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SCHWACHE NOMINA
Die vorgenontmne Zergliederung der schwachen formen in den
verschiednen dialeclen unsrer spräche lehrt nun, dasz das kennzeicheu
N dem gebrauch, nicht seinem Ursprung nach dem nom. sg. und dat.
pl. abgehe, im dat. pl. wich es dem zu nahen folgenden M, im nom.
sg. pflegen auch die urverwandten sprachen häufig den consonant zu
tilgen, den die obliquen casus entfalten, es wird den blick erweitern,
wenn wir vor allem die analogie des N auch in ihnen aufsuchen und
zugleich andere consonanlen an seiner stelle -finden.
Im slavisclien sind es vorerst einzelne neutra, deren obliquer
casus ein solches N darbietet: imja nomen gen. imene, pl. intena,
poln. imi§ gen. inhenia, pl. imiona, böhm. gme gen. gmene. sjcmja
954 seinen, poln. sientie, bölun. seine, plemja soboles poln. plemie, böhm.
pleme. vrjemja tempus, böhm. wfcme. brjemja onus, poln. brzemie,
böhni. bi eine, v’imja über, poln. wymie, böhm. werae wynte. russ.
temja sinciput poln. ciemiQ gen. ciemienia, böhm. teilte tymie. im
böhmischen ist allmälich auch im nom. N üblich geworden und für
gme wird lieber gmeno, für seine weine lieber semeno wemeno ge
setzt. offenbar entspricht nun imja imene (oben s. 153) dem gotli.
iianto namins auch im genus, während ahd. naino namin, ags. nama
naman männlich sind, das altn. nafn nafns aber starke form zeigt,
nicht anders gleicht sjemja dem ahd. sämo särniii, welches wort golh.
und altn. gebricht und durch fraiv, friof oder frio vertreten wird; ich
dachte an das wort s. 493 beim namen der Semnonen. Statt ramo
humerus scheint gleichfalls ramja gen. ramene gegolten zu haben, die
poln. form lautet rantic, die böhmische rame oder lieber rameno;
nach s. 327 entspricht golh. arms, ahd. aram, wozu sich kein N
gesellte, man müsle denn die eigennamen Armin Irmin Irmino (vgl.
s. 825) anschlagen, wobei nicht zu iiberschn ist, dasz den Slovenen
rame in der Zusammensetzung verstärkt, wie unser irman, ramenvelik
bedeutet sehr grosz, wie irmanperaht sehr glänzend, irman würde
sich zu ramja verhalten wie altn. nafn zu imja.
Es gibt aber auch slavische inasculina, die das N dem nom. sg.
wie dem obliquen casus lassen: koren’ radix, poln. korzen, böhm.
koren; planten’ flamma, poln. planten, böhm. planten; iesen’ auctumnus,
poln. jesieh, höhnt, gesen; iatsch’men’ hordeuni, poln. jeczntien, böhni.
geeilten; pr’sten’ annulus, poln. pierscieh, böhm. prsten u. a. nt., ein
zelne zeigen den nom. ohne N: kant”i lapis neben kanten’, poln. kamien,
höhnt, kamen und plam”i neben planten’. Neutra, die den begrif
junger gehurt ausdrücken, schallen T ein: djetja naiöiov gen. djetjate,
poln. dziccie gen. dzieciecia, böhm. djte gen. djtete; sltrjebja nüXog
gen. shrjebjate, poln. zrebic gen. zrebiecia; russ. telja vitulus, poln.
ciele gen. cielocia; serb. prase praseta porcellus, poln. prosic prosiecia.
hierzu darf man das ahd. junkidi foetus, pullus, kinözidi par boum,
955 kinestidi, besser kinislidi pullus (Haupt 3, 464) hallen. S entfallet
sich in nebo coelum gen. nebese, slovo verbutn slovese, kolo rola
kolese, tschoudo ntiraculunt tschoudese. diesem S identisch ist das
dem ahd. pl. vieler Wörter für junge tliicre u. s. w. zugehende R: