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FRESEN
nicht, ob Maerlant 3, 29 aus Vincentius schöpft, wenn er Engistus
einen Vriesen und Sachsen nennt.
Bei Procop 4, 20 wohnen auf einer insei des oceans, die er
Brittia nennt und von Britannien unterscheidet, unter fränkischer ober-
herschaft Ayyikoi, OQiaowvtq und BQurwvtg zusammen; was er
unter dieser insei meine- ist schwer zu bestimmen, aber die Verknü
pfung der drei Völker auf allen fall ein zeugnis für das enge berüh
ren der Angeln mit den Friesen zur zeit des fünften, sechsten jh.
Plinius rechnet die Chaucorum gentes, gleich Kimbern und Teu
tonen zu den Ingaevonen, und -ich sehe keinen grund sie mit Müllen-
hoff s. 129 für iscaevonisch zu nehmen; ihre läge und spräche stellt
sie dem sächsischen stamme ungleich näher als dem fränkischen. Chau-
ken wie Friesen scheinen sich leichter unter die römische macht ge
beugt zu haben als Cherusken, und gegen diese in der schiacht (Tac.
ann. 2, 17) standen auch chaukische helfer. doch ergriffen beide
680 stamme jede gelegenheit um sich zu empören und die verlorne frei-
heit herzustellen, von Cherusken, Kimbern, Teutonen werden sie, aller
berührung ungeachtet schon zur römischen zeit abgestanden haben,
wie noch heutzutage Holsteiner und Dietmarsen abstehn von ihren nord
friesischen nachharn.
Die friesische spräche hält eine mitte zwischen angelsächsischer
und altnordischer, wobei ihr besondrer anschlusz an den anglischen
oder nordenglischen dialect, so weit wir von diesem urtheilen kön
nen, nicht zu übersehn ist (s. 665.)
Den friesischen vocalismus würden uns ältere Sprachdenkmale rei
ner lehren, ähnlich dem ags. ä pflegt e an des a stelle zu treten,
aber in allen flexionen zu beharren, ohne die schöne rückkehr des a
in einzelnen ags. endungen; es heiszt dei deis, pl. degar dega degum
statt des ags. däg däges, dagas daga dagum. die diphthonge erschei
nen meist verengt und zumal fallen in 6 und ä viele laute zusammen,
die im ahd. und golh. geschieden sind, wenn häch und däch für
goth. hauhs daug, ahd. höh touc, ags. heäh deäh stehn; so läszt die
röm. Schreibung Chaucus noch ahnen, dasz damals der unverengte laut
dem gothischen gleichkam.
Die consonanten stehn überhaupt auf ags. fusz; eine auffallende
abweichung, das SZ für K und G wurde schon s. 388 hervorgelio-
ben. wahrscheinlich ist aber auch sie erst erzeugnis späterer Zeiten.
In der flexion männlicher subst. ist das ags. -as schon in -ar
übergegangen und dadurch dem alln. gleich geworden, doch zeigen
es nicht die weiblichen. Die schwache flexion legt wie jene anglische
(s. 665) und die altn. das oblique N ah. der dat. pl. aller starken
und schwachen suhst. hält das alte -um fest, wogegen die adjectivi-
schen dative pl. gleich dem artikel thä (goth. |>aim, ahd. dem) bloszes
-ä zu haben pflegen. In den gen. pl. starker masc. dringt wie im
anglischen gern die schwache form, z. b. degana dierum f. dega.
Alle infinitive zeigen, gleich den anglischen und nordischen bloszes
-a, doch die pl. praes. -on, die part. praes. -en. die gerundialform