Full text: Geschichte der deutschen Sprache. - Band 1 und 2

M 
ABLAUT 
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77 
Im sanskrit Ü Ö U, wiederum gleich dem alts. ablaut lüku 16k 
lukun. 6 ist guna des U, folglich AU und dasz es ursprünglich so 861 
ausgesprochen wurde lehrt die heilige formel 6m — aum, welche mit 
den drei huchstaben A U 31 die göttliche trinität Brahma Vishnus Si- 
vus ausdrückt (Bopps gloss. 61 a ). die Wurzel bhudsch flectere bil 
det ihr praet. bubhödsch => goth. biuga baug bugum, die wurzcl rud 
plorare ruroda = ahd. riuzu roz ruzum, die wurzel budh novisse bu- 
bodha. im litth. raudoti llere rauda fletus erscheint der zum goth. AU 
stimmende diphlhong. 
Die Untersuchungen dieses capilels haben das ergehnis, dasz der 
ablaut in unserer spräche dem wesen und der natur des vocalismus 
am treusten bleibt und eine gewaltige regel aus ihm entfaltet, die in 
den urverwandten sprachen bedeutsame Vorzeichen ankündigen; dasz 
zwar die deutschen laute den lateinischen zunächst treten, aber die 
griechische spräche vor allen andern in vorneigung zum ablaut mit der 
unsrigen grosze gemeinschaft zeigt. 
Wenn häufig in deutscher spräche einzelne nomina im ablauts- 
verhältnis stehn, ohne dasz verba dazwischen wallen; so bin ich nicht 
gemeint, immer den bestand einer wirklichen verbalform aus der for 
mel zu folgern und zu behaupten, die spräche ist so von dem ab 
laut durchdrungen, dasz, könnte man sagen, einzelne Wörter von selbst 
in ihn rinnen, zum beispiel das ahd. ahsa axis, alisala axilla und 
uochasa ascella sind sich unmittelbar verwandt, doch gab es vielleicht 
nie ein verbum ahsan uohs, so genau dies gebildet wäre wie wahsan 
wuohs. nicht anders steht dem goth. asts, ahd. ast ramus das altn. 
öst arteria aspera, ags. öst nodus, squama, alts. öst nodus in ligno* 
zur Seite, ohne dasz man berechtigt würde schon ein astan uost auf 
zustellen. 
Diese herschaft der ablaute wird sich noch viel weiter ausgedehnt 862 
zeigen, ihr geselz waltet zwar wesentlich mitten in den wurzeln, allein 
es äuszert auch merkwürdigen, der beobachtung bisher entgangnen 
einflusz auf die Ilexionen und wortableitungen. Im allgemeinen sei hier 
blosz angekündigt, dasz wie die kurzen vocale basis der aufsteigenden 
ablaute sind, auch in der verbalen flexion kurzer vocal den indicativ, 
in der nominalen das masculinum, langer hingegen dort den conjunc- 
tiv, hier das femininum behersche. 
Welcher Zusammenhang zwischen ablaut und einem andern bil 
dungsmittel der spräche, das er zu begleiten pflegt, obwalte, soll das 
nächste capitel ins licht setzen. 
* im gedieht von der Socster ^felide (1445 — 1447) s. 591. G48. 671. 700 
die redensart 'hoggen op einen ocst’ (‘.Soest), auf einen knoten im holz hauen, 
d. h. Schwierigkeiten finden, in einem lied auf die Hildesheimer Stiftsfehde 
(1519) s. 194 hauwen up den quast’, mit derselben bedeutung. 
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