Full text: Ruolandes Liet

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DEIl EPILOG ZUM ROLANDSLIEDE. 
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 50 
£tcK. Ab'iC ■ 
an eine nachträgliche {der ausdruck ist nicht glücklich ge 
wählt) 'pilgerfahrt ins gelobte landwas unmittelbar auf 
jene woi'te folgt, sam Davit der herre, wird ausgelafsen 
und ganz mit Stillschweigen übergangen . dieser zusatz 
aber macht allein schon die beziehung auf eine pilgerfahrt 
unmöglich; ohnehin ist von einem blofsen Vorhaben nicht 
die rede, sondern von einer that . swä er sich versümet 
hat (309, 32) soll eine fromme, geistliche ausdrucksweise* 
sein, sie kommt aber auch bei ganz weltlichen dingen vor, 
z. b. Aeneide 12907. Parz . 233, 12. Freidank 116, 24. 
177, 26. diese zeile wird nicht blofs auf die versäumte 
kreuzfahrt bezogen, ivas den Worten ?iach möglich wäre, 
wenn sich nur beweisen liefse dafs Konrad daran gedacht 
hätte, sondern auch auf die bisher unterlafsenen gedanken 
c ans geistige leben* ich verstehe das nicht, wenn nicht 
durch einen druckfehler geistig für geistlich gesetzt ist . 
aber unbegreiflich bleibt die behauptung immer, da ja der 
dichter des herzogs frömmigkeit, seinen eifer für das chri- 
stenthum, ausdrücklich rühmt; er sagt sogar mit Übertrei 
bung (309, 14. 15) daz ewige lieht, des ne zerinnit im 
niht. jetzt kommt die hauptstelle mit dem schwer wiegen 
den ivörtchen (309, 33), ze gerihte er im nu stät. diese 
ganz deutlichen worte, was sollen sie aussagen? man er- 
räth es nicht; so viel als Aas ivill er nun gut machen , 
durch eine pilgerfahrt nämlich . der blofse vorsatz einen 
zug nach Syrien zu unternehmen soll schon als ein einge 
tretener gerichtstag angesehen und nu auf diesen vorsatz, 
von dem nichts gesagt ist, bezogen werden . unmittelbar 
auf jene zeile folgt im teoct an dem jungisten tage, da got 
sin gerihte habe, das gehört noch dazu; will man es aber 
abtrennen und zu dem folgenden ziehen (dö für da bei 
Mafsmann ist wohl ein druckfehler), so bleibt doch die be 
ziehung auf das jüngste gericht so klar dafs eine unglaub 
liche befangenheit dazu gehört dies nicht auf den ersten 
blick einzusehen . die neigung überall zweifei bedenklich- 
keiten und fragen anzuhängen, wenn man nichts befseres 
zu bieten hat, wird schon lästig, weil sie die forschung 
mehr hemmt als fördert, aber grundlose einfälle bekämpfe?i 
zu müfsen.macht verdriefslich. und doch nennt Mafsmann
	        

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