespearisch zu finden, näher besehen eine einzelne
Scene daraus (und in Shakespeare eben herrscht durch-
dringende Größe), heißt übertreiben. Von Manier
war Stjernhjelm nicht frey, die Nachfolger fielen
noch tiefer hinein. Sein nach Accenten gemessener
Hexameter (spätere Verskünstler maßen auch nach der
Quantität, Palmfeldt und Nicander Th. 1. S. 263.
295) ist zwar unvollkommen, aber nicht ohne Gefü-
gigkeit und Wohllaut, wie ihn Opiz und Fleming
nicht zu Stande gebracht haben würden. Rosenha-
nes Sonetts nach den I , 145 -149 gegebenen schö-
nen Proben find an sich vollendeter, gerundeter als
irgend ein deutsches jener Zeit. Die schwed. Dicht-
kunst wußte aber aus Begünstigungen, die ihr glück-
liche Sprachformen darboten, keinen rechten Vortheil
zu ziehen; die deutsche hat sich durch ungünstigere
Verhältnisse (nie war die schwed. Prosa so tief ge-
sunken, als die deutsche des 17. und des halben 18.
Jahrh.) weit mehr durchgearbeitet. Seit dem 18ten
brach dort der franzbs. Geschmack ein: Dalin über
welchem Stjernhjelm schon vergessen wurde, unbescha-
det seines übrigen Verdienstes, ist ein mittelmäßiger
Dichter, und so beurtheilt ihn auch Hr. H. Bald
entsprangen die Gesellschaften und Akademien (vgl.
S. 258 - 262) welche der Poesie sichtbar geschadet
haben. Die beiden akademischen Dichter, Vorsteher
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1036 Göttingische gel. Anzeigen
schen Literatur zu vergleichen, welcher sich im dritten
Wände der Motbechschen Briefe über Schweden
(deutsch übers. Altona 1820 S. 279-410) findet.
Tübingen.
Bey I. F. Oslander: Archiv für die Theologie und
ihre neueste Literatur. Herausgegeben von Dr* E. G.
Bengel, ord. Prof, der Theologie und Superatten-
dent des theologischen Seminariums in Tübmgen.
Dritter Band. 1819. 837 S. gr. 8.
Der Geist und die Einrichtung dieses Archivs ist
von uns bey der Anzeige der zwey ersten Bande cha-
räkterisirt worden. In dem vorliegenden dritten Bande
findet sich zuerst eine Abhandlung von Andr. Keller,
Pfarrer zu Jllnau im Canton Zürich, über die Frage:
Welche Wendung ist dem Beweise für die Göttlich-
keit der Lehre Jesu, der aus den Wundern hergenom-
men wird, im Volks - und Jugend - Unterrichte zu ge-
ben, damit er auch jetzt noch zu Bestätigung des Glau-
bens an dieselbe Kraft behalte ? Die Frage wird sehr
klar, einfach und gründlich beantwortet. Nachdem
die Kraft dieses Beweises überhaupt kurz vertheidiget
worden, wird gezeigt , daß er insbesondere bey dem
Volke und der Jugend nicht entbehrt werden könne,
daß man hier zwar die Glaubwürdigkeit der Erzähler
recht populär darthun könne, daß es aber besonders
auch darauf ankomme, durch Erfahrung und Geschichte
auf den Anfang des Christenthums und die Wunder,
durch welche es in der Welt eingeführt worden, zu-
rückzugehen. Als Jesus auftrat, waren nicht nur die
Heiden im Abklauben und Götzendienst versunken,
sondern eö Wr auch unter den Juden die wahre Re-
ligionserkenntniß verdunkelt. Jesus sollte den Götzen-
dienst stürzen und die wahre Religion ans Licht brin-
gen und verbreiten, er sollte die größte aller Weltre-
volutionen bewirken. Die Schwierigkeiten schienen
unüberwindlich zu seyn. Aeußere Hülfsmittel, sie zu
besiegen, waren nicht vorhanden. Nun erzählt die
Geschichte wunderbare Thaten Jesu und der Apostel,
io4* St., den za. Zun. 1821. 1037
aus welchen allein die Einführung und Fortdauer des
Christenthums und die Ueberwindung aller jener Schwie-
rigkeiten erklärbar ist. Diese Wunder ersetzten und
übertrafen alle andere Hülfsmittel und brachten eine
solche Wirkung hervor, daß die fortgesetzte Wiederhoh-
lung derselben unnöthig war. Man geht bey dieser
Wendung des Beweises von dem Daseyn der christ-
lichen Kirche auf der Erde aus, eben so, wie man
im populären Unterrichte bey dem Beweise der Exi-
stenz Gottes von dem Daseyn und der Betrachtung
der Welt ausgeht. Daß diese Wunder schon so alt
sind und keine neue geschehen, beweiset eben so wenig
wider sie, als das Alter der Welt wider das Daseyn
ihres Urhebers. Im Gegentheil wird der eine wie
der andere Beweis durch das steigende Alterthum ver-
stärkt. Je länger das Christenthum fortdauert, desto
mehr fällt die Kraft der Wunder in die Augen, durch
welche es begründet wurde. Dieß ist das Wesent-
liche dieser Abhandlung. Es könnte noch hinzugefügt
werden, daß die Wunder immer zu denjenigen Be-
weisen für die Göttlichkeit des Christenthums gehör-
ten, welche am meisten Popularität hatten, und daß
daher nicht einmal so viel auf die Wendung ankommt,
welche man diesem Beweise für das Volk und die Jugend
gibt. Die Beyträge zur Vertheidigung der Aechtheit
des Pentateuchs von dem verewigtenCanonicus Jahn
zu Wien, die schon im zweyten Bande angefangen
hatten, werden hier fortgesetzt. Sie betreffen theils
die Sprache und Schreibart, theils das Fragmentan-
sche And die vorgeblichen Anachronismen desselben. Eö
werden im Ganzen bey 400 Wörter und Redensar-
ten gesammelt, die dem Pentateuch eigen sind und
fast eben so viele, die in demselben nie oder selten, in
jüngeren Büchern aber sehr häufig vorkommen, und
dabey sind noch sehr viele, welche gleichfalls angeführt
werden konnten, übergangen. Es wird nicht geleug-
net, daß einzelne Stücke unk Stellen im Pentateu-
chus von verschiedenen Verfassern seyn mögen, zugleich
aber behauptet, daß Moses sie selbst eingerückt habe.
1038 Göttingische gel. Anzeigen
Eben so wenig wird die Verschiedenheit der Schreib-
art in einzelnen Stücken geleugnet, zugleich aber be-
merkt, daß man garnicht durchaus einerley Schreibart
Ln einem Buche erwarten könne, welches in einer langen
Reihe von Jahren, unter mancherley Unterbrechungen,
in verschiedenen Gemüthsstimmungen und unter un-
ruhigen Reisen geschrieben worden sey und Ln welches
Moses auch fremde Aufsätze aufgenommen habe. Eben
daraus wird auch zum Theil die fragmentarische Be-
schaffenheit des Pentateuchuö erklärt. Die Mühe,
heißt es S.553 f. die man sich gegeben hat, zu zei-
gen, daß alles nur Stückwerk sey, war vergebens ver-
schwendet : denn dieß erkannten alle aufmerksame Leser,
nur sahen sie ein, daß .von dem so beschäftigten Mose,
besonders in jenem Alterthum, nichts anders zu er-
warten sey, als eine.Zusammenstellung von verschiede-
nen Aufsätzen, die einzeln zu sehr verschiedenen Zei-
ten niedergeschrieben worden. — Man hatte, anstatt
einzelne Stücke, Wiederhohlungen rc. aufzuzeigen, die
Frage untersuchen sollen, ob Mose etwas anders als
einzelne Aufsätze habe liefern wollen, und ob er bey
seinen vielfältigen Geschäften in jenen noch wenig
gebildeten Zeiten ein in allen seinen Theilen künstlich
verbundenes Werk habe liefern können —- denn nur,
wenn solche einzelne Stücke mit allen Schlußformeln,
Wiederhohlungen, verschiedenen Nachrichten von einer-
ley Begebenheiten und verschiedenen Behandlungen
eben desselben Gegenstands nicht von einem Manne,
wie Mose, herstammen, auch manche Stücke nicht
von verschiedenen Zeitgenossen Mosis aufgesetzt und
von ihm unter seine Schriften aufgenommen seyn
können, wird man vollkommen berechtiget seyn, auf
jüngere Zeiten zu schließen. Dieß führt Jahn wei-
ter aus und zeigt selbst an Beyspielen anderer alter
Schriftsteller, die sich nicht in Mosis Lage befanden,
Werke von gleicher Beschaffeuheit geschrieben haben.
Er durchgeht eine Reihe von Abschnitten und Stel-
len im Pentateuchuö, die Moses nach der Behaup-
tung Vaters und mehrerer anderer nicht soll ge-
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
104* St., den Zo. Iun. 1821. 1039
schrieben haben können, und zeigt, daß sie wirklich von
ihm herrühren können. Von einem Ungenannten sind
Einige Zweifel gegen die neuerliche Annahme, als ob
aus dem Samaritanifchen Pentateuche kein Beweis
für das frühere Alter des Pentateuchs geführt wer-
den könnte. Das Resultat, dessen Prämissen wir
hier nicht folgen können, ist, daß der Samaritanische
Text für das Vorhandenseyn des Pentateuchus bis in
das Davidische Zeitalter hinauf spreche, woraus frey-
lich nicht folgt, daß er nicht schon früher vorhanden
war. M. C. F. Eisenlohr, Decan'in Reutlin-
gen, über den Ursprung und ursprünglichen Sinn der
Entsagungsformel bey der Taufe. Tertullian ist der
etste, welcher dieses Gebrauchs und einer dabey übli-
chen bestimmten Formel und häufig gedenkt und ihn
selbst von einer apostolischen Tradition ableitet. Wahr-
scheinlich ist er zuerst zu Rom mit andern zur Taufe
hinzugekommenen Carimonien entstanden, Man ent-
sagte dem Teufel, seinem Pompe und seinen Engeln
und darunter war der Götzendienst sammt allem dazu
gehörigen Apparate, auch den Schauspielen, zu ver-
stehen. Ern Aufsaß von M. Christ. Friedr. Zager,
Diaconus in Canstatt, betrifft Johannes von Mül-
lers frühere religiöse Bildung und Uebertritt vom
Studium der Theologie zu dem der Geschichte Er
ist aus Müllers eigenen Schriften und aus seines
Bruders Johann Georg Erinnerungen aus dessen Ju-
gendgeschichte geschöpft und bildet ein interessantes
Ganzes. Die Uebersicht der bedeutendsten Schriften
über Luther und seine Reformation aus Anlaß der
Jubelfeyer der letztern vom Herausgeber gehört mehr
zu den Abhandlungen als zu den Recensionen; sie ist
in diesem Bgnde noch nicht beendigt. Den übrigen
Raum nehmen die Recensionen und Nachrichten ein.
Lemgo.
Zwey Predigten, gehalten zum Gedächtniß der
Durchlauchtigsten Fürstin Pauline Christine Wilhel-
mine Fürstin zur Lippe, gebornen Prinzessin zu An-
essisches Staatsarchiv Ma
Göttingifche gel. Anzeigen.
1040
halt Bernburg in der Kirche zu Detmold, nebst ei-
ner Zugabe von Ferdinand Weerth, Gener.
Superintendenten und erstem Prediger der Gemeine,
1821. S. 68 in 8.
Wenn wir auch dem Angedenken der edelsten Für-
stinn nicht selbst ein Opfer schuldig waren, so wür-
den wir es doch für unsere Pflicht halten, unsere Le-
ser mit dieser Schrift bekannt zu machen, welche in
einer den Predigten angehängten Zugabe, S. 47-
68 die wahrste, die würdigste und zugleich anzie-
hendste Schilderung ihres Characters enthalt, und
ihr damif das ehrendste aller Denkmahle gesetzt hat.
Freylich ist die Schilderung zugleich die edelste Lob-
rede geworden: aber dieß bürgt nur für ihre Wahr-
heit; denn von dem Vers, der zwey voranstehenden
Predigten und von dem Geiste, der sich darin aus-
spricht, kann man gewiß genug seyn, daß er es auf
keine Lobrede anlegte.
Wittenberg.
Hier hat der verdiente Hr. D. Frr eb r i ch T r a u g.
Friedemann die bey dem Antritt des Rectorats
am dortigen Lyceum den 1^. Oct. 1820 gehaltene
Rede, de ludis litterariis regundis auf 44 S. in
Octav drucken lassen und ladet damit zur jährlichen
Fey'er der Reformation im Lyceum am 1. November
1820 ein. Der Nerf. folgt dem am 20. Jul. nach
Erfurt als Konigl. Professor abgegangenen H. Franz
Spißner nach, und hat zu seiner Rede einen Ge-
genstand gewählt, der von großer Wichtigkeit ist,
nnd denselben der Sprache und Sache nach sehr gut
ausgeführt. Die Grundsätze welche er hier ausein-
andersetzt, machen ihm viele Ehre, und die Belesen-
heit in alten und neuern besonders pädagogischen
Schriften beweiset seine Gelehrsamkeit. Wir sind
berechtigt, für die Leitung und den Flor der Anstalt
von dem Verf. das beste zu hoffen»
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr.
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 G
cjl. f fö ■* diAAM/.
wird aber auf der andern Seite nicht jeder
Einfluß der einmal vorhandenen Schrift
auf die Sprache abgeleugnet.
So viel ist gewiß, in den frühsten Zei-
ten war schon die Buchstabenschrift be-
kannt und die ältesten Urkunden reden
davon. Zvega glaubt, daß sie bereits vor
Moses unter den Pharaonen da gewesen,
auch Hug schreibt ihr ein Kadmeisches
Alter zu. In Indien hat man Inschrif-
ten auf Denkmälern entdeckt, deren Er-
bauung über alle Perioden der indischen
Geschichte hinausgeht. Sie scheint auch
anfänglich etwas Geheimes und heilig Ge-
haltenes gewesen zu seyn, dessen Gebrauch
nur einer mit besondern Vorzügen aus-
gestatteten Kaste erlaubt war. Erst nach
und nach mag sie sich ausgebreitet haben,
in dem Grade, in welchem wachsende
Bildung die Unterschiebe der Kasten ge-
ringer machte. Wo, wie in Indien, die
Scheidewände unübersteiglich sind, wird
sie immer blos in den Händen der Höher
(§> I->683i8e>i68 8t93t83i'e^>v IV>9i'd^ii'g, 6s3t. 340 6kimm ^1°. I- 62
ren bleiben; in dem alten Aegypten er-
klärt sich daher gar wohl das Nebenein-
anderbestehcn verschiedener Schriftarten.
Da aber Zusammenhang und Fort-
pflanzung im Geistigen so nöthig ist als
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 G
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liegen; nur darf man sich die Verschie-
denheit des Runcnalphabcts von jenen
andern nicht als eine vorsätzlich eingeführte
denken, vielmehr ist sie natürlich und von
selbst entstanden. Ucbcrhaupt must man
sich niemals die Vorstellung von einem
rohen Abbvrgcn und Herüberholen machen.
Man kann drei Perioden in der Aus-
bildung des Alphabets unterscheiden. Zu-
erst liefert es nur die nöthigsten Zeichen,
gebraucht auch für verschiedene Laute eins
und dasselbe, zumal bei Vocalen. In der
folgenden Zeit wird es erweitert und dem
hauptsächlichsten Mangel abgeholfen. Die
Sage weiß auch wohl denjenigen zu nen-
nen, der die spätern Buchstaben hinzuge-
fügt oder erfunden hat. Wie bei den
Griechen Palamedes das alte Kadmejsche
Alphabet von sechszeh» Buchstaben mit
vier neuen vermehrte, gerade so behaup-
tet eine, geschichtlich unhaltbare, Sage im
Norden, das den sechzehn alten Runen
ein König Waldemar die vier punctirten
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
essisches Staatsarchiv Marburg, Bes
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ständig, selbst unbeholfen erscheint. Die
Enge des alten Nunenalphabets von sechs-
zehn Buchstaben zeugt daher gerade für
die Originalität desselben, das heißt hier:
Unabhängigkeit von einem vollständigem
System. Merkwürdiger Weise fehlt ihm
der vermittelnde Vocal E, in welchen
die germanischen Sprachen verschiedenar-
tige Vocallaute nach und nach auflösten,
und er wird gewöhnlich durch I oder auch
(wie im Trjggevelde - Monument) durch
A ausgedrückt; H wird manchmal (in
schwedischen Runensteinen) für 6, 6»
gesetzt und steht im snoldclcvischen Stein
für A und E. Das Zeichen für das R am
Ende eines Worts, soviel als CR, steht in
der Mitte auch für Y und scheint auf der
gewiß alten Ansicht zu beruhen, wornach
man blos den Consonant aufschrieb. Das
I) bezeichnet sonst noch die Vocale 0 und
Y, die Mittellaute AE, AU und EY, selbst
den Consonant V und E. Offenbar sah
man in den Vocalen nur einen einzigen
>
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 G
haben und viele feine Unterschiede wt
mischt oder ganz aufgegeben sind. In
welches Gedränge geräth bas vollständigste
Alphabet mit allen noch etwa willkürlich
zu Hülfe genommenen Zeichen, wenn es
eine, durch keine Schrift befestigte, noch
in vollem Saft stehende Mundart aus«
drücken soll. Wer Hebels allemannische
Gedichte, die östreichischen Lieder von
Schottky, die Proben schweizerischer Mund-
arten in Stalders Dialectologie aussprechen
will, muß diese Sprachen nothwendig aus
dem Leben selbst kennen; und so werden
wir auch von dieser Seite auf den Satz
hingewiesen, daß man nur seine Mutter,
spräche ganz inne haben kann. Daß große
griechische Alphabet scheint jenen mittlern
Zustand am vollkommensten darzustellen,
doch im H vermuthet man, sind zwei
verschiedene Laute zusammengeflossen, und
die Aussprache von und X so wie
der Diphthonge liegt im Dunkeln, wahr,
schrinlich aus keinem andern Grunde, als
© Hessisches Staatsarchiv Marburg
. 340 Grimm Nr. L 82
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Sprache erkennen lassen, und zwar wird
man diesen nicht blos eine größern Frei-
heit in der Behandlung überhaupt, son-
dern auch ein feineres Gehör für die
Verschiedenheit verwandter Laute, das sich
vorzüglich in dem Reim offenbart, bei-
legen müssen. Was in diesem Herabsin-
ken von selbst sich macht, muß man sich
gefallen lassen und wird von einer an-
dern Seite vergütet. Aber wie endlich
Versuche entstehen, die in ihrem innern
Bau gestörte Sprache zu meistern und regel-
recht zu machen, oder wenigstens was aus
früherer Zeit stehen geblieben, aber nicht
sogleich verständlich ist, wegzuschneiden;
so denkt man in ähnlichen grundlosen Be-
trachtungen daran, Buchstaben, die man
überflüssige nennt, gewaltsam wegzuschaf-
fen. Solche Versuche scheitern freilich im
Ganzen an dem gesunden Sinn, lassen
aber immer nachtheilige Spuren zurück.
Man könnte geschichtlich zeigen, daß unsere
Schrift den Worten nach und nach Buch-
staben entzieht, während Menschen, die
sich wenig damit abgeben, Ungebildete,
Frauen, sie noch reichlicher anwenden,
und dem natürlichen Laut näher zu kom-
men suchen, Achtungswerther würde ein
40 Grimm Nr. L 82
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
rburg, Best. 340 G
jetzt der Schrift Unkundige gebrauchen,
oder was sonst gewählt wird. Später
oder gleichzeitig damit, je nachdem die
Naturanlagen größer oder geringer sind,
ist eine bildliche Vorstellung, sie mag nun
vollständig seyn oder nur einen Theil ab-
bilden wollen: kurz, was man kyriologi-
scheSchrift, Hieroglyphen nennt. Beides
kann auch vereinigt seyn, Bild und Zeichen,
wie in einigen mexikanischen Darstellungen
bet Humboldt, oder das Bild kann in ein
bloscs Zeichen ausarten. Das Symbol,
das nicht beschreibt, sondern bedeutet, ist
nicht damit zu verwechseln: es entspringt
ans einer ganz andern Wurzel und hohem
Geisteskraft und ist in seiner Natur be-
reits trefflich erläutert. In welcher Rich-
tung aber die Zeichen oder die kyriologi-
sche Schrift immer auch sich entwickeln,
es liegt in Beziehung auf die Sprache
eine Ansicht zu Grund, wornach das Wort
als blose gegebene Form betrachtet wird,
die einmal ihre Bedeutung besitzt. Diese
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Ob man nun von einer Erfindung der
Buchstaben wie von andern bekannten,
im Lauf der Jahrhunderte gemachten Er-
findungen des menschlichen Verstandes,
der einen glücklichen darauf hinleitendcn
Zufall benutzte, reden könne, getraue ich
mir nicht zu entscheiden. Widerspricht
cl.tdaopc- tty doch schon Diodvr von Sicilien der ver-
breiteten Meinung von einer ursprüng-
/cfuMcj. V- ^ ; 1 ^ lichen Erfindung bei den Phöniciern und
(Pael Tovi ook öfAY u(til njmm( an, was auch viel angemessener
Tov* si7pc~ scheint, daß sie nur die Form der Buch-
-ViVoc! fu>vov. staben verändert hätten. Daß wir sie
v.Ja. fö<*Juyir‘UKt\ti in den ältesten Zeiten antreffen,
l ' r-r' dabei sichtbar eine Ueberlieferung, wie
bei allem geistigen Besitz gewaltet hat, die
auf ein verlorenes Vorbild und die ur-
sprüngliche Einheit verschiedenartiger Aus-
strahlungen hinweist; ferner die zu Grund
liegende Ansicht, die das Lebendige der
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Sprache anerkennt, zu welcher der Ver-
stand Einzelner so frühe schwerlich gedrun-
gen wäre; das alles scheint mir für eine
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
WWWWWWWWWWWWWWWWWWW M
solche Meinung nicht zu sprechen. Viel-
leicht wird man so wenig einen Gründer
des Alphabets als einen Gründer der
Grammatik annehmen können. Und wenn
wir ferner bemerken, daß die Buchst«-
DK Zeichenschrift dagegen ist eine ganz
gewöhnliche Erfindung und zwar eine so
leichte, baß sich kaum ein Volk denken
laßt, das nicht zu irgend einem Zweck
darauf verfalle» wäre. Im Homer *) kom-
men, gewiß nach uralter Sitte, Täflein
vor, auf die böse Zeichen geritzt sind, dem
der sie bringt unverständlich und verderb-
lich. Eine Ueberlieferung ist dabei nicht
nöthig, jedes Volk wird auf eine verschie-
dene Weise nach seinen Bedürfnissen die
Zeichen einrichten. Ihr Verständniß kann
leicht verloren gehen, während sich die
Buchstabenschrift, solange die Kenntniß
der Sprache selbst fortdauert, immer wird
entrathseln lassen.
Indessen, so bestimmt sich beide Rich-
tungen in ihrem Ursprünge trennen, es
gibt dennoch Puncte, wo sie äußerlich sich
berühren und in einander überzugchn
werde, sind zusammengestellt in W c l ck e r <
Zvega H. »7»
") 31. VI. »6g. 178-
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
29
spräche der höher» Stände im Gegensatz
zu der langsamen und singenden des Land-
mannes und ohne Zweifel auch der frü-
hern Zeit. Wir neigen uns in der Schrift
sichtbar zu Abbreviaturen (deren gleich-
wohl einige schon im Ulfilas vorkommen),
die endlich wie ganz willkürlich angenom-
mene Zeichen erscheinen müssen, ohne
eine Spur ihres lebendigen Ursprungs zu
verrathen *). Achnlich ist die Entstellung
der an sich immer bedeutenden Eigen-
namen, die aus völliger Sicherheit bei
dem Gebrauch entspringt. Der Mangel
an Gefühl von dem Leben der Sprache,
so wie die völlige Aufnahme des Begriffs
in den Geist führen demnach scheinbar
zu demselben Punct. In einer beseelten
Ä Mitte liegt aber das Rechte.
■ *) Bekanntlich häufen sie sich erst in den
spätem Handschriften und die Schrift
ist so gut als die Sprache (ein>elnr
Prachtstücke ausgenommen) in ihrer
Form gesunken.
-
©
Zo
2.
Zeit des Tacitus.
Das bisher bemerkte mußte einer aus-
führlicheren Untersuchung über die eigen-
thümliche Buchstabenschrift der Deutschen
vorangehen. Es läßt sich keine Gewiß-
heit geben, ob diese schon in frühster Zeit
und als Tacitus schrieb, bekannt war.
Tacitus sagt (Germ. 19.), wie es
scheint, sehr deutlich: lhterarum secreta
viri pariter ac feminae ignorant. Ich
übergehe die vielen zum Theil seltsamen
Erklärungen dieser Stelle, worüber man
Nachwcisungen in Adelungs ältester Ge-
schichte der Deutschen S. 373-80. findet.
Er selbst versteht jene Worte im weitesten
Sinne und spricht den Deutschen alle
Kunde der Schrift ab, und zwar wegen
ihrer Rohheit und des gänzlichen Mangels
an Bildung. Gerade dieser Grund ist
aber nicht anwendbar, denn ein Volk, bet
(e) >->68si8cIi68 8t33t83i'0>iiv IV>3l'dui'g, 668t. 340 6l1mm 1^1°. I- 62
dem sich Priester, ein Adel, das Ansehen
des Familienvaters, historische Lieder,
überhaupt feste und reine Sitten finden,
lebt in keinem Zustand von Rohheit und
Wildheit, wie er dort geschildert wird.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 G
Eigenthum sonst noch lag, die Kenntniß
der Buchstabenschrift abspreche, glaube
ich nicht. Im Gegentheil bin ich der
Meinung, daß sie diese besessen, nicht
anders als die Druiden der Gallier, und
zwar, daß sie ein eigenthümliches Alpha-
bet gehabt. Es wäre schon unbegreiflich,
daß die Deutschen bei der frühen und
häufigen Berührung mit den Römern ein
ohne Zweifel sogleich bemerktes Bildungs-
Mittel sich nicht zugeeignet hätten. So
^ £ cyu. wissen wir auch, daß der chattische Fürst
r ,77 Adgandester dem Senate zu Rom und der
' To'ir/L c dort erzogene Morbod dem Tiberius einen
Brief schrieb (Tac. Annal. II. 63. 88*)>
Zweifel lateinisch, allein es geht
jvsU • "doch daraus hervor, daß man die Sache
selbst kenne» gelernt hatte. Den Einwurf,
die deutsche Sprache sey damals zu roh
und für die Schrift zu ungebildet gewe-
sen, wird niemand mehr machen, nach-
dem durch historische Untersuchungen das
Gegentheil bewiesen ist. Hierzu kommt
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
35
ein ausdrückliches Zeugniß des Tacitus
(Germ. 3.): quidam opinantur — monu-
menta et tuimilos quosdam, graecia
litteris inscriptos, in conßnio
Germaniae Rhaetiaeque adbuc exstare.
Es werden hier ganz deutlich Runensteine
auf Grabhügeln, wie sie im Norden vor-
kommen, beschrieben. Tacitus nennt die
Buchstaben griechische; dies darf nicht
befremden, im Gegentheil, cs ist so natür-
lich , daß er kaum einen andern Ausdruck
wählen konnte, da die Uebereinstimmung
der Runen und gothischen Buchstaben mit
den griechischen auf den ersten Anblick zu-
gestanden wird. Ganz entscheidend würde
die Stelle seyn, wenn man nicht mit Schein
einwenden könnte, es wären diese an der
südlichen Gränze Deutschlands gesehenen
Denkmäler keltische gewesen.
Derselbe Fall und sehr aufklärend für
unser Verhältniß ist es, wenn Cäsar (de
jvt B. G. |\h 14.) ebenso von den Galliern be-
I
ÜV.do 5-
hauptet, sie hätten sich des griechischen
Alphabets bedient. Strabo sagt (if. i.),
C 7
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Kcl.1 fiAsMrjVpcs Ttfs
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U>Ci~fu u_ m yLPWjHz •p’y rrbU- faJj; ‘^riAic > b er .
*43. C .-4-Ali li Ja{
34
die Phocacnser in Marseille hatten bei dm
Galliern eine solche Neigung zu der griechi-
schen Sprache erweckt, daß sie darin Ver-
träge abgefaßt. Diese Angabe stellt man
mit jener des Cäsar zusammen und schließt
nun, durch diese Cvlonie sey das griechische
griechischen Sprache erwarben und ihr den
Vorzug gaben; unmöglich kann daraus
folgen, daß ohne die Sprache selbst das
griechische Alphabet dem ganzen Volk sey
mitgetheilt worden. Mir scheint der Ge-
danke sehr natürlich, Cäsar habe das celti-
sche dafür angesehen. Dieses hat sich nur
noch, so viel ich weiß, auf celtiberischcn
Münzen erhalten *), allein die Aehnlichkcit
mit dem altgriechischen und runischen ist so
*) Die beste Abbildung davon beiMionnet,
dcscription de medailles antiques, der
die einzelnen Charaktere noch besonder-
gesammelt und zusammengestellt hat.
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nachbarten Galliern, die sich Kenntniß der
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
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groß, daß man sie auch bei genauerer Be-
trachtung leicht verwechseln könnte. Die
griechische Sprache selbst war den Druiden
ohnehin ganz fremd, dies geht aus einer
andern Stelle hervor, wornach Cäsar (de
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
kommen ähnlich und darf als ein bewei-
sender Umstand gelten. Die hölzernen
Brief-Tafeln auf welche man Runen
schnitt (Utterae ligno infculptae), deren
Saxo Grammatikus gedenkt (iä ^uon-
dam celedrs chartarum genus. hist. dan.
L. in.) und die in den Liedern der alten
Edda vorkommen (Atlamckl hin grönlenfku.
Str.4. u. ZZ.), haben sich, als leicht zer-
störbar, nicht über eine gewisse Zeit hinaus
erhalten können. Nicht anders die Fisch-
kiefern, welche, wie man aus der Egils-
Saga (S. 566.) sicht, auch wohl ge-
braucht wurden, oder gar Baumrinde,
auf welche Odin die Liebesrunen schrieb,
die er der Rindur zuwarf (Saxo Gr.
Auf Pergamen oder ein anderes
dauerndes Material geschriebene Runen
gab es nicht, selbst aus späterer Zeit hat
man kein ächtes Beispiel davon *),
») Ausgenommen etwa, was eine Hand-
schrift des schvnischcn Rechts aus dem
i4<m Jahrh, auf der Coxenhager Unioer,
*■
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340
Gothische Schrift des UlfilaS.
Die gothische Schrift des Bischofs Ul-
Mas in der zweiten Hälfte des 4»*" Jahr-
hunderts gewährt den ersten festen Punct.
Die griechischen Schriftsteller des 5*.'" und
hernach die lateinischen des 6*™ und
7«n Jahrhunderts schreiben ihm deutlich
die Erfindung seines Alphabets zu").
fitäkS--Bibliothek enthalt. Vergl. l.
Worm monim. dan. p.LZ. 84»
©OCVAtCÖ hiß. cccl. IV. S>7. Tors Zr
xa) S twv VorSuv Inicxonos y f u f*«
yacret i<pev£8 y o r 5 m 6. @ 0 $ 0 Ht C*
NU 6 hiß. eccl. VI. 36. 7t£uti( 5« y^ufi-
fiKTUV s ’j q c t yi $ uut$7( lyivtro.
sto rgiu 6 hiß. eeol. II. 5. r*r« um!
0CUTUV lirtitefatra, xul y^xiHLctruv uvroTc
olmiuv fuftTvit ««T«sT^# ßflfftÖ*
d 0 r hiß. eccl. tripar. VIII. rF. Tune
etiam Ulphilas, Gothorum episcoput
litieras gothicas adinvenit. I0k/
nandeö 0.51. Ulphilas eos dienur ec
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
5*
Gegen diese Zeugnisse scheint jede Ein-
wendung unzulässig, dennoch glaube ich
nicht, baß sie von einer Erfindung in dem
heutigen Sinne dürfen verstanden werden.
Wenn man das Alphabet des Ulfilas im
Ganzen betrachtet, so fallt eine Ueberein-
stimmung mit dem griechisch-lateinischen
so sehr in die Augen, baß in keinem Falle
von erfundenen, etwa nur von erborgten
Buchstaben die Rede seyn könnte. So-
dann waren die von welchen jene Be-
hauptung, die immer einer vom andern
litteris inßituisse. Hiß. nois»
oeiU XII, »2. — qui etiam gothicas
litteras priraua adinvenit. Jsjdvv
liispal. im clironicon Gothor. beim Jahr
415. Tuno Gulßlas eorum episcopu«
gothica# litteras adinvenit. Spatere
Schriftsteller, welche diese Angabe nach-
geschrieben, findet man angeführt in
Heupelö und Esbergö Dissertatio-
nen über Illfilaö, beide im Anhang der
durch B ü s ch i n g gesammelten Abhand/
langen von Ihre.
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scheint entlehnt zu haben, herkommt ent-
fernte Griechen, bei welchen man eine
Unbekanntschast mit der gothischen Sprache
voraussetzen und welchen man in jedem
Fall eine genaue Einsicht in diesen Punct,
die doch hier allein entscheiden kann, ab-
sprechen muß. Sie folgten einer allge-
meinen Sage, die sich sehr natürlich ge-
bildet hatte. Jornandes freilich war selbst
ein Gothe, allein er schrieb etwa zweihun-
dertIahre nach Ulfilas und hat sichtbar nur
die einmal in Gang gekommene Ueberlie-
ferung wiederholt. Ich beziehe also jene
Angabe auf nichts als den ausgezeichne-
ten Gebrauch, den Ulfilas durch die Ueber-
setzung der Bibel von der gothischen Schrift
gemacht hatte, und auf die dadurch ent-
standene größere Verbreitung derselben.
Man braucht auch nur in den bekannten
gothischen Urkunden zu Neapel (nach der
trefflichen Abbildung von Sierakowsky), die
man in den Anfang des 6*'" Jahrh, setzt,
das kecke, sichere und organische in den
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Zügen zu betrachten, um sich zu überzeu-
gen, baß es in Ueberlieferung begrün-
dete, keine eigenmächtig erfundene Buch-
staben sind.
Die eigenthümliche Natur des gothi-
schen Alphabets selbst muß aber die sicherste
Entscheidung liefern. Wie schon bemerkt
äußert sich auf den ersten Blick eine deut-
liche Verwandtschaft mit dem griechischen.
Der größte Theil der Buchstaben hat mit
einiger Veränderung dieselbe Gestalt. Bei
A. B. E. G. H. I. J. K. L. M. N. P. T. Z.
fällt cs in die Augen. Bei F. R und S
kann man behaupten, das gothische habe
sich von dem griechischen ab zu dem latei-
nischen gewendet; allein das F trifft doch
wieder mit dem äolischen Digamma zu-
sammen , und das R und 8 findet sich im
Griechischen gleichfalls in dieser mit dem
lateinischen übereinstimmenden Gestalt, wie
man aus der Zusammenstellung altgriechi,
scher Buchstaben in Montfaucons Paläo-
graphie und in dem größer» Werk der
sches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
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Bcnedictiner, am besten aber nach den
Münzen bei Mionnet (delcrlption äs me-
daillcs antiques pl. 31.) sehe» kann.
