© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
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* ANGELSACHSEN
Die männlichen plurale zeigen-as: cneihtas pueri, lärvas doctores,
die weiblichen -o: synno peceata, tido tempora, beodo preces, boeno
preces, gern aber auch im gen. sg. -es: oestes gratiae (goth. anstais) 666
eordes terrae (golh. airjxis) aes legis, voedes vestis, rödes crucis,
snyttres sapientiae, bloetsunges benedictionis, wenn nicht in einzelnen
Übergänge des geschlechls anzunehmen, alle dat. pl. behaupten -um,
doch die starken gen. pl. zeigen oft schwaches -ana: cnehtana sunana
dagana dingana tödana neben töda. alle schwachen subst. und adj.
setzen für ags. -an bloszes -a: noma nomine, galla feile, tunga lin-
guae, cirica ecclesiae, f)äs ilca ejusdem, jrnne strenga fortem.
Das verbum subst. lautet: am ard is, aron aron aron statt des
ags. eom eart is, sindon sindon sindon; biom bist bid, pl. bidon be
zeichnet das futurum, steht aber auch für praesens. Voes esto!
vosad estote! seltsam erscheint vallas volumus (Durh. book s. 99) f.
ags. villad. eade ivit — ags. eode.
Manche eigentümliche formen und Wörter wären auszuzeichnen,
die praep. derb gleicht dem goth. [>airh, und entfernt sich vom ags.
{)urh, ahd. duruh/ givian avere, exigere scheint dem ags. gifer avidus
altn. gifr nah. bisene coeci Matth. 9, 27. 11, 5 vielleicht beisichtig,
das ahd. pisiuni bedeutet accuratus, (Graff 6, 128.) cuople navicula
Matth. 8, 23 ist das engl, coble, führt sich aber zurück aufs mlat.
caupulus. luh fretum Matth. 8, 18 gemahnt an lagu aequor. im ri
tual s. 96, wo von der tonsur geredet wird, steht zweimal givseld
heafdes für coma capitis, wörtlich die gewalt des hauptes (nicht wald
des hauptes), was mich ans ahd. waltowahso nervus (Graff 1, 689)
Schweiz, altevvachs waldiwachs nervus und fries. walduwaxe gemahnt,
diese walduwaxe zieht sich von den ohren über den rücken zu den
lenden hinab (Richthofen s. 1124 a ), begreift also auch das haar des
hinterhaupts. statt waldwachs sagt das volk in oberdeutschen Land
strichen haarwachs.
Gleich diesem letzten ausdruck stimmt jener abfall des N in den
nordenglischen oder anglischen flexionen sichtbar zur friesischen spräche,
worauf ich mehr gebe als auf die oft wahrgenommne analogie zwi
schen dem ausgang der part. praes. auf -ing in heutiger thüringischer 667
mundart und der englischen spräche, da diese erst im 13. 14 jh. ein
solches -ing eingefülirt bat und die altanglischen denkmäler keine spur
davon an sich tragen, so w r enig als die angelsächsischen insgemein,
auch greift das -ing weit über Thüringen hinaus, es ist also das
vermutetete thüringische element (s. 659) gar wenig zu spüren.