XXII.
HERMUNDUREN.
596 Aller Germanen vierten oder mittleren hauptstamm nennt Pli-
nius den herminonischen: mediterranei Herminones, quorum Suevi, Her
munduri, Chatti, Cherusci; wie den Römern, wenn sie von Süden nach
norden schauten, in der mitte Germaniens diese vier Völker aufstoszen
musten. hierzu stimmt auch des Tacitus angabe, welcher die mittle
ren Germanen von des Mannus zweitem sohne stammen läszt, dessen
name Hermin aus dem der Herminonen gefolgert werden darf, welche
einzelnen Völker aber zu diesen Herminonen gehörten berichtet Tacitus
nicht. Dasz zwischen Sueven und Chatten engeres band stattfand
suchte das vorhergehende capitel nachzuweisen; wenn aus fehden und
eifersucht benachbarter Stämme ein schlusz gilt gegen ihre nähere Ver
wandtschaft, so mag man zweifeln, ob Chatten mit Cherusken und
Hermunduren zusammen gehören. Auf den herminonischen namen, wie
ihr eigner zeigt, haben Hermunduren den unmittelbarsten anspruch.
Es ist bekannt, dasz jenem lat. Hermin oder Hermun die ahd.
form Irmin oder Erman, die ags. Eormen, altn. lörmun entspreche,
den Gothen lautete sie wol Airman; wie noch heute romanische Völ
ker thun, pflegten die Römer deutsches H, wo es wirklich bestand,
zu unterdrücken, hingegen zuzufügen, wo das deutsche wort rein vo-
• calisch anlautet, das H in Herminones Hermunduri weicht also durch-
597 aus ab von dem CH in Chatti Cherusci, welches dem lat. C und ahd.
H entspricht, und niemals könnte Cherminones Chermunduri geschrie
ben werden, im mannsnamen Arminius wahrten die Römer reinen
deutschen vocal.
Mag uns nun dunkel bleiben, welchen göttlichen held oder gott
die germanische Verehrung unter Irmin verstand; einer menge von an
dern Wörtern, deren begrif dadurch erhöht werden sollte, pflegte dies
Irmin vorzutreten (mythol. s. 106. 107. 325. 326. 327), gerade wie
altn. Wörter durch die praefixe tyr oder [)ör Steigerung empfiengen,
oder ags. gen. pl. durch nachfolgendes bealdor (mythol. s. 201.) ein
hehres, auf der grenze zwischen Chatten und Cherusken, vermutlich