Außerdem finden sich in den Neapolitani-
schen Urkunden gerade beide Formen des
8, die gewöhnliche griechische und latei-
nische (diese aber umgekehrt/ wovon die
griechischen Münzen gleichfalls Beispiele
liefern) neben einander gebraucht; auch
in zwei ambros. Handschr. kommen sie
vor *). Bei dem Q entfremdet sich das
gothische auch nicht dem griechische»/ da
das Koppa gleiches Zeichen und gleiche
Bedeutung hatte. Was das D betrifft/
so hat es im Codex argent. und in den
Neapol. Urkunden eine eigene dem griechi-
schen Lambda ähnliche Gestalt, allein in
der wolfenbüttel. und den ambros. Handf.
tauf der Tafel IV. ist diese doppelte Form
*) Cod. G. und Cod. S 45. S. die Schrift,
proben in den von Mai und Castil,
lione herausgegebenen Fragmenten CM«»
diol. 1319. 4.)
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merkwürdigen Uebereinstimmung mit den
Runen folgern, daß das gothische ein
eigenthümliches Alphabet war, von Ulfilas
nicht erfunden, sondern aus älterer Zeit
stammend. Hätte Ulfilas eine Schrift
borgen müssen, das heißt: besaßen die
Gothen noch keine, so sieht man nicht,
warum er nicht geradezu die ihm bekannte
lateinische oder griechische nahm, es wäre
ganz dem Gange der menschlichen Bildung
gemäß gewesen; dagegen begreift man sehr
wohl, daß er die bereits vorhandene bei-
behielt *), Auf der andern Seite kann
*) Wenn in der Zahnischen Ausgabe deS
Ulfilas S. 22. angeführt und in der
Einleitung zu den ambro s, Fragmenten
p. XXI wiederholt wird, daß Ulfilas
deshalb nicht das gothische Alphabet er-
funden habe, sondern die Gothen zu sei-
ner Zeit bereits die Schrift besessen, weil
die Sprache ru viel Ausbildung reize, s»
ist dieser Grund ungültig, da, wie schon
oben gesagt ist, die organische Ausbildung
der Sprache von der Schrift unabhängig
46
man zugeben, daß, ungeachtet eine ge-
meinschaftliche Quelle hier so gut als bei
der Sprache selbst vorauszusetzen ist, doch
das Griechisch-lateinische bei der Berüh-
rung der Völker wiederum auf das Go-
thische Einfluß ausgeübt habe. Dies zeigt
sich schon darin, daß die gothischen Buch-
staben, wie ihre Bedeutung zugleich als
Zahlen ausweist, im Ganzen in der Ord-
nung des griechischen Alphabets auf ein-
ander folgen. Gar wohl mögen auch ein-
zelne Buchstaben daher aufgenommen seyn,
wie etwa das x als Ziffer für die Zahl 600.
Griechisch ist es auch, wenn Ulfilas gg und
gk für ng und nk schreibt. Man könnte
daher von der gothischen Schrift sagen,
ist. Dagegen könnte man wohl bemerk
ken, daß, wenn UlfilaS die gothische
Sprache zuerst geschrieben, er schwerlich
diese Ordnung und Consequenz im Ge-
brauche der Buchstaben würde gezeigt
haben, welche einen schon geregelten Zu-
stand bezeichnet, -rty t
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sie mache zwischen der griechisch-lateinischen
und der klinischen das Mittel aus.
standen. Ueber vrits, Ritz, Buchstab,
wird hernach noch etwas angemerkt wer-
den; striks, Strich bezeichnet die Spitze
eines Buchstabs. Aus spilda (vergl.
spelte alt. Lit. 85.) ohne Zweifel das
nordische spialld, Brett, laßt sich nicht
mit Gewißheit auf jene hölzerne Ru-
nentafel schließen, da es blos wörtliche
Uebersetzuug von dem griechischen mvuntiiov
seyn könnte.
Ich folgere nun, daß wenn man auch
eine besondere Bildung der Gothen an-
nimmt, dennoch ein so wichtiger Vorzug
als der Besitz einer Buchstabenschrift ihnen
mit andern Stämmen muß gemeinschaft-
lich gewesen seyn. Sie hat ohne Zweifel
Verschiedenheit gehabt, nicht anders als
die Sprache selbst, namentlich durch die
Hinneigung zu der griechisch - lateinischen,
aber es ist nicht glaublich, daß sie den
Sueven, Franken, Sachsen, Burgunden
völlig gefehlt und jener Bildung hier eine
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Grimm-Schrank.
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**) Sjöborg Diss. de Magia litterata Scandinavorum. Partitula I — II. Lundae. 1808 4to.
***) Ueber den Handel und Verkehr der Griechen am Pontus Euxinus mit ihren nördlichen Nachbaren
siehe man Heere ns Ideen. 5te Auflage, r Theil, ste Abtheilung. S. 277 seqv.
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In Rücksicht auf die vom Verfasser angeführten "naheverwandte Al-
phabete fremder Völker" wäre Folgendes zu erinnern.
Die Angelsachsen, die in der Mitte des Zten Jahrhunderts nach Bri-
tannien giengen, führten, wenn ich nicht irre, auch damals ihre Runen mit dahin.
(Conf. Turner History of the Anglosaxons. V‘oL IV. p. 54).
-- Das im höchsten Grade merckwürdige Alphabet der Marco mannen, des-
sen Hrabanus Maurus (im yken Jahrhundert) gedenkt, hat der Verfasser ganz aus
der Acht gelassen *). Dagegen erwähnt er zwey andre Alphabete, in denen eine ge-
ringere Anzahl skandinavischer Buchstaben sich nachweisen läßt, näml.
1) Der Slawen, oder die sogenannten wendische Runen. Es ist sonsten
nicht leicht einzusehen, wie eine Nation, die in Änsehustg des Ursprungs, der Spra-
che, der Religion und der Sitten, so sehr von den Skandinaviern verschieden war,
und mit denen sie beynahe immer im Kriege begriffen war, darauf verfallen konnte,
von diesen ihren Erbfeinden ihre Schrift zu leihen **).
2) Das Alphabet der alten Preussen. Dieses beruht auf der Aufschrift
auf einer den heidnischen Preussen abgenommenen Fahne, deren Erklärung Thun-
mann I. eit. pag. 221 — 48 versucht hat.
* * *
So weit das Neueste über dieses interessante Capitel der nordischen Ar-
chäologie. Wer sonsten die so sehr weitläuftige Litteratur der Runen überhaupt
zu kennen wünscht, findet solche in der Gräter-Suhmschen grundgelehrten langen Note
in Suhms Geschichte der Dänen durch Gräter. ister Band iste Abtheil S.
230 — 41. und in Nyerups danske Litteratur i Middelalderen S. 7 — 52.
*) Conf. Ihre Diss. de Ranarum patria et origine. Upsalias. 1770. pag. 28 et seqv.
Schlözers allgem. nordische Geschichte S. 605.
*0 Conf. Masch's gottesdienstliche Alterthümer der Obotriten. Berlin. 177». 4W. I. Thun-
manns Untersuchungen über die alte Geschichte einiger nordischen Völker. S. 249 —32z. An-
ton über die Slawen. S. 62 — 66. Potocki Voyage dans quelqves parties de ia basse
Saxe. Hamhurg 1795. 4to. Wielands neuer teutsche Merkur 1805. Iunius. S. »46—-55.
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mann I. eit. pag. 221 — 48 versucht hat.
weit das Neueste über dieses interessante Capitel der nordischen Ar-
chäologie. Wer sonsten die so sehr weitläuftige Litteratur der Runen überhaupt
zu kennen wünscht, findet solche in der Gräter-Suhmschen grundgelehrten langen Note
in Suhms Geschichte der Dänen durch Gräter. ister Band iste Abtheil S-
230 41. und in Nyerups banste Litteratur i Middelalderen S. 7 — 52.
*) Gons. Ihre Diss. de Runarum patria et origine.- Upsaliae. 1770. pag. 28 et seqv.
Schlözers allgem. nordische Geschichte S. 605.
**) Gons. Masch 's gottesdienstliche Alterthümer der Obotricen. Berlin. 177». 4W. I. Thun-
manns Untersuchungen über die alte Geschichte einiger nordischen Völker. S. 24g — grz. An-
ton Uber die Slawen. S. 62 — 66. Potocki Voyage dans quelqve's parties de la basse
Saxe. Hamhurg 1795. 4to. Wielands neuer teutsche Merkur 1305. Juniuö. S. 146 —55.
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
51
war der Gebrauch der Schrift auch sehr
eingeschränkt; alles was die Ueberlieferung
lebendig erhält, z. D. die epischen Gesänge,
aufzuschreiben, daran denkt noch niemand,
^ weil die Sorge dafür erst bei der spätem
Gefahr eines Verlustes entsteht; bei den
Galliern war es gerade verboten, sie
durch die Schrift zu sichern, um, wie
Cäsar glaubt (de B. G. VI. 14), das Ge-
dächtniß dafür nicht zu schwächen. In-
dessen erklärt sich auch das Schweigen über
die einheimische Schrift durch die Zurück-
setzung der einheimischen Sprache; die
lateinische erhielt sehr natürlich die Ober-
(HtlairiLl hin grönlensku Str. 4. u. 35.) j ^
Frauen die Runen schneiden und lesen.
In ihren Händen lag auch die Hcilkunst.
C* Schon auf diesem Wege kann man die
Berührung des weiblichen und prüfte»
lichen Standes bei den Deutschen crklä«
ren. In dem Maneßischen Code» findet
sich unter andern ein Bild, wie ein Ri»
ter einer Inns fr an seine Erdichte
dictirt.
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
54
Die erste Schwierigkeit dieser Stesse
liegt darin, daß selbst in den Handschrif-
ten die Charaktere nicht übereinstimmen;
bei der Unwissenheit der Abschreiber ist
dies kein Wunder. In den Drucken gar
. hat man nach einer ungefähren äußern
Uebereinstimmung griechische Buchstaben
hingesetzt. In deijt nouveau traite de
Diplomatique, wo (II. 5o. 6Z.) Überhaupt
diese Stelle mit Sorgfalt und Gründlich-
keit abgehandelt ist und wohin ich ver-
weise, hat man den richtigen Weg ein-
geschlagen, um zu einiger Sicherheit zu
gelangen. Man hat nämlich aus acht
Handschriften, unter denen ein paar vor-
zügliche sind, und aus den alten und
0 neuen Drucken die Charaktere in genauen
^"^Abzeichnungen zusammengestellt) aus
der Vergleichung laßt sich nun mit ziem-
licher Gewißheit auf das richtige und
ursprüngliche schließen^ f*«***- '•
Aus welchem Alphabet diese Buchstaben
genommen seyen, darüber sind die Meü
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
innigen sehr verschieden. Man findet sie
bei den Denedictinern gesammelt: einige
glaubten aus dem hebräischen, andere aus
dem griechischen, gothischen, runischen,
lombardischen, angelsächsischen. Es ergibt
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
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Buchstaben gefunden oder eine Spur ent»
deckt worden, daß man dem Befehl des
Königs zufolge sie hinein corrigiren wol-
len; vielleicht kam es damit gar nicht zur
Ausführung. Aber wozu sollten über,
Haupt diese Buchstaben in dem latcini,
scheu Alphabet dienen? Ihre sagt blos,
es sey schwer darauf zu antworten, die
Benedictiner merken zwar an, sie seyen
nicht unpassend für den damaligen Zu-
stand der lateinischen Sprache gewesen,
indem die drei letzten mit einem einzigen
Zeichen den Laut ausgedrückt, wozu sonst
mehrere nöthig gewesen wären; doch das
ist nur ein oberflächlicher Schein. Der
erste Buchstab ist ausgemacht das griechische
&>; bekanntlich haben die Römer den Un-
terschied des Omikron und Omega selbst
nicht bezeichnet, hier wäre also ein wirk-
licher Gewinn gewesen: wer aber solltejetzt,
in dem gesunkenen Zustand der Sprache,
fähig gewesen seyn, den Unterschied auf.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
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Unter diesen Umständen ist wenigstens
der Gedanke erlaubt, Gregor habe das
Alphabet für die deutsche Sprache ge-
meint, in welchem gar wohl Zeichen für
diese vier Laute, die sämmtlich vorhanden
waren, konnten vermißt werden. Freilich
ist nicht blos denkbar, daß dieses Alphabet
wiederum aus den lateinischen Buchstaben
bestanden habe, sondern sogar hier wahr-
scheinlich; indessen muß doch auf die Mög-
lichkeit hingewiesen werden, daß zugleich
ein eigenthümlich deutsches gemeint sey,
welches Chilperich ergänzen wollte *).
*D Ich sehe, daß auch Masco« (Gesch.
der Deutschen B. >4. K. >8- Anm. 8)
den Gedanken äußert, es könne hie?
von einem fränkischen Alphabet die Rede
seyn. Gleichfalls widerspricht Adelung
den Benedictinern in derUebersetzung ihres
Werks (il. 2^0.) und neigt sich zu der
andern Anficht. Eine im chronicon
Gottwie. I. 6g. z6 aufgestellte Vermu»
thung ist auf die unrichtigen Zeichen in
den gedruckten Ausgaben gegründet un-
verdient weiter keine Berücksichtigung.
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den Lech in Baiern, die Donau in Alle»
mannten und den Rhein in Germanien
gekommen sey; und in einem besondern
Gedicht (X. 9.) beschreibt er eine Fahrt
auf der Mosel und dem Rhein bis nach
Andernach; außerdem drückt er in ver-
schiedenen Stellen sich deutlich über seinen
Aufenthalt in Deutschland aus.
L.VII. 11. (ad DynamiumJ.
Maffiliae tibi regna placent, Ger-
mania nobis;
vulsus ab aspectu pectore vinctus
adee.
L.VII. tz. (ad Lupum ducem).
Cum peregrina meoe tenuit
Germania visue,
tu pater et patriae consoliturus (i.e.
consolaturus) eras.
Ii. VII. 12.
— — — — post quam Genua«
nia nostroa
contulerat visue.
64
Besonders merkwürdig sind folgende
Stellen: Inter barbaros longo tractu
gratliens — novus Orpheus lyricus syl-
vae voces dabam , sylva reddebat —
barbarofl leudos harpa relidebat.
Und L. VII. 8-
noö tibi versiculos, dent barbara
carmina leudos (al. liedos)
sic Variante tropo laue sonat una viro.
Hier gebraucht Fortunatus sichtbar das
deutsche Wort Lied *). Zugleich folgt
daraus, daß wenn barbara carmina
HJ. fikilruJrx* ' nothwendig durch deutsche Gedichte
y.Jfa muß übersetzt werden, auch bsrbsr»
Ions deutsche Rune heißt **). — Noch
r - P-oa eü ') Es scheint auch ein Germanismus, wenn
^ ‘ er an einer andern Stelle statt butyrum
vbutyr.
*») Auch sonst gebraucht FvrtunatuS den
Ausdruck barbaricijs ohne eine Nachtheil
lige Nebenbedeutung sür deutsch, in
dem Sinne der Alten, bei denen es nur
ausländisch hieß. So sagt er von dem
Herzog Launedodes tt. g.
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65
glaube ich, verdient der obige Ausdruck
xingstur runs einige Aufmerksamkeit,
insofern man ihn nämlich als wörtliche
Uebersetzung eines entsprechenden deutschen
ju betrachten geneigt wäre. Man denkt
dann an das aus dem gothischen btt
kannte meljan, (mahlen) für Icelbere.
Ich weiß zwar, daß das lateinische die
Analogie acu pingere (Orid. met. VI. 23.)
darbietet, allein in der Bedeutung von
scribei-o kommt das Wort doch nirgends
vor, im Gegentheil, es heißt eigentlich
mit Farben anmahlen. Auch sonst (L XI.
2Z.) finde ich bei Ven. Fort. calamo
Launebodes enim post secula longa
ducatum
dum gerit, instrnxit culmina
sancta Joci,
quod nuilut veniens romana gerne
fabrivit;
hoo vir barbarioa prole per«
egit opus.
und in der Grabschrift der Wilithuta IV. 21.
sanguine nobilium generata —
romana studio, barbara prole
fait.
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finget e versus und in einem beson-
dern Gedicht VVN ihm: de excidio Thu-
ringiae (Bibi. max. patr. X. p. 614.)
den Ausdruck: littera picta. Ebenso
steht in der Lex Salica Tit. io. § 2. "si
quis vcro animal caballum vel iumen-
tum in furtum pinxerit.” Wenn
nämlich jemand das Thier eines andern
Mit seinem Zeichen bezeichnete, um cs sich
dadurch diebisch zuzueignen. — Ich glaube
daher die ganze Stelle des Venant. For-
tunatus *) am natürlichsten zu verstehen,
wenn ich annehme, daß darin von deutscher
Runenschrift die Rede sey, die er in Deutsch-
land kennen und lesen gelernt hat, wobei
er des Gebrauchs, sie auf eine Holztafel,
oder einen hölzernen geglätteten Stab
(virgula plana) zu schneiden, und diese
*) Die Benediktiner führen sie nicht da an,
wo sie von den Runen handeln, sondern
fertigen sie hernach (ir. ?r.) in einer Note
mit dem Einfall ab, der Bischof habe die
Schrift der Bothen, die er in Italien und
Spanien kennen gelernt, im Sinne gehabt.
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Sprache erscheint. Es findet sich aber
bereits in den frühsten Denkmälern und
dauert sichtbar noch fort in Alraun,
Mandragora, (eigentlich ein aus der
Mandragora geformtes Zauberbild,) und
in raunen, heimlich reden. Ueber die
ursprüngliche Bedeutung ist schwer zu ent-
scheiden, alle bisherigen Erklärungen lassen
gegründete Einwendungen zu; eine genü-
gende weiß ich aber auch nicht zu geben.
Am natürlichsten wäre die Vermuthung,
daß runen an sich so viel heiße als scri-
bere, ypctQtiv, rista, nur läßt sich da-
für nichts entscheidendes anführen *).
*) Gewöhnlich nimmt man an, Rune
habe gleiche Wurzel mit R u n S, R u n se,
welches Schnitt, Einschnitt, Rinne,
Flußbett und endlich Fluß selbst bedeutet
(vergl. Adelung). Diese Ableitung wäre
an sich ganz willkommen, allein im nor-
dischen hat rün ein gedehntes >l und
diesem entspricht im deutschen das au,
wie es auch richtig heißt: raunen.
Ebenso lautet hünar im deutschen:
Haunen, Hennen. Es muß daher
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und vtltta) heißt ein Vertrauter, eine
Vertraute, und mit dem Zusatz brsrüno,
der ins Ohr flüstert; gleichfalls ist das
Zeitwort rünen, rünezan, rünzan
(vgl. das heutige: grunzen) murmurare,
heimlich reden, flüstern, heimliche Rath-
schlüge fassen, in jener Zeit gebräuchlich
(vgl. Notker 105, 25. Symb. ad lit. teut.
rünazjari, susurro, rünet sufurrat
p. 227. 252), und diese Bedeutungen
dauern auch im Mittelalter und noch spä-
terhin fort. Beyspiele findet man bei
Oberlin; zuzufügen ist: rünen, flü-
stern , im Bonerius, Parcifal 23132 und
besonders eine sehr deutliche Stelle im
Tristan 17144, wo es von einem Brun-
nen heißt: "mit sin er rüne (er fie)
enphie, er rKnete suoze den gelieben ze
gruoze." In dem Gedicht, vom starken
Rennewart (Lass. Hs. Dl. 114*) "offenbar#
liche ane rünen." — -Wichtiger aber als
diese weiteren Ausbildungen des Stamm-
worts ist für uns eine Stelle (Cap. 54.)
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
76
fel hat dort die Einführung des Christen-
thums einen entschiedenen Einfluß darauf
gehabt: die einheimische Sprache wurde
Schriftsprache/ aber die alten, ohnehin
nur seltner gebrauchten Runen mußten
als heidnische Zaubercharakterc erscheinen,
deren Gebrauch man nicht ausdehnen
wollte. Selbst ein runischer Buchstab,
der blieb, weil das lateinische Alphabet
kein Zeichen dafür hatte, nämlich das TH
wurde aus dem Angelsächsischen eingeführt
und behielt daher nicht de» einheimischen
alten Namen Thurs, sondern hieß wie
dort Thvrn.
In diesen Zeitraum gehört das Weßo-
brnnncr Gebet, in welchem für die Sylbe
gua-< ch a, ein besonderes Zeichen sich
befindet, das aus einem durchschnittenen
Kreuz oder aus einem scchsspitzigen Stern
besteht. Die Vermuthung ist nicht unwahr-
scheinlich, daß dies noch ein Ueberrest des
alten Runenalphabets sey und zwar würde
ich es für die in dem hernach zu erkla-
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
79
der Ausdruck nicht ganz vergessen, denn
in der Maneß. Sammlung I. 29» steht:
"swaz dir ieman lvbes rizze, daz ist
eines schaten wanc" (S. Benecke Anm.
zum Wigalois V. 12315). Unser heuti-
ges: einen Riß, Zeichnung machen leitet
sich gleichfalls davon ab.
Runen bei Hrabanus Maurus.
In diese Zeit jedoch fällt ein deut-
sch e s A l p h a b e t, das H r a b a n u s M a iv
rus in seinem Tractat de inventione
linguarum aufbewahrt hat. Es ist ab-
gebildet in den opp. Hrab. M. Cvlner
Ausg. VI. p. 333. und damit übereinstim-
mend bei Gold äst script. rer. alem. II.
P. 1. p.67. Einen Theil davon, nämlich
nur die ersten fünfzehn Buchstaben, offen-
bar aus einer andern aber unvollständigen
Handschrift hat auch Lazius de gentium
inigrat. p. 514. bekannt gemacht. Beide
Alphabete des Hrabanus und Lazius sind
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 G
wiederholt in Ol. Worm litteratura
runica p.46. 47, und in Hickes iliek.Ill.
tad. i. *), ich liesse sie hier Taf. I.,
nur das erstere etwas verkleinert, ferner
ein Alphabet aus Trithems polygra-
phia, wovon hernach das Nöthige vor-
kommen wird. Alle drei aber zur Ver-
gleichung des hrabanifchen Alphabets, wie
es zwei Wiener Handschriften ent-
halten, nach Zeichnungen von I. G. **).
) Hickes hat nach den^rS. Runen des
Lazius noch ein das Zeichen wäre
etwa das runische'r, nur die beiden Sei-
tenstriche bis unten verlängert. Wie ist
das dazu gekommen? höchst wahrscheinlich
durch einen Irrthum.
) Den Codex 64. beschreibt Denis I. fol.
14»., den Codex 328. aber 1. f. 2977.,
jenen setzt er ins ure,diesen ins iote Jahrh.
Da der Cvd. 328. auch nur einen Theil
enthält/ indem das folgende Blatt fehlt
und gerade nur so viel als Lazius, so
sollte man meinen, Lazius habe diesen
vor sich gehabt, allein es zeigen sich
doch, wie man leicht bemerken wird,
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm
8i
Endlich aus einer zu Excter aufbewahrten
Handschrift des Hrabanus das dreifach
aber ohne die Namen aufgestellte Alphabet,
welches H ick es thes. III. tab. II. mitge-
theilt hat; wir werden erst in der Folge
Gelegenheit haben, es zu berücksichtigen* *).
Die Worte, welche Hrabanus den Alpha-
beten beifügt und die in den Handschrif-
ten völlig übereinstimmend lauten, sind
folgende: litteras quippe, quas (sic)
wieder Verschiedenheiten: X und Z ver-
tauschen ihre Stellen. Goldast und das
zweite Alphabet im Codex 64. stimmen
zusammen, dagegen Trithem und das erste.
•) Ich merke hier nur an, daß das Runen-
Alphabet, welches Hick es -lies. f. p.igg.
aus der Cotton. Hands. Vikellius A. >2.
bekannt gemacht, mit diesem Hrabani-
schcn vollkommen übereinstimmt und da-
her muß entlehnt seyn, weshalb ich auch
keine weitere Abbildung davon liefere.
Zwar hat es nur das erste und dritte,
aber mit Recht, da das zweite von dem
ersten nicht verschieden ist; dagegen ent-
halt eS noch weiter die nordischen Runen.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
82
utuntar Marcomanni, quos nos Nord-
mannos vocamus, infra scripta habe-
mus r a quibus (Nordmannis) originem,
qui theodiscam loquuntur linguam, tra-
bunt. Cum quibus (litteris) carmina
sua incantationeeque ac divinationes
fignificareprocurant, qui adliuc paganis
ritibus involvuntur. Daraus folgen drei
wichtige Satze: erstlich, daß dies Alphabet
für ein ursprünglich deutsches galt; zwei-
tens, daß nur die, welche dem Heiden-
thum zugethan waren, sich dessen bedien-
ten; und zwar drittens, zu einem beson-
dern Zweck, um ihre Gedichte, Zauber-
sprüche und Weissagungen damit aufzu-
schreiben.
Bevor wir weiter gehen, ist erst ein
Zweifel zu berücksichtigen. Es drängt sich
nämlich die Frage auf: ob dieses Runen-
Alphabet auch wirklich von Hrabanus
Maurus herrühre? Es laßt sich gar wohl
denken, daß ein späterer jenen von ihm
aufgestellten Schriftzeichcn noch andere
vermißte zugefügt habe, und nun könnte
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
84
wenn auch nicht zur Zeit des Hrabanus,
der bis in die Mitte des 9'-» Jahrh, lebte,
doch bald nachher. Dieser Punct ist aber
für uns der wichtigste und nach der aus-
drücklichen Verwahrung, daß ich den
Zweifel ohne Entscheidung bestehen lasse,
will ich das Alphabet in der Folge das
deutsche des Hrabanus nennen; weiterhin
wird sich noch eine genauere Bestimmung
ergeben, wenn wir zu der Frage gelangen:
welches Volk unter den Markomannen,
denen cs ausdrücklich zugeschrieben wird,
zu verstehen sey?
Es enthalt drei und zwanzig Buchstaben,
ist mithin so vollständig als das lateinische,
insofern vollständiger als es für das TH
ein eigenes Zeichen hat. Diphthonge
wurden damals ausgeschrieben, das V und
W fehlt, über dieses wird hernach etwas
angemerkt werden, jenes war überhaupt
unnvthig, da es auf einem sehr feinen
Unterschied beruhte *). Was die äußere
') Deutsche Grammatik. Lte Aufl. S. >35.
85
Gestalt der Buchstaben betrifft, so zeigt sich
auf den ersten Anblick eine auffallende
Ähnlichkeit mit den nordischen Runen,
deren Züge im Ganzen nur einfacher sind.
Man muß bedenken, daß die nordischen,
welche wir kennen, auf Stein.'cingehauen
oder auf Holz cingeschnitten, die deutschen
dagegen mit einer Feder auf Pergament
gemahlt sind.
Vor einer Vergleichung beider muß ich
folgendes über die nordischen Runen be-
merken. Es giebt ein doppeltes Alphabet:
ein engeres, einfacheres und ein vollstän-
digeres, größeres. Das einfachere
besteht aus sechszehn Buchstaben. Ä. B.
D oder TH. F. H. I. K. L. M. N. 6.
K. Y (ur). 8. T. U. *) oder nach der
') Der Accent auf den Vocalen bedeutet im
Nordischen so viel, als sonst der Cirkum-
flex; es ist der breite, gedehnte Laut
gemeint. — D oder TH heißt nur: die
naedia und aspirata werden durch das-
alte» Ordnung: F. U. TH. 6. R. K.
H. N. I. Ä. 8. T. E. L. M. Y. (ur).
Das vollständigere hat außer diesen
noch: D. (dh). D. E. G. V. V. Man
führt auch wohl noch die Diphthonge M.
(2 IE- ein klinisches C. Q. X und Z auf,
doch das sind unachte Runen, aus der
spätern Zeit. Jene Laute haben indessen
kein neues Zeichen erhalten, man hat das
einfache Mittel gewählt aus jenen sechs-
zehn einen svcrwandten Buchstab heraus-
zunehmen und diesem einen Punct oder
zwei zuzusetzen, weshalb Runen (stüiig-
nar rlinir) auch die punctirten heißen.
Gewöhnlich aber versteht man unter diesem
Namen die viere: E. G. P. V die durch
ein punctirtcs I. K. B. F gebildet sind und
die nöthigsten waren. Der Vers, der Skalda
selbe Zeichen ausgedrückt, doch mag auf
Runensteinen auch die tcnuis für die med.
gesetzt seyn, so wie sie durch eine punc^
tikke ren. bercichnet wird.
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fächere Alphabet das alte, und im Ge-
gensatze das mit den punctirten Runen
vergrößerte das spätere; es ist auch an
sich richtig, nur muß man nicht vergessen,
daß schon sehr früh und zu der Zeit, in
welche man die ältesten Runensteine setzt,
beide neben einander bestanden haben,
wenigstens in Hinsicht der vier vorhin ge-
nannten punctirten Runen; völlig falsch
ist die Behauptung, daß diese erst in der
christlichen Zeit seyen hinzugefügt worden.
— Unter den alten Runen fehlt das V:
für die nordische Schrift ein so wesent-
licher Mangel als bei dem E, da diese
Laute ohne Zweifel zu der Zeit, wo man
mit Runen schrieb, vorhanden waren; in
den Runensteinen ist für jenes ein U ge-
setzt. Dem nordischen V entspricht unser
W, für welches Ulsilas ein besonderes
Zeichen hat; merkwürdig ist es aber, daß
wie cs aber auch im Norden vorkommt.
Das 2 findet sich in Gestalt des latei-
nischen.
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auch Y; bci H, N und 0 leuchtet die Vcr-
wandtschast noch durch; von kl findet sich
überdies in den Runenvarietatcn (S. die
Tafel bci Ol. Worin litt. runica p. 60)
ein ganz ähnliches Zeichen. Blos A, TH
und M scheinen verschieden, doch bei TH
kann man sich zwei gegeneinander gescho-
bene nordische denken *), während das
einfache Zeichen (welches jedoch vorhanden
war und wodurch man D und TH unter-
schied ?) nicht aufgeführt ist. — Dage-
gen bei den übrigen Buchstaben, die nicht
zu jenen sechszehn alten gehören, zeigt sich
*) ES folgt daraus nicht, daß ein noch wei-
ter verdoppelter Laut solle ausgedrückt wer-
den , wie ja ein iluh ein Unding wäre.
Dagegen scheint, bei der natürlichen Scheu
vor neuen Zeichen, das Umkehren und Ver-
dorpclcn eines schon vorhandenen ein zwar
nicht ganz genaues, doch einfaches und
natürliches Auskunftsiliittcl, wenn ein ver-
wandter Laut soll dargestellt werden. Merk-
würdig sind in dieser Hinsicht in dem
Lecragcr Stein (Taf. Vlii ) die Zeichen xg
«nd DZ, wahrscheinlich für Linguallaute.
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fine auffallende Verschiedenheit r das deut-
sche Alphabet hat nämlich, um sie zu er-
langen , nicht bereits vorhandene Zeichen
punctirt, sondern ganz neue, im Geisiber
Runen gebildet. Nur das Q scheint blos durch
Umwendung des uord. II oder deutschen
C entstanden. Diese Verschiedenheit beider
Alphabete ist wichtig, denn sie zeigt die ab-
weichende, eigenthümliche Fort-
bildung auf jeder Seite und leitet
auf den Schluß, daß die Trennung aus
der ursprünglichen, durch die alten Runen
außer Zweifel gestellten, Gemeinschaft
langst muß statt gefunden haben.
Noch bietet sich ein zweiter Verglei-
chilngspiliiet dar. Die nordischen Runen
haben nämlich eigene Namen, doch
wohl zu merken, nur die sechszehn alten,
die übrigen werden nicht besonders be-
nannt. Sie enthalten jedesmal ihren
Buchstab, den Vocal in der Wurzel des
Worts, den Consonant im Anfang und
bezeichnen sämmtlich eine der Betrachtung
S> ^6881861168 8t99t891'6lliv IV>3I'd^I'g, 868t. 340 Ll'ilUM I^I'. l- 62
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340
rimm Nr. L 82
94
Für die spätern Runen findet sich, wie
ei» besonderes Zeichen, so auch ein be-
sonderer Name. Auffallend ist cs dabei,
daß gerade diese, bis auf ehu (E), Pferd,
und gib» (6),Gabe, undeutlich und schwer
zu erklären sind. M>hr davon bei dem
alten Gedicht.
IO.
Vergleichung der deutschen und angel-
sächsischen Runen.
Weiter halten wir unsere deutschen mit
den angelsächsischen Runen zusam-
K men. Wir kennen diese vorzüglich durch
Mn.* >' ' 2f?. die Alphabete, die Hickes gr. anglosax.
^ ' thes. I. p. IZZ. rz6. und tkek. Hl. lab. Z. 4
und 6. aus alten Handschriften bekannt
gemacht hat, und wovon die drei wichtig-
sten unsere Taf. IH. enthält.
Das erste aus einer Cotton. Handschrift
(Otho li. io.) wird von einem angel-
sächsischen Gedicht begleitet, das die
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
Die Haus- und Hofmarken.
Unter dem Namen Hausmarke, Hofmarke, bolmaerke, bo~
maerke kennt Norddeutschland und Skandinavien gewisse Figu-
ren mit der Bedeutung, dass sie einem Grundstücke (Haus,
Hof, Kirche), sodann dessen beweglichem und unbeweglichem
Zubehör, endlich auch dem zeitigen Besitzer zum gemeinsamen
Wahrzeichen dienen. Aus wenigen meist geraden Linien ge-
bildet, Schliessen sie sich häufig an das Kreuz, an die Runen,
besonders an die zusammengesetzten oder Binderunen an, ge-
ben in neuerer Zeit auch wohl in einfache Darstellungen von
allerlei Geräth, (Spaten, Beil, Anker u. s. w.) oder in Buchsta-
ben über. Die Marienkirche in Danzig z. B. führt das Zeichen
; die Marken der einzelnen Bauerhöfe in kraust bei Danzig
sind folgende:
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
■
' r
I
Immer ist ihnen eigen, dass sie kunstlos, ohne Anwendung
von Farbe oder Plastik, gezogen, eingegraben, eingebrannt wer-
den mögen. Somit scheiden sie sich sowohl von den Wappen
als den bildlichen Wahrzeichen der Gebäude. Dagegen sind
sie nahe den Zeichen verwandt, welche, ohne grade an Grund
und Boden gefestet zu sein, doch dauernd einer Innung, einem
Handelshause, einer Familie als „angeborne Mark” angehören.
Durch solche Mittelglieder verlaufen sie sich in rein persönliche
oder gar wechselnde Zeichen der Steinmetzen, Münzmeister,
Künstler, Kaufleute.
Der Zeit nach linden sie sich mit Sicherheit schon als
Zeichen des bol d. i. praedium, villa, in den schwedischen Ge-
setzen des 13ten Jahrh. (Uplandslagh, Corp. iur. Sveo Goth.
III, 254), geschieden von einem bloss persönlichen maerke\ so-
dann in Lübeck am Ende des 13ten Jahrh, in den Siegeln der
Bürger.
