XXI.
HESSEN UND BATAVEN.
Dasz ich von den Hessen ausführlicher handle, als dieses buches 565
ganzer anlage gemäsz scheint, wird keinen der mich kennt verwun
dern, da ich an meiner heimat, in der meines bleibens nicht war,
immer lebhaft hieng und noch hänge.
Die Hessen sind, auszer den Friesen, der einzige deutsche volks
stamm, der mit behauptetem altem namen bis auf heute unverrückl an
derselben stelle haftet, wo seiner in der geschichte zuerst erwähnt
ward, denn wenn schon der Sueven name aus frühster zeit fortbe
steht, sind doch ihre sitze weiter gesteckt und veränderlicher gewesen,
dies in seinem beginn unvordenkliche, mit dem volksgefühl verwachsne
einhaben angestammter Stätte ist ein vortheil, aus welchem mehr als
eine tugend llieszt. auch die Hessen, gleich den übrigen Deutschen
müssen einmal in ihre landstriche eingewandert sein; aber wann und
unter welchen umständen es geschah weisz die geschichte nicht, nur
reicht ihre ankunft lange hinaus über Caesars zeit, der die erst von
den Chatten ausgewanderten Bataven bereits auf der insei des Nieder
rheins kennt.
Caesar seihst nennt die Chatten nie; allein nur sie gemeint haben
kann er unter den Sueven, die er als nachbarn der Cherusken im
bakenischen wähle schildert (s. 491), unter den Sueven, von welchen
er 4, 16 die Ubier gedrängt werden läszt, wie sie bei Florus mit
Cherusken und Sigambern ungemachte beule theilen (s. 521.) es flieszt5G6
daraus für unsre Untersuchung gleich der wichtige satz, dasz die
Chatten ein hochdeutscher, zu den Sueven nah gehöriger stamm sind
(s. 494.)
Ich will dafür einen beweis aus unscheinbarer volkssage führen,
den ich nicht gering schätze, noch heute nennt man in ganz Deutsch
land, ohne zu wissen warum, beide die Hessen und Schwaben ‘blinde’,
und wer etwas nicht gesehn hat, das andern in die äugen fiel, wird
auf der stelle c ein blinder Hesse 3 gescholten, besonders ist diese
schelte den sächsischen oder westfälischen nachbarn der Hessen zur
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