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arburg, Best. 340
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GOTHEN
zeigt, an guji deus zu denken wird man gehindert, weil dieses laut-
verschoben dem pers. kliodä entspricht, in Guf>a Golhus aber urver
wandtes G beharrt; gleichwol läszt sich der anstand vielleicht beseitigen
und ein Zusammenhang des volksnamens mit der benennung des höch
sten wesens (s. 447) hat sonst vieles für sich.
Könnten wir alle bei lornandes cap. 3 aufgeführten benennungen
der richtigen lesart überweisen und verstehn, die geschichte der Gothen
würde sich mehr aufhellen.
Es verdient als eigenheit deutscher volksnamen insgemein hervor
gehoben zu werden, dasz sie schon in ältester zeit den himmelsstrich
auszudrücken pflegen, meines Wissens geschah das weder bei Grie
chen, Römern, Slaven noch Kelten; hängt es mit einer beschaulichen
ruhe deutscher niederlassungen zusammen? noch bis auf heute gibt
es bei uns zahllose Ortsnamen, die durch ein vorgesetztes ost west
süd und nord unterschieden werden, vorzugsweise findet sich aber
die richtung von osten nach westen, gleichsam im uralten trieb des
groszen völkerzugs (s. 162) angegeben, und so stehn einander Ost
gothen und Westgolhen, Oslfranken und Westfranken, Ostfalen und
Westfalen, Ostfriesen und Westfriesen gegenüber.
Den namen Ostrogothae und Wesegolhae hatte schon, wie lor
nandes cap. 14 hervorhebt, Ablavius von den am Pontus nieder
sitzenden Gothen nach ihrer damaligen läge geleitet; weil aber im
stamm der Amali zugleich ein könig Ostrogotha auftritt, so meinen
beide schriftsteiler oder doch einer von ihnen, dasz vielleicht nach
443 ihm das volk geheiszen sein könne, was jedoch vorausselzen würde,
dasz auch die Balllii einen eponymus Wesegotha gehabt hätten, rich
tiger wird man also die namen von dem örtlichen sitz der Stämme
herleiten und sie für desto älter halten müssen, da schon einer der
heldenahnen nach dem volk benannt war. Procop versteht unter dem
bloszen namen rör&oi allemal die Ostgolhen, während er die seinem
bericht ferneren Westgothen Ovtoi'yoT&oi nennt (de b. vand. 1, 2.
de b. goth. 4, 5.)
Diese form Visigujians, ohne T, erlaubt an das goth. vis yahjvj]
und an visan mauere zu denken: abend und westen fuhren den begrif
der stille und ruhe mit sich; auch in osten scheint, wenn man oriens
und litth. auszra, lat. aurora hinzu nimmt, das T erst beigefügt,
litth. auszra aurora, auszrinnis orientalis steht aber dem wakaras oc-
cidens, wakarinnis occidentalis entgegen, und wakaras ist (wie ixxog
equus mit aspa s. 30) verwandt mit tontQa lat. vespera, ir. feascor,
gal. feasgar, sl. vetseher, poln. wieczor, folglich auch mit westen*.
Jener könig Ostrogotha musz, da sein nachfolger Cniva in des
kaisers Decius zeit fällt, bald nach dem beginn des dritten jh. ge
berscht haben, und wenn man der jornandischen Stammtafel von den
* da littli. wakar, lett. wakkar zugleich gestern (d. i. gestern abend) aus
drückt, mag auch heri = hesi und hesternus, goth. gistra (für gvistra?) gehalten
werden zu vespera und vis, westan.