Der Gegend nach lassen sie sich von Schweden, wo es
auch Dorfzeichen (bymaerke) giebt, nach Norwegen, Island
(als fängamark), Dänemark verfolgen und weiter durch Schles-
wig und Holstein nach Hamburg, Lübeck, Stralsund, den Haib-
und Nebeninseln von Rügen (Mönchgut und Hiddensee), Dan-
zig mit Umgegend bis Riga hin. Aus Süddeutschland begegnet
bis jetzt nur, dass ein Strasburger Apotheker Merckwiller unter
einen Fehdebrief von 1521 neben Wappen und Namen auch
eine einfache Marke hinzeichnet, und dass die einzelnen Thürme
der Stadtmauer von Nürnberg ihre besondern Zeichen tragen
sollen.
Als Denkmale vormaligen Gebrauches sind diese Mar-
ken noch sichtbar 1) an Gebäuden und zwar an dem Querbal-
ken der Hausthür oder des Holthors, an den Giebeln, in den
Windfahnen, oder an der steinernen Einfassung (den Wangel-
steinen) der sog. Lauben, Beischlägen vor den Häusern, doch
innerhalb Menschengedenken bis auf seltne Reste geschwunden;
StA
m
2) etwas häufiger an den Grabsteinen und sonstigen Epitaphien
namentlich In den Kirchen; 3) an Kirchenstühlen, alten Schrän-
ken und dgl. Geräth; 4) In ältern Urkunden als Handzeichen
neben der Namensunterschrift oder statt der jetzigen unter-
schiedslosen drei Kreuze gezogen, auch selbst in die Siegel
ausgenommen.
Ein heutiger lebendiger Gebrauch ist, was insbesondere
Deutschland angeht, dem Erlöschen nahe. In Holstein bezeich-
net man wohl noch das auf die Gemeinweide zu treibende Vieh
mit der Hausmarke. In Stralsund führen die einzelnen Rotten
der eine Art Innung bildenden Strandkärrner eine sog. Haus-
marke. Auf dem Lande bei Stralsund und in Mecklenburg soll
das Heu der Communionwiesen noch durch Loose, die mit den
Hausmarken der Betheillgten versehen sind, vertheilt werden.
Im Quedlinburgischen werden die bestellten Acker mit den
Zeichen ihrer Besitzer versehen. Auf Mönchgut dauert
nicht nur die Bezeichnung des Inventars z. B. des Fische-
reigeräths, sondern auch die Unterzeichnung der Urkunden
mit dem Hauszeichen fort. Sehr lebendig wallet das Insti-
tut noch auf den Bauerhöfen deutschen Ursprungs in den
Umgebungen von Danzig und Elbing. Zwar dienen dort
die „Hofmarken” gegenwärtig nicht mehr als chirographum,
aber doch zur Bezeichnung des leblosen Inventars und der
Pferde, (zu welchem Behuf auch ein Brenneisen die Marke
trägt,) ferner der Kirchenstühle und Erbbegräbnisse. Auch wird
der reihedienstpflichtige Hof durch Ausstellung seiner Marke
auf dem Schulzenhofe bezeichnet, und hie und da in den Hy-
pothekenscheinen die Hofmarke des Grundstückes vermerkt. In
Danzig selber, wo die Hausmarken bis in den Anfang des 18ten
Jahrh, für alle Bürgerklassen als Handzeichen vorkommen, prägt
man noch jetzt dem Zubehör der einzelnen Kirchen, z. B. ih-
ren Büchern, das besondre Zeichen auf.
4
Schon nach diesen Umrissen erscheint der geschilderte
Brauch für das Rechts- und für das Volksleben überhaupt, auch
über die sechs Jahrhunderte, in welchem er bestimmt nachweis-
bar ist, hinaus, als mannigfach anziehend und bedeutsam. So
tritt z. B. die innige Verknüpfung zwischen Besitzthum und
Person durch ihn in der sinnlichsten Weise vor Augen. Er
reizt ferner, eine Verbindung zu suchen mit den manufirmatio-
nes der Kapitularien (Pertz Mon. III, 112, 115) mit manchen
signis der Volksrechte (z. B. lex Sal. 10, §.4, 27. H. 15, 33.
§. 2, bes. 1. Eris. 14) und ähnlichen Bestimmungen der nordi-
schen Rechte, mit allerlei unverstandenen Zeichen auf Gränz-
steinen, Martersäulen u. s. w. Auch ist genug Anlass da, dem
^ Umfange der Sitte noch weiter hinsichtlich der Zeit, der An-
Wendung der Zeichen, der örtlichen Verbreitung, welche auch
über die Niederlande und Brittanien sich ausdehnen dürfte, nach-
zugehen. Um so mehr als dafür, bei jenem Erlöschen des Ge-
brauches, vielfach schon die letzte Stunde gekommen ist. Der
Unterzeichnete, welcher in den Abhandlungen der Berliner
Akademie der Wissenschaften (1852) die auffallende zwiefache
Bedeutung des ,,Handgemal” als Handzeichen und Grundstück
aus der Hausmarke zu erklären gesucht und dabei obige An-
gaben näher ausgeführt bat, möchte den Alterthumsfreunden,
besonders unsern zahlreichen historischen Vereinen solche For-
schungen ans Herz legen. Er würde auch die Ergebnisse,
falls deren öffentliche Mittheilung, etwa in den Schriften jener
Vereine, nicht beliebt werden sollte, dankbar entgegennehmen.
Berlin im Januar 1853.
Professor Homeyer
Mitglied der Akademie der Wissenschaften
u. des Obertribunals.
Gedruckt in der Akademischen Buchdruckerei.
sches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
—ff-*—
Die Haus- und Hofmarken.
Unter dem Namen Mark, Haus- und Hofmarke, Hauszei-
chen, nordisch Bomaerke, kennt das Germanische Europa seit wenig-
stens sechs Jahrhunderten gewisse Wahrzeichen der Personen und ihrer
Habe, welche in der Gestalt den Runen, in dem Gebrauche unsern
Wappen sich vergleichen.
Näher finden sie sich in Norwegen, Island, Schweden1), von wo
sie auch nach Lappland, Finnland und den Inseln an der Esthnischen
Küste2) gedrungen, in Dänemark, Grossbritannien3) (mit der zu en-
gen Bezeichnung „merchant marks“), in den Niederlanden4), sodann
in dem ganzen Gebiete der heutigen deutschen Zunge, von Reval und
Riga bis in das Berner Oberland, von Helgoland bis nach Steiermark,
von Rügen bis zu den Tyroler Alpen, vom Trierschen Hochwalde bis
Breslau. In einzelnen Anwendungen überschreiten sie das Germanische
Gebiet; Kaufmannsmarken (Deutscher Häuser) begegnet man in Genua
und Warschau; die Steinmetzen setzen ihre Zeichen auch auf Franzö-
sische Bauwerke5); der Polnische Adel führt nicht selten eine „Marke“
gleich dem Deutschen 6).
Die älteste Gestalt schliesst sich mit Stab und Kennstrich z. B. f
^ den Runen, besonders den zusammengesetzten oder Binderunen ^
^ A an; so fügt sie sich leicht dem blossen Einritzen, Einschneiden,
Einhauen. Allmählig weicht sie von jenen Typen ab; sie giebt den
Stab auf, behält aber noch zu jenem Behuf das Strichförmige bei;
dann bereichert sie sich durch die geschwungene Linie (s. unten die
Beispiele von Braust); seit dem 16ten Jahrhundert hängt sie dem ful-
crum Buchstaben an f , ja geht sie in blosse Verzierung eines Buch-
stabens über jsfp. Endlich kann sie auch einer Annäherung an das Bild
sich nicht erwehren, indem sie theils den Hauptlinien eines Geräthes
folgt , theils sich eine bildliche Deutung der frühern Typen, z. B.
jener erstgenannten Runen als Flügel und Krähenfuss, des Zeichens §
als Wolfsangel, des X als Stundenglas gefallen lässt. Bei allen diesen
Abweichungen bleibt unsrer Marke noch eigen, dass sie von kunstloser
Hand, ohne Hülfe von Farbe oder Bildnerei gezogen werden mag.
Die Anwendung ist wie die unsrer heutigen Wappen von der aus-
gedehntesten Art.
Zunächst den Personen nach. Die Zeichen werden nicht weniger
von der ländlichen, namentlich der mit Bauerhöfen angesessenen, als
von der städtischen Bevölkerung geführt; hier von den Patriciern wie
von den gewöhnlichen Bürgern aller Gewerbe, von Kaufleuten, Künst-
lern, Fabrikanten, Handwerkern. Auch Geistliche und Gelehrte ver-
schmähen sie nicht; die Matrikel der Leipziger Universität fügt im
1) Liljegren Runlära 1832 8. 192, Runurkunder 1833 8. 265.
2) Russwurm, Eibofolke oder die Schweden an der Küste Esthlands etc. Tafel V.
3) M. A. Lower cnriosities of heraldry, Lond. 1845 p. 41. Ewing in den origi-
nal papers..of the Norfolk and Nor wich Archaeological Society III 2, Dec. 1850
p. 177 sq.
4) N. Westendorp over het oud Runisch letterschrift, 1824.
5) Didron, annales archaeologiques Vol. II 246 sq., III 31 sq.
6) Niesiecki Herbarz Polski, Lips. 1839 sq.
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15ten und löten Jahrh, den Namen der Rectoren und Decane stets ihre
Marken bei. Selbst die Ritterschaft, wie sehr sie auch auf Schild und
Helm das Bild vorzog, entfremdete sich doch nicht völlig dem alten
Handgemal. Ein v. Bodelswing zeichnet im J. 1336 der Rügiani-
sche Ritter „vanme Rode“ im J. 1316 das Geschlecht der v. Ga-
gern führt noch jetzt die Wolfsangel. Den physischen folgen die juri-
stischen Personen, so die Gilden, die Gemeinden (Lübeck hat Hal-
berstadt wieder die Wolfsangel), auch die Kirchen; in Danzig zeichnet
8. Marien , 8. Johannes =f=, 8. Catharina -f= u. s. w.
In andrer Beziehung gehört das Zeichen entweder lediglich dem
Individuum, aber ihm doch als ein beständiges, als seine „eigne, ge-
wöhnliche, gebräuchliche Mark“ an; oder dem ganzen Geschlecht in
seiner Dauer und Verzweigung als „angeborne Mark“; oder einem Hause
in gewerblicher Bedeutung, einer Geschäftsfirma auch beim Wechsel
der Inhaber und Vorsteher. Oder endlich hat sich das Zeichen an die
Stätte, namentlich an die bäuerliche Stelle als Hofmarke dergestalt
befestigt, dass es, wie anderswo der Hofname, auch auf eine neue
Besitzerfamilie übergeht.
Gleich mannigfach ist Gegenstand und Art der Bezeichnung.
1. Das Hauptgebäude, über der Hausthür, dem Hofthor, in den Gie-
beln und Windfahnen, an den Lauben und Beischlägen. 2. Die Fahr-
niss und zwar a. allerlei Geräthe des Hauses, der Wirthschaft, des
Gewerbes, wie Leitern, Eimer, Böte, Kiepen, Säcke, Angeln und
Netze, Spaten, Pflug und Haken, Jagd- und Handwerkszeug, Maass
und Gewicht; b. Kaufmannswaaren, deren Marken in Strandungsfällen
wichtig werden; c. das Vieh, namentlich Pferde, Rinder, Schweine,
Schafe, Gänse, Schwäne; d. sonstige bewegliche Habe, wie Bücher,
gefälltes Holz. 3. Kunstprodukte und Fabrikate verschiedenster Gat-
tung, der Baumeister, Steinmetzen, Münzmeister, Goldschmiede, Pa-
piermüller, Bäcker etc. 4. Der Grund und Boden, z. B. bestellter
Acker, zugelooste Wiesenstücke, Deich-und Dammstrecken. 5. Gränz-
Steine, Bäume, Stöcke, Zäune. 6. Grabsteine und sonstige Todten-
denkmale in Kirchen und auf Kirchhöfen. 7. Kirchenstühle. 8. Stück-
chen, Kaveln (in Schonen knäflingar) und Brettchen, deren man
sich zum Loosen und als Kerbhölzer bediente. 9. Allerlei Weih-Ge-
schenke, Kirchenfenster, Glocken, Taufbecken. 10. Urkunden, Stamm-
bücher, Bürger- und Gilderollen, wo neben dem Namen des Ausstel-
lers u. s. w. oder statt desselben die Marke als chirographum, Hand-
gemal steht. 11. Allerlei Kunstwerke, wie Becher, Schilder, welche
einer Genossenschaft als Album dienen. 12. Werkzeuge zum Aufprägen
der Marke, wie Stempel, Brenneisen, Maläxte, vor allem die Siegel,
sei es mit oder ohne Waffenschmuck.
Aus diesen Gegenständen der Bezeichnung tritt zugleich die viel-
fache Veranlassung und die rechtliche Bedeutung des Gebrauches her-
vor. Ein Inhaber will sein Recht an der Sache kenntlich machen und
sichern; der Verfertiger will oder soll seine Autorschaft bekunden; der
Contrahent bekräftigt damit seinen Willen; das Zeichen bringt über-
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mark. Von 1290 sind Marken Lübscher Bürger, z. B =£ bewahrt. Die
Blüthezeit des Instituts reicht noch etwa dreihundert Jahre weiter. We-
niger die Rechts- und Geschichtsquellen als die Denkmäler selber zei-
gen noch im löten Jahrh, einen vollen, lebendigen, ausgedehnten Ge-
brauch. Kein Stralsunder Klosterbauer, der nicht seinen Willensact
durch eine eigne Marke besiegelte, kein Steinmetz, der nicht als Ge-
selle sein Zeichen von der Hütte erhielt; kaum ein Grabstein gewöhn-
licher Bürger zeichenlos; im Bürgerbuch von Nymwegen steht bei jedem
Namen die Marke.
Seitdem büsst die Anwendung allgemach ein. Die Marke tritt hinter
dem in gewissen Kreisen schon von Alters her beliebteren Bilde noch
mehr zurück, doch dergestalt, dass Bild und Zeichen noch lange ne-
ben einander geführt werden, sei es in zwei verschiedenen Siegeln der
Person, oder in zwei Feldern ihres Wappens. Sie weicht ferner den
blossen Buchstaben besonders den Initialen; sie wird selbst bei den
Analphabeten durch die unterschiedslosen drei Kreuze verdrängt. End-
lich wird, u. a. bei Häusern und Bauerhöfen, die den Beamten beque-
mere Zahl an die Stelle der „Hieroglyphen“ gesetzt. Seit Menschen-
gedenken nimmt man deutlicher die Weise des Schwindens wahr. Die
schreibenskundige jüngere Generation verschmäht das alte Handzeichen;
die Theilung der Gemeinweiden und Wiesen überhebt des besondern
Markens des Viehes, macht die Loosstäbchen zum jährlichen Verkaveln
entbehrlich. Beim Umbau stellt man das mystische Zeichen am Haus-
balken nicht wieder her: das Wegbrechen schon der Wangelsteine und
Giebel, die Entfernung der Grabsteine aus den Kirchen verwischt das
Andenken auch eines früheren Gebrauches.
Dennoch zeigen selbst heutigen Tages und zwar auch in Deut-
schen Landen nicht wenige Orte die Spuren solchen Gebrauches; die
Gänge der Kirchen z. B. von Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund,
Greifswald, Danzig sind noch mit Hausmarken bedeckt; alte Häuser
in Hildesheim, Göttingen, Erfurt, Goslar, Münster u. s. w. tragen sie
gleichfalls. Ja der zähere Sinn unsers Landvolks hat die Sitte der
Vorfahren, wenn auch dem flüchtigern Beobachter verborgen, noch in
bewusster frischer Uebung erhalten. So lebt sie in vielen Thälern der
Schweiz bis in den Berner Jura hinein, in Tyrol, Steiermark, dem
Bayerischen Hochgebirge; andrerseits auf den nördlichen Eilanden von
Runö bei Riga bis Föhr an der Küste Schleswigs. Den Bauerhöfen in
der Umgebung von Danzig und Elbing dient die Hofmarke noch, zur
Bezeichnung des todten und lebendigen Inventars, ferner des Kirchen-
stuhls und der Erbbegräbnisse; in der Gegend von Mewe wird das Hof-
zeichen zu den Hypothekenakten vermerkt. Die 16 Bauerhöfe zu Braust
bei Danzig haben folgende Marken mit Formen ältern und neuern Styls
§ - Auf den Dohna-
sehen Gütern im Kreise Holland dient gleichwie bei Danzig eine Tafel
der sämmtlichen Hofmarken beim Schulzen zur Regulirung der Ge-
meindeleistungen, und wird die an oder vor dem Hause angebrachte
Marke als ein Zeichen der Ehrenhaftigkeit mit Sorgfalt gepflegt. —
Auf der Rügianischen Halbinsel Mönch gut sieht man das Hauszei-
chen nicht nur an dem Fischergeräth, sondern auch auf Urkunden neue-
ster Zeit. Die Bauermarken tragen meist noch die Form von Binde-
runen, z. B. ^ ^ ^ ^ f . — Auf Hiddensee bei Rügen loosen
noch, wie auch in einigen Dörfern bei Warnemünde, die Gemeinde-
glieder mit ihren Hausmarken auf Haveln, und wandelt das Stamm-
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I“
zeichen eines Geschlechts sich unter dessen Zweigen z. B. in folgender
Weise ab:. X )K.)C X X X )K X- — Auf Helgoland bezeichnen die
„Compagnien“ ihre Schaluppen nicht nur mit Bild und Namen, son-
dern auch, und ausserdem das lose Zubehör allein, mit der Marke. —
In der Gegend von Quedlinburg und Halberstadt wird den be-
stellten Ackerparcellen das Zeichen eingepflügt. — Im Trier sehen
Hochwalde verloost man die Gemeindeäcker alle 15 Jahre mittels der,
auch den alten Zinsregistern beigefügten Hausmarken der Genossen. —
Zu Pfäfers in St. Gallen führen die Glieder der Sippschaft Egga, die
sich kaum noch als Vettern bekennen, doch noch die verwandten Zei-
chen: X X X X J Graubündten bittet wohl ein
Einkömmling den Schullehrer um Ertheilung einer Marke. Und der
Kronenwirth in Zizers verzeichnet in seinem Contobuche die Holz-
hauern unter ihren Zeichen, die auch auf dem gelieferten Holze stehen.
Schon nach diesen Umrissen erscheint der geschilderte Gebrauch
für das Rechts- und für das Volksleben überhaupt als mannigfach an-
ziehend und bedeutsam. So tritt durch ihn die innige Verbindung zwi-
schen Besitzthum und Person in der sinnlichsten Weise vor Augen.
Die Geschichte des Wappenwesens gewinnt einen neuen Hintergrund.
Er reizt ferner, eine Verbindung mit den manuürmationes der Capitu-
larien (Pertz Mon. III 112, 115), mit den signis der lex Salica 10 § 4,
27 § 15, 33 § 2, 1. Rotharis 319, 1. Eris. T. 14 und den decuriis der
1. Visigoth. VIII 6. 1 zu suchen.
In den Abhandl. der Akad. der Wissenschaften 1852 8. 85 ff habe
ich die auffallende zwiefache Bedeutung des „Handgemal“ als chirogra-
phum und als Stammgut aus der Hausmarke zu erklären gesucht, und
im J. 1853 (Monatsberichte der Ak. 8. 747) das Loosen durch tenos
cum suo signo der 1. Frisionum mit dem Haveln auf Hiddensee in Ver-
bindung gebracht. Ferner hat ein fliegendes Blatt vom Januar und
dann vom August 1853, ähnlichen Inhalts wie das gegenwärtige, um
Mittheilungen über die Haus- und Hofmarken gebeten. Solche Mit-
theilungen sind dann auch hundertfältig ergangen7), so dass mit
den älteren Berichten und dem Ergebniss eigener Beobachtungen ein
ungemein reichhaltiger Stoff mir vorliegt. Bevor ich zu dessen Ver-
arbeitung schreite scheint es gerathen, den vor vier Jahren einge-
schlagenen Weg noch einmal zu betreten. Möge das Blatt auch bei
dieser dritten Aussendung viele Freunde unsrer Volkssitte geneigt fin-
den, den Haus- und Hofmarken, sei es in den Spuren früherer An-
wendung, sei es in dem noch lebendigen Gebrauche mit Sorgfalt nach-
zugehen, und das Erforschte entweder zu veröffentlichen, oder mir zu
dankbarer Entgegennahme mitzutheilen.
Berlin, den 21 December 1857.
G. Homeyer,
ord. Prof, der Rechte, Mitglied der Akademie
der Wissenschaften und des Obertribunals.
7) Folgende sind im Druck erschienen: Michelsen, die Hausmarke 1853. Peez
in der Kieler Monatsschrift Nov. 1854 8. 873. Th. Hirsch in Weinreichs Danziger
Chronik 1855 S. 125 ff. Lisch in den Jahrb. f. Mecklenburg. Gesch. XX 8. 126 ff.
Schiefner über . . . Eigenthumszeichen 18/30 Mai 1855, Bulletin de l’ac. de St. Pe-
tersburg XII Nr. 21. Göth in den Verh. des Vereins etc. von Steiermark Heft 5.
Kosegarten, halt. Studien XV 166. W.Ilübbe, Ztschr.f.Hamb.Gesch. N.Folge. Bd.l.
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Namen der Runen erklärt und seiner
Merkwürdigkeit wegen sammt einer Ueber»
sctzung in der Beilage (A.) mitgetheilt
ist. Ich habe folgendes zu diesem Al»
phabct zu bemerken: bei D und M sind
die zwei lateinischen Buchstaben jedesmal
zusammen beigesetzt, was aber nichts an-
ders andeuten soll, als daß beide Runen
in ihrer Gestalt so ähnlich sind, daß eine
für die andere könnte angesehen werden.
Bei dem Sylbenzeichcn ing steht auf der
andern Seite, wo der Name vorkommen
und das Wort wiederholt werden sollte
der Schreibfehler iug. ear die 5" Rune ^
vor der letzten bedeutet suris und ist eben» 244.tyS-
so in den beiden andern Alphabeten ge-
schrieben, sic soll den Diphthonglaut ea
anzeigen; seltsam aber ist, daß noch ein tkr
dabei steht (wie im zweiten Alphabet dar-
über) und auf der andern Seite car.
Man würde geneigt seyn, darin einen
Schreibfehler für ear zu sehen, wenn
nicht in der Wiener Hands.-77. zar vor-
D
UM
96
käme, was aus jenem car entstanden ist,
wenn auch, wie unten sich zeigen wird,
auf falschem Wege. Es ist die letzte Rune
die das Gedicht erklärt, die folgenden
vier berührt cs nicht, vielleicht weil sie
überflüssige sind. Die erste von diesen ist
ein Q und hat den Namen cweord.
Ungeachtet sie in dem zweiten Alphabet
denselben Namen trägt, glaube ich doch
hier an einen Schreibfehler; cweord ist
im angelsächsischen kein Wort, es muß
c w e 0 r n, cwyrn, mola, heiße»: nordisch
qvörn. Ich beweise cs mit der Wiener
Handschrift N° 277. wo der Buchstab
richtig quirun heißt, das Wort kommt
vor bei Ulfilas: qtvatvifnjte; gl. doc.
zurr»; gl. blas. kwirn; im plattdeutr
schon noch heute qwern für Mühle (bei
Dahuert); in einer alten Urkunde bei
Pistorius 111. 578. quirnaha, d. i.
Mühlbach. — Die nächste Rune ist K.
wie sie im zweiten Alphabet ausdrücklich
bezeichnet wird, hier steht cs nicht dabei;
97
es ist das vorige Zeichen nur umgekehrt.
Beide Buchstaben Q und K sind im an-
gclsächflschen eigentlich überflüssig, ihr
Laut wird durch C bezeichnet, das nämlich
nicht wie das lateinische C, sondern wie
ein K ausgesprochen wird. — Hierauf
folgt die Rune st^n d. h. Stein, lapig, /<*•
sie steht wohl für den Zischlaut des starken ^ T •
8: TS, Z; er ist härter als5 und weicher
als unser Z und wird durch das Z beim Ul-
filas und noch in der Sprache des Mittel-
alters bezeichnet; doch scheint sie auch als
Abbreviatur gebraucht zu seyn. Endlich
die letzte Rune gär d. h. jaculum, scheint !°7''
ein härteres 6 neben dem weichen der Rune
gyfu und dem J der Rune jer anzuzeigen.
— Im zweiten Alphabet aus einer andern
Hs. derselben Bibliothek (Domitian A.9.)
sind größere Verwirrungen vorgefallen.
Die Rune I hat einen falschen Namen: ■
eac, sie muß unbezweifelt ks heißen, da-
gegen gebührt jener Name richtig geschrie-
ben: eoh der bald darauf folgenden, die
G
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dem lateinischen Alphabet zugefügt, wie
schon die den Runen ganz fremdartige
Form beweist. — Außer diesen dreien
hat Hickes tab. II. (Nr. 8- 9. 10. ir.)
noch andere, in Handschriften entdeckte an-
gelsächsische Runen-Alphabete mitgetheilt.
Eie enthalten blos die Zeichen und stim-
men darin im wesentlichen mit jenen
überein; ich habe einige Varietäten dar-
aus in die vergleichende Uebersicht (Taf.
IV.) aufgenommen. Ein anderes aber
mit fremden Namen steht auch lad. III.
In jener Handschrift Galba A. 2. trifft
man noch eins an mit Varietäten und
Sylbenzeichen, die ohne Zweifel spätere Zu-
sätze sind; für unsern Zweck ist es unnöthig
die Untersuchung darüber auszudehnen.
In eben dieser Handschrift, wo cs offen-
bar Absicht war, die verschiedenartigen
Runen-Alphabete, wohl alle bekannte,
zusammenzustellen, findet sich ferner eins,
dem eigentlich und noch sichtbar die Ru-
nen zu Grund liegen, die aber absichtlich
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IOI
entstellt sind, um scheinbar neue Buchsta-
ben zu liefern. Dies ergibt sich klar aus
seiner Zusammenstimmung mit denselben
Zeichen, die Hickes I. p. 168. aus einer
andern Handschrift schon bekannt gemacht
hatte, dort steht ausdrücklich eine Nach-
richt von dem Erfinder daneben: subito
ex machinatione mentis suae fornnavit
eas littera«. Zum drittenmal kommt die-
ses seltsame Alphabet vor aus einer Op-
forder Handschrift bei Hickes thes. Ils.
tab. II. N°ii. Wir können hier ganz
darüber hinausgehen. Merkwürdig ist
aber, daß in jener Hs. Galba A. 2. nach
der angelsächsischen zugleich auch die nor-
dischen Runen angegeben sind, und
zwar die scchszehn alten in ihrer Ordnung
und mit ihren Namen (TH demnach
thurs und 8 söl) und dahinter die spä-
tern; auch enthält sie einen lateinischen
Spruch mit nordischen Runen geschrieben,
gleichsam als Probestück. Auch die Znr
schüft aus der Handschr. Caligula A. 13.
gehört hierher. In der Handschrift Galba
A. 3- kommt gleichfalls das nordische Al-
phabet vor, aber in der heutigen Ord-
nung mit den punctirken Runen, doch
ohne Namen; hierher gehören auch die
Alphabete N° i. 4. 6. 7. auf der zweiten
Tafel bei Hickes. Es ergibt sich daraus,
daß die Angelsachsen den Unterschied bei-
der Alphabete gar wohl kannten.
Diese Bemerkungen konnten nicht in
eine Vergleichung der deutschen und angel-
sächsischen Runen fallen, und mußten vor-
angehen. Es ergibt sich aber aus dieser
sogleich eine noch größere Achnlichkeit als
mit den nordischen Runen und man kann,
im Ganzen betrachtet, beide Alphabete für
eins und dasselbe ansehen. Erstlich was
die Zeichen selbst angeht, so stimmen
von den sechszehn alten Runen nicht nur
B. F. I. L. R. S. T. U (darin also alle drei
Alphabete) zusammen, sondern auch A.
M. N und 0, wofür das nordische ein völ-
lig oder zum Theil verschiedenes Zeichen
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io4
entstanden seyn, diese aus Nachlässigkeit:
die Biegung der zweiten Linie wurde
übersehen und so mit kam die Form des
runischcn U heraus; dies ist um so siche-
rer anzunehmen, da gerade R zu den
Runen gehört, die keine Varietäten zei-
gen, sondern überall in derselben Gestalt
hervortreten. Zweifel über X und 2 in
diesem Alphabet werden in der Folge
schicklicher geäußert werden.
Wir müssen noch die Namen ver-
gleichen. In Hinsicht der alten Runen
findet ein ähnliches Verhältniß wie bei
den Zeichen statt. Nämlich B. H. I.
K. (als C) L. M. N. R. U. Y. stimmen
überein, werden also in allen drei Alphabeten
auf gleiche Weise benannt. Ferner auch
A. 8. TH, in dem deutschen und nor-
dischen verschieden, haben im deutschen und
angels. denselben Namen, so daß sich beide
darin dem nordischen entgegenstellen. T
heißt hier tac und trennt sich insofern von
dem nordischen und angels., allein es ist zu
S
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Runen in einer Handschrift zu
St> Gallen.
Wir wenden uns jetzt zur Betrachtung
zweier Runenalphabctc, die sich in einer
S'- Galler Pcrgamcnchandschrift vom
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108
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wieder dar, außer daß M vor L steht,
und A, bas vor S seinen rechten Platz hat,
hier den vorletzten einnimmt. Die Rune
chilch hat das Hraban. Alphabet allein,
hier findet sic sich nicht wieder, dagegen
sind diese in andern Stücken reicher. Es ist
darin ein dreifaches'!',afpirata.mediaunö
tennis, nämlich thorn TU, tag (I. d ag)
D, und tl T; und zwar,wie man aus der
vergleichenden Tabelle sehen kaun, mit Verr
Wechselung der Zeichen, nämlich was hier
tag heißt steht im hraban. Alphabet als
thvrn u.s.w. Ferner ist darin ausgedrückt:
das einfache A asc, und ein eigenes 0
Ldil "), (denn äc und oo s bezeichnet das
*) Der Laut von »dil macht Schwierigkeit.
Das hochdeutsche Wort ist uodal, uadal,
und insofern kein Zweifel, daß cs u o, u a
bezeichnen müßte, in keinem Fall das ö
der öftune seyn könnte. Jenes uo ent-
spricht aber dem gothischen <5, so wie die-
ses wiederum die Gestalt der üdilrunc hat.
Dcrgl. darüber die deutsche Gr. S-Sg. und
94. Dagegen steht jedoch, daß wir bei der
sonstigen Verwandtschaft der St. Galler
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HO
Alphabet durch sin Q bezeichnet ist; das
W aber, wegen seiner dem D ähnlichen
Gestalt in dem zweiten (nach dem latei-
nischen geordneten), wirklich neben das D
gestellt und als ein solches bezeichnet ist,
gleichsam als eine Variante *).
\u4uf >ru ») Unmittelbar «jvs l|N beiden Alphabete
in der S'- Galler Hands. noch folgendes:
/Iw
• ly£,
m p s'sst-p p.p
iis-runa dicuntuv, quae .]. litterä
per totum fcribuntur, ita ut quotus
versus fit primum brevioribus . >., quae
K (6?) littera fit in versu, longiori-
bus .{• scribatuv. Ita ut nomen corvi
scribatur his litteris ita:
I- lillll- III- llllllll. I- INI!. II- II- III.
Lagornna diountur, quae ita scribun«
tur per 1. litteram , ut nomen corvi:
t.rrrrrr-rth rrrrrrrr-
MhtMl
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III
*
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111
13.
Runen in einer Handschrift auS
eine dem Kloster Tegernsee ursprünglich
Hahalruna dicuntur isiae, quae in
sinisira parte quotus versus oltenditur et
in dextera, quota littera ipsius versus üt.
Stofruna dicuntur, quae supra in
punctis, quotus At versus, subtiliter
ostendunt
sed aliquando mixtim illas faciunt, ut
supra sint puncti, qui litteram lignisi-
cant et subter ordo versus.
Clofruna dicuntur, quae pulsu cffici-
tur distinctis personis et litteris, ita ut
primum incipiatur a personis, postea
» litteris.
Tegernsee.
Auf der Bibliothek zu München wird
1
zugehörige Handschrift aus dem achten
Jahrhundert bewahrt/ die ein Runen -Al-
ttiiAu ,
yuHiruCr yUf'\A^ H &
uh-lu. 7yu^. , **»'***“"'
Es ist eine Geheimschrift, die ihren
Schlüssel in dem in drei Linien aufgestell-
ten ersten Sk Gallcr Runenalphabet hat.
In welcher Reihe der verlangte Buchstab
sich findet und der wievielte er darin ist,
wird durch die Anzahl und größere und
kleinere Form einer und derselben, wahr-
scheinlich ganz willkürlich gewählten, Rune
ausgedrückt. Um das gegebene Beispiel
corvi zu erläutern, so wird, da c in der
ersten Linie steht und der sechste Buchstab
ist, die gewählte Rune (hier zuerst die
Eisrune, l,) einmal klein, dann sechs-
mal groß hingesetzt. Da O in der dritten
Linie den vierten Platz hat, so müßte itzt
die Rune dreimal klein und viermal groß
stehen» hier ist aber ein Fehler gemacht,
sie steht doppelt, also achtmal, und gar bei
der Hahalrune nur siebenmal und bei der
Stofrune neunmal. Das übrige trifft ein
und wäre in Zahlen also auszudrücken
R = i,5. V=i,2. i.~2,3. Das Beispiel
ist noch mit L, wie cs scheint mit T, ob-
gleich Ha hat Hagal?) unpassend ist und
rum H gehört, endlich auch mit blosen
1X3
phabet enthalt. Dieses hat He. Prof.
Radlof in seiner "Schrcibungslchre der
teutschen Sprache" insoweit bekannt ge-
macht, als er es mit einer kurzen An-
Puncten ausgeführt. Man ficht, wie um
behülflich diese Geheimschrift ist, doch
bleibt cS immer ein merkenSwcrthcs Bcft
spiel v»n dem Gebrauch der Runen; auch
geht daraus der Beweis hervor, daß in
der zweiten Reihe die dritte Rune kein X,
wie sie in beiden Alphabeten fälschlich heißt,
sondern, wie auch ihr Name andeutet,
ein l ist und zwar ein einfaches im Gegensatz
zu dem i der Eisrune. — Noch bemerke
ich zu den Stofrunen, daß HrabanuS
Nachricht von einer freilich auch leicht zu
entzifferndem Geheimschrift gibt, wornach
statt der Vocale eine gewisse Anzahl
Puncte gesetzt, die Consonantcn übrft
genS beibehalten wurden. I tyatte den
ersten Platz und einen Punct, A zwei,
E drei, O vier und v fünf. Ein gcge«
benes Beispiel ist in dem Nouveau u»ite
de Diplomatique P. III. p. Zog. ZlO. er-
lautert.
H
I
[
I
ii4
merkung in die jenem Werke beigefügten
"alterthümlichen Schrifttafeln" eingeführt
hat. Von dem eigentlichen Inhalt der
Handschrift, ob das Alphabet damit
in Zusammenhang steht, ob dabei die
runische Folge beobachtet und die lateini-
sche erst hier angenommen ist, wie man
wohl vermuthen darf, davon wird nichts
gesagt *). So viel sich aus dieser Mit-
theilung ersehen läßt, gehört dies Alpha-
bet in eine Reihe mit dem so eben be-
sprochenen S» Galler. In den Zeichen
selbst ist nur einiges und zwar unwesent-
liches abweichend, so sind z. B. bei dem
tt die Queerstriche übermäßig verlängert.
