© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
INSTRUMENTALIS 651
Die altn. spräche steht hier bedeutend von der ahd. alts. und 937
ags. ab: sie kennt die dem gotli. jpe hvö, ahd. diu huiu entspreclienden
formen |>vi hvi, braucht sie aber eingeschränkt nur für das neutrum,
nicht mehr für das masc. und ausgedehnt zugleich für den dativ. an
ders ausgedrückt, das neutrum hat im sg. die dem masc. gleiche da
tivgestalt jieim hveim eingebiiszt und insgemein an dessen stelle den
instr. gesetzt, was den character VI betrift, so erklärt er sich aus
UI d. i. umgestelltem IU, der auslaut wurde aber nach der regel ver
längert. Eine andre schranke des altn. ist die, dasz er sich über
jene pronomina hinaus nur auf adj., gar nicht mehr auf subst. er
streckt, welche gerade umgedreht ihre dalivform auch für den instru-
mentalbegrif gelten lassen, die adjectivischen neulra besitzen blosz
den instr. auch für den dativ, die masculina blosz den dativ auch für
den instr. dieser adjectivische instr. des neutr. geht aber nicht auf
-vi sondern auf -u aus, welches wiederum früher -ü und Verdichtung
des ursprünglichen IU gewesen sein musz; ich wage aber nicht dem
-u die länge zu ertheilen, weil schon häufig -o steht, auf diesem
wege allein kommen fm und hvi mit den adj. instrumentalen gödu
blindu u. s. w. unter einen hut. Darin ist die altn. synlax im vor
theil, dasz sie ihre durch das neutrale adj. hervorgehobnen instrumen
tale meistens noch ohne praeposition construiert und ihr c höggva hvössu
sverdi’ ist so deutlich wie das ahd. c houwan huassü suerliV und bes
ser als das nlul. c mit scharfem schwerte hauen 5 , aber ahd. c langti
gerü werfan’ müste altn. ausgedrückt werden c laungum geiri\ Ssem.
66 b heiszt es c aurgo baki vera’, allein c leika lausum hala 5 , weil bak
neutrum, hali masc.
Schweden und Dänen bleibt vom instr. nichts übrig als die par-
likeln ty und hvi, dän. ti (einige schreiben thi) und hvi. den (star
ken) adj. ist längst alle flexion erloschen, in den partikeln laufen aber 938
die bedeutungen so und warum zusammen mit denen von denn und wie.
Die griechische spräche weisz von gar keinem instr. oder abl.,
die lat. scheidet dat. und abl. nur im sg. nicht mehr im pl., doch
im sg. auch für feminina. die litthauische sondert dativ, instrum. und
localis überall in pron. subst. und adj., im sg. wie pl. und in beiden
geschlechtern. auch die Slaven sondern, und entralhen der praepo
sition.
Um solches mangels oder solcher schranke willen steht unsre
spräche wieder näher der gr. und lat., ferner der sl. und litth., die
an eine noch gröszere finnische casusfülle grenzen, aber den ahd.
und ags. dialect sehn wir mehr dem latein, den goth. mehr dem grie
chischen angeschlossen: der nordische hält eine mitte zwischen dem
ags. und gotliischen.
dasz der Gothe nur den dat. setzen kann verstellt sich, die lat. spräche stellt
aber richtig zu comparativen den abl. nicht den dat., denn der dat. veranlaszt
Zweideutigkeit, z. b. ein goth. liuböza mis kann ausdrtickcn carior mihi und
carior me.