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SCAND1NAVIEN
diphthonge s. 18 auf. Müllenhoff nordalb. stud. 1, 147 sucht darin
den sinn der vagina gentium bei Jornandes; doch die späte sage musz
auszer betracht bleiben, um so mehr ein von ihrem erzähler gebrauch
ter ausdruck. wüste man, warum die alten den sund codanus sinus
nannten, so würde uns vielleicht ein scodanus scadanus (vgl. sceddan
s. 649) erschlossen, aus welchem sich Scodanavia Scadanavia ablei
tete. für godanus ist codanus nicht zu nehmen, aber des Mela Coda-
nonia (s. 639) musz eins sein mit Scandanavia.
Wir haben der Gothen und Langobarden abkunft aus dem schosze
dieser Scanzia als unhistorisch auf das fehl der sage gewiesen, aber
der altanglische mythus stellt einen ahnherrn Sceäf oder Scoup nach
derselben Scedenigge, worunter man sich nur Schonen, nicht die kim-
brische halhinsel zu denken hat, denn es mag Verwirrung sein, dasz
abweichende sagen ihn in Heithaby d. i. Schleswig landen lassen, wie
dem auch sei, Angeln, Sueven und Langobarden berühren sich (s. 604.
687) und es scheint natürlicher und der geschichtlichen Wahrheit nä
her, dasz der schlafende hehl aus dem Süden nach dem norden ge
leitet werde, als dasz die Völker vom nördlichen Schonen nach dem
Süden des festen Landes ziehen.
Also völlig das entgegengesetzte von jener verbreiteten sage ist
728 zu behaupten. Nicht aus dem norden wanderte irgend ein stamm un-
sers volks nach südlicher ktiste. sondern ihrem groszen naturlrieb ge-
mäsz ergieng die Wanderung von südosten nach nordwesten.
Auf doppeltem wege jedoch scheint vom schwarzen meer, oder
schon der Maeotis aus, die scandinavische bevölkerung nach ihrer
neuen heimat gelangt zu sein, mit einem nördlichen und westlichen
arm. der nördliche drang ungefähr zwischen Dniester und Dnieper
durch Sarmatien gegen Finnland vor und erreichte von dort aus die
nördliche scandinavische halhinsel; mit dem groszen häufen der übri
gen Germanen zog aber der westliche zwischen Dniester und Donau
gegen die Weichsel und setzte erst von da aus über die ostsee nach
dem südlichen Scandinavien. jenen hauptzweig darf man den schwe
dischnordischen, diesen den dänischgothischen nennen ; da wo im heu
tigen Schweden schwedisches und gotisches reich sich berühren,
stieszen beide hauptstämme wieder zusammen; Schweden fällt beiden,
ganz Norwegen dem nordischen, alle dänischen insein fallen dem go-'
thischen stamm zu.
Was unsere historiker von sich abwehren, Zusammenhang der
Germanen mit Osteuropa und Westasien hält die nordische Überliefe
rung getreuer fest. Wie Jornandes seine Gothen an Gelen und Sky
then knüpft, die fränkische sage auf Pannonien und Troja, die sächsi
sche auf Macedonicn zurückleitet (s. 520. 523. 643); haben sich in
der altnordischen noch reinere und lebhaftere Umrisse einer fernen
vorzeit bewahrt, denen sicher nicht ihr recht angethan wird, wenn
man sie aus einer künde erklären will, die erst in der Normandie die
Normannen geschöpft haben sollen.
Vielleicht früher noch als der gothische volkszug, aber langsam