Sonst wäre folgendes anzumerken: das
A ist das breite noch mit einem Strich
versehene ä, ä c (Eichbaum), das hier den
Namen agcar (Ecker? Eichel, nord. ckkarn,
*) Ich habe mich um nähere Nachricht ver-
geblich nach München gewendet.
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n6
14.
Runen des Beda.
Joh. Trithem theilt in seiner Polygra-
phie^) ein alpbabetum Nortmannorum
mit, welches sichtbar Zusammenhang mit
den deutschen Runen hat und also von uns
nicht darf übergangen werden. Er schreibt
es den Normännern in Frankreich
zu und behauptet, daß es durch Beda
sey überliefert worden. In dieser Eigen-
schaft findet man es wieder bei Worm
heit enthielten, aber die erste ist eine
blose, leicht zu erklärende Vermuthung,
die andere ruht, wie ich glaube, auf ei-
nem Irrthum. Ich habe in den Werken
des heil. Beda nichts von diesem Alpha-
bet entdecken können, schwerlich wäre
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Xcxmm.
litt. ran. p.49., bei Hlckes thes. III.
tab. II. und andern aufgeführt. Beide
Angaben wären wichtig, wenn sie Wahr-
*) Argent. 1600. p.594. Zuerst »5'8. fol.
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bor uns haben. Auf keinen Fall könnte
Veda das W in dieser Gestalt gehabt
haben, wahrscheinlich fehlte cs so gut als
bei dem Hrabanus in dem Vorbilde, und
um diesem Mangel abzuhelfen, setzte man
es zu; daß dafür unser spateres, aus
der Zusammensetzung von UU entstande-
nes, Zeichen beibehalten wurde, ist we-
nigstens nicht sehr geschickt. Das M ist
vielleicht abgeändert, weil man gesehen,
daß es mit dem TH beinahe eine Gestalt
hatte. Neben diesen ungünstigen Ver-
muthungen verdient dies Alphabet doch
Rücksicht, weil es offenbar nicht aus dem
Hrabanus, wie wir ihn kennen, entlehnt
ist, sondern ein etwas verschiedenes Vor-
bild muß gehabt haben. Wenn man die
übrigen, namentlich die angeblich altfrän-
kischen Alphabete betrachtet, die in der
Polygraphie außerdem mitgetheilt sind,
so könnte man keinem die Behauptung
verargen, Trithcm sey selbst Bearbeiter
dieser Runen gewesen, und habe den
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Uebereinstimmung der St- Galler und
Angelsächsischen Runen.
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122
rung zum Christenthum an. Die frühsten
aber aus diesem Zeitpunct bedienen sich
schon des lateinischen Alphabets und man
kennt kein einziges, das mit Runen ge-
schrieben wäre. Hingegen sind in das
lateinisch - angelsächsische Alphabet zwei
Runen übergegangen: thorn (1'») und
wjn (W), ohne Zweifel weil dafür das
lateinische keine Zeichen bot. Diese beiden
also kamen nie aus dem Gebrauch, außer-
dem erhielt sich daneben noch das ganze
Rnncualphabet, aber in einem eigenen
Verhältniß: cs galt nämlich als ein be-
sonderes und geheimes, das nur
zwischen der gewöhnlichen lateinischen
Schrift, wenn man etwas verborgenes
und mystisches mittheilen wollte, in An-
wendung kam. H ick es hat eine solche
angelsächsische Handschrift tdek. III. tat).
IV. V. VI. in einer Nachzeichnung voll-
ständig geliefert, wo Runen untermischt
sind. Es werden hier Räthsel z. B. Be-
schreibung eines Ungeheuers aufgestellt,
»
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Abstammung und Verwandtschaft der
nordischen, deutschen und angelsäch-
sischen Runen.
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■■■■ul
125
suchen , ob die Laute, die es enthalt, den
Lauten der nordischen Sprache, so weit
man aus der gegenwärtig noch lebenden
und den alten Sprachdenkmälern Kennt»
niß derselben erlangen konnte, entsprächen.
Da sich aber bald gefunden, daß manche,
sogar hauptsächliche fehlten, so hat man
den Schluß gemacht, die Runen seyen ih-
rem Ursprünge nach einer andern Sprache
bestimmt gewesen und nur gewaltsam auf
die nordische angewendet worden. Auf
diesem Wege gelangt man aber nicht
weiter, denn die Sprache für welche sie
angemessener seyn sollen, findet sich nir-
gends, wenigstens baß es die deutsche
nicht ist, wie Ihre auszuführen suchte *),
wirb sehr bald klar. Ich glaube, richti-
p gcr geht man davon aus, in den alten
Runen die Elemente und Grundlage eines
Alphabets zu erblicken, welches jener
*) De runarum patria et origine, W0V0N
ein Auszug in Schlötzcrs nordischer
Geschichte steht.
I
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825
Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aussicht
der König!. Gesellschaft der Wissenschaften.
83. Stück.
Den 23. May 1825.
Kopenhagen.
Bey Brummer: Berzeichniß der in Dänemark
1824 noch vorhandenen Runensteine. Bon R.
Nyerup. Nach dem dänischen Manuscripte des
Berfassers übersetzt. 1824. 52 S. in 8-
Als Rec. vor noch nichts lange bey Gelegenheit
der Brynjulfischcn Schrift über Runen (S. Jahrg.
1624. St. 103. S. 1032) den Wunsch äußerte, daß
bald ein umfassendes Werk über diesen Gegenstand
erscheinen möchte, dachte er nicht, daß eine Erfül-
lung desselben, wenn auch nur eine theilweise, be-
reits nahe wäre. Es wird uns hier die bevorste-
hende Erscheinung eines Werkes angekündigt, wel-
ches von allen, in Dänemark noch vorhandenen
Runensteinen genaue Abbildungen sammt Erklä-
rungen liefern soll. Ist die Abbildung eines Denk-
mals, die hier beyliegt, zugleich ein Probeblatt, so
verdient es alles Lob: Eharakter des Steins und
der Schrift scheint getroffen, jede überflüssige und
bey diesen rohen Felsenstücken zumal lächerliche Ele-
ganz der Ausführung vermieden und da wir nicht
zweifeln, daß für die Hauptsache, nämlich für ein
C (4)
*'//«.* alt hu
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
826 Göttingische gel. Anzeigen
treueS und richtiges Lesen der Runenschrift selbst,
hinlängliche Sorge wird getragen werden (das ver-
bürgen schon die Namen der Gelehrten, welche an
dieser Ankündigungsschrift Theil haben), so glau-
ben wir im Voraus die Befriedigung jeder billi-
gen Erwartung versprechen zu dürfen. Die Ru-
nensteine, die Ol. Worms bekannte Sammlung ent-
hält, können leider nicht sämmtlich, nicht einmal
dem großem Theile nach wieder vorkommen; denn
nicht bloß fallen, was sich von selbst versteht, nach
dem Verlust der dänischen Provinzen in Schweden
und der politischen Ablösung Norwegens von Dä-
nemark alle dort vorhandenen Denkmäler weg,
sondern es sind auch viele seitdem verschwunden,
und zwar sind sie im seltensten Falle verwittert,
meistentheils absichtlich zerstört. So ist von den
fünfen, die sich auf Fühnen zu Worms Zeiten be-
fanden, auch nicht ein einziges mehr übrig. Unter
Aufsicht können sie kaum gestellt werden, da sie
meist auf dem Felde liegen und der gemeine Mann
einen Runenstein nur darauf ansieht, wie er gespalten
oder zersprengt etwa in eine Mauer oder Garten-
hecke zu verwenden sey. Einer Sammlung dage-
gen und Anhäufung auf einen Platz, die immer
kostbar ist, drohen andere Gefahren; davon haben
die Runensteine, die bey der Trinitatis Kirche in
der Hauptstadt lagen, ein betrübtes Beyspiel ge-
geben: der Küster ließ von den zwölfen nicht we-
niger als neune spalten und in sein Haus ver-
bauen; um ihn nur einigermaßen zu entschuldi-
gen, nimmt man an, sie seyen vorher durch das
Feuer, welches im Jahre 1728 die Kirche verzehrte,
schon beschädigt worden. Man sieht also, wie sehr
es an der Zeit ist (das soll hier S. 6. der einem
Deutschen unverständliche Ausdruck: "die F ü l l e der
Zeit scheint jetzt gekommen zu seyn" sagen), die
noch vorhandenen Runensteine durch treue Nachbil-
dungen dem Studium zu erhalten. Ihrer sind
ungefähr fünfzig und da hierin die seit Ol. Worm
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm
CM
00
85. St., den 25. May l$25. 827
d. h. seit etwa 200 Jahren entdeckten mit begrif-
fen sind, so kann man berechnen, wie sich die neue
Ausgabe der Monmnenta Danica zu der alten
verhalten wird, in welcher etwa hundert und fünf-
zig abgebildet sind; wiewohl man zum Vortheil
jener auch in Anschlag bringen muß, daß sich un-
ter den neuentdeckten verhäftnißmaßig diel mehr
wichtigere befinden. Diese fünfzig Runensteine wer-
den von dem überall thätigen, und das Studium
des Alterthums fördernden Nh er UP >'n gegen-
wärtiger Schrift, nach den Gegenden, wo sie sich
befinden, aufgezahlt; die zu Kopenhagen vor dem
Museum der nordischen Alterthümer mit nöthiger
Sorgfalt aufgestellten gehen billig voran. Die
Steine auf der Insel Bornholm beschreibt Thom-
sen unddie auf Island Fi nn Magnussen; diese
letztem darf man um so weniger übersehen, als
noch vor wenigen Jahren (1812) in Deutsch-
land behauptet und wiederholt wurde,, es seyen gar
keine mit Runen beschriebene Denkmäler auf Is-
land vorhanden. Finn Magnussen zahlt vierzehn
her und glaubt zwey davon mit Sicherheit in die
heidnische Zeit stellen zu dürfen. Nebenbey theilt
er die Nachricht mit, daß Klüwer jene norwegi-
schen , von Brynjulf schon erwähnten Runensteine
in Grabhügeln über Todtenurnen ge-
funden habe; eine so viel wir wissen, ganz neue Er-
scheinung, die vielleicht mehr zur Aufklärung der
für die Geschichte der Runen wichtigen fragen bey-
trägt, als ein neulich in dem fcmen Grönland ent-
deckter Stein.
Mögen die Schweden der Aufforderung, welche
in der Herausgabe der dänischen Denkmäler liegen
wird, nicht allzuspät Folge leisten! Dort ist die
Heimath der Runensteine und im Bautjl allein
sind 1173 abgebildet. Norwegen hat wenigstens
eben so viel als jetzt Dänemark zu bearbeiten.
Der Anhang rührt von Nask und bespricht den
schon oft abgezeichneten, erklärten und jetzt nach
i. ,*üu. XtiUr l A A-q
7// * ^ro'5>.
}
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 G
L28 Göttingische gel. Anzeigen
Kopenhagen geschafften Thirstedstein, wovon eine
neue und genauere Abbildung beygegeben ist. Diese
Inschrift die zu den schwierigsten gehört, besteht
aus sieben langen Zeilen, welche von unten nach
oben zu lesen sind und von der linken zur rechten
Hand laufen; es wird, wahrscheinlich durch einen
Schreibfehler, das Gegentheil behauptet: sie lie-
fen von der rechten zur linken. Eine kurze Zeile
von vier oder fünf Buchstaben ist jetzt erst zum
Borschein gekommen und fehlt in den früheren Ab-
schriften. Die dritte und vierte Zeile liest Rast:
aekt Frotha fraendi sin
sinian . han vas thä fäinlc
einian erklärt er, oder vielmehr stellt er hin, als
den acc.sing. eines mit dem vorhergehendenFrotha
in Apposition stehenden Adject. das ihm übrigens
unbekannt sey und so viel als den theuern, un-
vergeßlichen, bedeuten müsse. Auch fäink, faeink,
faeing, wie man lesen will, bleibt ihm unver,
stündlich. Sollte aber sinian nicht zu trennen und
«in ian zu lesen seyn? das letztere Wort, ian stän-
de dann, gerade wie es in der nächsten Langzeile
vorkommt, für die Partikel enn; «in wäre durch
Berschen des Runenschreibers aus der letzten Zeile
wiederholt und zweymal unmittelbar hinter einan-
der geschrieben; mithin nicht mehr zu berücksichti-
gen, als der Zusatz eines überflüssigen und unnö-
thigen Buchstaben oder Verdoppelung eines andern,
welche beide Falle in den Runeninschriften bekannt-
lich nichts seltenes sind. Um fäing zu erklären
nimmt Rec., was gleichfalls öfter vorkommt, die
Umstellung einer Rune an und bringt das i aus
der Mitte ans Ende, wodurch er das Subst. langt,
oaptus, erhält. Wenigstens wird man zugeben,
daß diese Erklärung an sich einen guten Sinn lie-
fert und in den Zusammenhang wohl paßt: "As-
rath und Hilde errichtete diesen Stein für (Rast
übersetzt das nord. aekt wörtlich durch nach, aber
man kann im Deutschen unmöglich sagen, nach
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83. St. , den 23. May 1826. 829
jemand einen Stein errichten ) Frode, ihren Ber-
rvandten. Und er war Gefangener (soll durch die
Runen der kleinen Zeile eine Jahrzahl ausgedrückt
werden, wie Rask von den unverständlichen Wort
behauptet? es fügte sich ganz gut, dann würden
die Jahre der Gefangenschaft angedeutet), aber er
starb (i»n han varth daulhr).” Das zunächst fol-
gende 38uaetlti,>utliu hat man erklärt: d Svithjöfiu,
in Schweden. Die Bemerkung von Rask dagegen:
man habe thiauthu und nicht thjodu geschrieben,
während es vorher richtig Frotlia nicht Frautha
heiße, scheint nicht erheblich, da an Consequenz in
der Orthographie bey den^ Runen nicht zu denken
ist; und wenn z. B. gewöhnlich slain raisti und
6tin risti beysammen sich finden, so wüßte doch
Rec. Beyspiele genug aus dem Baut,!, wo risti
stän, resa stin und resa Stau neben einander sieht.
Rask indessen weicht ab und liest: a svSthi autliu,
auf dem wüsten Svode, versteht aber selbst dies
Substantiv weiter nicht und nimmt es für einen
jetzt unbekannten Ortsnamen. Also Dunkelheiten
bleiben auch in diesem neuesten Erklärungsversuch,
in welchem sich gleichwohl des Berf. natürlicher
Scharfsinn nickt verleugnet, genug übrig. Biel-
keicht gewährt der Runenstein Nr. 23 im Bautil,
wenn er neu untersucht wird, Aufklärung für den
Lhirstedstein; jetzt liest Rec. darin folgendes: Han
van thauthr i huitauathum. Am willkommensten
ist die Bemerkung, daß das Wort vikingar, wel-
ches am Schlüsse ganz deutlich steht, dem Stein ein
hohes Alter zusichere, und man bey ihm deshablb bis
1060-1050 zurück gehen müsse. Rask meint, er
könne leicht noch älter seyn, wenigstens in dem
Jahr 1160, in welches ihn Liliegren setzt, habe
man von den alten Wrki'ngen aus der Heidenzeit
nichts mehr gewußt. Rec. der sonst wohl gegen
eine allzugroße Verehrung des hohen Alters der
Runen Einwendungen macht, will dergleichen Zeug-
nisse jetzt denjenigen zu Gemüth führen, welche es
aIC hn*
/. 24)/.
ff,
Kt . 'rvu. £ I
V» 1c$. 1
V 7//. ip.
85o Göttingische gel. Anzeigen
für erlaubt oder gar für scharfsinnig halten, alle
Runendenkmäler in das I3te oder 14te Jahrhun-
dert zu setzen und die Sache schnell abzufertigen
denken, wenn sie annehmen, erst durch das Chri-
stenthum habe der Norden die Schrift empfangen
— vas für var hat übrigens Rec. auch auf Stei-
nen ans christlicher Zeit gefunden. Hier ist wohl
der rechte Ort, den Wunsch zu äußern, daß dem
neuen Runenwerk ein vollständiges Verzeichniß al-
ler auf den Steinen vorkommenden Wörter, zu-
gleich in ihren verschiedenen Formen, beygefügt
werde.
Bor dem Schluß besinnt sich Rec. noch auf eine
Wicht und rügt die Fehler der Uebersetzung (ohne
Zweifel von jemand verfertiget, dessen Mutterspra-
che die deutsche nicht ist), deren mehr sind, als man
nachsehen darf. Einige Beyspiele: Verzeichniß der
Runenmonumenten; Beschreibung des Stein;
der Hypothes; auf Räthseln stoßen; unleidlich
lautet: "das Forschen eines paar Sekeln, ein
halbes Stieg Runen u. dgl.
Weimar.
Vollständige und neueste Erdbeschreibung der
Nordküsten von Africa, mit einer Einleitung zur
Statistik dieser Länder; bearbeitet von Dr. F. A.
Ukert. (Aus dem vollständigen Handbuche der
neuesten Erdbeschreibung von Gaspari:c.) 1824. 8.
1.83. XXXIV u. 774 S. II. SB. XXXII u. 886. S.
Schwerlich hat in andern Welttheilen die Geo-
graphie so bedeutende Fortschritts seit kurzem ge-
macht, als in der Kunde des nördlichen Asricas.
Die ältern Beschreibungen desselben werden immer
mehr mangelhaft; desto dringender ist aber auch
bey neuen Versuchen die Vollständigkeit der bisher
gemachten Entdeckungen. Allerdings laßt ein sol-
ches Werk sich nicht allenthalben schreiben. Es ge-
hört dazu ein Reichthum der neuern, größtentheils
85. St., den 25. May 1820. 85*
sehr kostbaren Reisebeschreibungeu, die man an we-
nig Orten antrifft. Der Vers, war so glücklich
fast keines derselben von Wichtigkeit zu entbehren.
Wenn aber bey einzelnen Ländern, wie z. B. bey
Aegypten, die Menge der Nachrichten fast erdrückt,
so ist dagegen bey andern der Mangel nicht weni-
ger empfindlich; bey beiden aber strenge Critik Be-
dürfniß.^ Der Verf. hat sich darüber in der Vor-
rede erklärt; und dadurch gezeigt, daß er die Schwie-
rigkeit seiner Aufgabe nicht übersah. Er hat aber
seinem Werke einen solchen Umfang gegeben, daß
es neben der Geographie und Ethnographie auch
die Naturgeschichte und Statistik der Länder und
Staaten umfaßt. Voran geht der allgemeine Theil;
der mit der Beschreibung der Physischen Beschaf-
fenheit von Nordafrica beginnt; mit Einschluß des
Climas und der Produkte; aus dem Thierreich so-
wohl als dem Pflanzen - und Mineralreich. Dann
die Völkerkunde nach Anzahl, Wohnplatzen, Ab-
stammung, Sprachen, Religionen. (Hier sind wir
bey der Abstammung angestoßen. Wir können
die Völker, die der Vers, zu der Aethiopischen Rasse
zählt, nicht alle dahin rechnen, wie z. B. Araber
und Türken. Unser Tadel trifft indeß mehr nur
das vorgesetzte Jnhaltsverzeichniß, als das Buch
selbst; in welchem darauf weiter keine ängstliche
Rücksicht genommen ist.) Hierauf Cultur des Bo-
dens, Kunstfleiß, Handel, und wissenschaftliche Cul-
tur. Auf diesen allgemeinen Theil folgt der spe-
cielle; bey welchem zwar die physische Geographie
zum Grunde gelegt ist; aber jedes einzelne Land
nach der politischen Eintheilung behandelt wird.
Nämlich zuerst: Länder am Nil. Aegypten und
dann die Länder südlich von Aegypten bis zu den
Nilquellen. Hierauf die Länder am Atlas; oder
die Barbarey, Tripolis, Tunis» Algier, Fez und
Marocco. Endlich die große Wüste oder Sahara, mit
den sie einschließenden Landschaften, Völkern u. s. w.
Wir halten es für unnöthig aus dem vorgesetz-
JLlUvfal-f
M
’t
itz 'io*. I
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852 Göttingische gel. Anzeigen.
ten Jnhaltsverzeichniß die einzelnen Nahmen der
Lander und Völker abzuschreiben, da der Gang,
den der Verf. nimmt, schon aus dem Angegebenen
deutlich seyn wird. Bey jedem einzelnen Lande
und Wolke werden dann wieder die einzelnen Ru-
briken durchgegangen, welche bereits bey dem all-
gemeinen Theile bemerklich gemacht sind. Rec.
kennt das Buch nicht bloß dem Titel und der An-
sicht nach, sondern aus eignem fleißigen Gebrauch;
und kann daher wohl mit Ueberzeugung sein Ur-
theil darüber niederschreiben. Der Zweck des Werf. -
ist verschieden von dem welchen Hr. Prof. Ritter
bey seiner so schätzbaren Geographie, auch in Bezie-
hung auf Africa, sich vorgesetzt hatte. Sein Stand-
punct war, das Verhältniß in welchem Länder und
Völker gegen einander stehen darzulegen; welches
eine eigne Reihe von Forschungen voraussetzte. Der
Zweck von Hrn. U. dagegen beschränkte sich darauf,
und mußte sich darauf beschranken, eine möglichste
vollständige, aber mit Critik entworfene Darstellung
von N. Africa, so weit die bisherigen Entdeckungen
reichen, zu liefern. Aus diesem Gesichtspunct beleuch-
tet, wird man schwerlich etwas vermissen, was hier
erwartet werden konnte In der That hat die Voll-
ständigkeit der gebrauchten Quellen den Rec. oft in
Verwunderung gesetzt. Wenn seitdem durch die Nach-
richten eines Caillaud, Minutoli, und besonders eines
Denham und Clapperton noch Zusätze und Verbesse-
rungen zu machen seyn sollten, wie z. B. in Bezie-
hung auf die Lage von Bornu und den angrenzen-
den'Ländern, so wird dieß am füglichsten in einem
Nachtrage zu dem folgenden Bande geschehen können.
So wie aber auch jetzt das Werk vor uns liegt, ist cs
ohne Widerrede die vollständigste und brauchbarste
Beschreibung von Nord - Africa, die wir bis jetzt be-
sitzen. So eben kommt uns auch der zweyte
Theil der Süd - Africa umfaßt, und mit glei-
chem Fleiß bearbeitet ist, zu Händen.
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128
einem Gerath, das in einem der alten
Hügel *) dort gefunden war.
Es wäre an sich nicht ungereimt zu
glauben/ die Deutschen hatten so gut/ als
die Nordländer, diese ersten Grundzüge
der Buchstabenschrift mit aus den asiati-
schen Stammsitzen gebracht/ und beide
waren insoweit unabhängig von einander.
Indessen liefert eine genauere Untersuchung
das Ergebniß/ daß die sechözehn alt-
nordischen Runen Grundlage
der deutschen und angelsächsi-
schen sind. Es folgt zunächst aus den
eigenthümlichen Namen/ die sie führen.
Diese sind/ wenn gleich an sich alt/ doch
ohne Zweifel jünger als die Zeichen selbst
und erst im Norden entsprungen. Es
wäre möglich/ daß sie zum Theil auf äl-
tern beruhten/ doch das bleibt immer nur
*) S. die Abbildungen und Beschreibungen
in Strahlenbergs nvrdöstl. Theil
von Europa. S.4<>s. 4»0/ und S.S56.
Taf. s-
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
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Abstammung liegt darin, daß das angel-
sachs. Alphabet die alte Ordnung der Ru-
nen (mit Einmischung der spätern) beibe-
halten hat; dies kann für keinen Zufall
Für die deutschen Runen folgt die M
< , r/ t, U* w, i->L hangigkeit gleichfalls aus dem beibehalte-
]rw£a: jnJnxXl'*' ch> mm- faJj nen Namen chen (R) und huyri (^).
Beide Wörter kommen, so viel ich weiß,
in keinem altdeutschen Denkmal vor' und
scheinen der nordischen Sprache aus-
schließlich eigen zu seyn; schwer ist es
überdies, die Wurzeln davon anzugeben.
Auch ist hier wichtig, daß die deutsche
Sprache jener Zeit bas Y nicht nöthig
hat (wie schon in einer andern Rücksicht
angemerkt ist), dagegen die nordische
allerdings, welche durch diese Rune den
Laut ü (wie im Griechischen) bezeichnete.
Außer dem K finden wir in den deutschen
Runen auch ein Q; das Zeichen ist über-
flüssig und erst durch fremde Wörter ein-
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wandtschaft der Laute der nordische Name
des R beibehalten, denn es ist schon oben
bemerkt, daß chdn bei Hraban. schwer-
lich etwas anders als kön ist. Sodann
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134
die wir im Angels, auch car genannt
finden, als jar dafür hingestellt, indem
er nämlich aus Irrthum das angelsächsische
C, das wie K lautet, so aussprach, wie
nach moderner Weise wir das lateinische
C aussprechen, also wie ein 2 *). Auch
das Münchner Alphabet ist angelsächsischen
Ursprungs. — Es ist nichts wahrschein-
licher, als daß es angelsächsische Priester
waren, die diese Runenalphabete herüber-
brachten. Auch sehen wir im Hildebrands-
Lied das angcls. W eingeführt und im
*) Die älteste Nachricht von der Aussprache
CUW« AiV M4 des lat. c als Z findet sich in einer
~ - Stelle des Isidor («gl. K. L. Schnei-
der lat. Gramm, I. S. -47.) Das
Zeugniß/ das aus unserer Bemerkung
sich ergibt/ ist zwar spater, verdient aber
doch berücksichtiget iu werden. Dagegen
die Angelsachsen hatten, als sie das la-
teinische Alphabet annahmen, noch den
richtigen Laut von C empfangen, indem
sie selbst ci wie ti nicht wie *i «uS-
sprachcn.
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137
Nisse höchst wahrscheinlich, um nicht zu
sagen gewiß, daß die Sachsen vor ihrer
Landung in England, bereits in den
deutschen Stammsitzen, die Runen
kannten.
17.
Runen bei Isidor.
Wollte man diese Gründe auch sämmt-
lich bei Seite setzen und jene Meinung
von dem unmittelbaren Uebergang der
nordischen Runen nach England fest hal-
ten, so müßte man eine solche Mitthei-
lung doch natürlicherweise in die Zeit
setzen, wo die Dänen wirklich feste» Fuß
auf den brittischcn Küsten faßte». Dies
geschah aber erst im Anfange des neunten
Jahrhunderts, wo sie in größer« Zügen
herüber kamen und einen dänischen Staat
in Northumberland gründeten. Man
müßte voraussetzen, damals sey das nor-
dische Alphabet mit herübergebracht und
138
Grundlage des hernach vervollständigten
angelsächsischen geworden. Dagegen steht
nun, daß wir bereits in einer Handschrift
des neunten Jahrhunderts beide, die nor-
dischen und angelsächsischen Runen, in
ihrem ausgebildeten Gegensatze aufgezeich-
net finden. Eine St. Galler Handschrift
(Nr. 878- S.Z2r.) aus dieser Zeit ent-
hält nämlich diese beiden schon ihres Alters
wegen sehr merkwürdigen Alphabete, wo
sie in Isidors Tractat de accentibus,
de posituris, de Jiteris dem hebräischen
und griechischen beigefügt sind *). Ich
liefere die erhaltene Nachzeichnung Taf. II.
Zuerst kommt das angelsächsische,
das angelischc, anZuliscum, genannt; es
*) Hr. Prof. v. d. Hagen redet davon in
seinen Briefen in die Heimath I. -55.
isL- Ich habe eine Nachzeichnung durch
k freundschaftliche Vermittelung deS Hrn.
<<^)>I^,Prof. Mo ne' von der Güte des St.
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endigt mit der zweiten Linie und enthalt
dieselben Zeichen, ja merkwürdiger Weise
auch schon dieselbe Folge und Ordnung,
die wir in den aus angelsächsischen Hand-
schriften entnommenen Alphabeten (Taf.
III.) finden. Dies fallt sogleich bei einer
leichten Vergleichung in die Augen; ich
will nur Folgendes zum Einzelnen an-
merken. Auf der ersten Zeile die dritte
Rune ist ohne Zweifel ein thorn (TU),
nur fehlt der untere schließende Strich
und ist wahrscheinlich verblichen; die
neunte ist eben so gewiß hagl (U), es
mangelt, wohl aus gleichem Grunde, ein
Stück von dem zweiten Hauptstab. Wirk-
lich fehlerhaft gezeichnet ist dagegen die
vorletzte Rune dieser Linie, e o lx, ver-
muthlich durch die Schuld des Abschrei-
bers, sie darf nur nach obenhin die bei-
den Seitenstrichc ausstrecken und die her-
unter zu gehenden (welche sie der Rune
ivr ganz ähnlich machen) sind zu löschen.
Die dritte Linie gehört eigentlich nicht
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg
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143
Stück verblichen, nicht der Fall ist. Ue-
brigens gibt Worm diese Varietät in der
mehrgenannten Tafel verschiedentlich an.
Der Name der Rune, in a d r, fehlt — L,
lago, und Y, ijr find richtig. Wir fin-
den also genau die sechszehn alten
Runen mit ihren besondern Benennun-
gen, und ein so altes Zeugniß für dieses
Alphabet muß an sich schon von Bedeu-
tung seyn. Von den vier Punctirten
Runen kommt nichts vor.
Zwischen den Reihen bemerkt man ein-
zelne Runen eingezeichnet. Diese sind
wiederum angelsächsische. Was die
vier, die Zeichen von wen, rät, ear
und peord, die gleich unter F stehen,
hier sollen, errathe ich nicht; dagegen
bei den übrigen ist die Absicht klar. Sie
stellen einige entsprechende, angelsächsische
Zeichen neben die nordischen, also bei H,
Ä und Y das in der Form abweichende,
bei N, wie es wirklich ist, das überein-
stimmende. Mit diesem Umstand bringe
ich einen andern in Verbindung r bei eini»
gen Runen-Namen ist nicht die nordische,
sondern die angelsächsische Form des
Worts (insofern es nämlich an sich das-
selbe und beiden Sprachen gemeinschaft-
liche war, denn das nordische thurs ist
nicht in das angelsächsische thorn abge-
ändert) angegeben, also bei F, R und L
steht nicht fe, reid, laugr, sondern
feu, rat, lago. Und nun mache ich
den Schluß, daß diese Alphabete ursprüng-
lich von einer angelsächsischen Hand auf-
gezeichnet sind.
Noch sind die einzelnen Worte zu be-
rücksichtigen, die hinter den meisten Ru-
nen-Namen stehen und wovon nur ein
Theil leserlich ist. Hinter v, ü r, steht
ganz deutlich after, und darum ver-
muthe ich, daß das hinter F stehende
Wort fornan der Gegensatz davon seyn
soll. Bei K ist thanne zn lesen,
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150
den noch besonders bezeichnet. Er sagtr
Marcomanni, quos nos Nord-
raa n 11 o s vocamus. Skandinavier sind
hier auf keinen Fall gemeint; Hrabanus
würde ihre Sprache nicht die ursprünglich
deutsche genannt haben. An die aus dev
frühern Periode bekannten Markomannen,
die erst im südlichen Deutschland ihren
Sitz hatten, dann östlich nach Böhmen,
Mähren und Oestreich drangen, und endlich
mit den Quaden dem Strom der Völkerwan-
derung nach Gallien und Spanien folgten:
an diese längst verschollenen Markomannen
ist nicht mehr zu denken. Der Ausdruck
Nordmamn deutet auch offenbar auf ein
Volk im nördlichen Deutschland. Glück-
licherweise finden wir in deutlichen Stel-
len darüber Auskunft r Nordmanni, Nord-
liuti wurden zur Zeit des Hrabanus die
Transalbiani, Nordalbingi, die über-
elbischen Sachsen genannt. Einige
Hauptstellenr Fulcuin am Ende des
isUn Jahrh, (de gell!* abbatum Labien*.
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c. XVI bei Achery spicileg. 735 *) r gen«
quaedam aquilonaria — quam plerique
Nordalbincoe, alii usitatius Nor-
man n o 8 vocant. Poeta in annal.
Caroli M. ad annum 798»
veria in initio facinus commiserat
atrox
Saxonum populus quidam, quo«
claudit ab austro
Albia seiunctim positos aquiloni« ad
axem,
hos Northalbingios patrio eer-
mone vocamus.
Ebendavon reden die annal«« in I. C.
Spenevs notitia Germaniae medii
aevi c.4. und gebrauchen den Ausdruck:
Transalbiani •— qui Nordmanni vo-
cantur und die vita Caroli M. apud
Pithoeum: Nordliudi trän« Alblam
sedente«. Noch mehr Stellen findet man
TLf.
1 2ra^( VT-
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152
7
L
M
gesammelt in dem Werk von Spener p.
402. Note *). Aber auch der Name
Markmanne» hat sich bei Helmold,
aus der Mitte des i2ten Jahrh, in dem
cdronicon. Llavür. (bei Leibnitz «cripr.
rer. brunsv. II. 593.) erhalten und wird
erklärt; tuernnt psrentes msnästo eius
(nämlich des Grafen Adolph II. von
Nvrdalbingien) plebe» Holssrorum,
") Ihre ö, ruo-r. jmria ist gleichfalls
der Meinung, daß die Markomannen
des Hrabanus die übcrclbischen Sachsen
seyen, stützt aber darauf rum Theil seine
seltsame Behauptung von dem Ursprung
der Runen in Deutschland. S u h nr
critist Historie af Danmark 1.153-65.
»9» »97. widerspricht ihm, und will die
Markomannen durchaus in Dänemark
suchen, mithin unser Alphabet zu einem
nordischen machen; diese Ansicht wider-
legt sich indessen schon durch die blose
Bemerkung, daß diese Runen von den
nordischen gar sehr verschieden sind; auch
find die Worte des HrabanuS klar.
153
P
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Sturmariorum et Marcomannorüm.
Vocantur autem usitato more Marco-
manni gentes undecunque colleetae,
quae Marcam incolunt.
Ich schließe demnach, daß das Ru«
nenalphabet der üb treibischen
Sachsen bei Hrabanus dasselbe
ist, welches die Sachsen mit nach
England brachten, und das vielleicht
noch etwas verändert oder erweitert ward,
sonst aber übereinstimmend blieb. Auch
konnte Hrabanus in Beziehung auf die
Angelsachsen, im Gegensatz ihrer mit dev
deutschen nah verwandten Sprache zu der
des galischen Stammes, gar wohl sagen,
die Deutschredenden leiteten ihren Ur-
sprung von den Nordmannen, d. h.
Sachsen ab. Mit dieser Ansicht stimmt
auch die Bemerkung überein, welche bei
Gelegenheit des Nunenalphabets in einer
angelsächsischen Handschrift gemacht wird,
Humphred Wanley theilt in dem Der«
1
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
I
154
zeichniß der Cotton. Mss. die Stelle mit
(Hickes thes.ll. p. 247.), wobei nur zu
bedenken bleibt, daß sie gerade in der
Angabe des Hrabanus Maurus ihre Quelle
haben könnte: “hae etenim litterarum
figure in gente Nortmannorum fe-
runtur prirnitus Invente. quibus ob
carminum eorum memoriam et incan-
tationum uti adhuc dicuntur. quibus
et Ri m ft a fas (l. Runftafae) notnen
imposuerunt, ob id, ut reor, quod
hiis ree abfconditas vicilsim scriptitando
speriebant."
Es ist hier nicht zu übersehen, daß dem
Markomannischen Alphabet einiges fehlt,
was in dem angelsächsischen, wie es
scheint, spätere Erweiterung ist. Dahin ge-
hört die Sylbe inc, vielleicht die mediaD
und die Rune iolx (X); denn was als
X mit dem Namen he Iahe bei Hraba-
nus vorkommt, scheint mir verdächtig:
ich glaube, hier steckt noch ein Irrthum
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
Markomannische Alphabet einem Heids
»rischen Volke zugchörte, cs aber nicht
glaublich wäre, daß die angelsächsischen
Priester einem solchen für seine Geheimleh-
re» eine Buchstabenschrift würden über-
liefert, so wie umgekehrt die Heiden von
jenen sie angenommen haben; es mußte ein
altes, geheim gehaltenes Eigenthum seyn.
Zwei Einwürfe lassen sich gegen unsere
Annahme machen, die noch müssen be-
leuchtet werden. Das Markomannische
Alphabet enthalt ein Z, während die
Sachsen diesen Laut nicht hatten, sondern
nach dem Geist ihrer Sprache dafür ein
1 setzten. Allein ich zweifle nicht, daß
die Rune, welche Hrabanus als Z an-
führt , fälschlich und aus Unkunde diese
Bedeutung erhalten hatr cs ist in der
That ein T. Das Zeichen selbst schwankt,
an sich ist es eins mit dem angelsächf.
ear und wird sich wahrscheinlich mit
diesem aufklären; in dem zweiten hraban.
■*
157
Alphabet steht es sogar als X, und was
in diesem als 2 vorkommt, in ganz be-
fremdender Gestalt, völlig einem lat. V
gleich, ist ganz gewiß kein runisches Zeichen.
In dem Namen ziu scheint das nordische
tyr zu stecken, als das Geschlechtszeichcn
r bei dem Wort noch galt, hat es formell
ganz richtig ziur gelautet (ähnlich finden
wir im St. Galler Alphabet tk für tkr)^
und gehört also dem T an. Merkwürdig
und gewiß für diese Ansicht sprechend ist
es, daß sich in den sogenannten Runen
des Beda wirklich kein 2 findet, sondern
ein T an dessen Stelle steht, und daß in
der Exeter. Handschrift abermals ein ganz
anderes Zeichen für 2 vorkommt, nämlich
in den beiden ersten Alphabeten ein ganz
neues, etwa ein doppeltes 6, in dem
dritten offenbar das verzogene lateinische.
Mir däucht es hierdurch höchst wahrschein-
lich gemacht, daß das 2 ursprünglich
nicht in das markomannische Alphabet
gehörte.
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Der zweite .Einwurf liegt in den For-
men gifu, lag» und ehu, die nicht
deutsch zu seyn scheinen, wovon aber die
beiden ersten den angelsächsischen ent-
sprechen. Hier aber zeigt sich der gün-
© Hessisches Staatsarchiv Marburg,
. 340 Grimm Nr. L 82
dem neue Formen dafür eingeführt sehen,
müssen wir schon eine Absonderung in der
Fortbildung annehmen. Da wir aber
diese beiden vollständiger» Alphabete be-
reits so früh finden, als irgend Runen-
denkmaler, so ist nichts einzuwenden,
wenn man jene Zeit der Mittheilung viel
weiter zurücksetzt. Will man eine Ver-
muthung zulassen, so fand sie statt bei
der letzten, aber auch größten Einwande-
rung der Germanen aus den asiatischen
Stammsitzen am Tanais, welche man ge-
wöhnlich den Zug des letzten oder dritten
Odins nennt und etwa fünfzig Jahre vor
Christi Geburt sich zutragen laßt. Dieses
ist um so wahrscheinlicher, als eben dieser
Odin in den alten Mythen der Urheber
Mcj. hex Runen (rünhöfdi) heißt. Es hat ohne
Zweifel eine viel innigere Verbindung zwi-
schen Deutschland und dem Norden be-
standen, als die ist, welche im Allgemei-
nen aus der nahen Verwandtschaft beider
Völker folgt; sie leuchtet noch aus Sprache,
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
noch kein ««bezweifeltes Denkmal mit
deutschen Runen in Deutschland selbst ent-
deckt haben *).
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164
Verzicht thun, was in angelsächsischen
Handschriften, die Hickcs nicht kannte,
vorkommt; auch wäre vielleicht in engli-
schen Werken über das einheimische Alter-
thum, die mir nicht zu Gebote stehen,
eins und das andere aufzufinden.
Einen mit diesen Runen geschriebenen
Namen (Taf. V.) hat, jedoch ohne eine
nähere Nachricht, als daß er in einem
Würzburger Codex vorkommt, Herr M.
F. Arendt in der Alterthumszeitung des
Herrn Grater (Jahrgang 1312. Seite
55.) mitgetheilt. Er ist ohne Schwie-
rigkeit zu lesen: ERC0NFR1T. Ich
vermuthe aber, daß er von einem Angel-
sachsen selbst, vielleicht von einem zu des
heil. Bonifacius Zeiten herüber gekomme-
nen Priester herrührt; auch die zum Schluß
im Dreieck zusammengestellten drei Puncte
findet man ebenso in angelsächsischen
Handschriften wieder. (S. Hickcs gr.
anglosax. p. 135.)
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essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
L
166
waltsame Abänderung ganz deutlicher Buch-
staben erlaubt sey, was sie nicht ist, so
steht dieser Erklärung schon der ungram-
matische Pluralis satu für den Sing,
setti oder seti, wie in den mon. dan.
p.293 steht, entgegen. Auch der Pl.
steina ist hier bei dem einen Stein un-
passend. Endlich scheint mir der Inhalt
nicht für ein Kreuz angemessen *).
Wanley liefert die Inschrift bei der
Beschreibung der Cotton. Hss. (thes. II.
248.) doch insofern abweichend von Worm,
als der achte Buchstab ohne zweiten Queer-
strich völlig als ein umgekehrtes lateini-
sches V erscheint. Es steht dabei: i. e.
*) Die Inschrift ist wieder nachgestochcn bei
Pontoppldan veüißia vsnoruin ex-
rr» Daniam. IT. 14. und außer der Wvr-r
mischen Erklärung noch eine andere von
Helverschov geliefert, wornach sie gelesen
wird: vilo» eros Lteo«, welches barbar
risches Latein für vilis evo atlieia seyn
soll. Daß sie völlig grundlos ist, braucht
kaum angemerkt zu werden.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg
zelnen Rune» sind vollkommen deutlich.
Merkwürdig ist, daß das E, welche Be-
deutung doch ohne Zweifel der vierte und
340 Grimm Nr. L 82
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168
zwölfte Buchstab hat, nicht die gewöhnt
liehe, dem lateinischen M in der Gestalt
sehr ähnliche angelsächs. Rune ist, sondern
der nordischen üsrune (6) gleicht, nur
daß die beiden Querstriche oben stehen.
Wir werden dieses Zeichen hernach noch
mehr in der Bedeutung des E finden,
wie es auch in dem berühmten schleswi-
gischen Runenstein vorkommt. Die achte
scheint dieselbe nur mehr gelegte Rune zu
seyn, die Erklärung durch Y oder I be-
darf keiner Entschuldigung, da bekanntlich
beide Laute auf den Runensteinen dasselbe
Zeichen haben. — Die beiden Worte der
Inschrift gestatten aber eine mehrfache
Auslegung. Rice kann so viel heißen als:
heofana rice, Himmelreich, und die In-
schrift sollte die Herrschaft des Himmels
über die Erbe ausdrücken, oder die Macht
des irdischen Königreichs in der Aner-
kennung des Kreuzes, das über dem
Reichsapfel steht, bezeichnen. Allein rice
hat auch die Bedeutung von »urisälcUc»
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170
P.6Z2 englische Uebersetzung. Land. 1607.
11.763) bekannt gemacht. In Cumbcrland
in den Ruinen einer alten Burg Papcaflle
fand man ein großes Gefäß von grün-
lichem Stein, welches hernach in der
nahgelcgenen Brigittenkirche als Taufkessel
gebraucht wurde. Darauf waren kleine
Figuren künstlich cingegrabcn und eine
Inschrift kam zum Vorschein. Es sind
darunter Runen deutlich zuerkennen, da-
gegen andere Züge scheinen fremdartig
und viele Abbreviaturen angebracht, über-
haupt aber verrath die Schrift kein hohes
Alter. Was ihre Entzifferung noch er-
schwert, ist, daß Hickcs lll. Tab. II. eine
äußerst abweichende Zeichnung davon lie-
fert; die Erklärung dabei scheint sehr ge-
wagt. — Endlich gibt Hickcs Tab. 111.
aus einer Cotton. Handschrift (Otho c. 5.
p. 41), aber ohne sonst ein Wort darüber
zu sagen, noch eine runische Zeile, die
ich hier Taf. V. wieder mittheile. Die
Buchstaben an sich sind vollkommen deut-
*
i7i
lich, der 4te und i2le (eilt K) ist nicht
aus dem angelsächsischen sondern nordi-
schen Alphabet genommen. Allein den
Sinn zu finden will mir nicht gelingen;
der yte bis zum i2ten Buchstab sind lau-
ter Vocale: UIEIU, und schon daraus ist
klar, daß sie nicht auf gewöhnliche Weise
können gelesen werden *).
21.
Nordische Denkmäler.
Die eben angeführten Inschriften, die
ohne Zweifel von Angelsachsen und aus
christlicher Zeit herrühren, bezeugen den,
wenn es gleich scheint nur sparsamen,
Gebrauch des Runenalphabets bei diesem
Volk.
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jf.
') Hiekcs gibt noch in der Vorrede zu P.
die Abbildung eines Ringes mit Inschrift,
welche, nach seiner Erklärung, auch einige
Runen unter den gewöhnliche» angel--
sachs. Buchstaben enthalt. Allein e§
scheint mir sehr zweifelhaft.
I
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
gehalten. • Man könnte die Bemerkung
machen, daß die in dieser Weise ausge-
hauenen Steine im Ganzen zu den jün-
ger» gehören; doch auch bei den altern,
z. B. dem schleswigischen vom I. 992,
und snoldelcvischen, steht die Schrift unten
auf einer Linie und wird oben von einer
andern berührt. Es gibt auch Beispiele,
wo die Linie» ganz fehlen (wie im
Tryggvelde-Monument und einem andern
Runenstein bei Wormmonnm. p.in. 129),
es kommt aber blos auf die Regel an.
Dagegen stehen hier die Runen weder auf
Schlangcnwindungen noch auch auf Linien,
den zweiten uplandischen Stein Nr. 361.
insofern ausgenommen, als unten, aber
nicht oben, eine Linie gezogen ist, die je-
doch nicht einmal von dem Fuß einer je-
den Rune berührt wirk In dem uplan-
dischen Stein Nr. 58l. sind sie ganz roh
und schief eingehauen. — Eine zweite
Verschiedenheit besteht darin, daß bei den
gewöhnlichen Runensteinen in der Regel
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340
Hite-VvJ- rtum yLiudftJ/r-
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t.M
174
fast jedes Wort von dem andern theils
durch leeren Raum, theils durch einen
oder zwei Puncte, oder ein kleines Kreuz
(wie im schleswigischcn Stein) getrennt
und unterschieden wird. Auf allen fünf
Steinen folgen aber hier, wie auf den
angelsächsischen Denkmälern, die Buchsta-
den unmittelbar aufeinander, selbst das
Ende des Ganzen ist nicht einmal durch
einen Punct bezeichnet. Nur in dem
Leerager Stein sind hinter dem Namen
Uthar zwei Puncte, und auf dem
uplandischen Nr. 361. scheint eine Abthei-
lung durch ein kleines liegendes Kreuz
mit einem Punct oben und unten ange-
deutet. — Drittens: die gewöhnliche
Runenschrift geht von der linken zur rech-
ten; folgt sie den Schlangenwindungen,
so würde sie, wenn man sich diese gcrad-
gezogen denkt, doch ebenso laufen. Da-
gegen von unsern Steinen hat der nor-
wegische Bustrophedonschrift, auf den bei-
den in Upland geht sie völlig von der
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i76
der untersten springt dann die Schrift
über die mittlere zur obersten Linie und
lauft da wie gewöhnlich von der linken
zur rechten. Andere Runensteine mit
Bustrophedonschrift finde ich bei Ol. Worm
monim. p. 303. 3l2, und wo die Schrift
in die Höhe steigt p. 129. 312. Allein
daß sie durchaus von der rechten zur lin-
ken ginge, wie auf den beiden »plan-
dischen Steinen, davon habe ich in den
gewöhnlichen Runen weiter kein Beispiel
entdeckt. Dieser Umstand scheint mir von
Wichtigkeit, zumal bei dem hohen Alter,
das sich in der Rohheit beider Steine
verräth. Denn da sich nicht wohl anneh-
men laßt, daß die Runenschreiber durch
einen bloscn Einfall auf diese Schreib-
weise gerathen wären, so muß man hier,
glaube ich, die Fortdauer einer altasiati-
schen Sitte anerkennen.
Noch muß ich der Zeichnungen auf den
beiden uplandischen Steinen mit ein paar
*77
Worten gedenken. Sie sind verschieden
von denen, welche auf den gewöhnlichen
Runensteinen vorkommen und einer be-
stimmten, überlieferten Manier folgen.
Dort bemerkt man meist arabeskenartige
Schnörkel, jenen nicht unähnlich, welche
man bei Mahlereien in Handschriften des
zehnten und elften Jahrhunderts findet;
oder aus den Schnörkeln werden Figu-
ren von Thieren, Drachen, Hunden ge-
bildet, auch wohl menschliche Gestalten
hinein verflochten. Man vergleiche den
Stein bei Worin mon. p. 332. und im
Bautil Nr. 363. Dagegen die Gestalten
auf unsern Steinen sollen natürlich seyn.
Von der Rohheit der Figur auf dem
upland. Stein Nr. 531. würde sich kaum
noch ein Beispiel finden; ein Mann zu
Pferd, das Schwert in der Hand, wie
auf dem iupl. Stein Nr. 361, wo man
doch einen Begriff von Zeichnung entdeckt,
kommt vor auf einem Stein in der Ru-
nvgraphie des Verelius S. 59. — Es
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verdient auch angemerkt zu werden, daß
sich auf keinem der fünf Steine jenes
sonst so häufige Kreuzzeichen findet, von
dem es noch ungewiß, ob es erst in
christlicher Zeit aufgekommen ist, oder
noch aus dem Heidcnchum herrührt *).
Wir wenden uns zur Betrachtung des
Inhalts. Alle fünf Steine sind noch un-
erklärt. Die uplandifchen hat Göransson
übergangen; die Runen auf dem norwe-
gischen und den beiden blekingifchen wer-
den als litterae runicae rariores et mi-
nus tritae angeführt, und Ol. Worm ge-
steht, aller Mühe ungeachtet habe er
nichts davon herausbringen können. Das
Lesen der Runcninschriften ist überhaupt
mit großen Schwierigkeiten verbunden.
Die allgemeinsten sind: die verschiedene
Gestalt der Runen, die mehrfache Be-
•) -Ol. Celsius hat sie gesammelt in den
Actis litterav. Sueciae 1727. p-238 Und
Abraham son in den Antiq. Annal.l
»7» darüber eine Abhandlung geliefert.
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essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
; !
außerdem die Beihülfe entbehrt wird,
welche die Trennung der einzelnen Worte
durch Puncte oder leeren Raum und die
Vergleichung einer großen Anzahl von
Denkmälern bei den gewöhnlichen Runen-
steinen darbietet. Im Nachtheil ist end-
lich der Ausländer, welcher die Denk-
mäler nicht aus eigener Anschauung ken-
nen lernt, sondern sich mit oft unvoll-
kommenen Abbildungen begnügen muß,
daher aber auch doppelter Nachsicht be-
dürftig.
Der uplandische Stein Nr. 58r,
steht zu Krogesta, Kirchspiel (Sockn)
Luna, Gerichtssprengel (Härad) Oland.
Seine Form ist so plump als möglich,
die Figur darauf gleicht den rohsten Ver-
suchen, die Schrift sogar ist schief einge-
hauen , wovon ich sonst auch kein Beispiel
weiß. Aus dem deutschen Alphabet ist
darin die Rune tag (v) gebraucht. Ich
lese die erste Zeile neben der Figur:
DTHRVISI, das ist, Thörvisi, ein norr
© Hess
-81
bischer Name, zu dem ich den ähnlich ge-
bildete» Baulvisi aus der Edda stellen
kann. Die zweite Rune ist thurs (TH)
und der Laut wäre freilich auf rohe Schreib-
weise verdoppelt; daß der Halbcirkel oben
angehängt ist, wodurch der Buchstab dem
lateinischen P ähnlich wird, macht nichts
aus, man findet ihn ebenso im Vinje-
Monument (Annal. I. 250). Dagegen
will man eine Vermuthung gestatten, so
ist dieser Buchstab die deutsche Rune
bthil, welcher der zweite Schenkelstrich
fehlt, der sich vielleicht auf einer genaue-
ren Zeichnung fände; Hann hatte man
aber deutlich: DOR. Merkenswerth ist
die eigenthümliche Gestalt des R, dessen
Hauptstrich oder Stab abgelöst und mit
einem Haken oben und unten nach ver-
schiedenen Seiten versehen ist; auf der
andern Seite kommt es noch einmal vor,
beidesmal als umgekehrte Rune. Ich war
anfangs zweifelhaft, ob es nicht zwei
Zeichen und das eine die Rune eoh wäre.
182
welcher cs vollkommen gleicht; aber aus
dem Ganzen folgt deutlich, daß es nur
eins ist und nothwendig R bedeutet.
Auch die Gestalt des abgesetzten 8 ist selt-
sam und ungewöhnlich. Das zweite Wort
lese ich: ROINOR, rünor. Die letzte
ist die yrrune, nur auf den Kopf ge-
stellt, wie sie in dem hraban. Alphabet
vorkommt, und zwar in der Bedeutung
von R. Es fehlt, um einen Sinn zu
erhalten, das Wort RISTI, grub ein,
welches vielleicht auf der dritten Seite
des Steins gestanden hat, und das Ganze
wäre demnach zu lesen: Thbrvisi risti
rlinvr: Thvrvist grub die Runen ein.
Dies ist aber ein häufiger Schluß der
Runeninschriften; um nur ein paar Bei-
spiele zu geben: Bautil Nr. 555. und
Peringskjöld in den Noten zu Cochlaei
vita Theodorici p. 496. Fair risti rlinir.
Rünir und rünar sind die beiden richti-
gern Formen, doch ist auch rünor häufig,
z. B. Bautil Nr. 559. Da aber das
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mal; die unterste Linie macht nur durch
das F, womit sie anfangt, eine Ausnahme
und dadurch, daß das vorletzte Zeichen
nur einen Haken hat. Jenes Zeichen ist
in der gewöhnlichen Schrift die ösrune,
deren beide Qucerstriche zwar eigentlich
in die Mitte gehören, welche sich jedoch
in dieser Gestalt auch auf dem berühmten
snoldelevischen Stein (Antiq. Annal. I.
306.) findet. In den Anmerkungen zu
Cochlaei vita Theodorici p. 404. hat
Peringskjöld einen Stein bekannt gemacht,
wo dieses Zeichen die Bedeutung von A
hat. Ich vermuthe aber, es ist hier ein
Vocalzeichen, indem bis zu dem liegenden
Kreuz mit zwei Puncten sonst in der gan-
zen Inschrift kein Vocal vorkäme. Das
letzte Zeichen vor dem Kreuz, ein Strich
mit drei Haken, kommt so viel ich weiß
sonst nirgends vor, und ich kann über
seine Bedeutung nichts sagen. Um die
Schrift zu verstehen, müßte die Eigen-
thümlichkeit der Schreibweise erst entdeckt
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
iS5
werden, daß man absichtlich etwas ver-
borgenes habe sagen wollen, glaube ich
nicht. Lesbar sind mir nur ein paar
Worte, darunter ein Name, weil dieser
etwas zufälliges oder von dem Sinn des
Ganzen unabhängiges ist. Nämlich die
zweite Zeile enthält, indem sic von der
rechten zur linken geht: FllOTHI RIT
d. h. Frödi grub ei», schrieb. Der Name
ist bekannt, kommt auch im tirstedischcn
Stein (monum. p. 143) vor. Ausgelassen
ist runir oder auch stein, wie dies oft
der Fall ist. Jene Worte scheinen mir
ziemlich gewiß und beweisen dann die
Vermuthung von einem Vocalzcichcn.
Rit als Prät. von rita finde ich in
einem Stein bei Ol. Worm mon. p.235
und p-458- Was die oben ganz allein
stehende Rune madr bedeuten soll, muß
ich dahin gestellt seyn lassen. Gehört sie
noch zu dem Schluß der zweiten Zeile IN!
oder ist es eine Ziffer, da das Runenalpha-
bet gleichfalls zum Zählen gebraucht wurde?
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
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die Worte: giordi stein zusammen, dieser
Ausdruck findet sich auch sonst noch auf
Runensteinen, welche Abrahamson in den
Antiq. Annalen I. 110-112, zusammen-
gestellt hat; giora heißt hier so viel als
das gewöhnliche höggva (einhauen), setia
(setzen), reisa (aufrichten). Abrahamson
hält den Ausdruck für einen Provinzia-
lismus, der sich nur auf Runensteinen
im gothischen Reich finde, dem wider-
spräche indessen unser in Norwegen stehen-
der. — Von den nächsten Buchstaben
trenne ich EIE ab, als besonderes Wort,
von dessen Bedeutung gleich hernach die
Rede seyn wird. Sodann fasse ich zu-
sammen LEIBE; daß in diesem Wort ein
Verbum steckt, läßt Form und Zusammen-
hang vermuthen, allein es würde schwer
gefallen seyn das richtige zu treffen, wenn
ich nicht glücklicherweise in dem Runen-
stein Nr. 4. unter denen, die Curio im
Anhange zu der Gauthreks - Saga bekannt
gemacht, eine entsprechende Stelle gefun-
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mZk
Ti;4
zwei Buchstaben dieser Linie b schließen
sich an die drei andern der Linie c, die
gleichfalls , wegen ihrer Stellung am rech-
ten Ende, von der rechten zur linken zu
gehen scheint, obgleich zufälligerweise die
Buchstaben von der linken zur rechten
gelesen dieselbe Form und Bedeutung
haben. Sie bilden das Wort TOINI,
welches der Dat. ist von tun, Ort allge-
mein, und auch Ortsname; 01 bezeichnet
das ö. ck toini, tönt demnach: zu Tun,
wie auch der Ort heißt, wo der Stein steht.
Im Bautil (549.) ebenso 0 Funum.
Das Ganze wäre zu lesen:
- Jsmithor. eft. Jsur. giurthi.
sitein. eie. leibe, a. thorei. a. to
ini.
In richtigern Formen:
Jsmidur. eftir. Jsitr. giordi.
stein, er. lifdi. «s. thorey. ck. tuni.
"Jsmidur errichtete (diesen) Stein über
Jsur, (welcher) allezeit auf Thorey (in
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
l»nd man kann daher nicht, wie bei dem
gewöhnlichen Inhalt von Runeninschriften
im voraus auf bestimmte Worte undRedens-
arten rechnen; wodurch man immer sehr
gefördert wird. Dazu kommen ungewöhn«
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
198
Denkmal (Taf.VIli.) befindet sich in einem
Birkenwald zwischen Lecrager, Dirkctorp
und Listerby. Drei im Dreieck aufgerich-
tete Steine gehören zusammen, der eine
ragt in einer Höhe von sieben und einer
halben Elle, während die Breite etwa
zwei Ellen betragt, über die beiden an-
dern, die um eine Elle kleiner und auch
verhältnißmäßig schmaler sind. Nur der
größere ist beschrieben, die östliche Seite
a enthalt die Hauptinschrift von sechs Zei-
len, die westliche b dagegen nur eine
einzige. Die Buchstaben sind, wie Ol.
Worin ausdrücklich bemerkt, so deutlich
und bestimmt eingehauen, wie kaum auf
irgend einem andern Runenstein, daher
auch verschiedene Abzeichnungen völlig
übereinstimmten. Dies wäre ein Grund,
dem Runenstein ein verhältnißmäßig nicht
sehr hohes Alter zuzuschreiben, da ge-
wöhnlich eine solche Eleganz erst späterhin
vorkommt. — Von den deutschen Runen
finden sich in der Schrift folgende: ih
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
IM
200
zu übersehen, daß jene deutschen Runen
zum Theil sich daneben in der gewöhn-
lichen nordischen Form finden; nämlich I,
M, D und N. Ferner ist U in doppelter
Gestalt vorhanden, denn auch in der 4ten
kinie die i2te Rune ist ein U; ebenso TH
l nämlich auch mit dem oben angelegten
Halbkreis, wodurch es dem lat. P voll-
kommen ähnlich wird), in der 2ten Linie
die 6te Rune.
Ol. Worm sagt von diesem Stein;
diu multuinque in eo enucleando de-
fudavi, operam praestantisiimorum in
hac litteratura imploravi, sed frustra
ferme fui. Cernis enim hic runicoa,
latinos, graecos et peregrinos elemen-
torum ductus, ita invicem congestos et
confusos, ut citius ex Labyrintho Dae-
daleo, quam hinc te ex tanta extricave-
ris perplexitate. Zu der Behauptung,
daß lateinische und griechische Buchstaben
eingemischt seyen, ließ sich Worm blos
© Hess
Lor
durch die ihm unbekannten Runen verlei-
ten. Hierauf folgt ein Brief von Arn-
grim Jonsen, dessen Meinung Worm
verlangt hatte. Er vermuthet die Ein-
mischung einer fremden Sprache, und
merkt an, man müsse das Zeichen des
hagl nicht blos U, sondern UL lesen. Da
er die deutschen Runen nicht kannte, so
wäre es überflüssig hier zu wiederholen,
wie er bas Ganze liest, cs ist entschieden
falsch und überdies völliger Unsinn. Eine
solche Einmischung einer fremden Sprache
müßte durch andere Beispiele gerechtfertiget
werden; ich finde aber nur eine Runen-
inschrift mit einem lateinischen Zusatz in
Mönchsschrift (Bautil 9Z8.), oder um-
gekehrt, eine lateinische Inschrift in Runen-
blichstabcn, die mit einem Satz in nordi-
scher Sprache schließt (monum. p.176)—
Ich bin dagegen geneigt, hier wie bei dem
upland. Stein 361. an eine eigenthüm-
liche Geheimschrift zu glauben. Vier Vo-
cale hinter einander, in der 4ten Linie
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204
1
waches auf der Zeichnung (Taf. VIII.)
von zwei Seiten dargestellt ist. Den Dm
lust des Ganzen muß man bedauern, da
auf diesem Stein dasselbe Alphabet vor-
konimt, das auf dem vorigen größer»
Denkmal gebraucht worden, und sich ge-
wiß aus der Vergleichung beider mancher
Aufschluß ergeben hätte. Die deutsche
Rune cch und i h steht auf der Seite a,
gib» auf der Seite b, das Zeichen des
hagl in der Bedeutung von A, und
th 0 rn kommt in doppelter Gestalt vor.
Auf der Seite a läßt sich THAT, that,
oder auch ATHll, adr, antea, heraus-
heben, doch damit würde wenig gewon-
nen seyn, so wie durch Vermuthungen
über die vier Runen IATE der zweiten
Linie. Dagegen scheint die Seite b ein
paar Worte im Zusammenhang zu ge-
währen; ich lese: IATHU. THGL. AFA.
jathu ist gsttu, bas Prät. Pl. von gcta,
erlangen, acqnirere, das G ist durch das
verwandte Jod ausgedrückt, thgl muß
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205
Hegl gelesen werden, bekanntlich ließen
die Runenschreiber oft bei einem Consor
nant den Vocal aus, welchen der latei-
nische Name des Buchstabs hat, z. B.
20 6
bedeuten. Vielleicht sollte damit die Zahl
der Enkel ausgedrückt werden.
Ich schließe mit zwei allgemeinen Be-
merkungen über die bisher betrachteten
Runensteine. Erstlich ist es gewiß, wir
haben hier keine von Fremden herrührende
Inschriften vor uns; sie sind in nordischer
Sprache abgefaßt, und so viel Einsicht in
jede ist wenigstens gewonnen, daß der
Gedanke, sie rührten etwa von einem
Angelfachfen oder Deutschen her, nicht
aufkommen kann. Mithin war aber das
deutsche Runen-Alphabet auch im Norden
bekannt und wurde angewendet, wenn
gleich nur selten. Zweitens: cs leidet
keinen Zweifel, diejenigen, welche diese
Runenschrift eingehaucn, haben zugleich
das altnordische Alphabet gekannt, da sie
entweder nur einen Theil der deutschen
Runen einmischten oder auch die verschie-
denen Formen neben einander brauchten,
wie in dem Leeragcr Stein. Dagegen
kommt in allen fünf Inschriften nicht eine
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EMM
209
22.
Runen auf dem Löwen zu Venedig.
Nach der Eroberung von Athen im
Jahr 1637. führten die Venetianer aus
dem Piräeus zwei Marmor-Löwen, von
unbezweifelt griechischer Arbeit, in ihre
Hauptstadt, wo sie, vor dem Eingänge
des Arsenals, aufgestellt wurden und sich
gegenwärtig noch befinden. Ackerblad
entdeckte zuerst auf dem einen, der auf
den Vorderbeinen steht, eine Inschrift,
und erkannte sie sogleich für eine runische.
Nachricht davon nebst Nachzeichnung lie-
ferte er in das Skandinavische Museum
von 1800. (bas jedoch erst IZOZ. ausge-
geben wurde). Von dieser Abhandlung
kam eine französische Uebersetzung mit An-
merkungen von Villoisvn in Millins ma-
gasin encyclopedique Jahrg. IX. D. Z.
p. 26. ff. Auch ein Nachstich der Ieich-
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grabe» haben , vermuthlich im i2ten oder
rzten Jahrhundert. Griechenland wurde
nicht selten von den Nordländer» besucht,
in den Anmerkungen zu der Vits Theo-
dorici p. 471. theilt Peringskjöld einen
Runenstein mit, auf welchem cs von dem
Verstorbenen heißt: "er erwarb Schätze
in Griechenland." Auf einem andern im
Bautil 155. steht: "beide Brüder star-
ben in Griechenland." Peringskjöld
(p-458 -471.) und Ol. Celsius (am
littcrar. Sueciae. 1728-) haben die Steine
zusammengestellt, die sich auf eine Fahrt
nach Griechenland beziehen. Und daß cs
nicht blos einzelne Fälle waren, beweist
eine Stelle im Wcstgothischen Recht, die
darauf Rücksicht nimmt; nämlich in dem
vierten Balken vom Erbrecht c. 12. §. 2.
ist ausdrücklich festgesetzt; "keiner der in
Griechenland wohnt, kann eines im Nor-
den verstorbenen Mannes Erbe erlan-
gen." (cngsins mans arf taker then man
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2X9
8. Wen ne bruccch
the can wcana lyt
sares and sorge (sorge),
and him sy.'fa hasch
blad and blysse
and eac byrga geniht.
9. Hagl byth hwitust corna,
hwyrft Hit of heofones lyfter
wealcath Hit
Windes scura (fcüras),
weorthcth Hit
to watere fyththan.
10. Nyd byth nearu vn brcostan,
weorthcth hi thcah oft nitha bearnum
io helpe and to häle gchwäthre,
gif hi his hlystath äror.
sk^ead bytli nearu on breoste
nitha bearmim,
weortheth heo theah to helpe
and to häle gewäthre,
gif hi his
hlystath äror.)
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221
IZ. Eolhy seccard (LoluZrecZesrcl)häfth
vftust vn feinte,
weycth oit wature,
wundath grimme,
blöde bxcwetf) (byrneth)
beorna gehwylcne,
the him anigne
vnfeng gedeih.
16. Sigel fermanniim
symble byth oit hihte,
thonn (ihonne) hi hine feriath
ofer ftsces beth (biiili),
vth hibrim (bi drim-) hcngest
bringekh ko lande.
17. Tir byth tacna sum,
hcaldekh trywa (ireows) wel
with äthelingas,
a byth vllfarylde (on färelde)
ofer »ihta genipu;
näfte swiceth.
18. Beorc byth bleda-leas,
bereth esne siva theah
tanas butan tuddcr,
byth on tclgum wlitig.
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224
25. Ac bych vn evrthan
elda bearnum,
flasces fodor;
fereth gelome
vfer ganotef bath,
gars sccg fandath:
hwather ac hLbbe,
athcle treowe (treow)!
26. Ae sc byth ofer-heah,
eldum dyre,
stich vn stathule,
stede rihte hylt,
theah him feohtan (keobcon) vn
firas mvnige.
27. Dr bych achelmga
and eorla gehwas
xicorili tvyn and wyrthmynd,
bych vn wiege fager,
fastlic vn farelde,
fyrd geacewa (k^rä-gemaca) sum»
23. Jvr bych ea fixa (es-Klo)
and theah abruceth (a brftceth)
fodres onfaldan (on foldan),
hafath fägerne eard
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234
Anmerkungen.
H ickes hat dieses Gedicht (gr. anglo-
sax. p. 135.) zuerst aus einer Handschrift
der cotton. Bibliothek (Otho B. io.) be-
kannt gemacht, jedoch ohne alle Erläute-
rungen. Es begleitet das eine Runen-
Alphabet (Taf. III. Nr. i.) gleichsam als
Commentar, indem es von dem Namen
eines jeden Buchstabs eine poetische Um-
schreibung gibt; doch erstreckt es sich nur
bis auf die Rune ear; die vier letzten
bleiben unerklärt. Mir scheint der Geist
der alten Dichtungen darin zu leben und
ich stehe nicht an, es den ältesten, welche
die angelsächsische Litteratur aufbewahrt
hat, an die Seite zu stellen, so daß cs
nicht blos in Beziehung auf die Runen,
sondern auch seines unabhängigen Werths
wegen der Betrachtung vollkommen werth
ist. Kenner der eddischcn Lieder werden
eine gewisse Verwandtschaft damit finden:
jene eigenthümliche Anschauung einzelner
235
Naturzustände, und den reichen, oft
großartigen Ausdruck, der sich in mannig-
fachen Wendungen und immer von neuem
anhebenden Bildern gefallt. Wie schön
und wahr gefühlt ist die Beschreibung von
Eis, Wasser und Tag. Die Urschrift ist
leider an mehr als einer Stelle sichtbar
verderbt, weshalb die Übersetzung, die
hier zum erstenmal versucht worden, nicht
blos mit der Schwierigkeit des an sich
dunkelen Inhalts zu kämpfen hatte. Die
Abänderungen, die mir nöthig schienen,
um zu einem Sinn zu gelangen, habe ich
zur Unterscheidung mit lateinischen Lettern
zugefügt; ich zweifle nicht, daß manche
durch glücklichere können ersetzt werden.
Einige Bemerkungen verdanke ich auch
meinem Bruder. Folgendes gehört noch
zu näherem Verständniß der einzelnen
Strophen, i) Geld: Reichthum, Wohl-
habenheit ; fe v h heißt ursprünglich Vieh,
dann aber pecunia, gerade wie sich das
lateinische Wort von pvcu» gebildet hak:
1
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240
daher vermuthet, peorth sey gleich mit
dem isländischen ped, welches den Bauer
im Schachspiel bedeutet. Zm Persischen
heißt er piadeh, franz. plons» ital. pe-
clone, offenbar dasselbe Wort, und das
könnte denn auch der altdeutsche Ausdruck:
vende seyn. Zu bemerken ist, daß das
markomannische Alphabet und zwar in allen
Recensionen ein anderes Wort liefert: perch
oder perc, was durch Berg zu übersetzen
gar kein Hinderniß vorhanden ist; Not-
ker schreibt es auch mit der ten. p. Auch
scheint in dem dritten oben angeführten
angclsachs. Alphabet pevrch die richtige
Lesart zu seyn. — i5. colugr sec g ist
schwierig; im Lye-Manning ist dabei fol-
gendes bemerkt: papiluus, papiluum,
papitium. MS. Quid autem sibi velint
haec, nefcio: forte, popnleum unguen.
tum fcilicet ex germinibus nigrae po-
puli compositum. Somncr. COljC, idem.
Ich halte die Somncrsche Vermuthung für
ganz falsch, aufkeilten Fall könnte sie auf
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B.
Nordisches Gedicht über die Runen-
Namcn.
1. Fe velldr franda rügi.
fädist ulfur i fkögi.
2. Ür er af öllu (elld) jikrni.
opt sieipur (llexpr) rani ä hiarni.
3. Thuss velldur qvenna qvillu (^vUju).
kcktur verdur sät af ellu (elju).
4. Os er flestra ferda,
enn skälpr er sverda.
5. Ridr (reid) qvada hrvssum vesta.
Raghn er sverdit brckdesta.
6. Kaun er heggia barna (beßßia.
darna).
böl giorir near (när) folvarna (fuii-
farna).
7. Hagl er kaldastur korna.
Kristur sköp heiminn forna.
g. N a u d giorir napa kost»,
naktan kiälir i frosti.
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247
p. Zs köüum brü breida.
blindan tharf at leida.
10, Ar er gumna gödi.
get ec, at ör var Frödi..
11, Sol er landa liömi.
luti (ly't) ec at Helgum dömi.
12, Tyrer einhendur Äsa.
opt verdur smidur at blcksa.
13, Biarkan er lauf-grünst lima.
Loki bar flerdar (Mräsr) tima.
14, Laugr er thad er fellur ur fialli.
fost en gull eru nalli (?).
iz. Mavr er mvldur (moiäar) auki.
mikil er greip 6 hauki.
16. Dr er urtur (?) grünst vida.
vant er rhar er brcnner at svida.
2.
Geld bringt Streit unter Verwandte.
Der Wolf nährt sich im Walde.
Funke fliegt aus glühendem Eisen.
Oft eilt der Schnabelschuh über ge-
frorenen Schnee.
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j
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. 340 Grimm Nr. L 82
249
sches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
250
Inhalt des Gedichts ein hohes Alter her-
vor/ wahrscheinlich ist es in dem iZten
Jahrh, abgefaßt/ darauf deutet auch die
Verbindung des Reims mit der Allitera-
tion. Gleichwohl könnte sich einiges aus
einer ältern Grundlage erhalten haben,
weshalb ich es nicht übergehen wollte;
mit dem Angelsächsischen hat es nur in-
sofern Aehnlichkeit/ als bei einigen Runen
derselbe oder ein verwandter Gedanke ge-
äußert wird/ wie bei Hagel/ Sonne,
Dirke, worauf jedoch das Wort selbst sehr
natürlich leiten konnte; sonst ist es aber
in keiner Weise damitzu vergleichen. Die
zweite Zeile ist jedesmal blos des Reims
wegen zugesetzt und steht ihrem Inhalt
nach mit der ersten weiter in keiner Ver-
bindung. — Zu dem Einzelnen folgen-
des. 2) ür ist hier in der Bedeutung
von fcintilla genommen, es ist dann ein
Neutr. wahrend ür, uni», ein Masc.
ist. — rani, eigentlich Schnabel, welche
Bedeutung Diörn Haldors. allein hat;
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. 340 Grimm Nr. L 82
251
(§> >->6881861168 2t39t891'6>liv IV>9I'b^I'g, 268t. 340 Ql'IMM ^II". I, 82
—
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Steine mit Zeichen, aus heid-
nischen Grabhügeln.
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257
Museum zu Cassel abgeliefert worden. Zn
jener Gegend sollen sich noch an dreißig
unaufgegrabener Hügel befinden.
Die merkwürdigsten waren unstreitig
jene bei Maden. In dem höchsten dieser
Gräber fand man über den drei Urnen
auch drei menschliche Gerippe und zwar
auf den Leib gelegt. Diese Vermischung
zweier Gebrauche gehört zu den seltnern
Fällen. Etwas ähnliches führt Schminke
an *): zu Warnstadt in Sachsen hat
man auf einer Seite die Urne mit den
gebrannten Knochen eines Kindes ge-
funden, auf der andern Seite Knochen
von einem begrabenen Menschen, schon
ziemlich mürb, zwischen beiden aber in
der Mitte ein vollkommenes Mannsgerippe,
zu dessen Seite ein Spieß lag. Auch in
*) Aus Büttner über den Leichenbrand.
Cap. 7. — Dagegen im ganren, mit Grab-
hügeln angefüllten Schlesien findet sich
kein Beispiel davon. S. Budor-t- »»n
Fr. Kruse. S.»og. Anm.
R
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2Ö2
mörum und Symbole der verschiedenen
Wirkungen (der zerspaltenden, durchboh-
renden und zermalmenden) von Thors
Blitz sind, welche gegen die Trolde und
Erdgeister zum Schutz den Todten beige-
legt wurden *) und einer vorodinifchen
Religion zugehören, so wäre jenem Hügel
ein Alter von wenigstens 19. Jahrhunder-
ten zuzuschreiben; leicht kann er noch viel
alter seyn. Auch die Gegner jener Mei-
nung **) erkennen übrigens in diesen
Dingen Heiligthümcr, die dem Todten
*) Es ist wohl erlaubt, hierbei die bekannte
Sage vom Schmidt zu Jüterbvck anzu-
führen, welcher sich tum Gott die Gunst
ausbittet, daß sein Hammer mit in
den Sarg gelegt werde, um da-
mit dieTeufelund boscnGeister
abzuhalten.
"*) Sjöborg. S. 100. Iu vergleichen ist
auch, was von einer Abhandlung Wiar-
das über diesen Gegenstand in den Got-
ting. gelehrt. Anz. »L»s> Et. 27. mitge-
theilt worden.
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't. fl fl
fett wurden? oder der Weise in der
deutschen Krone? In den Gerbertischen
^ . Glossen S. 87. kommt der merkwürdige
t. W* Ausdruck: wk selstein: kenss, vor.
c^C. Jitv- ullvUfW* ■■ Wenigstens eine symbolische Bedeutung
darf man dabei annehmen, noch eher als
bei den Dreieckssteinen, die Dorow in den
Hügeln bei Wiesbaden fand, und die man
mit den drei gleichseitigen Dreiecken von
Erj in dem Eichstattischen Grabe zusammen
halten muß. — Ich merke noch ausdrück-
lich an, daß jene hessischen Gräber nichts
von Eisen enthielten, welcher Umstand an
sich schon auf ein hohes Alter hinweist.
Es müßte einmal in einem Werke
zusammengestellt werden, was über die
deutschen Grabhügel in einzelnen Schrift
ten enthalten oder sonst hier und da zer-
streut ist. Die verschiedenen, oft räthselr
haften, kleinen Stücke von Erz, das Ge-
rathe und die Zierrathen, die man neben
den Urnen von vielfach abwechselnder Form
findet, sind besonderer Rücksicht werth.
»
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^i^vUlSr* tOU^L* Mt. 'i^vyA. //Vit ^0- ^hA^UMuv
spH Jm 7ftMitj-^th-onj t{ ÄvL fifet/Lnt JirfttAj ol
f^^yrvSoAj-cCayu■ fjla, . £)J, dij^7\V. T. $*M-
•kM-ffl. . fit Hs.) Ju lU*. iU'
Avffjiu. fylPUUt^ ^ ff/A
jo ft /yu^ff^irv M.
„ .1 „ j ,-,. ■
^Lly/wi* Afj*
wv-r.
/rrv^yMi
tcr gezeigt *). Die Ostseite des Pontus
Eupinus, die alte Asia, ist ihre eigent-
liche Heimath, von da dehnen sie sich
durch ganz Osteuropa bis zum Rhein,
auf der andern Seite bis nach Indien
aus. Längs des Nordrandes von Hoch-
asien, im sibirischen Gebirge bis zu den
Hochstcppen an dem Saisam-Sce liegen
in unzählbarer Menge die einem verschol-
lenen Volke zugehörigen Tschudcngräber.
Am Ganges werden die Urnen aus großen
Tiefen ausgegrabcn und müssen von ei-
nem altasiatischcn Volke herrühren, da
Grabhügel bei den Braminen nicht ge-
bräuchlich sind. Wir finden sie bei den
alten Griechen, Etruskern, Germanen,
Sarmatcn, Alanen, Slaven und die
Verwandtschaft, die in den Sprachen die-
ser Völker entdeckt worden, scheint auch
in diesem uralten, ohne Zweifel auf reli-
Ali C&-SÄ-U v>Ul f>~- '-'uf-W
ilbUtacJf. A u Px^iu, .sthk.7. .
p/ /bßl Bit** s rmt Cts/**J/xujf utft r 'ftrVUtf ■ ‘Ji Vr ft-tU
■Utti t% / fitiV. Art* /tt U ... ' Ul Atu. Al t* ty t ft 1 t *t * itUJ
•) Vorhalle europäischer Völkcrgeschichten.
S. 227-260. Erdkunde I. 545. ff.
( tut*' J <1 **:* ' j( unJ^irt. ^' ,
Mi .Au >" < t tu ,y t, JU t)ltJ’iyAy’p* - - V tfl
t it* it\l . i 7*1* *-*l7 ttt
a. /An ft iinXtui
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267
giösen Ansichten über die Fortdauer nach
dem Tode ruhenden, Gebrauch hervor»
zudringen *).
") Da der Gegenstand auf diese Art in An-
regung gebracht ist, will ich einiges jur
Litteratur bemerken. Einen Bericht über
die bis r»m Jahr 1798. in Deutschland
aufgegrabenen Hügel enthält eine Abhand-
lung von Hirt in den Memoiren der
Berliner Academie von jenem Jahr: für
les monnmem lepulcraux des »noiens
peuples du Nord. Dari» ist auch Ctn
Theil der hierher gehörigen Literatur an,
gegeben, viel vollständiger findet man sie
bei Law ätz Art. Begräbniß, auch ist J.
A. Fnbricii bibliogr. antiq. p. 1030.
l«gq. zu vergleichen. Chr. Fr. Schulz,
Nachricht von den an verschiedenen Orten
in Sachsen gefundenen Tvdrcntöpsen.
Friedlichst. »767. gibt eine Uebersicht.
Sonstige Nachträge bei Er sch, Handbuch
der deutschen Literatur Abth. VI. S. «98.
und auS den Schriften gelehrter Gesell-
schaften in dem Repertorium von R c u ß
T.VUl. p.6a. Doch ist seitdem manches
Diese Vorbemerkungen sollen die Nach-
richt von einem Fund einleiten , welcher
wieder an den Tag gekommen, da für solche
sichtliche und greifbare Alterthümer wie die
Urnen find, am leichtesten eine Theilnahme
entsteht und manche Privatsammlung ohne
wissenschaftliche Absicht, blos dieser Freude
wegen, angelegt wird. Zu Giebichenstein
in Sachsen habe ich eine solche gesehen,
ju Arolsen im Waldeckischen befindet sich
eine, ohne Zweifel mehr als eine in
Niedersachsen aus adclichen Höfen. Ueber
die neuern Nachgrabungen in Thüringen,
(denn Dalberg ließ schon in den
achtziger Jahren solche in der Gegend
von Erfurt anstellen,) findet man Nach,
richten in den Curiositaten des Hrn.
Dulpius und in dessen Vv rj eit.tBd. H.)
Auch Gothe über Kunst und Alterthum
H. 189-192. redet davon. Dort hat
nach bestimmten Zeugnissen bis ins achte
Jahrhundert die heidnische Sitte fortge-
dauert. Von Kortums Beschreibung
einer germanischen Grabstätte wird hernach
noch die Rede seyn. Meyer, Darstel-
lungen aus Rorddeutschland (Hamburg
»8*6, @.«95-314.) gibt Nachricht und
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270
J)i+, /HLu*u^Kcri *
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tfWSr. &tAMi ui4-cy4-*-tu . <^jds
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4^ SSJy tr*w
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V
Jkf- Am^rq - A $***&*■ lni * 4-
fopp cifZa^P. Ci^ye*
von Schwertzell zugehörigen Gute,
zwei Stunden hinter Ziegenhain, lagen,
und einer Karte. Hieran schließen sich
die Reihen von Hügeln/ welche der Fürst
von Solms Braunfels in seinem Gebiet
hat öffnen lassen und welche durch I. C.
Schaum beschrieben sind: die fürstliche
Alterthümer-Sammlung zu Vraunsels.
Mit einigen Nachbildungen. >8'9. In
Schlesien sind in der Nähe von Militsch
neuerdings Nachgrabungen angestellt und
Urnen ausgegrabcn worden. BudorgiS
von Fr. Kruse. Leipzig »8-9. enthält
eine genaue Angabe aller Orte in
Schlesien/ wo sich Grabhügel befinden
und eine sorgfältige Beschreibung der
geöffneten; überhaupt ist dies eine schätz-
bare Arbeit. — Büsch ing hat ein Heft
heidnischer Alterthümer Schlesiens her-
ausgegeben. Leipzig >820. — Ueber die
Gräber in der Provinz Lüneburg kann
man Spiels Vaterland. Archiv II. >stcs
Heft S. »8. ff. nachsehen. Die beste
Uebersicht über die mannigfachen nordi-
schen Grabstätten enthält SjöbvrgS
Försök till en Nomenklatur för nordiska
Fornlemningar. Stoekh. >3>S. S. 37-
I 4rzu*i rn Ut<-
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wie überhaupt in der Umgegend, alte,
langst gekannte Grabhügel. Sie fanden .
sich auf einer Anhöhe der Jettenbcrg ^ ^/»u-
(Riesenbcrg) genannt, mitten in einem ■ * '
Eich-nwald >) und zwar, wie man auch iW
sonst in Hessen will bemerkt haben, lagen «; >u, ^ au)
ii2. auch ist zu vergleichen B- Thor-
lacius, Populäre Aufsätze über das rö-
mische und nordische Alterthum, worin
S. 222 - 292 von den Hügeln und Stein-
kreisen des Heidenalters gehandelt wird.
Die neusten Nachrichten au6 Dänemark
über diesen Gegenstand liefern die Anti-
quarischen Annalen.
*) Es ist daher keine feste Regel, daß man
die Hügel nur an unfruchtbaren Stellen
errichtet habe, ob dieß gleichwohl in
Norddcueschland der häufigste Fall mag
gewesen seyn. Die Gräber bei Wiesba-
den befanden sich zum Theil im Wald,
die Braunfelsischen sämmtlich, und auch
an andern Orten hat man Beispiele da-
von; f. Hummel Beschreibung ent-
deckter Alterthümer in Deutsch!. Nürnb.
»792. S. »79.
272
ihrer sechs bis sieben von verschiedener
Größe in geringer Entfernung beisammen.
Der größte war ehedem, der Sage nach,
äußerlich mit einem Steinkreis, wie dies
im Norden nicht selten ist, umgeben, aber
schon seitsechszigJahren,woman dieSteine
zum Straßenbau abholte, seiner Zierde
beraubt. Zn dem angranzenden Darm-
stadtischen sollen sich noch Hügel mit ihren
Steinkreisen erhalten haben, so wie man
sie auch im Braunfelsischen findet *). Im
Herbst 1817« ließ Hr. Rittmeister von
Schwertzell diesen Hügel von Osten nach
Westen durchgraben; es zeigten sich, der
Erzählung nach, zwei von Sandsteinen
zusammengestellte in jener Richtung pa-
rallellaufende Mauern (wahrscheinlich ein
Theil des auf diese Art gebauten Kessels),
und in der Mitte, etwa 5 bis 6 Fuß tief,
kamen drei übereinander stehende Urnen
von sehr verschiedener Größe zum Vor-
") Schaum, Alterthümer »vn Braunfels.
S. L
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
*
CO
©
274
Als die Urnen schon hervorgehoben
waren, bemerkte man unterwärts einen
nach Art des ganzen Mauerwerks von
kleinern fest gekeilten Stein, welcher ein-
gehauene Zeichen zu enthalten schien. Er
wurde herausgenommen und bei erregter
Aufmerksamkeit unter den übrigen schon
herausgeworfenen Steinen weiter nach-
gesucht, wo sich dann noch vier kleinere
mit ähnlichen Zeichen fanden. Wo diese
in dem Mauerwerk gestanden, ist also
ungewiß. Sic wurden sämmtlich aufbe-
wahrt und ich kann sie aus eigener An-
sicht beschreiben. Alle fünfe bestehen gleich
den übrigen in dem Hügel aus gewöhn-
lichem Sandstein und sind Bruchstücke;
es ist auch gar kein äußerlicher Grund da
anzunehmen, daß sie einmal Zusammen-
hang gehabt und ein Ganzes ausgemacht
hätten, sie sind im Gegentheil von ver-
schiedener Dicke. An einem könnte wohl
eine Seite behauen gewesen seyn, doch
will ich darüber nichts entscheiden. Die
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
275
Oberfläche, auf welcher sich die Zeichen
finden, ist nicht vorher zugerichtet oder
geebnet worden, sondern scheint so, wie
sie sich gerade gefunden hat, benutzt.
Daher fallen die Zeichen mit natürlichen
Riffen und Unebenheiten zusammen und
sind manchmal schwer zu unterscheiden.
Was nun diese selbst betrifft, so machen
sie obenhin betrachtet den rohen Eindruck,
als sey mit einem Werkzeug von Eisen
auf dem Stein willkürlich hin und her
gehauen und eingegraben, oder, wäre es
weiche Masse gewesen, als habe sich etwa
die Spur von Vögeln eingedrückt. Es
sind lauter neben und auf einander ge-
legte, bald flacher bald tiefer gehauene
Spitzen und Keile, wobei doch auch
krumme und halbrunde Züge vorkommen.
Dies alles spricht gegen eine Bedeutung
und für eine blos zufällige Entstehung
derselben; auf der andern Seite aber muß
man die Uebereinstimmung auf allen fünfen
berücksichtigen und nach genauer Betrach-
S 2
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340
278
noch viel leichter wird. Man muß, um
sich nicht sogleich dagegen zu erklären, die
Uebereinstimmung an beiden Orten in An-
schlag bringen und dazu nehmen, was
unten von ähnlichen, anderwärts gefun-
denen, wird beygebracht werden. Auf
welche Seite man sich auch neigt, immer
ist bei der Möglichkeit einer Bedeutung
dieser Zeichen und da schon manches un-
bestimmte oder vergrößernde Gerücht da-
von ins Publicum gekommen ist, die
Pflicht da, eine sichere Nachricht darüber
zu geben *).
Zweifel zu erregen, ob der Grabhügel,
worin sich die Steine gefunden, auch wirk-
lich deutschen Ursprungs sey, scheint mir
ein unfruchtbares Geschäft. Ich glaube,
man darf ihn mit ziemlicher Gewißheit
') Die Gotting, gel. Anz. >8»9. St. -4L.
haben die erste Nachricht von Hrn. Hof«
archivdirectvr Rommel darüber mitge»
theilt, womit die Anmerkung in dessen
Hess. Geschichte l. S.8. i» vergleichen ist.
sches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
279
den Chatten zuschreiben, bei der Aehnlich-
keit, welche diese Gräber überhaupt mit
den nordischen, also ohne Zweifel germa-
nischen, haben, und da niemals ein an-
deres Volk in Hessen einheimisch gewesen,
vielmehr die Chatten bis auf jetzt ihre
ursprünglichen Sitze behauptet haben.
Ueber das Alter des Hügels läßt sich
nichts bestimmtes sagen, die Einfachheit
in der Construction, die Umgebung eines
alten Eichenwaldes, die Rohheit der Masse
und Form an den Urnen lassen aber auf
ein sehr hohes schließen; in jedem Falle
ist man berechtigt, ihn in die heidnische
Zeit zu setzen. Dazu kommt noch, daß
man vor noch nicht lange in der Nähe
desselben einen sogenannten Donnerkeil
gefunden, welcher nach der vorhin an-
geführten Hypothese des ältern Thorla
cius die Vermuthung eines mindestens
neunzehnhundertjährigen Alters gestattet.
Die nächste Frage ist: ob man nicht
ähnliche Zeichen, namentlich nicht in
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bfryfig
ytj2uh < w^r-
I. Zo2.
280
Grabhügeln, gefunden? Im Norden, so
viel ich weiß, niemals *), vielmehr sind
selbst die Runen allzeit außen auf Steine
eingegraben und nur der snoldelevische
Stein macht insofern einige Ausnahme,
als er von einem großen Stein bedeckt
war; doch lag er weiter nicht unter der
Erde **), Was Deutschland betrifft, so
*) die Runemo - oder Haralds-
Klippe in Bleking eine Ausnahme
macht, dies zu beurtheilen, müßte man
eine genauere Abbildung als jene in
WorMs monim. dan. p. 222. vor sich
haben, wvrnach cs freilich nur undeut-
lich gewordene, aber den gemeinen Runen
verwandte Züge zu seyn scheinen. Daß
aber eine treuere Abzeichnung nöthig ist,
kann man aus Nyerups Mindesmärkcr
fra Hldtiden. S 90. sehen und für eine
gewisse Verwandtschaft mit unsern hessi-
schen Zeichen spricht die neuerdings ent-
standene Vermuthung, cs sey blos ein
lusu, natura»; wogegen übrigens Saxv'S
Zeugniß streitet. 5
Birger ThvrlaciuS über Hügel und
Steinkreise. S. 261. z6n,
")
0
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wäre es möglich, daß bei der Unscheinbar-
kcit dieser Zeichen und da die Aufmerk-
samkeit gewöhnlich auf die Aschcnkrüge
gerichtet ist, dergleichen Steine unbeachtet
weggeworfen wären. Ich habe die Schrif-
ten, welche von ausgegrabenen Hügeln
reden, so viel mir davon zugänglich wa-
ren, durchgelescn und nur zwei Angaben
gefunden, wovon aber die letztere beson-
ders wichtig und bestätigend ist *).
') Hirt sagt in der oben angcf. Abhandl.
p. 203 "les monnoies, les iigures, les
inscriptiöns lapidaires, que
Ton a trouvees en partie darts les urnes
meines en partie dans les environs des
tombeaux, meritent uns attention par*
ticuliere.” Ich weiß nicht, worauf sich jener
Ausdruck stützt, wenn er nicht blos eine
allgemeine Vermuthung enthalt. — Bei
Gelegenheit der neuern Nachgrabungen
in der.Nahe von Militsch in Schlesien
wird bemerkt, daß man auf den Urnen
keine Gchristzeichen bemerkt "wohl aber
Mehrere parallellaufende -Hueerstriche und
Eindrücke, die mit Fingern gemacht zu
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
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283
UNI befindlichen Figuren, welche cingeatzt
und meistens mit einer rothen, zum Theil
auch mit einer schwarzen oder auch grau,
lichen Farbe kcnntbar gemacht sind. So,
viel sich von solchen Figuren noch entdecken
lassen, so siehet man auf der einen Seite
gegen Mitternacht einen rothen Köcher
mit Pfeilen, einen rothen Bogen mit einer
schwarzen Saite, nahe dabei eine Figur,
wie eine Hacke, graulich. Auf der an,
dern Seite gegen Mittag erscheint ein
eingeätzter, schwarzer Hammer oder Aext,
chen mit einem rothen Stiele. Ferner
zeigen sich auf allen Seiten lange rothe
Linien, wiederum allerhand an
lange Linien gegattcrte, auch
sonst eckige, rothe Züge, wie auch
oval,runde und übers Kreuz ge,
hende rothe Figuren. Zu oberst
aber um den Rand herum ist eine bcson,
ders artige Einfassung in Gestalt eines
zwei, auch dreifach in einander gesetzten
lateinischen V, Von Buchstaben oder
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
'1
284
Ziffern ist noch nichts, als mutmaßliches,
herauszubringen gewesen." — Merkwür-
dig ist hier schon das Einätzen der Was«
fcnbildcr auf die innern Steinwände, wo-
von, soviel ich weiß, sonst kein Beispiel
vorhanden ist; während sich zugleich der
wirkliche Hammer, zwar durchlöchert, aber
ohne Stiel, und die sogenannten Donner-
keile in dem Grab neben dem Aschenkrug,
fanden *). Wichtiger sind für uns die
eingegrabencn rothen (vgl. Gudrünar
quida il. Str. 23. die stafir rothnir)
Zeichen: eckige, runde und ins
Kreuz gehende Züge, an lange
Linien gegattert. So weit sich aus
dieser kurzen Beschreibung **) etwas ab-
*) Die Farbcnrcihe: roth, schwarz und grau
(d. i. weiß) stimmt wieder mit so vielen
ähnlichen Fällen, welche größtenthcils in
einer Abhandlung der altd. Wälder Cf.
»7- ff.) rusammcngcstcllt sind und worin
gewiß kein bloser Zufall waltet.
**) Ohne Zweifel redet eine Anmerkung im
»weiten Bande der Sa mund. Edd»
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
bei unverbrannten Leichen; noch auch an
sich erwiesen, da sich an dem Daseyn
slavischer Hügel nicht wohl zweifeln laßt,
namentlich nach Clarkes neustem Bericht
über die große Menge derselben in Ruß-
land. Indessen scheint mir das sächsische
Grab doch ein Deutsches, wegen des dar-
in gefundenen Hammers und der Stein-
keile, welche, soviel ich weiß, in einem
slavischen Grab noch nicht vorgekommen
sind, vielmehr zur germanischen Religion
zu gehören scheinen.
Wichtiger und entscheidender ist der
zweite Fall. Im Jahr i8°3. nämlich
wurde in der Grafschaft Mark im Ruhen-
thal ein in mancher Rücksicht merkwürdi-
ges altes Grab entdeckt. Einen Bericht
über die Ausgrabung und die darin ge-
fundenen Dinge lieferte K. A. K o r t u m *).
*) Beschreibung einer neu entdeckten, alten
germanischen Grabstätte, nebst Erklärung
der darin gefundenen Alterthümer. Dort-
mund »8o4.
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288
linken erscheinen, sind noch viele unor-
dentliche Linien, welche von der groben
Behandlung des Steinmetzen, welcher ihn
ausgebildet hat, entstanden sind. Auf
der obern oder breitem konvexen Fläche
befinden sich viele äußerst rauh ge-
formte Charaktere, theils ober-
flächlich, theils tief eingehauen,
welche meistens einen halben Zoll lang
sind. Diese Charaktere sind zum Theil
auf den Furchenlinic», zum Theil zwi-
schen denselben angebracht, fast wie Mu-
siknotcn. Die meisten fließen mit den
gedachten Linien in einander, woher ihre
Gestalt sehr undeutlich wird; viele sind
auch abgestoßen, daher entsteht noch mehr
Undeutlichkeit. Auch die Ecken der Ober-
fläche sind hier und da abgestoßen. Diese
theils tiefere, theils oberflächlichere Ein-
hauung der Charaktere muß, wie es
scheint, eine eigene Bedeutung haben,
weil sich einigemal ein und dcrselbige
Charakter nahe beisammen befindet, wo-
von der eine tief und gleichsam ringet
bohrt, der andere aber flach ist. Daß
diese Charaktere nicht zufällig auf den
Stein gekommen, sondern mit Fleiß
gemacht sind und überhaupt eine Be-
jiehung auf die Grabstätte und die darin
befindlichen Leichenreste, wenigstens eine
besondere Bedeutung haben und eine
Schrift vorstellen sollen, ist gewiß.
Denn nur die Oberflache des Steins ist,
wie gesagt, mit Charakteren bezeichnet;
auf der untern und den Seitenflächen
findet man aber nichts dergleichen. Auch
kommen einige Charaktere mehr als ein«
mal vor, und bei aller Unregel-
mäßigkeit ist doch eine gewisse
Ordnung bei derselben nicht zu ver-
kennen."
Augenscheinlich trifft hier manches mit
den hessischen Steinen zusammen: die-
selbe rohe Masse und Arbeit, welche gleich-
falls bei dem ersten Anblick den Verdacht
eines bloßen Zufalls erregt, der doch von
T
2Y0
andern Gründen wieder unterdrückt wird;
die rauh eingehauenen theils tieferen,
theils oberflächlicheren Züge, an denen
viele Ecken abgestoßen scheinen. In der
Gestalt haben sie, wenigstens nach der bei-
gefügten Abbildung, Aehnlichkcit; Schade,
daß sie nur in einem Holzschnitt und
zwar die Zeichen selbst weiß, der Grund
des Steins aber schwarz dargestellt sind.
Das Umgekehrte ist natürlicher und ich
habe daher die Nachzeichnung, welche
Taf. X. liefert, insoweit umgeändert.
Indessen unterscheidet sich dieser Stein
eigenthümlich durch die Linien, an
welche sich die Zeichen stützen und wo-
durch sie gleichsam abgetheilt und geord-
net sind. Auf den hessischen Steinen ist
keine Spur davon^.daher scheinen sie die
rohsten; auf dem^ sächsischen werden sie
ausdrücklich angemerkt, ja die Schrift
desselben mag, so viel sich aus der kurzen
Beschreibung abnehmen läßt, mit der
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291
ruhentalischen übereinstimmen, etwa nur
ausgebildeter seyn.
Die Zeichen auf dem markomannischen
Thurm zu Klingenberg in Böhmen sind,
wenigstens nach der Beschreibung und
Abbildung von G.rossing *), offenbar
») Aus dem Deutschen übersetzt von Kraft
in M i l l l »'s annale» eneyclopedique»
iL'S- N 275 - 284- Diese Abbildung
soll übrigens schlecht, dem Vernehmen
Oc^td ßu > e /»
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iHAaA .
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{Ja aJtcvcJ' Jj*1* 1JyP'j' ( ^ a U 11).
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t äwhy' (Xäam.dL.UL. 3(jZ,
lou uorlgenv mmu/j., vem ^erneymcn ; /
nach aber eine viel bessere in den Handen v//
des Herrn v. Hammer seyn, der sie
bekannt machen wird. Ich merke hierbei
an, daß diese Charaktere, wie es mir
scheint, mit jenen Verwandtschaft zeigen,
die man auf einer bei Danzig ausgegrabe-
nen Urne bemerkt hat. Nähere Nachricht
und eine (hier Taf. IX. wiederholte) ^
Abbildung derselben lieferte Th. S. I
Bayer opusc. x.509, der nur sehr irrt,
wenn er darin nordische Runen erkennen
will, woran hier nicht zu denken ist.
Ritter Vorhalle europ. Gesch. S. 241.
folgt gleichwohl dieser Meinung. — Höchst
ungewiß sind auch die auf einem Stein in
Brabant entdeckten Charaktere, wovon in
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I
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
Dieser ist eigeutkich auch mit den Ru-
nen vorhin abgewiesen, indessen ergibt
sich doch eine Vermittelung durch die
unter dem Namen der Helsinigischeu
Runen bekannte Schrift, worauf auch
schon Kortum (S. 122.) verfallen ist.
Diese Buchstaben sind blos durch die ver-
änderte Stellung von Keilen, Puncten,
geraden und krummen Linien gebildet*);
im Ganze» betrachtet, hat es das Ansehen,
als waren jene rohen Züge auf unsern
Steinen die Grundlage dieser schon aus-
gearbeiteten , und der ruhentalische machte
etwa das Mittel ans. Auffallend ist es
») Nachricht davon und Abbildung liefern die
philosophical transactiong. Year 1738«
vollständiger die Acu reg. societau»
scient. upsal. I. VvIN I. i773- — Ucbn-
gcns hüt das geheime Alphabet der irischen
Druiden eine gewisse Verwandtschaft mit
diesen Runen. Dort werden die Buch-
staben größlenthcils durch Striche gebildet,
die nur auf verschiedene Weise an eins
Linie geheftet sind.
jedoch, daß man überhaupt nur vier
Denkmäler mit dieser Schrift in Helsing«
land und Mcdelpad kennt/ und daß ge-
rade diese Denkmäler nicht sehr alt und
höchst wahrscheinlich aus der christlichen
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
if,
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1
yr. ItÄu</-v'' ff**'
u K. V.tio.ü. LmJA/^0
.Hs- y.Zo^,
sats£i.'$»*tr«
S^Ul-r/b-*- ■
n. Weissagung aus Baumzweigen.
Tacitus beschreibt (Germania X.)
auf welche Art die Deutschen die Weiss«-
gungskunst ausübten: sortium conlue-
tuäo lirnplex. virgam, frugiferae
arbori decisam, in surculoa
amputant, eoaque, notia qui-
busdam discretos, super candi«
dam vestem temere ac fortuitu
spargunt: mox si publice consuletur,
sacerdos civitatis; sin privatim, ipse
paterfamilias, precatus Deos coelumquo
suspiciens, ter singulos tollit, fublatos
secundum impreslam ante notam inter-
pretatur. Es scheint, daß jedem Zweige
vorher ein Zeichen eingedrückt wurde, die
einzelnen aber nach der durch das Aus-
streuen zufällig entstandenen Lage heraus-
gewählt und die darauf befindlichen Zeichen
von dem Priester als zusammenhängend
betrachtet und erklärt wurden. Nach einer
merkwürdigen Stelle der alten Edda hat
r
atsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
297
wahrscheinlich im Norden derselbe Ge-
brauch geherrscht. In der Hymisquida
heißt es gleich im Eingang:
Valtivar — hristo teina ok ck hlaut sck.
d. h. die Götter schüttelten (warfen)
die Zweige und besahen das geweihte
Blut (lsngulnern fortilegura). Nämlich
die einem höher«, über ihrer Macht ste-
henden Schicksal unterworfenen Götter
wollen die Zukunft erforschen: zwei Arten
der Weissagung werden genannt, deren
sie sich bedienen. Erst werfen sie die
Zweige des (fruchtbringenden) Baums
und achten auf die Lage, in der sie nie-
derfallen; dann beschauen sie das strö-
mende Blut des Opfcrthiers, weshalb
auch kurz vorher im Liede gesagt wird,
sie hätten Thiere gejagt. Der Gebrauch
dabei war aber folgender: das Opferthier
ward bei dem Opferbccken, das hlaut-
bolli hieß, getödtet und sein Blut mußte
hineinsprützcn: aus der Bewegung dessel-
a i 6freu L(uAi t y petZe^r in
ßi nUm. -4'Jt-
0.4- fe.1La btoljycvrv'
-i/. olo tßp*
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
ZOtz
rectiores virgas vimineae *) col»
ligentes, eaeque cum incantamentis
quibusdam secretis praefiituto tempore
discernentes, aperte quid portenditur
norunt. Auch das Concilium autifiodo-
rense vom Jahr 578. scheint auf die
hinzudeuten, c.3. non licet
ad sortilego8 vel ad auguria respicere;
nee ad sortes, quas sanctorum vocant,
vel quas de ligno aut de pane faciunt,
adspicere. Mit der größten Wahrschein-
lichkeit aber läßt sich behaupten, daß
Beda (hiß. eccl. V. ii.) sie den Sach-
sen zuschreibe; non cnim liabent regem
iidem antiqui Saxones, fed satrapaa
plurimos suae genti praepositos, qui
ingruente belli articnlo mit tu nt ae-
qualiter sortes, et quemcunque sors
ostenderit, hunc tempore belli du-
*) Die Lesart derLindenbrogischen Ausgabe:
reolinre» vrigs, femiuae colligentes
verdient sichtbar nachgesetzt ru werden.
CO
CO
CD
X
©
301
cem ömnes fequuntur et liulc obtem-
perant. Alfred ttt der Paraphrase über-
setzt mntunr sortes: " hluton hi mid
tan UM" Uttd lors oltenclerir: «' fc fält
ätywdc." Tän heißt aber im angelsächsi-
schen erst allgemein, Zweig, ramus, (Ulf.
t a i n s, altnord, leinn, altdeutsch, z e i n *),
plattd. leen), dann ein Weiden zweig
und sieht wie hier für die formio per
vimina selbst. Aus dem Gesetz der Frie-
sen Tit. 14. de homine in turba occiso
(bei Georgisch p. 422.) ergibt sich bei
diesem Volk ein ähnlicher Gebrauch.
Wenn jemand bei einem Auflauf getödtet
wurde und der Thäter war der Menge
wegen nicht auszumitteln, so sollten zwölfe
des Mords angeklagt werden, die dann
*) In der goidnen Schmiede des Conrad
»vn Würchurg v. 798. ist "ein fleht er
(gerader), wunneklichcr jein, an
dem kein hufel wirr ersehen" ein Bill»
von dem reinen Lobe der Jungfrau
Mari».
4
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. ii i RS
302
ihre Unschuld beschwören müßten. Tune
ducencli sunt ad basilicam et sortes su-
per altare mittendae, vel si iuxta eo
clesiam fieri non potuerit, super reli-
quias sanctorum. Duo tali, de
virga praecisi, quos tenos vo-
rant, quorura unus signo crucis digno-
scatur, alius purus dimittitur, et lana
munda obvoluti, super altare seu reli-
quiae mittuntur et preebyter fi adfuerit,
vel si preebyter deest, puer quilibet in-
nocens, umim de iplis sortibua de al-
tari tollere debet, et interim Deus ex-
oranduö, si illi septem, qui de homi-
cidio commislb iuraverunt, verum iu-
rassent, evidenti signo ostendat. Si
illum, qui cruce signatus est, fustule-
rit, innocentes erunt, qui iuraverunt;
si verö alterum sustülit, tune unusquis-
que illorum septem faciat suam sortem,
id est tenum de virga, et signet
signo suo, ut eum tarn ille, quam cae-
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3°4
fortium eis ufus ignotue extitit. Si-
quidein tribus ligni particulis,
parte altera albis, altera nigris, in gre-
mium fortium loco coniectis, candidis
prospera furvis adversa signabant. —
Die alte Livländische Reimchronik (her-
ausgegeben von Lib. Bergmann. Riga
1317.) enthalt Nachricht von der bei den
Kuren (Kurländern) üblichen Sitte.
Als sie im Anfang des izten Jahrhunderts
den christlichen Brüdern in Livland zu
Hülfe kamen, warfen sie zuvor, ohne
Zweifel nach altheidnischem, neben dem
Christenthum fortdauernden Gebrauche, die
Zweige. Darum heißt es (S. 41 b)t
in was der spän gevallen wol,
des waren st alle sturmes vol.
und ein andermal, als wieder ein Zug
gegen die Heiden vor war (S. 95 b):
si waren al gemeine ftö
unt ir muot der stunt alsd,
da; e; in solde wol ergan:
in viel vil dick« wol ir spän,
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
3o6
sehr ähnliche, ausübten. Sie schütten
nämlich aufs gcradewohl Pfeile ans
und weissagen dann aus der zufälli-
gen Lage derselben.— Etwas ähnliches
hat sich unter uns erhalten, nach Heigclins
Briefen über Graubünden (S. 191.) wur-
den bei der Wahl des Podesta zwei 'Ha-
selsiabchen als Sortes gebraucht. Sie
wurden von zwei Notarien aus einem
Hut geworfen und der gewählt, dessen ge-
zeichnetes Stäbchen in einen mit Kreide
beschriebenen Kreis fiel. Dies erinnert
wieder an eine noch übliche Sitte, die
unter dem Namen "kurz oder lang zie-
hen" überall bekannt ist: nämlich bei
zweifelhaften Dingen werden zwei kleine,
ungleiche Zweige oder Halmen verdeckt und
eins davon hervorgezogen. Die Minne-
sänger gedenken gleichfalls dieses Spiels
und zwar so, daß es scheint, man habe
die Knoten an dem Halm als Zeichen
betrachtet und darnach entschieden *),
') S.Hauömärchen U. ©.xxyin, xxix.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
308
Barden gebrauchten, nach den Stellen,
die D a v i e s (celtic researches p. 248 -
263.) anführt, verschiedene Baumzweige
als Symbole oder Hieroglyphen. Davies
geht noch weiter und leitet das (daselbst
S. 272. abgebildete,) wiederum den Ru,
ncn ähnliche Alphabet der spätern Barden
aus jenen symbolischen Zweigen und
glaubt, die Figuren desselben stellten
nichts vor, als: the tops of certain
trees and plants. Merkwürdig bleibt
immer, daß der wallisische Name von
Buchstab, Coelbren. wörtlich gleichfalls
Zeichenstab heißt. Auch Robert
(the cambrian populär antiquitiea c. zg.)
behauptet, die Druiden hätten aus Holz,
besonders von den Zweigen der Mistel
eine Art sortee gebildet, welche durch ihre
Gestalt leicht alle Zeichen des altwalli,
fischen Alphabets hätten vorstellen können;
auf welchen Schluß der Name desselben
Coelbren y Beirdd, d. h. Hvlj des Glau,
bens, leite. Art und Weife dabei ist aber
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
309
nicht mehr klar; einzelne Buchstaben be-
zeichneten wahrscheinlich die ganze Ant-
wort z. B. A glückliches Leben, B Friede
des Volks, C Tod des Fragenden, u. s.w.
— Zn dem geheimen Alphabet der irischen
Druiden (in Vallancey's Grammatik)
hat jeder Buchstab den Namen von ei-
nem Baum, so ist z. B. 5 Weißdorn,
6 Haselbaum. In den nordischen und
angelsächsischen Runen ist bekanntlich B
Birke genannt, in den angelsächsischen TH
Dorn. — Davies kommt auch in ei-
nem andern Werk (Mythology and rite»
of the british Druids) auf die obige
Behauptung zurück, und führt unter an-
dern zur Bestätigung eine Stelle aus dem
Tristrem des Thomas of Ercel-
doune (j>. 453.) an. Dieses Gedicht
ist zwar im lZten Jahrh, in altenglischer
Sprache geschrieben, beruht aber ohne
Zweifel auf altwallisischen ober aktbritti-
schen Ueberlieferungen. Die Stelle befin-
det sich in dem 2ten Gesang Skr. 84«
3io
(in der zten Aufl. der W. Scvttischen
Ausgabe S. Hy.). Tristrem will der
Monde seine Nähe kund thun und fie zu
sich einladen; ein Wasser fließt zu ihr hin;
bi water he senk adoun
light linden spon,
he wrot hem al with roun.
Der dünne Linden-Span soll nun ein
Buchstabenzweig gewesen seyn, ein Coel-
bren, surculus des Tacitus. Auf jeden
Fall ist die Stelle merkwürdig, es ist
darin von Runen, höchstwahrscheinlich
von einem rünarkefli, dessen vorhin ge-
dacht wurde, die Rede. Das Gedicht
des Thomas liegt zwar der Quelle am
nächsten, doch verdienen die andern nicht
aus dieser abzuleitenden Recensionen der
Sage immer Berücksichtigung. In dem
Fragment eines altfranzös. Gedichts, wo-
von in der Scottischen Ausgabe des Tho-
mas sich eine Uebersctzung befindet, wird
gesagt (p. 226), Tristrem habe, unter ei-
nem Dorne sitzend, Holzspäne geschnitten,
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 G
312
doch ursprünglich eine symbolische Bedeu-
tung gehabt haben. In der Prosa (Cap.
23.) ist es ein Span mit gemahltem Kreuz
auf drei Lindenblättern. — In dem Lay
da Chevrefeuille der Marie de France,
(Röquefort I. 392.) wird, wie in spä-
tern Bearbeitungen zu geschehen pflegt,
die Sache aufs deutlichste auseinander
gesetzt und überladen. Tristran schneidet
ein Haselstäbchen ab, schneidet es vier-
eckig, theilt es und schreibt mit dem
Messer seinen Namen darauf.
Es ist noch ein dunkeler Ausdruck in
der Stelle des Tacitus übrig, welcher
jetzt erst durch Vergleichungen einiges Licht
erhalten kann. Worin nämlich bestanden
jene notae, die vorher eingedrückt und
wodurch die Zweige unterschieden wur-
den? Denkt man sich darunter schon wirk-
AU liche, auf Zweige geschnittene Runen,
Ir« ^ äx-JJ- J-f- itf.fo erhalt die ganze Stelle eine noch größere
Bedeutung, denn wir fänden ein neues
Zeugniß von dem Daseyn wirklicher Buch-
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
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315
scheinen auch einige Stellen der Edda zu
weisen. In Skirnisför Str. 36. heißt es:
Thurs rist ec ther oc thria stafir
ergi oc athi oc öthola.
Ein TH schneid ich dir und drei Staber
Ohnmacht, Wuth und Unruh.
Und in dem oben S. 246 abgedruckten
Gedicht über die Bedeutung der Runen»
Namen, wird etwas ähnliches gesagt:
Thurs veldur qvenna qvillju.
TH macht den Weibern Angst.
Der Riese oder Zote nämlich erregt den
Frauen Furcht und Angst, wenn sie ihn
erblicken. In dem zweiten Gudrunenlied
Str. 32. werden Zauberstäbe beschrieben,
die auf ein Horn geschnitten waren,
und diese scheinen gleichfalls die Gestalt
der Runen gehabt zu haben. Die lange
Schlange (lyngfifkr lckngr), die dort
genannt wird, scheint ein 8, also die
Sonne; die ungeschnittene Ach re
(ax öskorit) das F also Geld anzudeu»
m
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
Wenden wir uns wieder zurück und
in der eigenthümlichen Ausübung dcrscl-
erkennen müssen, die jener bei der Tod-
tenbestattung und Errichtung der Grab-
hügel an die Seite kann gesetzt werden.
Beider Ursprung scheint in eine, aller
... <Z gewahrheit (Gefängniß?) dmes
tibes. R gelcideten oder gemundeten man.
L trog . . UneS inuoteS. T tät oder Ver-
lust V tät X. . . von dtnen ftiunden
Y daz dir kicp ist Z da; konnt dir.
R fehlt. A und O haben gleiche Be-
deutung , "gemalt oder lip" erkläre ich
mir: Gewalt »der: eS geht dir an dein
Leben, Gefängniß oder Tod; übrigens
sind die ursprünglich, wie eS scheint, in
Reime gebrachten Aussprüche schon zu all-
gemein und sagen, gleichsam nur weiß
und schwart, nichts als "licp »der leit"
aus.
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320
verteil, unlesbaren, nordischen Runen er-
innert, von welchen die Edda spricht.
Neben dieser leichten Vermuthung
dürfte man eine andere über die Bedeu-
tung jener Zeichen wagen. Sie könnten
Zaubersprüche oder Zauberformeln enthal-
ten haben, auf Steine gehauen, die neben
die Asche des Verstorbenen gesetzt wur-
den. Man glaubte ohnehin an böse
Erdgeister, welche seine Ruhe stören könn-
ten, und, um sie abzuhalten, wurden die
simulacra armorum mit ins Grab gelegt,
die in jener sächsischen Leichenkiste sogar
neben den Zeichen eingegraben waren.
(c) I-l68si8cli68 8t33t83i'cliiv IV>3i'dLii'g, 868t. 340 Qi'imm ^1°. I_ 82
Bel Gelegenheit des Dorowschen Werks
über Grabhügel bemerkte ein Recensent
in der Hall. Litteratur-Zeitung 1320. Nr.
sches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 G
‘^-/ ■fsVt'uSrh liuS*}- JcpTh. ^74^1 ^
tSuskkA ^tX'fTruJ. T- oAttkitt^C
J&ar/
322
welchen Umständen er gefunden oder aus-
gegraben ist, weiß ich nicht.
Auf den ersten Blick ergibt sich, daß
hier von Runen nicht die Rede seyn
kann, keins der vorkommenden Zeichen
hat eine andere, als eine allgemeine und
ungefähre, daher unerhebliche Ucberein»
stimmn«- mit einer Rune. Merkwürdig
jedoch bleibt dieses Denkmal immer und
der Enträthselung werth. Betrachtet man
die durch Linie» eingefaßte, herumlau-
fende Schrift, so scheint darin eine be-
ständige Wiederholung derselben Zeichen
vorzukommen. Erst ein Chrismon, dann
«in l und V; selbst das N, das ein paar-
mal vorzukommen scheint, halte ich blos
für ein zusammengezogenes IV. Dafür
ergibt sich eine leichte Deutung: X Chri-
stus, 1U Jesus. Aehnliche Siglen und
Abbreviaturen X?, X5, Ittv aus früher
Zeit sind bekannt und bei Walther (lex.
dijpiom.) in ihrer Mannigfaltigkeit nach-
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Seite 45. Ich habe mich absichtlich «u
ner Vergleichung des gothi-
schen Alphabets mit andern
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uiauu. w ---- --- . ,
Greece. As to Es sormer, the Assembly would decide if the
Interpellation were necessary ; and as to thesecond, that re-
lating to Greece, the House had already, on January 9, de-
cided that the circumstances of the case were such as to
render it improper to enter on the question. He would
not there discuss the nature of the distinction which the ho-
nourable gentleman seemed to make between Mediation or
good oslices. He might, however, say that M. Gros, the
French Mediator, had taken his departure sor Greece ; he
was to confer withM. Wyse, the English Ambassador, and
M. Landos, the Minister of Foreign Affairs in Greece, on
jboard a French vessel, and might either agree with these
gentlemen, or might decide to have commissioners appoint-
<ed on both sides to settle the existing diffeience, as had been
praetised in the cases of Naples and Mexico. (Hear, hear.)
M. MAUGUIN scarcely thought it necessary to say that
ihis interpellations would include the affairs of Switzerland.
A Yoice.—Oh ! of course, you will make the round of the
wc/rfd, as you do every year ! (Laughter.)
General FABV1EB said that he could not doubt but that
the affair of Greece would receive from the government
all the attention that it raquired; and that the govern-
ment, in what it decided on, would be fully supported by the
Assembly.
M. MAUGUIN said that he desired to have a day fixed for
the interpellations which he desired to make on the general
political st&te of Europe. (“ No ! No !")
The PRESIDENT.—The hon. gentleman must present a
written demand in the usual manner, and then the Assem-
bly will decide.
The articles of the biii according a credit of 522,019fr. to
i ne new woraing was inen aaoptea, as was ine diu hi
totality. io Xß
It being six o’clock, the Assembly rose.
--— —-------— ——-—" 11lll03
LATEST INTELLIGENCE.^
THÜRSDAY, TWO O’CLOCK. «1
We can osser very little variety in our notice of tl°B3ülö
leading articles of the Paris journals of this day, filP 9l°lV
they are nearly all on the elections, and contain n(U
thing of interest that has not been already said. The^puvo
is au article in the Presse, signed by M. de Girardin, jj’sapjp
which we think it right to devote a larger space thanpuaui
we are in the habit of giving to the remarks of arpui* J°
single journal, for it is on a Subject which has latel<sulBUl
excited some Sensation in connexion with the candidaU Su•
ship of M. de Girardin, who, as our readers know, w? p91^99
rejecled by the democratic Socialist delegates, becau^o^p
he would not subscribe to the doctrine that a minori^p'su H
has a right to impose its views upon the majority. Kp 0u jeqi
de Girardin says
" Is the republicaprinciple which is called the sovereignh jo pi
of the people ? As such, is it inalienableand imprescriptiblq 10 ssvu
and ought it to be placed above majorities ?” Such is tlty 3n t
question which it is important to disengage from all obscuril cU0110910
or doubt, which ought to be rendered clear, präcise, an * ‘
palpable. I commence by the beginning—the sovereignh0
of the people. In right and in fact, no one contests, no orJ° 9l^ 0]
can contest the sovereignty of the people, if by these wort*
d v paiaas
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.V.H11 part accruing to
to fsio |„„T “‘u f"oceeds of the Octroi of Paris from
ti.„ 6..,I?c,USIvel-v> and for the creation of additional
H. F. MASSMANN, DER BÜKARESTER RUNENRING.
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•4 nj/iL
n.
BURSOAY, FEBRUAR! 28, 1851L
be inereased 20 Centimes, as well as that of the rnare-
chaux des-Jogis, in whose expenses they participäte."
MM. Prudie, Donayrousse, and Lavergue have pre-
sented a proposition to the Assembly to the foilowing
effect:—“Art. 2 of thelawof 21 st April, 1849, relative
to the crying, hawking about, and posting up bills in
cases of general elections, is applicable to partial
elections of representatives of the people.”
The foilowing lelter has been addressed to tbe Jour-
nals of the moderate party by M. Ouperier, the Presi-
nt of the Union Electorale:—
“ The Central Committee of the Union Electorale, anxious
that no doubt should exist as to its mode of Operation, thinks
it itsduty again to deciare, that in calling to the preparatory
election all electors who are the friends of order, and in es-
tablishing a list of candidates after to the information re-
ceived by the delegates, it has never had an idea of restrict-
ing the liberty of the electors in this first election. It re-
mains, therofore, well understood that the different shades
of wliieh the great party of order is composed may recom-
mend to the suffrages of the electors, not only the candi-
dates inscribed on the provisional list, but also any other
candidate not inserted on that list. Each elector may indi-
vidually make use of the same power, and, in order that
there may be no uncertainty on this Subject, the bulletins of
vote distributed by the Union Electorale for the preparatory
election remind the electors of their absolute right, not only
to choose the three candidates on the preparatory list, what-
ever rank they may there occupy, but also to substitute for
these names such others as they may prefer. The Central
Committee of the Union Electorale has in fact understood,
that if every one had not Ihus the right of participating in
tbe Establishment of the definitive list, the preparatory elec-
üvn would be nothing more than a ridiculous and useless
yi^atrie says : — " It is the ex-Prefect of
Policei^ter General Cavaignac, M. Ducoux, who, re-
jected b^tz electors of the Uoir-et Cher, is the So-
cialist cahjdate for the Haute Vienne. In a public
profession\ faith, the ex-Prefect, who effected the dis-
armarnent o\ihe demoerats of Belleville and La Villette
in the days <\june, who voted the state of siege and
the transponiion, has entered into an engagemeot
to descend into^he Street to defend the demoeratie and
social republic
M. Victor HeWuin, responsihle editor of the D6-
moeratie PacifiqV was tried yesterday by the Court of
Assizes of the Se\e on the double Charge of übel upon
the President of tV Republic, and excitement to hatred
and contempt of th Government, in an article eniitled
La Presidence et l\cites Ouvrieres. He was found
guilty by the Jury,^nd sentenced by the Court to a
year’s imprisonmenLmd 5000fr. sine.
AI. Thiers on Aiverica—Mr. Fry and “an Eng-
lishman.”—The folioVing remarks on some points in
this controversy are fnm a correspondent whose Signa-
tare will probably be re\ognised by many of our readers.
We readily afford pari d our circumscribed spacetoob-
servations so temperate and judicious ; but, in justice
to the pressure of other (Jemands on our columns, the
diseussion must be underkood to dose here :—
Sir—I know that your joiinal was never intendedto be a
medium of contestation, but lknow too that it is never closed
to a brief Statement of the truki.
Mr. Ery's letter may be objlctionable on the score of some
unessential points of taste, and\the “ Englishman" may have
paradeff these to bis own perfect satisfaction j but the hasty
and incorrect expression which eseaped M. Thiers's lips re—
specting the American people ieems to have been little re-
garded by either of your correspdndents.
The cleverest man in all France, and not the least en-
Iightened, remarked in the course of a rapid argumentation
that, under certain circumstances, the grandeur of this coun-
try would fade, like that of the United States, whose inhabit-
ants gathered all their inslruction from newspapers. If
M. Thiers had beeil asked, live minutes after quitting the
tribune, whether he seriously believed in what he had let slip
loußhing Anjericap meqqs es acqutring Knowledge, bis reply,
I doubt not, would have been in tho negative ; and for these,
among other reasons:—He, with every European author of
eminence, cannot but be aware that all works, either of In-
terest or Utility to the general reader, which make their ap-
pearance on this side of the Atlantic, are republished in
America, if not simultaneously as at Paris and London, at
least as sqoq as the proof-slieets exm cross the sea. He need
not be toid that for every one hundred copies of a book printed
in Europe, one thousand come forth from the transatlantic
press ; and that Yankee publishers have not yet attained that
disinterested superiority over their brothers elsewhere, which
inducesa man to aid in the diffusion of knowledge, without
a corresponding Infusion, that will " put money in bis
purse."
But? eyen admUting that newspapers be the only or prin-
cipil source whence American populär Information is drawn,
let it be obstrved that these same papers are daily crowded
with extracts from the best cisatlantic publications, and cost
but a penny a number. And, it should be added, that while
every white American has leisure and capacity to read what
is wrjUen, not one-half of the electors in France are clerks
enough to eon their breviary except by rote, and that the
mass of the English populalion can hardly boast of pre-
eminence in scholarship
it permitted, Sir, to say ihus much in the defensive ?—
ur ohedient, etc., A “ States’-man
Babylonian and Assyrian Inscriptions.—We are
requested to insert the foilowing letter, which has also
been addressed, by the Chevalier Loewenstern, to the
editor of the Literary Gazette, from which journal, on
Monday last, we reproduced an abridged report of Major
Rawlinson’s late lecture before the Royal Asiatic Society
in London
“Sir—In consequcnce of the report youhave given in your
valuable journal of the lecture delivered by Major Rawlinson
on the Babylonian and Assyrian Inscriptions, I have the ho-
nour to send you the foilowing remarks, anticipating their
Insertion, as well from your impartiality as from the many
proofs of interest you have shown to my researches.
“In 1816 Major Rawlinson explained in a mernoir, pub-
lished |by the Asiatic Society, the heterogeneous faets which
characterise these inscriptions, by principles founded on Ihe
euphoftical System of the Sanscrit, the savant philologist
adopt'mg that cach form of the hundreds of Babylonian and
Assyrian letters was clestined to represent a distinct and spe-
cific sound, but treating the other numerous questions con-
cerning this, then still unexplored Science, in the same gene-
ral way with which he speaks now of the second cuneiform
wiiting of Pcrsepolis, calling it Scythic, but which I re-
cently discovered to be a Semitical dialect. (1)
. “In 1847 I published a work on this matter, known in
England, and extracts of it in your Gazette (August 14,
1847). With the scanty means for deciphering afforded
to me by only nineteen proper names of men and coun-
tries, I obtained, among others, the foilowing positive re-
sults:—The existence of homophones, as a proof of the Iden-
tity between the System of the aramaean (complicated)
cuneiform writing, with the System of the phonetical hiero-
glyphs of aneient Egypt; sarther, the reality of such princi-
ples, belonging equallyto the phonetical writing of Egypt and
the writings of Semitical nations, like the presence and omis-
sion which take place indifferently for the signs of the vowels
(whose sound 1 enounced combined, sous entendu, but not
inherent to the consonant); and also the facultyto express by
the same sign different Sounds: as liquids, aspirations, and
even articulations, calling these particular signs homotypes.
Lastly, I declared and proved by numerous instances the lan-
guage contained in these inscriptions to be Semitical, but
mixed with the Chamite ; showing the most frequent ana-
logies with the Chaldaic, and other no less precise analogies
with the Coptic (Saidic). 1
(1) “ Remarques sur la Deuxiöme Ecriture cun&fomje
(ElAwlte) de PerLspoUs." Revue Archäologique. Paris, 1850.
zt
“ In 1850, 1 read now in the samep iper (Literary Gazette,
Feh. 23), that Mstfor Rawlinson, wltlrthe aid of no lessthah
eighty proper names, has come lo these iüi nlical resuits;
and, consequently, gives up the Views which he emitted in
his mernoir of 1846 ; the present report, stating that he sinds
undoubted marks of an Egyptian origin, the extensive em-
ployment of homophones the vowels to be supplied accord-
ing to the requirements of the language: characters em-
ployed to represent two entirely dissimilar alphabetical
powers: nouns and pronouns to he compared with Semitic
and Coptic usage, &c.
“ I shall not dwell on all the other faets already known,
as on ideographical signs, determinatives, the poverty of the
elemental alphabetical powers, the want of distinction fce-
tween the hard and soft pronunciation of the consonants, the
mutation of the liquids and other phonetic powers.......
which Major Rawlinson stated to his iilustrious auditory
(Prince Albert, Chevalier Bimsen, Messrs. Hallam, Murchi-
son, Hamilton, &c.), which he seemed to treat as a rather
elementaryone,acquainting those celebrated persons with the
important grammatical truth that literal characters require
a vowel sound to precede or foilow the consonant.
“ Suffice it to say, that though highly gratified to find so
eminent a Scholar as Major Rawlinson, who by his stay near
Behistun possesses means, sealed-up to every other inquirer,
as my foliower on those principles, which first of all 1 disco-
vered and published, still I owe it to myself and to the dig-
nity of Science to state these my Claims of priority relative to
the philological question.
“ Concerning the historical one, I confess that it is only in
poetry that I ad mit any such diseussion like the famous axiom
‘ To be or not to be in Science we want faets from the phi-
lologist, leaving hypotheses to the general historian. One
cannot, therefore, say—it may be Peter, but it may be Paui;
but have simply to state:—Such is my reading; like the one
now adopted by the combined efforts of different savans, and
by my owu initiative of the name of the King at Khorsobad,
now decidedly identified as the Sargon of Esaie.
" I shall now no longer intrude on the space you allow
me, but wish to add the single fact, that the Behistun in-
scription, however preeious it may be, can by no means be
compared to Young and Champollion's Rosetta stone ; Grote-
fend, to whom alone we owe the key for the deciphering of
cuneiform writing, having made his Signal discovery not
with the aid of thousands of letters, but with the poor means
only, which some lines of Niebuhi's inscriptions afforded to hiß
sagacity. “ I am, Sir, &c.,
“ Paris, Feh. 25. “ Chev. Isidore Loewenstern^
Author of “ Expose des Elements constimtifs du Systeme de
laTroisiöme Ecriture cun&forme de Persepoüs. Parj#fl847.
The Patrie publishes a letter from Rome ofühe 21 st
inst., which says :—“Cardinal Dupont has been here for
some days. He stat.es that the Pope has resolved to
return to the Eternal City before Easter. Although
the Cardinal appears to be in a positiou to be well
intormed, no one attaches any credit to this iolel-
ligenee."
The Grand Duchess Alexandra-Josephowna, wife of
the Grand Duke Constantine, was safely delivered of &
son at St. Petersburg on the 14th inst.
The beautiful steeple of the church of Ploudiry, in
the Finistöie, feil in a few days ago, owing to the giving way
of some of the principal stones. It was 150 feet high.
A Cognac journal States that a young man of that
town, who had six or seven years back engaged himself as
substitute in the army, for a sum of 1,400fr. on his return
hörne, after having served out his time, went to the agent
who had engaged him, but who had never paid the money
agreed on. The agent received ths young man very uncK
villy, and at last refused positively to pay the money. “You
shall pay me," said the young man, “or I will blow your
brains out." The agent sneered at him, and turned him
out of his ofiice. Exasperated of such conduet. the young
man went, and purchased a pis'oi, and charging it with ball,
again proceeded to the residence of the agent. “Will you
pay me what you owe me?" he asked. “ 1 will pay you no-
thing." Whereupon the young man drew out his pistol, and
shot the agent through the head. The murderer then made
no attempt to ffy, and was immedialeiy arrested.
The inhabitants of Guignonviile, avillage near Nantes,
w ere aiarmed on Sunday evening by cries from a house oc-
cupied by a married eouple and the Zister of the wife. On
going to the house they found the latter, named Louise, lving
in the garden covered with blood. They conveyed her into
the house, and there found the wife, Madame C—, extended
on the bed, and so horribly mutilated that she could not
speak. About anhour after she expired. Louise stated that
she and deceased had been assailed, as they were at Work, by
two men with their faces blackened, one of whom knocked
her down by a blow from a hammer, and the other beat her
sister on the head with a club, and afterwards threw her on,
the bed and attempted to suffocate her. Whilst the neigh-
hours were still in the house, C—, the husband, entered,
and expressed his sorrow at what had taken place. The au--
thorities immediately commenced an Investigation, and C—,
not being able to state satisfactorily why he had absented
himself from hörne, was arrested, as was also a man named
L —, with whom he was connected in business.
The returns of the product,iou of beet-root sugar up
to January 31, 1850, presents the foilowing resulls as com-
pared with 1849:—
1850. 1849.
Manufactories at work 288 283
Quantity manufactuied, 41,007,161 kil. 31,531,006 kl!.
Quantily at manufacturers’ 14,878,098 21,110,248
Quantity in störe 8,331,221 4,699,'o9R
The number of volumes of books already presented
to the Prefect of Police for the library of theprisons is nearly
3,000.
The council general of the Seine, in ils sitting of
yesterdav, ca me to a definitive decision relative to the com-
plete Isolation of the Sainte-Chapelle. Last year the archi-
tect to whom the re^toration of this beautiful edifice was en^
trusled, represented to the government that, in order to allow
it to appear in all ils perfsetion, the Chapelle ought to stand
alone, quite unconnected with the Palais-de-Justice, Ho»
which it has been ihr so many years united. The government
immediately appointed a committee to examine the question,
and in August last that body sent in a report to the Minister
of the Interior, recommending, in the first place, that the
proposed Isolation should be effected ; and next, that the al-
terations which were being executed in the Palais-de-Justice
should be made subordinate to the great Object of making the
Chapelle perfectly disengaged on the west side. To effect
that end some demolitions, they said, would he necessary,
and a certain amount of additional expenso entailed. The*
committee, however, was of opinion that a question of high
art ought not to be hampered by considerations of absolute
economy. Since then, the Prefect of the Seine has had fre-
quent Conferences with the architects engaged in the changes
required by the public Service of the law-courts in the Palais-
de-Justice, and, after mature deliberation, a plan was de-
cided on likely to meet, to a certain extent, the views of tho
committee, without, however, incurring too great an expense,
The council-general met on Sunday last, and, after a sitting
of three hours, adjourned to yesterday, when at the opening
of the sitting the Prefect read a letter from the Minister of
the Interior, announcing that if the eouncil-general adopted
the plan now proposed, the government would bear one half
of the expense, to be paid in four annual instalments. After
some diseussion the council decided that the offer of the
minister should be accepted ; that the works should he urged
on with all possible rapidity; and that whilst everything
connected with the Isolation of the Sainte-Chapelle should be
promptly executed, the works required in the Palais-de-
Justice should be also carried on with energy.
The price of bread remains fixed for tbe first fortnight
of March at 27 Centimes the kilogramme.
An Englishman, two days back, in leaving the shop
of a money changer, in the Palais National, let his pocket-
book fall containing £300 in English notes. A Sergent-de-
Viile picked it up and hastening after the stranger handed it
to him. The person who had lost the money after express-
Mß bis gratitude, endeavoured, but in vain, to induce the
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
GALIGNANPS MESSENGER,
man to accept a £10 note. "I only did my duty,” said the
Sergeant, "and nothing is due to me for that.”
A young workmao and his mistress, living at No. 2,
Rue da Harlay, were yesterday found dead in their apartment.
They had committed suicide by means of the fumes of char-
coal. A letter stated that the young man had carried off the
girl from a friend of his to whom she was about to be mar-
ried, and that the remorse they both feit at this had caused
them to cornmit the double suicide.
The police yesterday succeeded in arrestmg a noted
swindler named Merck, for.wbom they had been looking for
many years past. Not fewer than twelve warrants for his
arrest on charges of robbery, swindling, fraudulent bank-
ruptcy, etc. had been in their hands, and these warrants
bore different dates, beginning in October, 1840, and ending
in January, 1850. The man went by different names, such
as M. Pommeraye, M. de Beauvoir, M. Demerck, M. Ludovic
d'Erckern, and had numerous residences.
Ayme, the man who sent poisoued pastry to some
girls of indifferent character, and thereby caused the death of
three persons, stated that he had purchased the poison (ar-
senic) from M. Petitpas, a druggist in the Rue Grenetat. No
entry of the sale having been found in Petitpas’s books, that
tradesman was yesterday brought to trial before the tribunal
of Correctional Police for having neglected to fulfil the re-
quirements of the law of 1845 on the sale of poisons. Ayme,
who was brought up in custody, declared positively that he
had purchased not less than 2 lbs. of arsenic at the defen-
dant's shop, stating that he required it for the purposes of his
trade, that of a comb- engraver. M. Petitpas aflirmed on his
honour that he did not recollect making any sale at all to the
prisoner, and that, in fact, he had never had so much as
1 lb. of arsenic in his possession at a time. He called several
physicians, who gave him a high character, and stated that
they feit assured he would not have made the sale stated by
Ayme without entering it in his books. The tribunal ac-
quitted M. Petitpas.
A thief, who was yesterday taken before au examin-
ing magistrate, was found to have in his possession a valuable
watch. Inquiries having been made, it turned out that the
watch had been stolen, seven years before, from M. Prunier
Quatremere, an agreö of the Tribunal of Commerce.
A Norwegian, named Collett, was, on Sunday, ar-
rested, by the Police, on the Charge of having, a few weeks
ago, robbed some children of a legacy confided to his care at
Christiana, in Norway. The arrest was effected in com-
pliance with the regent of the Swedish Embassy, almost im-
mediately after it was known that the prisoner had arrived
in Paris. On being taken to the Prefecture he pretended that
he was the victim of a mistake. He requested to be allowed
a room to himself, and yesterday morning it was found that
he had committed suicide by hanging. ln an affecting letter,
he took leave of his wife and children.
An ex-lieutenant of the 6th battalion of the garde
mobile, named Esmieux, conceived a violent passion for a
Madame G-------, but she repeatedly rejected all his advances.
He nevertheless tormented her with his visit in the most
pertinacious manner, and even formed schemes for triumph-
ing over her by force. Having failed in all this, he wrote
calumnious letters against her to her husband, and stuck up
an indecent placard near her residence. One day during
the absence of her husband he rushed into the house, and
attempted to force her to yield, but she called for assistance
from the Window. Yesterday the man was brought to trial
before the Tribunal of Correctional Police for defamation end
Violation of domicile. He was sentenced to a year’s impri-
sonment and 2000fr. ff ne.
LEGISLATIVE^ ASSEMBLV.
Sitting of February 27.
M. Baroche, one of the Yice-Presidents, took the chair at a
quarter-past two.
The PRESIDENT said that M. Lagrange had persisted in
his demand for permission to address interpellations to the
President of the Assembly relative to the omission of that
functionary to announce at what hour the Service in comme-
moration of Feb. 24 was to take place. He wished to have
the next day fixed for the purpose. ("No, no,” "Insix
months !”)
The Assembly, being consulted, decided that the inter-
peliations shouid take place after the discussion on the Bud-
get. (Laughter.)
The order of the day was the discussion on the bill de-
manding a credit to pay the internst of the Creek Loan.
M. CASIMIR PER1ER, the reporter, explained that France
was formally bound to assist Greece in the present matter,
always with the power of demanding repayment, when she
thought fit, of her advances in money to that country. But
as no one could recommend to have that course adopted at
the present moment, the Assembly consequently had nothing
to do but to vote the bill.
M. MAUGUIN said that in considering the present bill it
was impossible for the mind of every one present not to turn
inslantly to the late occurrences in Greece. The French
government had announced that its mediation had been ac-
cepted at London for the purpose of effecting an arrange-
ment of the difference between England and Greece. For
his part, he could not believe that the mediation so spoken
of had been either accepted or offered. Something, per-
haps, in the shape of good Offices had been accepted, but no-
ähing more. Why had not the Minister informed the coun-
try in what manner the offer of its interferencc had been re-
eeived? But he would not urge this point further, or call
on the Minister to make avowals which might be a source of
embarrassment to him. Hitherto this questionof Greece
had been examined only with reference to that country it-
self; hebelieved that it was now time to look at it in a French
point of view. England, by conduct which he would not then
designate by its appropriate name, had with one blow struck
heavily both Russia and France. Russia had already sus-
tained a check at the Dardanelles, and France had now her
share in the affair of Greece. For his part, he considered
that the state of Europe w as such as to call for the serious
attention of all thinking men, and he shouid demand per-
fiussion from the Assembly to address, on an early day, say
■within a weck, interpellations to the government on the Sub-
ject. (Murmurs,) At present, however, the question be-
fore the House related to Greece, and he thought he did not
go too far when he asked the Minister of Foreign Affairs to
.-st&te what was to be the nature of the negotiations which
ynAÄ to take place in that matter.
General LAHITTE, the Minister of Foreign Affairs, replied
thöt the honourable gentleman’s remarks referred to two
matteTS—The state of Europe, and the present affairs of
Greece. As to the former, the Assembly would decide if the
interpellations were necessary; and as to thesecond, that re- ,
lating to Greece, the House had already, on January 9, de-
cided that the circumstances of the case were such as to
render it improper to enter on the question. He would
not there discuss the nature of the distinction which the ho-
nourable gentleman seemed to make between mediation or
good Offices. He might, however, say that M. Gros, the
French Mediator, had taken his departure for Greece ; he
was to confer with M.Wyse, the English Ambassador, and
M. Landos, the Minister of Foreign Affairs in Greece, on
jboard a French vessel, and might either agree with these
gentlemen, or might decide to have commissioners appoint-
<ed on both sides to settle the existing difference, as had been
practised in the cases of Naples and Mexico. (Bear, hear.)
M. MAUGUIN scarcely thought it necessary to say that
ihis interpellations would include the affairs of Switzerland.
A Voice.—Oh ! of course, you will make the round of the
wodd, as you do every year ! (Laughter.)
General FABVIER said that he could not doubt but that
the affair of Greece would reeeive from the government;
all the attention that it required; and that the govern-
ment, in what it decided on, would be fully supported by the
Assembly.
M. MAUGUIN said that he desired to have a day fixed for
the interpellations which he desired to make on the general
political st&te of Europe. (“ No ! No !”)
The PRESIDENT.—The hon. gentleman must present a
written demand in the usual manner, and then the Assem-
bly will decide.
The articles of the biii aoeording a credit of 522,019fr. to *
meet the payment of the Interest of the Greek loan becomingl
due on the Ist March were then agreed to, and the bill üself,|
on a division adopted by 585 votes to 2. I
The PRESIDENT—M.Mauguinhasnow presented a writtenI
demand for leave to address interpellations to the govern-l
ment on the following points .—Ist, on the causes of the ex-|
traordinary armamentsnow being effected in Europe ; 2d, ifl
the government had adopted measures to protect the fron-l
tiers of France from insult; and, 3d, if it had provided fori
the extraordinary expense which eircumstances might calll
for. (Murmurs.) The hon. repräsentative desires to havel
some day fixed, within the space of a week, for a discussion!
onthose points. (" No ! No !”) I
The MINISTER of FOREIGN AFFAIRS had to reply that,l
in his opinion, such interpellations could but be at presentI
inopportune. (Loud exclamations on the Lest.) The go-l
vernment hoped soon to be abie to prove that these arma-|
ments were not of a nature to cause any fears to be enter-1
tained either for the tranquillity of France or for the dignityl
and security of the country. (Murmurs on the Lest.) Inf
consequence, he had to request that too early a day shouid notj
be appointed. (Marks of disapprobation from the samef
quarter.)
Voices on the Right.—In three months! In three months 3
The Assembly, being consulted, decided that the interpel-j
lations shouid take place in a month. (Outcry on the Left.i
M. MAUGUIN, from his place, said that since so distänt J
period was fixed, he shouid avail himself of the discussiorl
on the first financial measure brought before the house t<f
treat of the Subjects mentioned in his written applicationl
(Approbation on the Lest.)
The next order of the day was the third reading of the biJ
relating to commissaries placed over railway lines to sijperi
intend the working and general police. < - ^
Art. 1 and 2, as agreed to at the second ißpdis£> werj
adopted.
On Art. 3, defining the power of the oslicers cMolice,
M. LABORDERE proposed an amendment Alculated
leave the old state of surveillance still in e^ence. Th
hon. member developed his views at some -bßth, but hi|
remarks were completely drowned by the con^sations of th
Assembly. 7
M. SALMON opposed the amendment in Ae name of th
committee. /
M. BINEAU, the Minister of Public Wo^s, also opposed il
There were, he said, two kinds of dutieA0 be performed «
the railway stations, one relating to the /orking properly s
called, and the other to police infringepnhs both of whicl
had been hitherto very badly attended /• The Object of thr
present bill was to remedy this state J things, and to carn
out modifications introduced for the Avantage of the publid
He could not, he observed, see anygrounds on which thl
Assembly could oppose a measure w/tch had been most mal
turely examined; and he entreate/ It not to entertain a|
amendment which would complete^ change the character <
the bill. (Approbation.) /
M. MARECHAL said that the ho*ourahle minister appearel
to pay more attention to the inteests of the Companies thaf
to those of the public. *
The amendment was then puffo the vote and rejected.
On Article 4, relative to the panner in which infractions o|
the regulations shouid be made Known to the engineers,
M. SALMON proposed a moiitication to the effect that in-j
fractions so made known shoM de also reported to the Pro-j
cureur de la Republique withjh one week of the former receivH
ing Information of them.
M. BENOIT D'AGY oppo/ted the amendment as throwind
great difficulties in the wa1 of the working of the railways 1
After some short discussion the article was referred hack!
for re-examination so the Committee.
In the meantime, the Assembly proceededto the first read-|
ing of the Bill tending to afuthorize the President of the Re-I
public to ratify the Postal Convention concluded, betweenI
France and Switzerland, on Nov. 25, 1849. I
The Assembly decided that a second reading shouid take I
place after the usual delay. I
The next order of the day was the second reading of the I
Bill relative to the liquidation of the tenth part accruing to
the Treasury from the proceeds of the Octroi of Paris from
1833 to 1846 inclusively, and for the creation of additional
taxes. Tho artioloo mrcro as follow ;-
"Art. 1. The Minister of Finance is authorized to regulatej
deslnitively wilh the City of Paris the Element in disputel
of the tenth accruing to the Public Treasury out of the pro-l
ceeds of the Octroi of the City,from 1833 to 1846 inclusively,I
amounting to 2,079,391fr. 14 c. in principal, and 483,723fr.J
93 c. Interest. To graut to the City of Paris the power off
settling the said principal in 5 yearly payments, from 1851,1
with Interest at 3 per cent., from Ist January 1850, and|
the said Interest in the course of 1850 without interest.”-
Adopted.
‘ Art. 2. The Minister of Finance is authorised to strikd
out from the general accounts of the state the sum of
2,251,232fr. 12c., forming the difference between the suma
provisionally inscribed as the debt due by the City of Paris tq
the public treasury for the time above mentioned, and thd
sum of 2,079,391fr. 14c., stated in the preceding article.,J
Adopted.
“Art. 3. A similar settlement may be made for 1847 andl
1848 on the same bases, taking account of the extensiorj
given from that period to the law of August 17, 1822, bJ
Art. 12 of the law of July 3, 1846. The amount of the de-J
ductions made in favour of the city of Paris cannot, how-f
ever, in any case exceed 24 per cent. on the total proceeds iif
principal and decimes.”—Adopted.
‘Art. 4. From 1849 to 1858 inclusively a fictitious divi-l
sion shall be made of all the dues which constitute in prinl
cipal and decime the tariff of the octroi of Paris—viz., ordi-T
nary dues, 76 per cent.; additional and temporary dues, 2-1
per cent. The produce of the additional or temporary duesl
destined to cover loans er to provide for expenses of publil
Utility, shall be exempt from the deduction of the tenth fof
the benefit of the treasury, the deduction in no case exceed,
ing 24per cent.”—Adopted.
The Assembly decided ^hat the bill shouid go to a thiij
reading.
The discussion on the Railway Police Bill was th^|
resumed.
Art. 4, which had been referred to the committee for re-eJ
amination, was again brought forward, with the followij
new reading “ Within a week after reeeiving statemen
of infractions made on the regulations of the working, lll
engineers shall transmit their observations theteon to tq
Procureur of the Republic. ”
The MINISTER of PUBLIC WORKS signified that
agreed to that Version of the article.
The new wording was then adopted, as was the bill in \|
totality.
It being six o'clock, the Assembly rose.
LATEST INTELLIGENCE.|
THURSDAY, TWO O’CLOCK.
We can offer very little variety in our notice of tll
leading articles of the Paris journals of this day, fl
they are nearly all on the elections, and contain ekT
thing of interest that has not been already said. The|
is an article in the Presse, signed by M. de Girardin,
which we think it right to devote a larger space tbd
we are in the habit of giving to the remarks of ad
single journal, for it is on a Subject which has late!
excited some Sensation in connexion with the candidatl
sbip of M. de Girardin, who, as our readers know, w|
rejected by the demoeratie Socialist delegates, becaul
he would not subscribe to the öoetrine that a minorij
has a right to impose its views upon the majority.
de Girardin says
‘Is the republicaprinciple which is called thesovereignl
of the people P As such, is it inalienableand imprescriptibll
and ought it to be placed above majorities ?” Such is tll
question which it is important to disengage from all obscurij
or doubt, which ought to be rendered clear, präcise, an
palpable. I commence by the beginning—the sovereignl
of the people. In right and in fact, no one contests, no orl
can contest the sovereignty of the people, if by these wor<|
■ bi
...i.® - 3 -saST-j. S.t'55
Greece. As to the sormer, the Assembly would decide if Ihe
interpellations were necessary; and as to thesecond, that re-
lating to Greece, the House had already, on January 9, de-
cided that the circurmtances of the case were such as to
render it improper to enter on the question. He would
not there discuss the nature of the distinction which the ho-
nourable gentleman seemed to make between Mediation or
good Offices. He might, however, say that M. Gros, the
French Mediator, had taken his departure for Greece ; he
was to confer with M.Wyse, the English Ambassador, and
M. Landos, the Minister of Foreign Affairs in Greece, on
jboard a French vessel, and might either agree with these
gentlemen, or might decide to have commissioners appoint-
«d on both sides to settle the existing difference, as had been
pracüsed in the cases of Naples and Mexico. (Hear, hear.)
M. MAUGUIN scarcely thought it necessary to say that
&is interpellations would include the affairs of Switzerland.
A Voice.—Oh! of course, you will make the round of the
wödd, as you do every year ! (Laughter.'
fr/.
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all the attention that it required; and that the govern-
ment, in what it decided on, would he fully supported by the
Assembly. , .
M. MAUGUIN said that he desired to have a day fixed for
the interpellations which he desired to make on the general
political state of Europe. f" No ! No !”)
The PRESIDENT.—The hon. gentleman must present a
written demand in the usual manner, and then the Assem-
bly will decide.
The articles of the Dill according a credit of 522,019fr. to
ording^aö uien aäopiea, asr\fai8ule diii ins ^v\ 1
ne^few
totality
It being six o’clock, the Assembly rose.
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THURSDAY, TWO O’CLOCK. «P
We can oster very little variety in our notice of
leading articles of the Paris journals of this day, 91°'v
they are nearly all on the elections, and contain n^I^pia.
thing of interest that has not been already said. They^pup.o
is an article in the Presse, signed by M. de Girardin, jVsnap
which we think it rigbt to devote a larger space thaqpuoiu
we are in the habit of giving to the remarks of arpui* J°
single journal, for it is on a Subject which has latel
excited some Sensation in connexion with the candidaG9^33
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General F ABVIER said that he could not doubt but that ^ woujj Jj0t subscribe to the doctrine that a minoriünpsu \\
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"Is the republicaprinciple which is called thesovereignb jo ja 'P
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and ought it to he placed above majorities ?” Such is tl\)j aqx
question which it is important to disengage from all obscuril suoipap
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palpable. I commence by the beginning—the sovereignü0 . .
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
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H. F. MASSMANN, DER BÜKARESTER RUNENRING.
209
Et si refait polidamas
Et anthenor et eneas
Tuit si ami et tuit si frere
A dont i uint ecuba sa mere.
(Herb. 10571).
Herb. 10,594. Diese echt deutsche Schilderung (s. Anmerk, zu Herb.
V. 1587) kennt Benoit nicht.
(Schluß folgt.)
DER BÜKARESTER RUNEN RING.
Julius Zacher beachtete und besprach zuerst in seiner Schrift „das
gothische Alphabet Vulfilas und das Runenalphabet (Leipz. 1855) einen
Goldring von Pietraossa am Bugen- oder Isturitza-Gebirge der Walachei,
mit Runenschrift, welchen Arneth in seinen mit ganz anderen Schrift-
zeichen versehenen „Antiken Gold- und Silbermonumenten des K. K. Münz-
und Antiken-Cabinets in Wien" (1850. Fol. S. 86) abgebildet hatte. Aber
weder des Letzteren zwei, noch eine dritte Abbildung in der Leipziger Illu-
strierten Zeitung konnten die Mitte und auch die ganze erste Hälfte der In-
schrift klar stellen, während Zacher die zweite Hälfte derselben zu schönen
Schlüssen häilag las. Schon der dritte Buchstabe bei Arneth, beide Male ’s,
mußte stutzig machen, nicht minder Neigebauers Abbildung in der Illustrier-
ten Zeitung (Nr. 212) Y', was ein sehr willkommenes, aber kaum denkbares
vorulfilanisches t]j (statt oder £>) ergeben haben würde (vgl. m. Ulfilas
S. 67). Zacher bemühte sich weiter um getreuere Abbildung und, wie es
im gedruckten Auszuge aus dem Monatsberichte der Königl. Akademie der
Wissenschaften zu Berlin vom 4. Dezember 1856 lautet, ist nunmehr auf
Befehl Sr. M. des Königs der K. Akademie der W. eine galvanoplastische
Nachbildung jenes Bukarester Ringes zur Beurtheilung übergeben und in
Holzschnitt dargestellt worden. Wilhelm Grimm legte in jener Sitzung fol-
gende Erklärung vor, der Haupt und Jacob Grimm beitraten.
„Die Inschrift, sagt jener Bericht selbstredend, enthält 15 Zeichen;
das am Anfang und Ende stehende, etwas abgerückte Kreuz sei kein Buch-
stabe, sondern ward christlicher Sitte gemäß zugefügt. In den übrigen
13 Zeichen erkennt W. Grimm Runen und zwar nicht nordische, sondern
deutsche und angelsächsische. Der Beweis liege in dem diesem Runen-
alphabet allein eigenthümlichen sechsten Zeichen £ (6), das sich deutlich
zeigt. Der fünfte Buchstabe ist der einzige nicht ganz sichere, doch lässt
sich ein Querstrich in der Mitte noch erkennen, der in dem vorangehenden
QKUMAN1A. II.
14
StA
MR
210
H. F. MASSMANN
gleichbedeutenden bestimmt zu sehen ist: man muß darin ein N, nicht ein I
erblicken.
„Es ergeben sich, heißt es weiter, mithin folgende Worte UTAN NOJ>I
HAILA. Etwas Gothisches ist hier nicht zu finden, vielmehr sind es ganz
entschieden altdeutsche Worte. Titan ist die altsächsische und angel-
sächsische Form für das althochdeutsche uzan mit dem Dativ nopi. Die
Form heila merkt Grafs (Sprachschatz 4, 863) 1 neben der gewöhnlichen
haitt an. „Glück, frei von Bedrängniss“ ist also die Inschrift zu übersetzen,
die für einen Goldring, vielleicht ein werthvolles Geschenk, gewiss ein pas-
sender Sprudh war. Ähnliche Wünsche finden sich bei den Dichtern des
13. Jahrhunderts: got füege iu heil und Öre (Iwein 1991), gelücke iu heil
gebe (Parzival 450, 25), got gebe dir heil (Gottfrieds Tristan 63, 38).
„Die Inschrift fallt in die älteste Zeit der deutschen Sprache, eine
nähere Bestimmung gestatten die wenigen Worte nicht. Da ihre frühsten,
mit lateinischen Buchstaben geschriebenen Denkmäler in das 7. Jahrhundert
gehören, so könnte man geneigt sein, die Inschrift in das sechste zu setzen,
zumal die bekannte Stelle bei Venantius Fortunatus den Gebrauch der
Runen in dieser Zeit außer Zweifel stellt. Allein die Runen haben sich
neben den lateinischen Buchstaben erhalten, wie die runischen Alphabete
aus dem 9. Jahrh, und das Zeugniss des Hrabanus beweisen. Wahrschein-
lich ist die Inschrift des Goldrings in Mitteldeutschland, wo sich nieder-
deutsche Sprachformen mit oberdeutschen mischten, eingegraben worden,
und von dort ist er, wie der ganze große Schatz von goldenen Geräthen,
zwischen welchen er gefunden ward, vielleicht als Beute, in die Walachei
gekommen.w
Diesem Urtheile W. Grimms fügte Haupt noch einige Bemerkungen
hinzu: die beiden Kreuze deuteten nicht nothwendig auf die christliche Zeit
und könnten bloße Zierraten sein. Althochdeutsch könne die Inschrift
nicht sein wegen des T für Z und des P für T in noßi, was auch als Genitiv
betrachtet werden dürfe. Das Altsächsische und Angelsächsische ergeben
kein haila, da diese Mundarten den Diphthong ai oder ei in lange Vocale
zusammen drängen. Die drei Worte bildeten einen richtig gemessenen alt-
deutschen Vers ütan ndpi haila.
J4Z
t~t
DER BUKARESTER RUNENRING.
211
Ist es erlaubt, über die Nachbildung der wichtigen Inschrift in Kupfer-
niederschlag, der vor uns liegt, auch ein Urtheil abzugeben, so sei ergänzend
zuerst bemerkt, daß die Runenschrift in das Gold nicht eingegraben, sondern
mit Grabsticheln, vielmehr Stemmeisen (Punzen) eingehauen erscheint: ein
Umstand, der nicht unwesentlich sein dürfte, um dadurch die Abstände, Aus-
bleiber oder Lücken, so wie auch Übergriffe oder Kreuzungen der Striche zu
erklären und, was wirklich zu den betreffenden Buchstaben gehört, von den
zufälligen Eindrücken der Zeit, der Erde etc., deren sich viele auf der Ober-
fläche befinden (namentlich vor dem vermeinten p* ), sicher zu scheiden.
Sämmtliche schrägen Querstriche oder Einhiebe von links oben nach rechts
unten gehen geschickt gleichlaufend, namentlich die von t oben herab durch
cr. w. n. in Einer Richt sich herabsenkenden Linien, daher das letzte n
(durch die Haltung des Eisens) etwas zu kurz kam. Der milde Glanz,
welchen die leise eingedrückten Grundflächen der Einhiebe zeigen, lässt sich
wie gesagt wohl von einer Anzahl kleiner sonstiger Eindrücke und Risse
unterscheiden, welche im Ablaufe der Zeit auf die eine oder andreWeise an
die Oberfläche gekommen. Demgemäß erscheint auch ein, darum in
allen bisherigen Abbildungen mitgegebener Punkt nach dem letzten Buch-
staben oder Zeichen für ursprünglich und beabsichtigt. Freilich ist die-
ses letztere gleich dem ersten für das Zeichen des Kreuzes oder bloße
Zierrat erklärt worden, vermuthlich weil derselbe Buchstabe vorn und hinten
etwas abgewendet erscheint; würde aber dieser Umstand festgehalten und
geltend gemacht, so dürften auch die beiden mittleren Buchstaben der In-
schrift, die für /-r erklärt worden sind, nicht zum Worte gerechnet, sondern
müßten wegen fast gleich weiten Abstandes nach vorn und hinten für selb-
ständig erachtet werden. Jene mittleren Zeichen scheinen aber gar kein
Buchstabenpaar (kein pi) zu bilden, denn für ^ steht das Dreieck viel zu
hoch nach oben; eher könnte es d. i. w sein, wofür es Zacher S. 47 zu-
erst auch angesehen. Aber der von links oben nach rechts unten gehende
Querstrich oder Querhieb am vermeinten |> oder [> reicht beinahe bis zum
vermeinten i heran und der von links unten nach rechts oben gehende Gegen-
strich zeigt seine beabsichtigte Ausgangsspur deutlich, wenn schon nur zart
angedeutet hoch oben rechts am vermeinten i, so daß wir wohl eben so
wenig wie bei jenem zweiten n irren, wenn wir die beiden vermeinten p i zu
Einem Buchstaben, zu p<j d. i. m vereinen, wofür ihre Absonderung rechts
und links und ihre Zuneigung zu einander, so wie das Tieferstehen des ge-
summten folgenden Wortes auch wohl spricht. Die Nichtvollendung des
sich kreuzenden Striches erscheint noch einmal und noch auffallender am
senkrechten Striche des zweiten a (des ersten in haila-). Eben so ist die
von rechts oben nach links unten sich herabsenkende untere Querlinie des
ferner die von rechts oben nach links unten herabgehende Linie des ersten
14*
StA
m
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212
H. F. MASSMANN, DER BUKARESTER RUNENRING.
„Kreuzes“ unterbrochen, dagegen durchkreuzen sich die beiden Dachlinien
des ^oben fein als 's*, was ihre sonst unerklärliche Zeichnung bei Arneth (und
selbst Neigebauers Umgestaltung) begreiflich macht.
Der Punkt nach dem letzten Zeichen, von links oben nach rechts unten
scharf eingehauen, daß eine kleine Grundglanzfläche zu Tage tritt, nöthigt
also zur Anerkennung nicht nur für sich, sondern auch des letzten Zeichens
(des „Kreuzes“) als Buchstaben, wodurch aber natürlich auch der erste
vorn als solcher wieder gewonnen wird. Wir erhalten somit vorn statt
utan ein Gutan; aber nicht Lauths („das germanische Runenfudark.“
München, 1857. S. 78) Gutani od, sondern ein durch die Buchstaben voll-
kommen berechtigtes Gutannöm und dazu Zacher’s hailag.
Der reiche Fund von Pietraossa (8000 Dukaten an Werth), hoch oben
auf der Spitze eines Berges in einem Ringwalle von 20 Fuß Durchmesser
(die goldene Scheuer genannt) als Gipfelwall eines tiefer gelegenen Erd-
walles von 715 Fuß im Geviert, nebst Spuren von Steinpflaster, Ziegeln
und Gebäuden, sammt einer Quelle (der Adler geheißen), lassen sie nicht
auf eine lang gehegte und gehütete heilige Stätte, auf ein gudhüs, ein fulk-
veih, der Gutand oder ana Gutthiudäi, mit verschütteten Tempelschätzen,
„ornamentis diversis“ (Gregor. Turon. Vitae 6) schließen, die aus frei-
willigen Opfergaben („opima libamina“: Gregor T. a. a. 0.), oder aus gesetz-
lichen Abgaben (gafolgild, gafalrceden), vorzüglich aber aus den Jahr ge 1-
dern der Griechen, aus annöm (Luc. 3, 54. 1. Cor. 9, 7) an die Gothen,
also Gut-annom geflossen, die ihnen wohl am Ehrendsten stets als aram-
hougd oder earmbedgas, als gold velan vunden, als wwntand bougd — chei-
suringu gitdn dargereicht wurden? AIs solcher Armring aber erscheint der
Bukarester Runenring (Arneth VI, 3), in sich vollrund, von 5 Zoll Durch-
messer, gewiss ein „werthvolles Geschenk“, würdig den Göttern daheim
(an der Donau), vielleicht von den in der Schlacht Gefallenen, geweiht zu
werden.
Solchen Opfer- oder Pflichtgaben mag ihre Herstammung (Gutan-
nom), dazu die Wahrung, daß sie unverletzt, d. i. gahdil (geheel), oder
hdilag, hailag, helag erhalten werden, in heiligen Runen aufgeprägt worden
sein; gleichsam als Hofmarke. Daß die heidnischen deutschen Tempelwälle,
die „fana“ und „delubra“ in den heiligen Hainen des „auri et argenti pluri-
mum“ (des gudgild, cynegild, den bedhhord im bedhsele) in sich schlossen,
davon zeugt allein schon die Vita Ludgeri 1, 8, wo Albencus und auch Karl
der Große ihrer genug fanden und entnahmen; davon zeugten am Bodensee
und in Upsala die „deauratäe figurae“, an letztem Orte auch die goldenen
Ketten u. s. w.
Möge diese Erklärung sich Beifall gewinnen. Sie bewegt sich nicht
fort von dem bedeutsamen Boden des Fundortes, um nach und wieder von
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
6-
I. V. ZINGERLE, RÜNZE.
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Mittel-Deutschland an die Donau zu gelangen; sie schwankt nicht umher
auf dem schlüpfrigen Gebiete des Alt- und Mitteldeutschen; sie wird der
Widersprüche zwischen haila. und nopi los und ledig; sie büßt Zachers
sinnig aus hailag geschlossenes au nicht wieder ein; sie gewinnt hdilags zu
veihs; sie gewönne endlich noch ein drittes Mal Gut- gegen das einmalige
und verdächtige god-piod oder gop-piod. Wem aber die Gutans, so wie
der nackte Dativ (oder Ablativ) nicht behagen sollte, könnte auch vorn die
Zierrat (das Kreuz) annehmen und ut annom lesen; das Neutrum hdilag
(armagulth) bliebe allzeit bestehen. Gegen die Zusammensetzung gut-
annS aber als Zusammensetzung wird Niemand etwas einwenden können, so
wenig wie gegen gut-piuda, gud-hus, gup-blöstreis, brup-faps, man-leika,
vein-drugkja, vein-nas, sla-hals, all-valdands.
H. F. MASSMANN.
RÜNZE.
Im Eckenliede kommt neben andern Riesinnen eine Namens Rutze oder
Rütze vor. So heißt es (Ausg. von 0. Schade, Hannover 1854):
Sein base, die da Rütze hiess
Vnd Ecken muom auch wäre
Keyn weib ward nie von leng so hoch
Wann sye zwen starken Rysen
In einem walde erzoch. Str. 185.
Do sagt er jm gar rechte
Vnd wie das sye Rutze hiess. Str. 186.
Das ist noch nit gar langen
Das Rützen Bruoder Nettinger
Kam in den wald gegangen. Str. 187.
Im Anhange zum Heldenbuche (Erks. 1560. Fol. Bl. 185"°) wird die-
selbe Riesin Runtze genannt. „Runtze die was Ecken Vaters Schicester,
vnnd Mentig er was jr Bruder, die selbe Runtze hat zwen süen, der ein
hiess Zorre, der ander hiess Weiderich. Runtzen Bruder, Mentiger
hett auch zwen Sone, der eine hiess Eckwit, der ander Ecknat.“ Diesen
Namen finden wir noch im Munde des Tiroler Volkes. Im Pitzthal, einem
Nebenthale des Inns, wird Runze oder Runse geradezu als Bezeichnung
riesiger Waldweiber gebraucht. Die Runzen wohnen, der dortigen Volks-
sage gemäß, in sehr abgelegenen Waldgegenden oder in unzugänglichen
Felsen. Nur selten werden sie gesehen. Sie erscheinen als wilde Weiber
1
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ADOLF HOLTZMANN
von sehr hoher Gestalt und hässlichem Aussehen. Struppiges, langes Haar
flattert um das Haupt. Ihre Augen sind groß und röthlich. — Der in
der Heldensage vorkommende Eigenname ist somit in Pitzthal als Gattungs-
name gebraucht. Wenn wir auf die Treue der Volkstradition uns verlassen
dürfen, so müßte derNameRunze dem Rütze oder Rutze vorgezogen werden.
I. V. ZINGERLE.
ZUR UND SU.
ADOLF HOLTZMANN.
Im Sanskrit stehen sich als erstes Glied zusammengesetzter Wörter
dus und su gegenüber; dus (dur) tadelt, su lobt. krta, gemacht; dushhrta
schlechtgemacht, sukrta wohlgemacht, mukha, Gesicht; dur-mukha häss-
lich, sumukha lieblich, mati, Gesinnung; dur-mati, übelwollend, su-mati,
wohlwollend, manas, Herz; durmanas, übelgesinnt, sumanas, wohlgesinnt.
duhkha, Unglück; sukha, Glück, dusprdpja, schwer zu erlangen, suprdpja,
leicht zu erlangen u. s. w. Derselbe Gegensatz findet sich in der Zend-
sprache zwischen dush und hu: dush-ddo, hu-ddo, dush-mata, hu-
mata u. s. w. Auch in der Sprache der Keilschriften bilden dur oder dush
und u einen Gegensatz. Die griechischen ävg und sv bedürfen keiner wei-
teren Erwähnung. Im Lateinischen fehlen beide Wörtchen. Dagegen ist
der Gegensatz sehr schön im Irischen erhalten: sualche, benefacta, dualche,
male facta; sochumact, potentia, dochumact, impotentia; soire, nobilitas,
doire, ignobilitas; sochruth, honestus, dochruth, turpis. Siehe Zeuß 17,
832, 866.
Es fragt sich nun, ob diese beiden Wörtchen, die in den alten verwand-
ten Sprachen des Orients und Occidents eine so reichliche Anwendung ge-
funden haben, in den deutschen Sprachen gänzlich verschollen sind. Keinem
Zweifel kann es unterworfen sein, und ist auch schon längst anerkannt, daß
das eine Glied des Gegensatzes in der deutschen Sprache üblich war, näm-
lich dus, dur, gothisch tuz, ahd. zur.
Die gothischen Sprachreste gewähren nur ein Beispiel: tuzverjan, zwei-
feln, StaxQivstjd'ca; zahlreich aber sind die Beispiele im Altnordischen: tor-
bcen, schwer erbittlich; torfyndr, schwer zu finden, tormidladr, schwer zu
erhalten, torvellr, schwer zu bewältigen, torsottr, schwer zu besuchen, tor-
tryggr, misstrauisch u. s. w., Gramm. 2, 769. Im Angelsächsischen und
Altsächsischen ist dieses tur noch nicht gefunden; dagegen ist zur im Alt-
I
Auszug aus dem Monatsbericht der Königl.
Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
4.Dezbr. 1856. Gesammtsitzung der Akademie.
- Hr. W. Grimm gab folgenden Bericht:
t
Auf befehl Seiner Majestät des Königs ist der königlichen
akademie der Wissenschaften eine galvanoplastische nachbildung
eines alten in der Walachei ausgegrabenen, gegenwärtig in dem
museum zu Bukarest aufbewahrten goldenen ringes zur beur-
theilung übergeben worden, er ist in dem voranstehenden
holzschnitt dargestellt, die akademie beauftragte die Hrn.Haup t,
Jacob Grimm und Wilhelm Grimm mit der Untersuchung
der auf dem ring befindlichen inschrift, und letzterer legte eine
Erklärung derselben vor, welcher die Hrn. Haupt und Jac.
Grimm beitraten, die inschrift enthält 15 zeichen: Wilh.
m
______
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Grimm geht davon aus, dass das am ansang und ende ste-
hende, etwas abgerückte kreuz kein buchstabe sei, sondern
christlicher sitte gemäss zugefügt ward. in den übrigen 13 zei-
chen erkennt er runen und zwar nicht nordische sondern deut-
sche und angelsächsische, der beweis liegt in dem diesem ru-
nenalphabet allein eigenthümlichen 6ten zeichen £ 6, das sich
deutlich zeigt, der fünfte buchstabe ist der einzige nicht ganz
sichere, doch lässt sich ein querstrich in der mitte noch er-
kennen, der in dem vorangehenden gleich bedeutenden bestimmt
zu sehen ist. man muss darin ein N, nicht ein I erblicken.
Es ergeben sich mithin folgende worte,
UTAN NO{)I HAILA
etwas gothisches ist hier nicht zu finden, vielmehr sind es
ganz entschieden altdeutsche worte. ütan ist die altsächsische
und angelsächsiche form für das althochdeutsche üzan mit dem
dativ n6J)i. die form heila merkt Grafs (Sprachschatz 4, 863)
neben der gewöhnlichen haili an. glück, frei von be-
dräng n is ist also die inschrift zu übersetzen, die für einen
goldring, vielleicht ein werthvolles geschenk, gewis ein pas-
sender spruch war. ähnlische wünsche finden sich bei den
dichtem des l3ten Jahrhunderts, got füege iu heil und ere
Iwein 1991. gelücke iu heil gebe Parzival 450, 25. got
gebe dir heil Gottfrieds Tristan 63, 38.
Die inschrift fällt in die älteste zeit der deutschen spräche,
eine nähere bestimmung gestatten die wenigen worte nicht,
da ihre frühsten mit lateinischen buchstaben geschriebenen
denkmäler in das 7te Jahrhundert gehören, so könnte man ge-
neigt sein die inschrift in das 6te zu setzen, zumal die be-
nannte stelle bei Venantius Fortunatus den gebrauch der runen
in dieser zeit ausser zweifei stellt, allein die runen haben sich
neben den lateinischen buchstaben erhalten, wie die runischen
alphabete aus dem 9ten Jahrhundert und das zeugnis des Hra-
banus beweisen, wahrscheinlich ist die inschrift des goldrings
in mitteldeutschland, wo sich niederdeutsche sprachformen mit
oberdeutschen mischten, eingegraben worden, und von dort ist
er, wie der ganze grosse schätz von goldenen geraten, zwi-
fr.
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 82
sehen welchen er gefunden ward, vielleicht als beute, in die
Walachei genommen.
Hr. Haupt fügte noch einige bemerkungen hinzu, die
beiden kreuze deuten nicht nothwendig auf die christliche zeit
und können blosse Zierraten sein, althochdeutsch kann die in-
schrift nicht sein wegen des T für Z und des |) für T in nö|)i,
was auch als genitiv darf betrachtet werden, das altsächsische
und angelsächsische ergibt kein haila, da diese mundarten den
diphthong ai oder ei in lange vocale zusammen drängen, die
drei worte bilden einen richtig gemessenen altdeutschen vers,
ütan nöjn häilä.
Hrn. prof. Zacher gebührt das verdienst die in sehnst als
dem deutschen alterthum zugehörig erkannt und die galvanische
nachbildung veranlasst zu haben.
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i
Tft pspsr
Grimm Nr. L 82
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